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Pretsch, Paul#

* Jänner 1808, Wien

† 28. 8. 1873, Wien


Fotograf


Paul Pretsch
Paul Pretsch
© Bildarchiv der ÖNB, Wien

Paul Pretsch war ab 1842 als Setzer und Korrektor in der Staatsdruckerei in Wien, zeitweise auch als Geschäftsleiter in anderen Unternehmen tätig.

1845/46 gab Pretsch die Wochenschrift "Der Erzähler" heraus, von 1848 bis 1850 leitete er die Buchdruckerei des Journals "Österreiche Lloyd".

Er beschäftigte sich früh mit Galvanoplastik und Fotographie, als Leiter der fotographischen Abteilung der Staatsdruckerei schuf er um 1850 vom Stephansturm aus das erste Fotopanorama Wiens (3 Querformate und 4 Hochformate).

Seit seinem Eintritt in die Hof- und Staatsdruckerei beschäftigte er sich mit Reproduktionstechniken.

Paul Pretsch entwickelte bereits 1850 eine technisch interessante Methode der fotomechanischen Reproduktion:

Chromatschichten härten unter Lichteinwirkung und verlieren dabei ihre Quellfähigkeit, beim Feuchten der belichteten Kopierschicht entsteht ein Quellrelief, das galvanoplastisch abgeformt wurde. Auf diese Weise erzielte er mechanisch widerstandsfähige Metallplatten für Tief- und Hochdruck. Das Verfahren war schwierig und zeitaufwendig, liefert aber – wie die zahlreichen erhaltenen Drucke beweisen – sehr gute Ergebnisse.

1850 und 1851 unternahm er Dienstreisen nach London und beteiligte sich mit eigenen Fotographien an der Londoner Weltausstellung 1851.


1854 gab er seine Stellung in der Staatsdruckerei auf und übersiedelte nach London, wo er ein Patent auf ein photo-galvanographisches Verfahren zur Herstellung von Druckplatten nach photographischen und künstlerischen Halbtonbildern entwarf.

1853 entwickelte er eine Variante des heliographischen Verfahrens, das er unter dem Namen "Photogalvanographie" 1853 in Wien und 1854 in England patentieren ließ. Diese Technik erlaubte es, von Photographien mit chemischen Mitteln eine Druckplatte herzustellen, mit der Halbtöne reproduziert werden konnten.

Ein weiteres englisches sowie französische und deutsche Patente und ein österreichisches Privileg von 1856 folgten.


Paul Pretsch gründete 1856 in England die "Photo-Galvano-Graphic Company" mit Roger Fenton als Chefphotographen. Um von einer Photographie mittels Belichtung und Galvanisierung eine Druckplatte herzustellen, brauchte man ungefähr 6 Wochen, was gegenüber der händischen Herstellung eine erhebliche Zeit- und Kostenersparnis bedeutete.

1856/57 erschienen sechs Folgen der Serie "Photographic Art Treasures, or Nature and Art illustrated by Art and Nature" mit Kunstreproduktionen und Natur-Photographien u.a. von Fenton, Lake Price und Oscar Rejlander - das erste auf fotomechanischem Weg hergestellte Illustrationsdruckwerk.


Leider ging die Gesellschaft wegen technischer Verfahrensmängel und hoher Kosten für die Retuschierung der Druckplatten 1857 bankrott.

1857 experimentierte Pretsch mit einer verbesserten Methode, um das galvanographische Bild auf einen Lithographiestein zu übertragen und die Zahl der Abzüge erhöhen zu können.


Paul Pretsch zeigte 1862 auf der Londoner Weltausstellung Drucke von galvanoplastischen Hochdruckklischees. Das war die große Revolution, denn nach den Erfolgen des Tiefdrucks wurde die Fotogalvanographie auch für den Hochdruck interessant.

1863 erkrankte Pretsch und kehrte nach Wien zurück, wo er seine frühere Tätigkeit in der Staatsdruckerei wieder aufnahm.


Als erster übertrug er ein Druckbild fotomechanisch auf einen Kupferzylinder und erfand das Sprayverfahren zum Ätzen von Druckplatten.

Literatur#

  • O. Volkmer, Die Photo-Galvanographie, 1894
  • J. M. Eder, Geschichte der Photographie, 1905
  • G. H. Emmerich, Lexikon für Photographie und Reproduktionstechnik, 1910
  • H. u. A. Gernsheim, History of Photography, 1955
  • L. W. Sipley, Photomechanical Halftone, 1958
  • O. M. Lilien, Geschchichte des Tiefdruckes, 1959
  • L. W. Sipley, Photography's Great Inventors, 1965
  • R. Fenton, Photographer of the Crimean War, His Photographs and his Letters from the Crimea, With an Essay on his Life and Work by H. and A. Gernsheim, 1973
  • A. Durstmüller, Paul Pretsch(1808-1873) und seine Erfindung d. Photo-Galvanographie, in: Gutenberg-Jb. 1971

Quellen#

  • Österreichsiches Biographisches Lexikon
  • http://www.raumkunstgraf.de
  • Fotogeschichte.de
  • photohistory.at
  • Neue Deutsche Biographie
  • Bodo Hell: Nothelfer. Graz, Wien 2008. S. 110



Redaktion: H.M. Wolf, I. Schinnerl