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Pappenheim, Else#

* 22. 5. 1911, Salzburg

† 11. 1. 2009, New York


Psychoanalytikerin


Else Pappenheim wurde am 22. Mai 1911 in einer Ärztefamilie jüdischer Abstammung in Salzburg geboren und wuchs in Wien auf.


Ihr Vater Martin Pappenheim (1881 – 1943) war Neurologe und Professor an der Universität Wien, ein bekannter Psychoanalytiker und aktiver Sozialdemokrat, der zum engeren Kreis um Sigmund Freud gehörte.

Seine Schwester Marie "Mitzi" Frischauf-Pappenheim war ebenfalls Ärztin (Dermatologin) und gehörte in Wien gemeinsam mit Wilhelm Reich zu den Begründern der "Sozialistischen Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung", Elses Mutter Edith war die Tochter eines bekannten Hals-Nasen-Ohrenarztes in Leipzig.


Else Pappenheim besuchte die legendäre, progressive Wiener Reformschule von Eugenie Schwarzwald - die "Schwarzwaldschule" - eines der ersten Mädchengymnasien in Wien.

Sie studierte von 1929 bis 1935 Medizin und arbeitete ab 1935 als Sekundarärztin an der Wiener neurologisch-psychiatrischen Klinik unter Prof. Otto Pötzl.

1934 begann Else Pappenheim eine Lehranalyse bei Otto Isakower, wurde drei Jahre später, nach einem persönlichen Gespräch mit Anna Freud, an der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung aufgenommen und dort bei Otto Isakower, Richard Sterba, Anna Freud und Heinz Hartmann ausgebildet.


Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft (obwohl sie evangelisch getauft war) wurde sie im März 1938 suspendiert und im April fristlos entlassen.


Sowohl ihr Vater als auch ihre Tante waren als Sozialdemokraten 1934 kurzzeitig verhaftet worden, worauf Martin Pappenheim nach Palästina emigirierte (er war dort am Aufbau der Psychoanalyse beteiligt).

Else Pappenheim traf ihren Vater, nachdem sie Wien im November 1938 verlassen hatte, in Palästina, brach danach aber in Richtung USA auf.

Von 1938 bis 1940 arbeitete sie als Forschungsassistentin für Psychiatrie bei Prof. Adolf Meyer (einem der renommiertesten Psychiater seiner Zeit) an der Henry Phipps Psychiatric Clinic, Johns Hopkins Medicine (Universität Baltimore); 1941 übersiedelte sie nach New York.


Hier beendete hier zwei Jahre später ihre Lehranalyse. 1946 heiratete sie den ebenfalls aus Österreich emigrierten Patentanwalt und Elektroingenieur Stephen Frishauf, bekam zwei Kinder und eröffnete eine psychoanalytische Privatpraxis in New York.


Bis zu ihrer Pensionierung 1986 lehrte und arbeitete sie außerdem als Neurologin und Psychiaterin an verschiedenen Universitäten und Krankenhäusern in New York, u.a. am Hunter College, am Fashion Institute of Technology der State University New York, ab 1964 als Clinical Assistent und ab 1973 als Associate Professor für Psychiatrie an der State University of New York und ab 1980 als Associate Professor für Psychiatrie am New York Medical College.


Else Pappenheim erlebte nicht nur die schrittweise Auflösung der "Wiener Psychoanalyse" und ihrer Institutionen, sondern wurde in der Folge auch Zeugin des "psychoanalytischen Neubeginns" in den USA und beschrieb ihre diesbezüglichen Erlebnisse und Erfahrungen in umfangreichen Schriften. In zahlreichen Aufsätzen und Vorträgen erinnerte sie sich als Zeitzeugin an die Entstehung der Psychoanalyse in Wien sowie an die Psychoanalyse in New York.


Else Pappenheim – das letzte Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung - starb im Alter von 97 Jahren am 11. Jänner 2009 in New York.

Werke (Auswahl)#

  • On Meynerts amentia. International Journal of Neurology 9, 1975, 311-326
  • Freud and Gilles de la Tourette. Diagnostic speculations on "Frau Emmy von N.". Int Rev Psycho-Anal 7, 1980, 265-277
  • Von der Kinderheilkunde zur Kinderpsychoanalyse im 19. Jahrhundert. Studien zur Kinderpsychoanalyse 6, 1986, 49-65
  • Politik und Psychoanalyse in Wien vor 1938. Psyche 43, 1989, 120-141
  • Psychoanalysis in the Soviet Union. Amer Psychoanal 24, 1990, 4f
  • Adolf Meyer and psychoanalysis in America. Personal recollections. Amer Psychoanal 25, 1991, 20f
  • Erinnerungen an meine Freundin Mimi Langer. Werkblatt 11 (32), 1994, 87-97
  • 100 Jahre Psychoanalyse. Ein kurzer Überblick über die Geschichte der Psychoanalyse in Österreich und den Vereinigten Staaten. Werkblatt 12 (35), 1995, 112-122
  • Hölderlin, Feuchtersleben, Freud. Beiträge zur Geschichte der Psychoanalyse, Psychiatrie und Neurologie. Hg. von B. Handlbauer. Graz, 2004

Literatur#

  • B. Handlbauer (Hg.), E. Pappenheim, Hölderlin, Feuchtersleben, Freud. Beiträge zur Geschichte der Psychoanalyse, der Psychiatrie und Neurologie, 2004
  • B. Boveland, Exil und Identität. Österreichisch-jüdische Emigranten in New York und ihre Suche nach der verlorenen Heimat, 2006

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl