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vom 21.10.2019, aktuelle Version,

Berliner Siegessäule

Berliner Siegessäule

Die Berliner Siegessäule

Daten
Ort Berlin
Baumeister Heinrich Strack
Baujahr 1864–1873
Höhe 67[1] m
Koordinaten 52° 30′ 52″ N, 13° 21′ 0″ O

Die Siegessäule auf dem Großen Stern im Großen Tiergarten gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins[2] und den bedeutendsten Nationaldenkmälern Deutschlands. In den Jahren 1864–1873 von Heinrich Strack zur Erinnerung an die Einigungskriege ursprünglich auf dem Königsplatz erbaut, wurde sie 1938–1939 zusammen mit den Denkmälern Bismarcks, Roons und Moltkes an den heutigen Standort versetzt. Die bekrönende Viktoria von Friedrich Drake wird im Berliner Volksmund „Goldelse“ genannt.

Anlass der Erbauung

Bau der Siegessäule auf dem Königsplatz, Foto von Hermann Rückwardt, 1873

Anlass zur Erbauung einer Siegessäule war der Sieg Preußens im Deutsch-Dänischen Krieg 1864. Innerhalb weniger Jahre kamen zwei weitere siegreiche Kriege hinzu, der Deutsche Krieg 1866 gegen Österreich sowie der Deutsch-Französische Krieg 1870–1871. An diese drei Siege erinnerten ihre drei Segmente und die krönende Bronzeskulptur der Viktoria. Das Denkmal war 60,5 Meter hoch.

Eingeweiht wurde die Siegessäule zur Feier des Sedantages am 2. September 1873, dem dritten Jahrestag der siegreichen Schlacht bei Sedan.

Die Säule wurde 1938–1939 vom Königsplatz 1,6 Kilometer westwärts auf ihren heutigen Standort, den Großen Stern, versetzt und durch das Hinzufügen einer vierten Säulentrommel auf ihr heutiges Maß erhöht.

Beschreibung

Ansicht der Siegessäule in ursprünglicher Form, um 1900

Die Siegessäule steht auf dem Mittelplatz des verkehrsreichen Großen Stern und kann westlich und östlich über T-förmige Fußgängertunnel unterhalb der Fahrbahn erreicht werden. Vier neoklassizistische Torhäuser bilden nördlich und südlich der Straße des 17. Juni den Zugang zu diesen Tunneln. Die Pläne hierzu stammen von Johannes Huntemüller.

Die Siegessäule besteht aus einem mit poliertem, rotem Granit verkleideten Sockel und vier sich nach oben verjüngenden Säulentrommeln aus Obernkirchener Sandstein. In ihren Kannelierungen trägt sie in den unteren drei Trommeln 60 in den drei Kriegen erbeutete, vergoldete Kanonenrohre.[3] Der Säulenschaft oberhalb der Säulenhalle wurde im Zuge der Umsetzung des Denkmals 1938–1939 unten um eine vierte Säulentrommel erhöht. Die Kanonenrohre wurden dabei jeweils um eine Säulentrommel nach unten versetzt, wobei die nun freien Kannelierungen der obersten Säulentrommel vergoldete Lorbeergehänge erhielten.

Im Inneren führt eine Wendeltreppe mit 285 Stufen zur 50,66 Meter hoch gelegenen Aussichtsplattform. Von dort aus hat man einen guten Ausblick über den Großen Tiergarten, den Potsdamer Platz, das Brandenburger Tor und das umliegende Stadtgebiet. Die Gesamthöhe der Siegessäule einschließlich der Statue beträgt 67 Meter. Die Grünfläche um die Siegessäule befindet sich 34 m ü. NHN.

Auf dem Sockel befindet sich eine kreisrunde Säulenhalle mit einem Glasmosaik an der Rückwand. Nach einem von Anton von Werner geschaffenen Karton hatte es 1876 die venezianische Firma Antonio Salviati hergestellt. Bei der Einweihung war nur der Karton angebracht worden. Wie von Wilhelm I. gewünscht, stellt das Bild die Reichseinigung als Folge des Sieges über Frankreich dar.

Die krönende Viktoria

Viktoria, im Volksmund „Goldelse“ genannt, 2006

Die Säule trägt eine von Friedrich Drake geschaffene Bronzeskulptur in Form einer weiblichen Figur, der Viktoria. Sie hält in der Rechten einen Lorbeerkranz in die Höhe, in der Linken ein Feldzeichen mit dem Eisernen Kreuz. Ihr Helm ist mit Adlerflügeln geschmückt. Viktoria ist in der römischen Mythologie als Siegesgöttin bekannt, sie entspricht in der griechischen Mythologie der Nike. Beide werden geflügelt dargestellt. Ihr Adlerhelm lässt die Viktoria auf der Siegessäule auch als Borussia, die Personifikation Preußens, erscheinen.

Friedrich Drake entwarf die Figur nach den Zügen von Victoria von Großbritannien und Irland, die zu diesem Zeitpunkt Kronprinzessin in Preußen war.[4] Hergestellt wurde die 8,30 Meter hohe und 35 Tonnen schwere Bronzefigur durch den Berliner Bildgießer Hermann Gladenbeck. Sie wurde 1954 restauriert und von der Friedenauer Bildgießerei Hermann Noack neu vergoldet. 1989 und 2011 wurde sie abermals restauriert.

An ihrem ursprünglichen Standort am Königsplatz blickte die Viktoria nach Süden in Richtung Siegesallee, seit der Umsetzung 1939 blickt sie nach Westen in Richtung Ernst-Reuter-Platz.

Im Berliner Volksmund wird die Figur „Goldelse“ genannt. Zu dieser Bezeichnung kam sie wegen ihrer Vergoldung und des Titels des Romans Goldelse von E. Marlitt, der 1866 als populäre Fortsetzungsgeschichte in der Zeitschrift Die Gartenlaube veröffentlicht wurde.

Die Reliefs am Sockel

Südliches Relief mit Widmung, 1933
Sockel ohne Reliefs, 1946

Der Sockel ist verziert mit vier bronzenen Reliefs, die die drei Einigungskriege und den siegreichen Einzug der Truppen in Berlin im Jahr 1871 darstellen, im Einzelnen: Auszug zum dänischen Feldzug und Sturm auf die Düppeler Schanzen vom Bildhauer Alexander Calandrelli, Schlacht von Königgrätz und Begebenheiten des Deutschen Kriegs von Moritz Schulz, Deutsch-Französischer Krieg mit Schlacht von Sedan und Einzug in Paris von Karl Keil und schließlich Einzug der Truppen in Berlin von Albert Wolff.[5] Über diesem, heute in nördlicher Richtung montierten Relief, befand sich die nach dem Zweiten Weltkrieg entfernte Widmung „Das dankbare Vaterland dem siegreichen Heere“. Die Befestigungsspuren der Widmung sind noch heute erkennbar.

Im Jahr 1945 wurden die Reliefs auf Verlangen der französischen Besatzungsmacht entfernt. Während das Relief zum Deutschen Krieg in der Zitadelle Spandau verblieb, galten die übrigen drei als verschollen. Nachforschungen des Auswärtigen Amtes ergaben, dass sie im Hof des Musée de l’Armée in Paris lagerten. Frankreich forderte für die Rückgabe zunächst einen Tausch mit dem Gemälde Übergang Napoleons über die Alpen, was jedoch von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz abgelehnt wurde. Nachdem Präsident François Mitterrand bei einem Besuch West-Berlins im Mai 1987 die Reliefs anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins zurückgegeben hatte, konnten alle vier nach einer Restaurierung im Jubiläumsjahr 1987 wieder angebracht werden. Die Reliefs an der Süd- und Westseite des Sockels sind nur in Fragmenten erhalten.

Das Relief Auszug zum dänischen Feldzug und Sturm auf die Düppeler Schanzen von Calandrelli an der Westseite des Sockels bezieht sich auf den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 (laut Meyers Lexikon: „das beste der vier Reliefs“). Einige Figuren des Reliefs lassen sich als historische Personen identifizieren: Teilansicht 1, Gruppe links oben: Ferdinand Heinrich August Knerk (Staatsbeamter), Johann Heinrich Strack (Architekt), Heinrich Ludwig Alexander Herrmann (Technische Oberleitung) – sie waren für den Bau der Siegessäule verantwortlich. Rechts daneben der Prediger Wilhelm Hoffmann. Teilansicht 3, Bildmitte: Generalmajor Eduard von Raven, er starb nach einer Verwundung beim Sturm auf die Düppelner Schanzen. Teilansicht 4, links unten: Pionier-Leutnant Lommatzsch fiel als Fahnenträger beim Angriff.

Geschichte

Siegessäule am ursprünglichen Standort vor dem Reichstagsgebäude, um 1900
Blick über die Gesamtanlage am Großen Stern, dahinter Schloss Bellevue
Blick von der Besucherplattform in Richtung Osten
Siegesallee mit Siegessäule, Gemälde von Lesser Ury, 1925

Die Säule wurde bis 1873 auf dem Königsplatz errichtet. Den Platz säumten im Norden das Generalstabsgebäude, im Westen die Krolloper und im Osten das Galeriegebäude Palais Raczyński, das in den 1880er Jahren dem Reichstagsgebäude weichen musste. Unmittelbar vor der Einweihung der Säule wurde als Sichtachse südwärts durch den Tiergarten zum Kemperplatz eine 750 Meter lange Allee angelegt. Der Kemperplatz erhielt 1877 den Wrangelbrunnen, den 1902 der Rolandbrunnen ersetzte. Die Allee ließ Wilhelm II. ab 1895 zur Siegesallee ausbauen.

Im Zuge der in der Zeit des Nationalsozialismus begonnenen Umgestaltung Berlins zur „Welthauptstadt Germania“ wurde 1938–1939, im Auftrag des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt Albert Speer, die Säule durch das Bauunternehmen Philipp Holzmann auf den Großen Stern versetzt, dessen Durchmesser von 80 auf 200 Meter vergrößert wurde. Um die städtebauliche Wirkung des Denkmals als Teil der Ost-West-Achse zu verstärken und ein angemessenes Größenverhältnis zum Platzdurchmesser zu erreichen, wurde der Sockel um 6,5 Meter verbreitert und die Säule durch eine vierte Trommel um 6,5 Meter erhöht.[6] Eine weitere Erhöhung von rund einem Meter entstand durch das Anheben der Säulenhalle, was durch den Dachanschluss zum verbreiterten Sockel kaschiert wird. Durch diese Änderungen erreichte das Denkmal seine aktuelle Höhe von rund 67 Metern. Des Weiteren wurde bei der Neuaufstellung der Sockeleingang von der Nord- auf die Südseite verlegt. Zusammen mit der Siegessäule versetzte man auch die Denkmäler für Bismarck, Moltke und Roon an den nördlichen Rand des Großen Stern, der als Forum des Zweiten Reiches verstanden werden sollte.

Im Zweiten Weltkrieg hatte die Siegessäule die Luftangriffe und die Schlacht um Berlin weitgehend unbeschädigt überstanden. Am Tag der Kapitulation Berlins hissten polnische Soldaten am 2. Mai 1945 auf der Siegessäule die polnische Fahne, bevor sie nach Nauen abmarschierten. Nach eigenen Angaben bedauerten sie später, das Monument in Unkenntnis seiner Bedeutung nicht gesprengt zu haben.[7] Bei der Siegessäule handelte es sich um ein Bauwerk, das vor dem 1. August 1914 errichtet worden war. Dieses Datum, der Beginn des Ersten Weltkriegs, war der Stichtag, der nach der alliierten Kontrollratsdirektive Nr. 30 vom Mai 1946 über Erhalt oder Beseitigung „militaristischer Denkmäler“ entschied. Trotzdem beschloss der von der sowjetischen Besatzungsmacht eingesetzte, SED-dominierte Magistrat Werner den Abriss der Siegessäule bis zum August 1946. Er konnte verzögert werden, bis der im Oktober 1946 demokratisch gewählte Magistrat nicht mehr darauf zurückkam.[8] Am 26. November 1946 beantragte die französische Besatzungsmacht im Alliierten Kommandatura den Abriss der Siegessäule. Diesen lehnten Briten und Amerikaner ab, und die sowjetischen Vertreter enthielten sich.[9] Die leicht beschädigten Bronzetafeln, die an die Kriege gegen Frankreich und Dänemark erinnerten, sowie das Relief über den Triumphzug in Berlin wurden nach Paris verbracht. Erst zur 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 kamen sie wieder zurück und wurden in bewusst fragmentarischem Zustand, zusammen mit dem 1945 in Berlin verbliebenen Relief über den Deutschen Krieg, das über Jahre vergessen in der Zitadelle Spandau gelagert hatte, wieder am Sockel angebracht. Im Jahr 1989 war die Renovierung der Siegessäule abgeschlossen.

Am 15. Januar 1991 verübten die Revolutionären Zellen einen Sprengstoffanschlag auf die Siegessäule. Die Teil-Explosion eines mindestens zwei Kilogramm schweren Sprengsatzes an der Aussichtsplattform beschädigte lediglich eine Stütze der Viktoria. Menschen wurden nicht verletzt, da sich zum Zeitpunkt der Explosion niemand auf der Aussichtsplattform befand. Während der Reparaturarbeiten war die Aussichtsplattform für Besucher zehn Monate lang gesperrt.

In den Folgejahren war die Siegessäule Mittelpunkt von Großveranstaltungen wie der Loveparade, Demonstrationen sowie Auftrittsort von Politikern. Am 24. Juli 2008 hielt im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfs in den Vereinigten Staaten der damalige Kandidat Barack Obama vor mehr als 200.000 Zuhörern eine Rede vor der Siegessäule.[10][11]

Zwischen März 2010 und Mai 2011 wurde die Siegessäule umfassend renoviert. Im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen wurden unter anderem die Viktoria sowie weitere Bauteile mit 1,2 kg Blattgold neu vergoldet.[12] Außerdem wurden die zwei Fußgängertunnel und die umgebenden Torhäuser von 1939, die Bronzereliefs, das Glasmosaik, die vergoldeten Kanonenrohre, der Treppenaufgang sowie die Sandsteinsäule und die Viktoria selbst aufwendig saniert. Ein neues Lichtkonzept zeigt sie nachts mit beleuchteter Rundhalle und Reliefs. Nach der Wiedereröffnung ist sie seit dem 21. Mai 2011 wieder kostenpflichtig für Besucher begehbar, weiterhin nur über Stufen.[13] Seit Oktober 2011 sind an den vier Torhäusern zweisprachige Infotafeln zur Geschichte des Denkmals aufgestellt. In den Fußgängertunneln sind die Granittafeln angebracht, die bis 1987 die Relieffelder verschlossen hatten, sowie eine interaktive Lichtinstallation.

Straße der Monumente

Seit 2008 gehört die Siegessäule zur Straße der Monumente, ein auf Initiative des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig gegründetes Netzwerk deutscher Denkmale und Erinnerungsorte. Ziel des Netzwerkes ist es, „die Erinnerungsorte als einstige Brennpunkte der Vergangenheit enger zu vernetzen und über gemeinsame Marketingmaßnahmen als Gesamtheit stärker erfahrbar zu machen.“

Ähnliche Denkmäler

Siehe auch

Literatur

  • Reinhard Alings: Die Berliner Siegessäule. Parthas Verlag, 2000, ISBN 3-932529-71-5.
  • Matthias Braun: Die Siegessäule. Berlin Edition, Berlin 2000, ISBN 3-8148-0026-5.
  • Alexander Markschies: Die Siegessäule. Berlin 2001, ISBN 3-7861-2381-0.
  • Dieter Vorsteher, Silke Bittkow: Siegessäule Berlin. Denkmäler erzählen Geschichte. Monument Tales, Berlin 2007.
  Commons: Berliner Siegessäule  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. structurae.de: Siegessäule
  2. Siegessäule, bei: berlin.de
  3. Von unten nach oben in chronologischer Folge: 1864 dänisch, 1866 österreichisch und 1870 französisch. Viktorias neue Kleider. In: Der Tagesspiegel, 16. Februar 2010
  4. Andreas Krause: Ausstellung und Festakt geben der „Kaiserin Friedrich“ fragwürdigen Glanz. (Memento des Originals vom 23. April 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kaiserinfriedrich.de In: Berliner Zeitung, 8. August 2001
  5. Großer Stern mit Siegessäule, Denkmälern und Torhäusern. Bei: berlin.de
  6. Albert Speer: Erinnerungen. 11. Auflage. Berlin 1970, S. 154.
  7. Edward Kmiecik: Berliner Victoria. Ruch, o. O. [Warschau] 1972, S. 59, 66.
  8. Zum Abrissbeschluss 1946: Berlin. Kampf um Freiheit und Selbstverwaltung 1945–1946. Herausgegeben im Auftrage des Senats von Berlin, Heinz Spitzing Verlag, Berlin, 1961, S. 436, 442.
  9. Reinhard Alings: Die Berliner Siegessäule. Parthas, Berlin 1990, S. 41
  10. Tagesschau-Reportage der Rede von Barack Obama vom 24. Juli 2008 (tagesschau.de-Archiv)
  11. Video: Obamas Berliner Rede bei Spiegel TV
  12. Siegessäule ab März für Sanierung verhüllt (Memento vom 6. März 2010 im Internet Archive)
  13. Siegessäule öffnet wieder für Besucher