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vom 09.03.2020, aktuelle Version,

Anna Stainer-Knittel

Selbstporträt, 1857

Anna Stainer-Knittel (* 28. Juli 1841 in Elbigenalp im Lechtal (Tirol); † 28. Februar 1915 in Wattens, Tirol) war eine Porträt- und Blumenmalerin. Ihr Leben diente als Grundlage für den Heimatroman Die Geier-Wally von Wilhelmine von Hillern und kann als frühes Beispiel weiblicher Emanzipation gelten.

Biografie

Selbstporträt in Lechtaler Tracht, 1869

Anna Knittel war die Tochter des Büchsenmachers Joseph Anton Knittel. Ihr Onkel Josef Alois Knittel (1814–1875) war ein Bildhauer, ihr Großonkel Joseph Anton Koch ein Maler. Ihr Urgroßneffe Toni Knittel (* 1963) ist der Gründer der Band Bluatschink.

Im Jahr 1859 begann sie ihr Studium an der Kunstakademie in München, das sie aber 1864 wegen fehlender Geldmittel abbrechen musste und ins Lechtal zurückkehrte. In dieser Zeit entstanden die Porträts ihrer Eltern, zahlreiche Landschaftsansichten sowie das „Selbstportrait in Lechtalertracht“, das vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum angekauft wurde. Im Zuge ihres Aufenthalts in Innsbruck bekam die 23-jährige Anna Knittel weitere Aufträge für Porträts und konnte dadurch ihren Lebensunterhalt finanzieren. 1867 lernte sie durch Zufall den Innsbrucker Gipsformer Engelbert Stainer kennen, die beiden heirateten gegen den Willen von Knittels Eltern noch im selben Jahr und lebten, beide berufstätig, in Innsbruck. Im Jahr 1868 wurde der erste Sohn Karl geboren, 1870 der zweite Sohn Leo und 1871 die Tochter Rosa. Es gibt zahlreiche Porträts der Malerin von ihren Kindern. 1873 eröffnete Anna Stainer-Knittel in Innsbruck eine „Zeichen- und Malschule für Damen“, die sie bis ins hohe Alter leitete. Zu ihren Schülerinnen gehörten Maria Tilipaul-Kistler, Adelheid Paukert und Wilhelmine Redlich.

Berühmtheit als „Geierwally“

Mit siebzehn Jahren erklärte sich Knittel bereit, an einem Seil hängend einen Adlerhorst in einer Felswand nahe dem Zammer Weiler Madau auszunehmen, eine Praktik, die im 19. Jahrhundert üblich war, um Attacken der Adler auf die Schafsherden des Dorfes zu verhindern. Nach einem nur knapp verhinderten Unglück im Jahre zuvor fand sich kein Freiwilliger mehr, und so ließ sich Anna Knittel in den Adlerhorst abseilen. Die in Heimatfilmen dramatisch aufbereitete Szene zeigt, wie sie sich nur mit Not gegen den angreifenden ausgewachsenen Adler wehren kann, was in dieser Form wohl nicht der Wahrheit entspricht. Eigenen Aufzeichnungen zufolge packte Knittel das Adlerjunge in ihren Rucksack, schrieb die Jahreszahl auf eine Felsplatte und stieg mit Hilfe der oben Wartenden die Felswand wieder hinauf.

Titelbild zu Das Annele im Adlerhorst in Wolfs Illustrirter Rundschau

Dieses Ereignis wurde von Ludwig Steub 1863 mit der Geschichte Das Annele im Adlerhorst bedacht,[1] die später in Wolfs Illustrirter Rundschau veröffentlicht wurde. Wesentlich bekannter wurde jedoch der im Jahre 1875 publizierte Roman „Geyer-Wally“ von Wilhelmine von Hillern. Die Autorin lernte Anna und ihren Ehemann Engelbert Stainer in Innsbruck kennen, ließ sich die Anekdote schildern und schuf daraus einen dramatischen Heimatroman, der, den Konventionen der Zeit entsprechend, die Geschichte im Stil einer „Zähmung der Widerspenstigen“ erzählt. So entstand auch der Begriff „Geierwally“, denn um die Heldenrolle stärker zu betonen, benannte von Hillern die Protagonistin kurzerhand in „Walburga“ um. Die publizierten Romane und Filme konzentrieren sich vor allem auf das eigensinnige Wesen Anna Knittels, die als sehr emanzipiert galt, und behandeln ihre zwiespältige Beziehung zu ihrem Vater, Joseph Knittel. Beispielsweise weniger bekannt hingegen ist, dass Anna Knittel schon früh künstlerische Begabung zeigte und darin durch Privatunterricht bei dem in Elbigenalp ansässigen Künstler Johann Anton Falger entsprechend gefördert wurde.

Literatur

Commons: Anna Stainer-Knittel  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ludwig Steub: Das Annele im Adlerhorst in: Kleinere Schriften, Band 3, Cotta, Stuttgart 1874, S. 116 f. (Digitalisat)