Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 02.06.2020, aktuelle Version,

Benno Besson

Benno Besson (rechts) bei der Verleihung des Nationalpreises der DDR am 4.  Oktober 1974 (links Willi Stoph)
Proben „Oedipus Tyrann“

Benno Besson (* 4. November 1922 in Yverdon; † 23. Februar 2006 in Berlin; eigentlich René-Benjamin Besson) war ein Schweizer Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter.

Leben

Schweiz

Besson war der Sohn eines Lehrerehepaares in der französischsprachigen Schweiz. Er nahm 1942 ersten Schauspielunterricht in Lyon und war seit 1943 Regiemitarbeiter am Schauspielhaus Zürich. Von 1942 bis 1946 studierte er Romanistik und Anglistik in Zürich und Neuenburg. Bis 1949 arbeitete er als Übersetzer und nahm Schauspielunterricht am Théâtre Jean-Marie-Serreau in Paris. In der französischen Besatzungszone Deutschlands führte er Bertolt Brechts Die Ausnahme und die Regel sowie Molière-Stücke auf.

DDR

1947 begegnete er Brecht in Zürich. 1949 wechselte er auf dessen Anregung nach Berlin, arbeitete bis 1958 als Schauspieler, Regieassistent und Regisseur am Berliner Ensemble. Unter Brecht genoss er große Freiheiten, inszenierte mit ihm 1954 Molières Don Juan. Nach Auseinandersetzungen mit Helene Weigel trennte er sich vom Theater am Schiffbauerdamm und ging 1962 als Chefregisseur an das Deutsche Theater. Dort feierte er seinen größten Erfolg mit dem Aristophanischen Frieden in der Nachdichtung von Peter Hacks. Am Abend der Uraufführung am 14. Oktober 1962 wurde der Vorhang während des 45-minütigen Schlußapplauses 16-mal wieder geöffnet.[1] Es folgten gefeierte Inszenierungen der Operette für Schauspieler Die schöne Helena von Peter Hacks nach Jacques Offenbach, der Diktatur-Parabel Der Drache von Jewgeni Schwarz sowie der Gegenwartskomödie Moritz Tassow von Peter Hacks und Oedipus Tyrann von Sophokles.

Besson (stehend) bei einer Diskussion über das Lehrstück Die Ausnahme und die Regel von Bertolt Brecht (1976)

1969 war er künstlerischer Oberleiter und ab 1974 Intendant der Volksbühne Berlin. Dort inszenierte er Theaterfeste, in denen die Schauspieler sowohl auf der Bühne als auch im Foyer und im Hof auftraten und engagierte junge Regisseure wie Manfred Karge und Matthias Langhoff.

Westeuropa

Es gab 1977 wegen seiner Spielplangestaltung, insbesondere der Aufnahme von Werken von Heiner Müller, Konflikte mit dem Ministerium für Kultur. Dazu kamen persönliche Gründe. 1978 ging Besson nach Paris. Er betonte rückblickend, dass er das Land nicht aus politischen Gründen verlassen habe. In Frankreich wollte er sich vielmehr seiner verdrängten Muttersprache widmen, denn durch die Arbeit im Deutschen seien Bezüge zu seiner Vergangenheit und Jugend verloren gegangen.

Besson arbeitete fortan als freier Regisseur an Theatern u. a. in Frankreich, in Österreich (Burgtheater), der Schweiz, in Italien und am Schiller-Theater in West-Berlin. Von 1982 bis 1989 war er Leiter der Genfer Comédie und setzte u. a. seine Arbeit als Regisseur des gleichen Stückes in verschiedenen Sprachen (deutsch, französisch, italienisch) fort.

1983

Besson erhielt 1982 die Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien (für Der neue Menoza am Burgtheater) und 1994 den Theaterpreis Molière der Stadt Paris. Nach ihm ist das Théâtre Benno Besson in seinem Geburtsort Yverdon benannt. 2002 wurde er in den Kreis der französischen Ehrenlegion aufgenommen.

Zuletzt arbeitete er an einer Aufführung von Sophokles’ Oedipus Tyrann an der Comédie-Française in Paris. Er starb mit 83 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit in einem Berliner Krankenhaus. Benno Besson bekam eine Seebestattung.

Familie

Besson war in erster Ehe mit Iva Formigoni verheiratet. Aus seiner Beziehung mit der Schauspielerin Sabine Thalbach stammt die Schauspielerin und Regisseurin Katharina Thalbach. Aus seiner dritten Ehe mit Ursula Karusseit stammt der Schauspieler Pierre Besson. Außerdem ist Besson Vater von vier weiteren Kindern, darunter dem Regisseur Philippe Besson aus seiner zweiten Ehe und der Sängerin Madeleine Besson aus seiner dreißigjährigen Verbindung mit Coline Serreau.

Gedenkstein.

Er hat auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Berlin-Mitte einen Gedenkstein. Die Asche wurde im Lac de Neuchatel verstreut.

Inszenierungen

Filmografie

  • 1955: Pauken und Trompeten (TV)
  • 1960: Das Stacheltier: Ein deutscher Herr in Paris (Kurzfilm)
  • 1971: Der Arzt wider Willen (Theateraufzeichnung)
  • 1992: Benno Besson, der fremde Freund – (Orig.) Benno Besson, l’ami étranger (Dokumentarfilm von Philippe Macasdar)
  • 2002: Benno Besson (Dokumentarfilm) http://www.plansfixes.ch/films/benno-besson/

Hörspiele

  • 1955: Lieselotte Gilles/Gerhard Düngel: Der Doktor der Armen (Rhilippe, ein junger Franzose) – Regie: Willi Porath (Hörspiel – Rundfunk der DDR)

Schriften

  • Jahre mit Brecht. Herausgegeben von Christa Neubert-Herwig. Theaterkultur-Verlag, Willisau 1990, ISBN 3-908145-17-1.
  • Theaterspielen in acht Ländern. Texte – Dokumente – Gespräche. Herausgegeben von Christa Neubert-Herwig, Alexander-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-89581-025-8.
  • Jouer en apprenant le monde. En guise de lettre ouverte. (Auswahl seiner Texte in französischer Sprache), übersetzt von Henri Cornaz. Ed. de la Thièle Yverdon, Yverdon-les-Bains 1998, ISBN 2-8283-0036-6.

Auszeichnungen

Literatur

Nachrufe

Commons: Benno Besson  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dieter Kranz: Berliner Theater. Henschel-Verlag Berlin 1990, S. 75.