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vom 30.11.2019, aktuelle Version,

Berthold von Wehingen

Berthold von Wehingen auf einem Gemälde im Fürstengang Freising
Wappentafel von Berthold von Wehingen im Fürstengang Freising

Berthold von Wehingen (auch Berthold von Vaihingen, * um 1345 bei Wien; † 1410 ebenda) war Bischof von Freising und kurzzeitig auch Gegen-Erzbischof von Salzburg. Er erlangte vor allem als Kanzler der österreichischen Herzöge große politische Bedeutung.

Biografie

Jugend und frühe Tätigkeit

Berthold von Wehingen wird um 1345 bei Wien geboren. Er studiert an den erst wenige Jahre zuvor gegründeten ältesten Universitäten Mitteleuropas, der Karls-Universität Prag (gegr. 1348) und der Universität Wien (gegr. 1365). Den Artistenmagister erlangt er 1373 in Wien. Mit diesem Ausbildungsweg gehört er zu einer hochgebildeten Elite und war prädestiniert für den Einsatz in verschiedenen leitenden Verwaltungsfunktionen.

Von 1373 bis 1375 bekleidet er das Amt des Rektors der juristischen Universität Prag (In dieser Phase sind die vormaligen Fakultäten für einige Zeit selbstständig.) Sein Wirken an dieser Institution fällt damit in die letzten Jahre des „goldenen Zeitalters Prags“ das mit dem Tode von Kaiser Karl IV. (* 1316; † 1378) endet.

Berthold von Wehingen wird später Dompropst von St. Stephan in Wien.

Berthold als Bischof von Freising

Von 1381 an ist er über Jahrzehnte Landesherr der Besitzungen des Bistums Freising: Von 1381 bis 1404 als Bischof von Freising, von 1404 bis 1406 als Administrator und schließlich wieder als Bischof bis zu seinem Tode 1410. Berthold von Wehingen erlangt diese Funktion als Kandidat der Habsburger, denen es von 1377 bis 1443 durchgehend gelingt, ihre Parteigänger gegen die Interessen der wittelsbacher Herzöge auf den Freisinger Bischofsstuhl zu bringen.

Berthold als Gegenerzbischof von Salzburg

Von 1404 bis 1406 ist Berthold von Wehingen auch Gegenerzbischof von Salzburg. Während die Wahl Erzbischof Eberhards III. von Neuhaus im Fürsterzbistum Salzburg selbst allgemeine Zustimmung fand, war das österreichische Haus Habsburg reserviert, da es als Nachbar Salzburgs an der Vergrößerung seiner Machtbefugnisse sehr interessiert war. Vor allem Herzog Wilhelm war dabei sehr bedacht, im Nachbarland Salzburg einen eignen Vertrauten als Fürsterzbischof zu sehen. Auf Intervention von Herzog Wilhelm verwarf Papst Bonifatius IX. die Wahl des Salzburger Erzbischofs und ernannte den Bischof von Freising, Berthold von Wehingen, zum Erzbischof. Papst Innozenz VII. unterstützte als Nachfolger von Bonifatius ebenfalls Berthold von Wehingen und forderte zudem auch die Bürger von Wien auf, Erzbischof Berthold zu unterstützen. Dagegen wusste sich Eberhard von Neuhaus neben dem Domkapitel und den Salzburger Ständen die Unterstützung der Brüder Herzog Wilhelms, die ihrem ältesten Bruder feindlich gegenüberstanden, zu sichern. Auf Grund der hohen Schulden, die Berthold gegenüber der Kurie hatte, erklärte der Papst aber dann doch Eberhard zum Erzbischof und verwies Berthold zurück in sein Freisinger Bistum. Letztlich verzichtete Berthold selbst – gegen Übernahme seiner Schulden durch den Salzburger Erzbischof und gegen eine stattliche jährliche Pension – auf seine Position.

Weitere Aufgaben von Berthold

Parallel zu seiner Funktion als Bischof und Landesherr Freisings hat er von 1381 bis 1410 auch das Amt des Kanzlers der habsburgisch österreichischen Herzöge inne, das in dieser Zeit typischerweise namhaften Persönlichkeiten geistlichen Standes mit juristischer Ausbildung verliehen wird. Auf diese Weise steht er in den Diensten von Herzog Albrecht III. (mit dem Zopfe) reg. 1365–1395, Herzog Albrecht IV. (der Geduldige) reg. 1395 bis 1404 und Herzog Leopold IV. (der Dicke) reg. 1404 bis 1411.

Sein Wirkungsbereich als Kanzler ist das Gebiet des heutigen Wiens, Niederösterreichs und Oberösterreichs. Die damals von den Habsburgern regierten Bereiche waren wesentlich größer und umfassen auch die Steiermark, Krain (heutiges Slowenien), Kärnten, Tirol, Vorarlberg und die (heute schweizerischen) Vorlande. Die Gebiete werden in den Jahrzehnten seiner Kanzlerschaft meist von mehreren Familienmitgliedern getrennt verwaltet. Insbesondere ist er auf Seiten von Herzog Leopold IV. an den teilweise bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen mit dessen Bruder Ernst dem Eisernen beteiligt, die um die Vormundschaft des neunjährigen Albrecht V. nach dem Tode von Herzog Albrecht IV. (1404) entbrennen. Die Situation klärt sich durch das Eingreifen der Landstände erst ein Jahr nach dem Tode Bertholds.

Durch seine beiden Funktionen, als Landesherr der freisingischen Besitzungen in Österreich und der österreichischen Kanzlerschaft gelingt es ihm die freisingischen Gebiete (Teile des heutigen Niederösterreichs) nachhaltig zu fördern: So betreibt er den Ausbau der Verteidigungsanlagen von Waidhofen an der Ybbs, den Ausbau der Burg Ulmerfeld und der Burg bei Hollenburg. Außerdem erreichte er für Enzersdorf, wo er den Bau der Stadtbefestigung Groß-Enzersdorf initiierte, die Erhebung zur Stadt.

Berthold von Wehingen gilt als bedeutender Förderer und Reformator der Universität Wien in der sensiblen Phase zwischen der Gründung der Universität (1365) und der päpstlichen Bewilligung der, für die Universität essentiellen theologischen Fakultät (1384).

Tod und Grabstätte

Berthold von Wehingen stirbt 1410 in Wien und ist gemeinsam mit seinem Bruder Reinhard in der 1394 errichteten Wehingerkapelle im Kreuzgang des Stiftes Klosterneuburg unter prächtig gearbeiteten Grabsteinen beigesetzt.

Literatur

  Commons: Berthold von Wehingen  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Vorgänger Amt Nachfolger
Leopold von Sturmberg Bischof von Freising
1381–1410
Konrad V. von Hebenstreit