Jaffé, Max#
* 27. 7. 1845, Schwerin (Deutschland)
† 14. 12. 1939, Wien
Fotograf, Pionier des Lichtdrucks
Max Jaffé war das siebente von zehn Kindern eines Kaufmannes. Nach dem Gymnasium absolvierte er eine Handelslehre und besuchte die Kunstschule in Nürnberg. Dort lernte er die damals noch geheimnisumwitterte Photographie kennen und begab sich 1865 nach Paris, um diese zu erlernen. 1868 kehrte er nach Deutschland zurück und konstruierte ein Glashaus-Atelier.
Ab 1869 lebte er in Wien, wo er für fünf Jahre lang für den k.u.k. Hofphotographen Josef Löwy.
Anlässlich eines Kuraufenthaltes in Radegund fotografierte er auch dort, u.a. mit Stereoaufnahmen. 1876 gündete Jaffé sein Atelier in Wien 7, Zieglergasse, wo er Aufträge für Portraits, Landschafts- und Architekturaufnahmen und Reproduktionsarbeiten ausführte. Um das Verwackeln bei langen Belichtungszeiten zu vermeiden, konstruierte er eine Schwingbodenkamera. 1877 meldeten die Brüder Jaffé die Jaffétypie als Patent an - die ersten Rasterklischees in Halbtönen für den Buchdruck.
Im selben Jahr beschäftigte sich Max Jaffé mit der Entwicklung fälschungssicherer Wertpapiere, doch ging die österreichisch-ungarische Nationalbank nicht auf seine Vorschläge ein. Photographische Aufnahmen erfolgten damals mit dem nassen Kollodiumverfahren, wobei der Photograph die lichtempfindliche Schicht im Labor des Ateliers selbst herstellen musste. Jaffé erfand ein fahrbares Labor in einem Pferdewagen. Er experimentierte auch mit der Irisblende. Für Modefotografien wandte er erstmals kombinierte Druckverfahren zur Wiedergabe von Farben an.
Als 1888 in Wien die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt gegründet wurde, folgte Max Jaffé dem Ruf als Fachlehrer für Photographie und Reproduktionstechnik. Zugleich beschäftigte er sich in seiner Firma mit neuen Methoden für den Stein- und Lichtdruck. Der Lichtdruck zählt (wie Offset- und Steindruck) zu den Flachdruckverfahren, die auf dem Prinzip der Abstoßung von Fett und Wasser beruhen. Er ist bis heute die photomechanische Reproduktionsmethode, die alle Details einer Vorlage im Tonwert und in der Farbe am getreuesten wiedergibt. Mit seinem Kompagnon August Albert stellte er dafür ein photolithographisches Übertragungspapier ("Adler brillant") her. Ab 1890 gab er sieben Jahrgänge der Fachzeitschrift "Die Photographie" heraus. Intensive Beschäftigung mit Architekturaufnahmen führte zur Verbesserung der Weitwinkel-Photographie. Berühmt sind seine Innenaufnahmen des Stephansdoms, der Nationalbibliothek, des Parlaments oder von Industrieobjekten. Nach dem Ersten Weltkrieg zog sich Max Jaffé aus der Firma zurück, die er seinem Sohn Arthur überließ. 1935 gründete Arthur Jaffé einen Kunstverlag in New York, der nach den Wiener Methoden arbeitete. Der Senior befasste sich mit Ideen, die er früher nicht realisieren konnte, wie dem Rotations-Lichtdruck.
Quelle#
- Technisches Museum Wien, Archiv (Personenmappe)
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