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Kain, Eugenie#

* 1. 4. 1960, Linz

† 8. 1. 2010, Linz


Autorin, Kulturjournalistin


Eugenie Kain wurde 1960 in Linz, Oberösterreich als Tochter des Schriftstellers Franz Kain geboren. Nach der Matura studierte sie von 1978 bis 1984 in Wien Germanistik und Theaterwissenschaften, ehe sie für die damalige Tageszeitung "Volksstimme" zu arbeiten begann.

Eugenie Kain war seit den 70er Jahren schriftstellerisch tätig und veröffentlichte seither unzählige Texte in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien sowie im österreichischen Rundfunk und Freien Radios. Von 1995 bis 1998 beteiligte sie sich am Zeitungsprojekt "hillinger", 1996 arbeitete sie an der Konzeption der Linzer Straßenzeitung mit und seit 1999 für Radio FRO.

2003 veranstaltete Eugenie Kain eine Schreibwerkstatt für Bewohner der vom Hochwasser betroffenen Gemeinde Mitterkirchen sowie 2005 eine Schreibwerkstatt für Obdachlose. Zuletzt erschienen von ihr die Erzählungen "Hohe Wasser" (2004) und die Erzählung "Flüsterlieder" (2006).

Eugenie Kain lebte mit ihrer Tochter in Linz, wo sie als Autorin, Kulturjournalistin und Beraterin im Sozialbereich arbeitete.

Auszeichnungen, Preise (Auswahl)#

  • Max-von-der-Grün-Preis, 1983
  • Buch Preis der oberösterreichischen Arbeiterkammer und des Brucknerhauses Linz, 2003
  • Buchprämie des Bundeskanzleramtes, 2004
  • Stipendiatin des Landes Oberösterreich in der Villa Wittgenstein/Stonborough in Gmunden, 2005
  • Förderungspreis des österreichischen Staatspreises, 2006
  • Stipendiatin des Kantons Thurgau , 2008

Werke (Auswahl)#

  • Sehnsucht nach Tamanrasset. Sechs Erzählungen. Linz, Wien: Resistenz, 1999
  • Atemnot. Roman. Linz, Wien: Resistenz, 2001
  • Man müßte sich die Zeit nehmen, genauer hinzuschauen. Franz Kain und der Roman "Auf dem Taubenmarkt". Linz: Institut für Kulturförderung, 2002
  • Hohe Wasser. Erzählungen. Salzburg, Wien: Otto Müller, 2004
  • Flüsterlieder. Erzählung. Salzburg, Wien: Otto Müller, 2006
  • Linz literarisch. Erzählungen. Weitra: Bibliothek der Provinz, 2008
  • Linz. Randgeschichten. Wien: Picus, 2009

Leseprobe#

aus Eugenie Kain - "Hohe Wasser"

Die Rigipswand in ihrem Arbeitszimmer war nicht verputzt. Sie hatte gedacht, in einem Provisorium würde sie sich weniger lang festhalten lassen. Das Gegenteil war der Fall. In den meisten Gefängnissen gab es nackte Glühbirnen und kahle Wände. Es zog sie hinauf in dieses Gefängnis, zum Bügelbrett und dem Wäscheberg und dem Fenster mit dem Blick auf die Bahn. Der rote Triebwagen kannte keine Verspätung. Er fuhr und kam wieder, er fuhr und kam. Loslassen, zulassen. Loslassen, zulassen, das war es, was Daheimgebliebene zu lernen hatten. Wieder saß sie im Zug, fuhr heim und ließ zu. Ihr früheres Leben. Loslassen. Sie war eine geschätzte Mitarbeiterin gewesen. Sie war verantwortlich für die Durchführung von Projekten. Sie hatte Kostenvoranschläge eingeholt. Kalkuliert. Budgets erstellt. Geplant. Entwürfe geschrieben, Analysen und Berichte. Mitarbeitergespräche geführt. Mit Blumensträußen, Beteuerungen, Lob und Babywäsche hatte man sie verabschiedet in den Mutterschutz. Das bleibt dein Schreibtisch, den PC bekommst du wieder und hier noch eine Rose für die erstklassige Einschulung der Vertretung. Doch längst hatte man Ersatz für sie gefunden und war erstaunt. Wir dachten nicht, dass du wiederkommst. Die Auftragslage. Du verstehst. Dein Anspruch auf Behaltefrist. Mehr ist nicht drin. Und die neuen Programme und die neuen Geräte. Es verändert sich viel. Versteh uns nicht falsch. Aber dich brauchen die Deinen.

(S. 39f.)

© 2004, Otto Müller, Salzburg, Wien
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags
Literaturhaus

Quellen#

Redaktion: I. Schinnerl