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Tattenbach, Hans Erasmus Graf#

* 3. 2. 1631

† 1. 12. 1671, Graz (Steiermark)

Besitzer mehrerer Herrschaften in der Untersteiermark (jetzt Slowenien)


Hans Erasmus Graf Tattenbach. Stich, 19. Jh. (im Hintergrund links Darstellung seiner Hinrichtung)., © Copyright Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, für AEIOU.
Hans Erasmus Graf Tattenbach. Stich, 19. Jh. (im Hintergrund links Darstellung seiner Hinrichtung).
© Copyright Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, für AEIOU.

Statthaltereirat der Steiermark; konspirierte ab 1667 mit den habsburgfeindlichen ungarischen Magnaten (Banus Peter Zrinyi, Magnatenverschwörung) und wurde als Hochverräter vor dem Grazer Rathaus hingerichtet.


Essay#

Und drei Mal schlug der Henker zu#


1671 wurde im Rathaus Graf Tattenbach geköpft - wegen Hochverrats.


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Hinrichtung von Graf Hans Erasmus von Tattenbach
Die Hinrichtung von Graf Hans Erasmus von Tattenbach am 1. Dezember 1671 im Grazer Rathaus
© SAMMLUNG STRAHALM

Am 22. März 1670 fielen die Grazer aus allen Wolken, als der angesehene Regierungsrat Graf Hans Erasmus von Tattenbach mitten in einer Regierungssitzung wegen Hochverrats verhaftet wurde. Eine Sensation schlechthin, ein Skandal. Was war geschehen?

Ungarische Hochadelige waren mit dem Friedensschluss zwischen Kaiser Leopold I. und dem osmanischen Sultan nach der siegreichen Schlacht von Mogersdorf (1. August 1664) unzufrieden, da den Türken trotz ihrer Niederlage weite Teile Ungarns und Kroatiens überlassen wurden. Die Führer der "Magnatenverschwörung" waren Graf Peter Zrinyi, der Ban von Kroatien, sein Schwager Fran Krsto Frankopan und Franz Graf Nadasdy, der oberste Richter Ungarns. Mit dabei war aber auch der ehrgeizige steirische Graf von Tattenbach, der als Statthalter der Grazer "geheimen Stelle und Kammer" ein Landeshofamt ersten Ranges bekleidete und überdies der reichste Großgrundbesitzer der Untersteiermark war.

Durch seine erste Ehe mit einer ungarischen Gräfin war Tattenbach in den Kreis der ungarischen Magnaten eingeführt worden. Er besaß aber einen schlechten Leumund, man sagte ihm Genusssucht, Eitelkeit und prahlerisches Wesen nach. Dieser "selbstgefällige Schwachkopf", wie Tattenbach in Band 37 der "Allgemeinen Deutschen Biographie" von 1894 genannt wird, unterzeichnete am 9. September 1667 einen Vertrag mit den Verschwörern gegen Leopold I.


Grazer Rathaus
Das Rathaus, das 1550 im Renaissancestil errichtet und 1803 umgebaut wurde – hier wurde Graf Tattenbach hingerichtet.
© SAMMLUNG STRAHALM

Ungeschickte Verräter

Als Lohn für seinen Hochverrat spekulierte Tattenbach mit der reichen Grafschaft Cilli und vielleicht sogar mit dem steirischen Herzogshut. Jedenfalls bot er den Ungarn an, mit den Bauern seiner Güter Pettau, Radkersburg, Marburg und Graz einzunehmen. Doch die Verschwörer agierten so ungeschickt, dass die Regierung schnell von ihrer "Conspiration" Wind bekam. Tattenbachs eigener Kammerdiener Balthasar Riebel hatte bereits im November 1669 den Bundesbrief der Verschwörer an die Regierung weitergegeben. Ja, noch besser, seit Jänner 1670 agierte der gute Kammerdiener als Doppelagent im Hause Tattenbachs.

Während die kaiserlichen Truppen in Ungarn und Krain die Aufstandsbewegung zerschlugen, wurde in Graz am 22. März 1670 Graf Tattenbach während einer Regierungssitzung verhaftet. Zrinyi, Frankopan und Nadasdy wurden in Wien verhaftet und im April 1671 zum Tode verurteilt.

Im selben Monat wurde Tattenbach in Graz des Hochverrats für schuldig befunden. Das Urteil lautete auf Konfiszierung aller seiner Güter, Ehrverlust, Abschlagen der rechten Hand und Tod durch Enthauptung. Als alle Gnadengesuche abgelehnt wurden, verfiel Tattenbach "in Ohnmachten, Krämpfe und Jammern". Bloß das Abschlagen der rechten Hand wurde ihm vom Kaiser gnädig erlassen.

Am 1. Dezember 1671 wurde Graf Tattenbach im großen Saal des Grazer Rathauses hingerichtet. Doch der Scharfrichter mit dem originellen Namen Hans Moser agierte derart ungeschickt, dass sein Kopf erst nach dem dritten Schwerthieb fiel.


© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele

Literatur#

  • Allgemeine Deutsche Biographie
  • R. Engele, Damals in Graz. Eine Stadt erzählt ihre Geschichten, 2010