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Schindler, Rudolf Michael#

* 10. 9. 1887, Wien

† 22. 8. 1953, Los Angeles (USA)


Architekt


Rudolf Michael Schindler studierte von 1906 bis 1911 Bauingenieurwesen und Architektur an der Technischen Hochschule in Wien und von 1911 bis 1914 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Otto Wagner.

1913 schloss er sich daneben der Schule von Adolf Loos an, wo er bereits mit Richard Neutra zusammentraf, mit dem er später auch in den USA Kontakt hatte.


1914 reiste Schindler nach New York und dann weiter nach Chicago, wo er drei Jahre lang als Zeichner in einem Büro arbeitete. 1917 kam er in das Büro von Frank Lloyd Wright, wo er 4 Jahre ver­blieb, weit­ge­hend ei­gen­stän­dig Pro­jekte ab­wi­ckelte und für den er 1920 die Bau­lei­tung am Haus Barns­dale in Los Angeles über­nahm. 1919 hei­ra­tete Schind­ler So­phie Pau­line Gi­b­ling.


1921 plante und baute er zusammen mit seiner Frau, dem befreundeten Bauingenieur C. Chace und dessen Frau ein Wohnhaus mit Büro in West Hollywood. Es gehört zu Schindlers bedeutendsten Bauten, insbesondere die engen Beziehungen der Innen- und Außenräume sind hervorzuheben.
Ab 1923 realisierte Schindler selbständige Aufträge v.a. in Los Angeles. Mit seinen Werken (Wohnhäuser und Terrassensiedlungen), in denen Beton, Holz und Glas als Baumaterialien eine wichtige Rolle spielten, leistete Schindler einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Architektur im 20. Jahrhundert
1926 zog R. Neutra zur Familie Schindler. Beide gründeten die "Architectual Group for Industry and Commerce" und erarbeiteten einige Projekte gemeinsam, entzweiten sich aber 1930.
Zu den wichtigsten Werken Schindlers gehört das Strandhaus für P. M. Lovell (1926-29), welches vor allem durch sein über zwei Geschosse völlig offen liegendes Betontragwerk auffällt. 1946 baute Schind­ler das Haus Kal­lis für einen Künst­ler in einer weit ex­pres­si­ve­ren For­men­spra­che mit schräg­ge­stell­ten Wand- und Dach­schei­ben und star­ken Auf­lö­sung der Flä­chen in Ein­zel­ele­mente, 1948 bis 1949 das Haus Jan­son als drei­ge­schos­si­ges Ge­bäude an einem Steil­hang mit sich nach oben wei­ten­den Grund­flä­chen der Stock­werke.


1951 wurde bei Schindler Krebs diagnostiziert, zwei Jahre später starb er am 22. August 1953 in einem Krankenhaus in Los Angeles.


Schindler plante und baute vor allem Pri­vat­häu­ser, zum über­wie­gen­den Teil in Süd­ka­li­for­nien. Ins­ge­samt be­ar­bei­tete er etwa 330 Pro­jekte, davon wur­den ca. 150 aus­ge­führt. Merk­male von Schind­lers Ge­bäu­den sind eine ge­naue Aus­ein­an­der­set­zung mit der To­po­gra­phie (viele Ge­bäude lie­gen in teils stei­len Hang­la­gen und nut­zen dies oft räum­lich durch ab­ge­stufte, trep­pen­ar­tig an­ge­ord­nete Raum­vo­lu­mina), und seine For­men­spra­che, die ge­kenn­zeich­net ist durch klare, scharfe Li­nien, eine aus­ge­prägte Dif­fe­ren­zie­rung von Ein­zel­vo­lu­mina und der räum­li­chen Si­tua­tio­nen, sowie durch of­fene Raum­über­gänge. Der Ein­fluss Wrights und Loos' ist hierin er­kenn­bar.


Je nach Bauaufgabe und Situation variieren die Baustoffe zwischen massiven Elementen mit rohen Putz- oder Betonoberflächen und feinen Holzstützen mit Glas-Ausfachungen. Durch die bevorzugte Verwendung von Stahlbeton als Baustoff bei damals geringen Fertigkeiten der ausführenden Firmen sind viele Gebäude nach sechzig bis achtzig Jahren in sehr schlechtem Zustand. Seine Arbeit wurde während seiner Lebenszeit von der Architekturkritik und Theoretikern wenig beachtet, wohl weil es sich selten um Großbauwerke, sondern meist um kleinere Wohnhäuser und Villen handelte, erlebte jedoch in Europa und den USA seit den 1980er Jahren eine Renaissance bei der Kritik.


Zitate:

... offener Grundriss, Wohnterrassen, Glaswände, breite Schiebetüren, hoch liegende Fenster, Dächer mit breiten, Schatten spendenden Überständen. Später stellte er [Schindler] - und mit ihm die Architekturgeschichte - fest: ‚Diese Merkmale sind nun allgemein akzeptiert; sie bilden die Basis des zeitgenössischen kalifornischen Hauses' (aus 'Mare' Ausgabe 49: 'Ein Jahrhundert wohnen am Meer', April/ Mai 2005)

Schindler-Chase House
Schindler-Chase House in West Hollywood (Los Angeles)
Foto: Allan Ferguson. Aus: Wikicommons unter CC


--> Historische Bilder zu Rudolf Michael Schindler (IMAGNO)

Werke (Auswahl)#

  • Haus Schindler-Chase (West Hollywood; 1921-22)
  • Strandhaus Lovell (Newport Beach; 1922-26)
  • Haus Wolfe (Avalon, Catalina Island; 1928-29)
  • Haus Buck (Los Angeles; 1934)
  • Haus Walker (Los Angeles; 1935-36)
  • Apartementgebäude Mackey (Los Angeles; 1939-40)
  • Baptistenkirche "Bethlehem" (Los Angeles; 1944)
  • Haus und Alelier Kallis (Studio City; 1946)
  • Haus Pressburger (Studio City; 1945-47)
  • Laurelwood Apartments (Studio City; 1948-49)
  • Haus Janson (Los Angeles; 1948-49)
  • Haus Tischler (Westwood; 1949-50)

Literatur#

Lovell Beach House
Lovell Beach House in Newport Beach (Kalifornien)
Aus: Wikicommons
  • Documents: Schindler, Lovell and the Newport Beach House, Los Angeles, 1921-26 (1979), mit S. Polyzoides, In: Oppositions 18, S. 60-85.
  • The Architectural drawings of R. M. Schindler (1993), mit D. Gebhard für University Art Museum, University of California in Santa Barbara, Garland Publishing, N. Y. City, 683 S.
  • The furniture of R. M. Schindler' (1997), mit D. Gebhard, M. C. Berns & P. Gebhard, University of California, Santa Barbara, 176 S.
  • R. M. Schindler (2001), mit J. Sheine & G. Mudford, Phaidon Press, London, 304 S.
  • The Architecture of R. M. Schindler' (2001), mit M. Darling & E. A. T. Smith, Harry N. Abrams Verlag, N. Y. City, 288 S.
  • R. M. Schindler, Architekt, 1887-1953. Ein Wagner-Schüler zwischen Internationalem Stil und Raum-Architektur (1986), A. Sarnitz, (Wiener Akademiereihe Band 20), Verlag Brandstätter, Wien, 208 S.
  • Lexikon der Weltarchitektur mit einer umfassenden Bibliographie und einem Ortsregister der Abbildungen (1992), N. Pevsner, H. Honour & J. Fleming, Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt, 876 S.
  • Rudolf Michael Schindler (1999), J. Steele, (Hrsg.) P. Gössel, Taschen-Verlag, Köln (u.a.), 180 S.
  • Schindler (2005), J. Steele, Taschen Verlag, Köln (u.a.), 96 S.

Quellen#




Redaktion: N. Miljković