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vom 01.06.2020, aktuelle Version,

Baumax

bauMax AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1976
Auflösung 2015
Auflösungsgrund Übernahme durch Obi, Hagebau und Bauhaus
Sitz Klosterneuburg
Leitung Michael Hürter, Vorstandsvorsitzender
Mitarbeiterzahl 6200 (2014)[1]
Umsatz 1,13 Mrd. Euro (2013)[2]
Branche Einzelhandel

ehemalige Baumax-Filiale in Dornbirn
ehemalige Baumax-Filiale in Baden
Innenansicht der Filiale in Prešov

Die Baumax AG (eigene Schreibweise bauMax) war eine österreichische Baumarkt­kette. Sie wurde 1976 von Karlheinz Essl senior in Klosterneuburg gegründet und betrieb zuletzt 105 Märkte in Österreich, Tschechien, der Slowakei und in Slowenien.[1] Der Jahresumsatz 2013 betrug 1,13 Milliarden Euro.[2] Das zuletzt finanziell stark angeschlagene Unternehmen wurde in den Jahren 2014/2015 auf Betreiben der Gläubiger zerschlagen.

Geschichte

Im Jahre 1958 weilte Karlheinz Essl, Sohn eines Lebensmittelgroßhändlers aus Kärnten, in New York City, um das Selbstbedienungsprinzip der amerikanischen Supermärkte vor Ort zu studieren. Dort traf er seine spätere Frau Agnes Schömer, Tochter eines Klosterneuburger Baustoffhändlers. Noch vor der Hochzeit sah sein zukünftiger Schwiegervater Fritz Schömer in ihm einen geeigneten Nachfolger, und er stieg in den schwiegerväterlichen Betrieb ein. Im Jahre 1975 ging die Unternehmensleitung an Essl. Er sah die Chance, den Betrieb komplett umzuorganisieren und überzeugte Lieferanten sowie Mitarbeiter davon, in das Selbstbedienungskonzept einzusteigen.[3]

1976 wurde im steirischen Kindberg der erste Baumarkt eröffnet, damals noch unter dem Namen Hobbymax. 1978 folgte der erste Baumax in Mauthausen. Mitte der 1980er Jahre wurde das Unternehmen Marktführer in Österreich. Der daraufhin gefasste Plan, nach Bayern zu expandieren, wurden jedoch wieder revidiert, nachdem Karlheinz Essl und sein Sohn Martin kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs angesichts bröckelnder Fassaden in den ehemaligen Ostblockstaaten den Nachholbedarf in diesen Ländern und damit ihre Chance erkannten. Um den Expansionskurs zu finanzieren, ging die Firma 1990 für insgesamt knapp 15 Jahre an die Börse und lukrierte 900 Millionen Schilling (65 Millionen Euro). Im Jahre 1992 wurden schließlich die ersten Märkte in der damaligen Tschechoslowakei und in Ungarn eröffnet, zwei Jahre später in der Slowakei. Die Heimwerkerkette war damit eines der ersten Handelsunternehmen, das in die ehemaligen Ostblockstaaten expandierte. Auf dem Höhepunkt dieser Expansion um 2010 betrieb der Konzern 160 Filialen mit über 9000 Mitarbeitern in neun Ländern, namentlich in Österreich, Tschechien, der Slowakei, in Ungarn, Slowenien, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und in der Türkei.[3]

1999 wurde Martin Essl Vorstandsvorsitzender und Senior Karlheinz Aufsichtsrat. Karlheinz Essl mischte sich ins Tagesgeschäft der Unternehmensleitung ein und traf sämtliche Entscheidungen.[3] Er war mit der Größe des Unternehmens offenbar überfordert und traute seinem Sohn wie seinen angestellten Managern wenig zu.[4]

Als die Konkurrenz aufholte, erodierten die Gewinnmargen. Mangels eigener Finanzmittel wurden die Expansionsaktivitäten zunehmend durch Kredite finanziert. Als die Weltwirtschaft durch die Finanzkrise ab 2007 erschüttert wurde und der Umsatz in vielen Märkten zurückging, geriet die Baumax-Gruppe in eine existenzielle Krise. Im Jahre 2011 wies sie einen Verlust von 57,2 Millionen Euro aus und 2012 einen Verlust von 126 Millionen Euro – bei 1,2 Milliarden Euro Umsatz.[4] Wohl auf Druck der Gläubigerbanken gab der Vorstand bei der Unternehmensberatung Roland Berger ein Restrukturierungskonzept in Auftrag, dessen Inhalte bis 2014 auch an die Öffentlichkeit gelangten.[5]

Demnach war die Gruppe zu diesem Zeitpunkt mit über einer Milliarde Euro verschuldet. Jede dritte Filiale arbeitete defizitär, bei der Hälfte davon war auf absehbare Zeit auch nicht mit einer Besserung der Situation zu rechnen. Speziell würden viele der Auslandstöchter auf Jahre hinaus keine Gewinne abwerfen. Ohne Gegenmaßnahmen drohte spätestens Anfang 2014 die Zahlungsunfähigkeit.[5]

Die Ursachen für die Krise der Baumax-Gruppe lägen laut dem genannten Papier nicht vorrangig in der ungünstigen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, sondern beruhten auf Fehlern der Unternehmensführung. Es gebe eine „unklare Zielgruppenorientierung mit einer unabgestimmten Preis- und Sortimentspolitik“, die sich aufgrund von „Defiziten in der Führungsorganisation“ entwickelt habe. Das Unternehmen sei zu preisaggressiv und habe ein zu kleines Angebot mit zu wenigen Eigenmarken. Dazu seien die Filialgrößen sehr uneinheitlich. In Österreich dominierten kleinere und mittlere Verkaufsflächen, während im Ausland sehr große Flächen betrieben würden, wodurch sich ein konzernweit einheitliches Führungs- und Filialkonzept nur schwer durchsetzen ließe. Auch seien viele Standorte verkehrstechnisch ungünstig gewählt.[5] Ferner sei die Struktur des Unternehmens nicht mit seiner Größe mitgewachsen und dadurch wenig effizient gewesen; so gab es 20 Jahre nach Beginn der Expansion ins Ausland immer noch kein zentrales Warenwirtschaftssystem und keinen zentralen Einkauf.[4]

Trotz der finanziellen Schieflage wurde zunächst an der bestehenden Strategie weitgehend festgehalten und weitere Filialen eröffnet, zuletzt vor allem in der Türkei.[6] Nach weiteren hohen Verlusten im Geschäftsjahr 2013 musste sich die Familie Essl trotz zuvor eingeschossener liquider Mittel aus dem Unternehmen zurückziehen. Das Unternehmen fiel an die Gläubigerbanken, die die Zerschlagung der Baumax-Gruppe anordneten.[7]

Dazu wurden die Tochtergesellschaften in Rumänien und Bulgarien 2014 verkauft, die Filialen in der Türkei (2014) und Ungarn (2015) geschlossen. Für die kroatische Tochtergesellschaft wurde 2015 ein Insolvenzverfahren eingeleitet.[3] Die Immobilien in Ungarn wurden an die Möbelhauskette XXXLutz verkauft.[8][9] Ende August 2015 wurde bekannt, dass die deutsche Baumarktkette Obi insgesamt 70 Baumax-Filialen übernehmen wird, davon 49 in Österreich, 14 in der Slowakei, zwei in Slowenien und fünf in Tschechien. Dabei wird der Immobilienentwickler Supernova aus Graz 40 Filialen kaufen und an Obi vermieten. Der Kaufpreis soll bei knapp 200 Millionen Euro liegen.[7] Gleichzeitig wurden etwa 1100 Mitarbeiter zur Kündigung beim Arbeitsmarktservice angemeldet, wobei betont wurde, dass es sich um eine Höchstzahl handeln wird.[10] Sechs Standorte sollen von vier Gesellschaftern der Hagebaukette übernommen werden.[11]

Der Betriebsverwerter Lehner GmbH aus Scharten übernimmt das Inventar – Regale, Hubstapler, Plattensägen, Einkaufswagen etc., nicht jedoch die Baumarkt-Handelsware – und räumt binnen fünf Wochen bis Ende November die 150.000 m² Verkaufsfläche der Baumax-Märkte und schätzte das Transportvolumen auf 280 Sattelschlepper.[12]

Am 30. Oktober 2015 schlossen in Österreich die letzten Märkte.

Die Baumax-Website gehört mit Stand Februar 2016 Obi.[13]

Im Februar 2016 wurde die Baumax AG in bx Alpha AG umbenannt.[14]

Filialen

Land Erster Markt Ursprüngliche Anzahl der Märkte Status (Stand 29. August 2015)
Osterreich  Österreich 1976 65 49 Standorte verkauft an Obi/Supernova[7], 6 an Hagebau und 1 an Hornbach
Tschechien  Tschechien 1992 24 5 Standorte verkauft an Obi/Hornbach[7],18 an Merkury Market[15]
Ungarn  Ungarn 1992 15 Geschlossen am 26. Februar 2015; Immobilien wurden verkauft an XXXLutz-Gruppe[16]
Slowakei  Slowakei 1994 14 Verkauft an Obi[7]
Slowenien  Slowenien 1995 3 2 Standorte verkauft an Obi/Supernova[7]
Kroatien  Kroatien 2000 7 Insolvent[17]
Rumänien  Rumänien 2006 15 Verkauft an Adeo
Bulgarien  Bulgarien 2008 8 Verkauft an den Investor Haedus JSC[18]
Turkei  Türkei 2010 7 Rückzug aus der Türkei 2014[1]
Commons: Baumax  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 baumax.at – Allgemein, 12. September 2014.
  2. 1 2 bauMax-Jahresabschluss 2013. baumax.at, 23. Juni 2014.
  3. 1 2 3 4 Christina Hiptmayr: bauMax: Familie Essl vor den Trümmern ihres Lebenswerks. In: profil.at. 22. August 2015, abgerufen am 24. August 2015.
  4. 1 2 3 Miriam Koch, Angelika Kramer, Peter Sempelmann: Baumax – Ein Familiendrama in vielen Akten. format.at, 3. April 2014, abgerufen am 20. September 2015.
  5. 1 2 3 Christina Hiptmayr: Baumax: Der geheime Restrukturierungsplan. In: profil.at. 5. April 2014, abgerufen am 20. September 2015.
  6. Christina Hiptmayr: Baumax: Ist die Baumarktkette noch zu retten? In: profil.at. 31. März 2014, abgerufen am 20. September 2015.
  7. 1 2 3 4 5 6 Baumax-Verkauf fix: Obi und Supernova übernehmen das Ruder. In: der Standard. 29. August 2015.
  8. Wenn es notwendig ist, von Baumax Baumarktdinge kaufen, beeilen Sie sich, weil er geschlossen wird (ungarisch)
  9. Bestürzung! Baumax schließt auch. (ungarisch)
  10. bauMax: 1.100 Kündigungen „Höchstzahl“. ORF-Niederösterreich, 1. September 2015, abgerufen am 2. September 2015.
  11. BauMax-Zerschlagung schreitet voran. orf.at, 25. September 2015, abgerufen am 25. September 2015.
  12. Der letzte Akt: bauMax wird ausgeräumt. (Memento vom 27. Oktober 2015 im Internet Archive) In: Wirtschaftsblatt. 26. Oktober 2015, abgerufen 29. Oktober 2015.
  13. Baumax-Website im Februar 2016. Abgerufen am 21. Februar 2016.
  14. Wiener Zeitung: Firmenmonitor.at // bauMax AG. In: www.firmenmonitor.at. 23. Februar 2016, abgerufen am 3. Dezember 2016.
  15. Radio Prag – Firma Merkury Market übernimmt 18 Baumax-Filialen in Tschechien. In: www.radio.cz. 2. Januar 2015, abgerufen am 27. Januar 2016.
  16. bauMax schliesst 14 Standorte in Ungarn – XXXLutz übernimmt sie. (Memento vom 24. Januar 2015 im Internet Archive) In: Wirtschaftsblatt. 21. Jänner 2015, abgerufen 14. März 2015.
  17. Kroatische bauMax-Tochter insolvent. auf: ORF. 13. März 2015, abgerufen 14. März 2015.
  18. bauMax-Bulgarien an lokalen Investor verkauft. (Memento vom 28. September 2014 im Internet Archive) In: Wirtschaftsblatt. 11. September 2014, zuletzt abgerufen 29. Oktober 2015.