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vom 24.07.2019, aktuelle Version,

Antoine Perrenot de Granvelle

Granvelle, Porträt von Frans Floris
Granvelle als Kardinal, Ölgemälde von Willem Key (16. Jh.)

Antoine Perrenot de Granvelle auch Granvella (* 20. August 1517 in Ornans bei Besançon; † 21. September 1586 in Vallecas bei Madrid), ältester Sohn des Nicolas Perrenot de Granvelle, war Kardinal und spielte als Minister eine wichtige Rolle in den Spanischen Niederlanden. Ferner war er ein bedeutender Kunstsammler.[1]

Leben

Antoine Perrenot studierte in Padua unter dem berühmten Pietro Bembo Jura, dann in Löwen Theologie und wurde daraufhin von seinem Vater in politische Kreise eingeführt. Kurz nach seinem 23. Geburtstag wurde er durch Papst Paul III. zum Bischof von Arras ernannt, 1540 empfing er die Priesterweihe und am 21. Mai 1543 durch Kardinal Juan Tavera, Erzbischof von Toledo, die Bischofsweihe. Selten in Arras präsent, ließ er seine Diözese durch Titularbischöfe verwalten, zunächst durch Paschasius Maupair OP und ab 1556 durch François Richardot.

Er wohnte den Reichstagen in Worms und Regensburg bei, hielt bei der Eröffnung des Tridentiner Konzils eine Rede und diente, unter der Leitung seines Vaters, 1545–1550 bei vielen Gelegenheiten dem Kaiser als Unterhändler. Dabei erwarb er sich geschäftliche Gewandtheit und Kenntnis der europäischen Politik, wodurch er 1550 als Nachfolger seines Vaters Staatssekretär des Kaisers wurde. Als solcher hatte er jedoch weder das Glück noch die Sicherheit, geschweige denn den Takt seines Vaters in schwierigen Lagen. Als die Regierung von Karl V. auf Philipp II. überging, blieb Antoine Perrenot im Staatsrat des spanischen Königs, war jedoch nicht mehr der eigentliche tonangebende Leiter der spanischen Politik.

Granvelle-Palais in Brüssel

Er führte die Verhandlungen zwischen Spanien und Frankreich, die 1559 zum Frieden von Cateau-Cambrésis führten. Im selben Jahr trat er der Statthalterin der Niederlande, Margarete von Parma, als Minister zur Seite und wurde vom König 1560 zum Erzbischof von Mechelen ernannt. Von Papst Pius IV. am 10. März 1561 bestätigt, wurde er schon zuvor vom Papst im Konsistorium vom 26. Februar 1561 zum Kardinal erhoben und im Juli desselben Jahres als Kardinalpriester von San Bartolomeo all’Isola installiert. In den Folgejahren wechselte er seine römischen Titelkirchen häufiger bzw. erhielt zusätzlich 1562–1565 San Silvestro in Capite in commendam. 1570 hatte er kurzzeitig den Titel von Sant’Anastasia inne, um aber bereits im Juni zu San Pietro in Vincoli zu wechseln. 1578 erhielt er kurz Santa Maria in Trastevere, bevor er von Gregor XIII. im Oktober desselben Jahres zum Kardinalbischof von Sabina befördert wurde. Seine Erzdiözese Mecheln ließ Granvelle durch Generalvikare und Weihbischöfe verwalten.

Als Fremdling wurde er jedoch bald der Gegenstand des Hasses der Niederländer, die ihm alle strengen Maßregeln zur Last legten, während er bei Philipp verdächtigt wurde, dass seine Haltung die Fortschritte der neuen Lehre fördere. Die wachsende Opposition der Niederländer gegen Granvelle und eine persönliche Verstimmung der Statthalterin Margarete bewogen den König, ihn 1564 aus den Niederlanden abzuberufen.

Granvelle begab sich nach Besançon und pflegte dort den Kontakt mit Gelehrten und Künstlern. 1565 schickte ihn Philipp nach Rom, um im Kardinalskollegium und in der unmittelbaren Umgebung des Papstes die Interessen Spaniens zu vertreten. Von Rom ging Granvelle 1571 bis 1575 als Vizekönig nach Neapel und wurde, nach erneutem Aufenthalt in Rom, wo er auch am Konklave von 1572 teilnahm (Wahl Gregors XIII.), 1579 mit dem Titel eines Präsidenten des höchsten Rats von Italien und nach Madrid in den Staatsrat berufen. Er verhandelte noch die Vereinigung Portugals mit Spanien (1580) und sorgte für die Verbindung der Infantin Katharina mit dem Herzog von Savoyen (1584).

Nach seinem Rücktritt als Erzbischof von Mechelen wurde Granvelle 1584 zum Erzbischof von Besançon erwählt und von Papst Gregor XIII. bestätigt und mit dem Pallium ausgezeichnet. Die Verwaltung der Diözese übernahmen seine Verwandten Jacues de Saint-Maurice, Prior von Bellefontaine, und François de Grammont.

Nach seinem Tod am 21. September 1586 und den Begräbnisfeierlichkeiten in Madrid wurde sein Leichnam nach Besançon überführt und in der Cathédrale Saint-Jean bestattet. Sein Palast in Brüssel, in dem er von 1555 bis 1564 seinen Wohnsitz hatte, wurde 1931 abgerissen. Heute befindet sich an der Stelle das Einkaufszentrum Galerie Ravenstein.[2]

Zu seinem Nachlass gehörte eine bedeutende Sammlung von Manuskripten und Drucken. Seine Briefe und Memoiren liegen im Archiv zu Besançon. Mitteilungen daraus machte

  • Prosper Levesque in „Mémoires pour servir à l'histoire du cardinal Granvelle“ (Paris 1753);
  • der größte Teil ist herausgegeben von Charles Weiß: „Papiers d'État du cardinal de Granvelle“ (Paris 1842–61, 9 Bde.);
  • eine Fortsetzung gaben Edmond Poullet und Charles Piot heraus („Correspondance du cardinal Granvelle 1565–86“, Brüssel 1878–84, Bd. 1–4).

Von seinen Brüdern war der ältere, Thomas Perrenot de Granvelle, comte de Cante-Croix (* 1521), spanischer Gesandter in Paris und Wien und starb 1571; der andere, Friedrich Perrenot de Champagne (* 1536), wurde 1571 Gouverneur von Antwerpen und 1578–84 wegen Begünstigung des niederländischen Aufstandes in Haft gehalten und starb 1600.

Literatur

nach Autoren alphabetisch geordnet

  • Claudia Banz: Höfisches Mäzenatentum in Brüssel. Kardinal Antoine Perrenot de Granvelle (1517–1586) und die Erzherzöge Albrecht (1559–1621) und Isabella (1566–1633) (= Berliner Schriften zur Kunst. Bd. 12). Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2309-8 (Zugleich: Berlin, Freie Universität, Dissertation, 1996).
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Antoine Perrenot de Granvelle. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 286–287.
  • Hans-Joachim Böttcher: Anna Prinzessin von Sachsen 1544–1577 – Eine Lebenstragödie, Dresdner Buchverlag, Dresden 2013, ISBN 978-3-941757-39-4. Im Bereich: S. 49–125.
  • Nils Büttner: Pulchrum et utilitas. Naturverständnis und Welterfahrung in der frühen Neuzeit am Beispiel der „Granvella-Gärten“. In: Die Gartenkunst 14 (1/2002), S. 26–34.
  • Luc Courchetet d’Esnans: Histoire du cardinal de Granvelle, archevesque de Besançon, viceroi de Naples, ministre de l'empereur Charles-Quint, et de Philippe Second, roi d'Espagne. Duchesne, Paris 1761.
  • Maurice van Durme: Antoon Perrenot, Bischop van Atracht, Kardinaal van Granvelle, Minister van Karel V en van Filips II (1517–1586) (= Verhandelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten van België. Klasse der Letteren. Jg. 15 = 18, ISSN 0770-1047). AWLSK, Brüssel 1953 (Durchgesehene und erweiterte Ausgabe in spanischer Übersetzung: El Cardenal Granvela (1517–1586). Imperio y Revolución bajo Carlos V y Felipe II (= El Hombre y su Tiempo. Bd. 2, ZDB-ID 2454695-1). Edición revisada y ampliada por el autor. Teide, Barcelona 1957).
  • Krista de Jonge, Maurice van Durme: Les Granvelle et les anciens Pays-Bas (= Symbolae Facultatis Litterarum Lovaniensis. Series B, Bd. 17). Universitaire Pers, Leuven 2000, ISBN 90-5867-049-X.
  • Hélène Richard, Germaine Mathieu: La bibliothèque de Granvelle (= Re-découvertes. Bd. 2). Fédération française de coopération entre bibliothèques, Paris 1992, ISBN 2-907420-04-6 (Ausstellungskatalog: Besançon, Bibliothèque d'étude et de conservation, 2 octobre–12 décembre 1992).
  Commons: Antoine Perrenot de Granvelle  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hugh Trevor-Roper: Princes and Artists. Patronage and Ideology at Four Habsburg Courts. 1517–1633. Thames & Hudson, London 1976, S. 112.
  2. D. Tampere: Historic Buildings & Places That vanished in Brussels. auf theculturetrip.com; abgerufen am 21. Februar 2018
Vorgänger Amt Nachfolger
Eustache de Croy Bischof von Arras
1538–1559
François Richardot
Erzbischof von Mechelen
1561–1582
Johannes Hauchin
Giovanni Antonio II. Serbelloni Kardinalbischof von Sabina
1578–1586
Inigo d'Avalos d'Aragona
Claude III. de la Beaume Erzbischof von Besançon
1584–1586
Ferdinand de Rye
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888 bis 1890.
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