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Muestinger, Georg (I.)#

* vor 1400, Petronell

† 30. 9. 1442, Klosterneuburg


Augustiner, Propst des Stifts Klosterneuburg (seit 1418)

landesfürstlicher Gesandter, Astronom


Unter Muestingers Regentschaft 1418-42 erfuhr das Chorherrenstift Klosterneuburg kulturell wie wissenschaftlich einen ersten Höhepunkt, wobei der Propst maßgeblich dazu beitrug. Das Buchwesen in Klosterneuburg gelangte zu großer Blüte, und die Stiftsschule, welche die Scholaren auf das Studium an der Universität Wien vorbereiten sollte, wurde reformiert.


Mit dem in Wien und wohl auch in Klosterneuburg tätigen Astronomen und Mathematiker Johannes von Gmunden wahrscheinlich persönlich befreundet, betätigte sich Muestinger selbst als Astronom und - möglicherweise - als Hersteller von Himmelsgloben, welche jedenfalls zu seiner Zeit in Klosterneuburg vorhanden waren. Hier wurde auch die lateinische Fassung der "Geographia" des Ptolemäus rezipiert und zwischen 1440 und 1442 ein bedeutendes Kartenwerk, wohl in Form einer Mappa mundi, gezeichnet, von der heute nur noch Koordinatenlisten von 703 Orten und Gewässerverlaufsskizzen Mitteleuropas in einem Münchener Codex (Bayer. Staatsbibl., Clm 14504, foI.26r) überliefert sind. Es deutete vieles darauf hin, dass diese kartographische Arbeit auf eine Initiative Muestingers zurückzuführen ist und - vielleicht unter Mitarbeit des Johannes von Gmunden - von Reinhard Gensfelder (Reinhard von Prag), einem aus Nürnberg stammenden, an der Universität Prag und in Italien wirkenden Magister, geschaffen wurde. Der Null-Strahl dieser Rumbenkarte wurde, ausgehend von einem Ort südlich von Salzburg, wahrscheinlich Muestinger zu Ehren, durch Klosterneuburg gelegt.


Muestinger, der auch Generalvikar der Erzdiözese Salzburg war, stand bei König Albrecht II. in gesandtschaftlichen Diensten und vertrat den König 1439 als Sprecher auf dem Mainzer Reichstag. Mit Abgesandten der Wiener Theologischen Fakultät hielt sich Muestinger auch auf dem Basler Konzil auf.

Literatur#

  • Dana B. Durand, The Vienna Klosterneuburg Map Corpus of the Fifteenth Century, 1952, S. 56-61
  • Helmuth Grössing, Humanistische Naturwissenschaft. Zur Geschichte der Wiener mathematischen Schulen des 15. und 16. Jahrhunderts. (=Saecvla Spiritalia. Hgg. von D. Wuttke, Band 8), Baden-Baden 1983, S.76-78
  • Franz Wawrik, Österreichische kartographische Leistungen im 15. u. 16. Jh. In: Sitzungsber. d. Österr. Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl., 497, Wien 1988, S. 103-18
  • Michael Herkenhoff, Vom langsamen Wandel des Weltbildes. Die Entwicklung von Kartographie und Geographie im 15. Jh. In: Focus Behaim Globus, Ausstellungskatalog, Nürnberg 1992, S. 143-55, bes. S. 149
  • Neue Deutsche Biographie, 18. Band, Berlin 1997, S. 562

Quellen#


Redaktion: H. Grössing