Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 07.03.2022, aktuelle Version,

Christine Busta

Grab von Christine Busta und ihrer Mutter

Christine Busta verh. Dimt (* 23. April 1915 in Wien; † 3. Dezember 1987 ebenda) war eine österreichische Lyrikerin.

Leben

Christine Busta kam als uneheliches Kind von Magdalena Busta in der Turnergasse in Rudolfsheim-Fünfhaus zur Welt. Nachdem die Mutter 1929 arbeitslos geworden war, machte das Mädchen schon früh die Erfahrungen eines harten Existenzkampfes. Durch Nachhilfestunden sorgte die Tochter für das finanzielle Auskommen der Familie. 1932 las sie im Wiener Frauenklub. Darauf folgte 1933 eine Rundfunklesung (Radio Verkehrs AG), die sie unter dem Pseudonym Christl Batus abhielt. 1933 maturierte Busta am Realgymnasium der Töchter des Göttlichen Heilands. Anschließend begann sie an der Universität Wien Anglistik und Germanistik zu studieren. Gesundheitliche und finanzielle Nöte zwangen sie, ihr Studium 1937 abzubrechen. 1938 wurde sie Hilfslehrerin an der Handelsakademie Wien. 1940 heiratete sie den Musiker Maximilian Dimt, der 1942 zum Heer (Wehrmacht) einrücken musste und seit 1944 im Deutsch-Sowjetischen Krieg als vermisst gilt. Im besetzten Nachkriegsösterreich verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Dolmetscherin und Leiterin eines Hotels für englische Besatzungsmitglieder.

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg dichterisch tätig, konnte Christine Busta 1946 erstmals Gedichte in der Wochenzeitung Die Furche publizieren, darunter „An den Schmerz“. 1947 gewann sie für „Das Fischwunder“ den Literaturwettbewerb derselben Zeitung, womit sich für sie vermehrt Möglichkeiten auftaten, mit ihren Gedichten in die Öffentlichkeit zu treten. In den folgenden Jahren publizierte sie im Plan, in den Anthologien Tür an Tür und Die Sammlung und sie machte einige Lesungen für den Österreichischen Rundfunk.

Ab 1950 fand sie ihre berufliche Heimat als Bibliothekarin der Büchereien Wien. Im selben Jahr erschien auch ihr erster Gedichtband Jahr um Jahr. Christine Busta war von nun an als Dichterin etabliert und publizierte beinahe regelmäßig Gedichtbände, v. a. im Otto Müller Verlag. Auch aufgrund ihrer Kinderbücher Die Sternenmühle und Die Zauberin Frau Zappelzeh ist die Autorin bis heute bekannt und beliebt. 1966 wurde Busta der Berufstitel "Professor" verliehen, 1983 erfolgte die Pensionierung. Mit 72 Jahren gestorben, wurde sie in einem ehrenhalber gewidmeten Grab am Ottakringer Friedhof (Gruppe 3 A, Reihe 4, Nummer 39) beigesetzt.

Künstlerisches Schaffen

Die beiden hervorstechenden Kennzeichen der Lyrik Christine Bustas mögen zwei Zitate verdeutlichen, die Andere, kommentierend, ihren Gedichtbänden hinzugefügt haben.

„Zentralwort für Leben und Werk war ihr Liebe. Die Liebe schlechthin. Wenige Lyriker haben sie mit solchem Facettenreichtum dargetan und mit solchem Metaphernreichtum ausgeschmückt wie die Verfasserin der nachfolgenden Seiten.“

Franz Peter Künzel (Der Himmel im Kastanienbaum. S. 35)

„Sie ist ergriffen von der Sakralität, die dem Dasein als solchem schon innewohnt. […] Christine Busta bleibt mütterlich hinabgebeugt, fühlt sich kindertraulich hineingeholt in die Welt der Kinder, der Mütter und der kleinen Leute, in die Welt der Tiere, Pflanzen und Steine, der Wolken, Winde und Wasser.“

Ignaz Zangerle (Der Regenbaum. S. 134)

Sie stellt sich in die lange Tradition christlicher Überlieferung, bekennt sich unablässig zu ihr, bezieht Themen und Bilder aus dem Evangelium. Dort findet sie den, der die Leiden aller Geschlagenen kennt, weil er sie selbst getragen hat: Christus, den Gekreuzigten. In ihren Gebeten, von denen ihr Gesamtwerk nicht wenige enthält, ruft sie Gott an, den sie als gnadenvollen Beschützer und Tröster, aber auch als unerbittlichen Richter und strengen Gesetzgeber, als rätselhaft und dunkel erfährt.

Daneben fühlt sie sich auch in die „heidnische“ Welt der griechischen Mythen ein, schreibt Gedichte über Orpheus, Odysseus, Elektra (Mykene) und Antigone. In einem Brief an ihren Verleger heißt es: „ […] um der Wahrheit willen muß ich gestehen, daß ich nicht nur ein wirklicher Christ sein möchte, sondern mit einem Teil meines Wesens immer auch ein frommer Heide bleibe […]“ (Der Regenbaum. S. 134) Welche Dichter haben sie besonders beeinflusst? Gestalten aus den Dramen von William Shakespeare finden sich in ihren Gedichten, zum Beispiel Cordelia aus König Lear. Kurz vor ihrem Tod bekennt sie sich in einem Gedicht zu Rainer Maria Rilke. Weiteren Aufschluss über ihre literarischen Vorbilder gibt das Gedicht „Über einem Atlas“ (Der Atem das Wortes. S. 50), in dem sie u. a. auch Georg Trakl erwähnt.

Wer die Entwicklung ihres lyrischen Stils chronologisch betrachtet, entdeckt einen fortgesetzten Wandel von melodiösem Ton, Reim und Metrum hin zu freieren, aphoristischen Formen. Dennoch sind alle Themen ihres Werkes bereits im Band Der Regenbaum enthalten, ebenso wie viele der immer wiederkehrenden Bilder, die sich durch ihr ganzes Werk ziehen: Bienen, Schnee, Mohn, Bäume, die Hündlein, das Brot, die Sterne, die Sonnenblume und vieles andere.

Kritiker warfen ihr zu Lebzeiten vor, sie rede einer „heilen Welt“ das Wort. Dieses Urteil kann nur fällen, wer ihr Werk nur sehr oberflächlich kennt. Statt es umständlich zu widerlegen, sei lieber auf ein Gedicht aus dem Band Der Himmel im Kastanienbaum verwiesen, in dem sie selber darauf antwortet („Erklärung gegen ein Missverständnis“, S. 19).

Ehrungen

Werke

Lyrik

  • Der Regenbaum, 1951
  • Lampe und Delphin, 1955
  • Die Scheune der Vögel, 1958
  • Das andere Schaf, 1959
  • Phasen (Denen nichts Bleibendes blieb)
  • Unterwegs zu älteren Feuern, 1965
  • Biblische Kindheit (Damals bist du oft zu mir gekommen)
  • Salzgärten, 1975
  • Wenn du das Wappen der Liebe malst, 1981
  • Inmitten aller Vergänglichkeit, 1985
  • Der Himmel im Kastanienbaum, 1989 (postum hrsg. v. Franz Peter Künzel)
  • Der Atem des Wortes, 1995 (postum hrsg. v. Anton Gruber)
  • Einsilbig ist die Sprache der Nacht (Ausgewählte Gedichte), 2000 (postum hrsg. v. Anton Gruber)
  • Erfreuliche Bilanz: Dialektgedichte (Bustas Dialektgedichte gelesen von der Autorin und von Christine Nöstlinger). Hrsg.: Christine Tavernier-Gutleben in Zusammenarbeit mit Ursula Schneider u. Annette Steinsiek. Otto Müller Verlag, Salzburg 2013.

Prosa

  • Bethlehemitische Legende, 1954
  • Der Regenengel (Legenden), 1988

Gedichte und Erzählungen

  • Der Regenengel. Gedichte und Erzählungen. Eine Auswahl. Ausgewählt und mit einem Nachwort von F. Israel (Jürgen Israel). Illustrationen, Schutzumschlag und Einbandgestaltung: Agathe Israel. "Nur zum Vertrieb und Versand in der Deutschen Demokratischen Republik und in den sozialistischen Ländern bestimmt [sic]". St. Benno, Leipzig 1978 DNB 780352939

Kinderbücher

  • Die Sternenmühle, 1959
  • Die Zauberin Frau Zappelzeh, 1979

Fortwirken im öffentlichen Raum

Hinter der Busta-Säule im Klieberpark in Wien-Margareten verbirgt sich der örtliche Lüftungsschacht. Der zu einem strahlend roten Monument umgewandelte Betonschacht versteht sich als ein „Lesezeichen“ der Lyrikerin und Kinderbuchautorin. Die vertikal gesetzten Zeilen auf dem Denkmal lauten „Verschwenderisch ergießt man sich auf Papier / Wer in Steine schreibt, / wird sparsam mit Lettern“. Der Text „Schrift und Nachschrift“ aus dem Nachlass der Dichterin gilt als Beispiel für ihren lakonischen Stil.[2]

Der Christine-Busta-Hof in der Wiener Wichtelgasse 3–5 ist ein Komplex aus den Jahren 1984–1985. Auf der Gedenktafel an der Fassade stehen die Worte: „Viele haben die Hoffnung verlernt – aus Bequemlichkeit: Wer hofft, muss auch etwas tun!“[3]

Der Christine-Busta-Park ist ein kinderfreundlicher „Beserlpark“ im Zentrum von Meidling. Die volkstümliche Bezeichnung des Parks lautet Füchselhofpark.[4]

Als die einzige nach der Lyrikerin benannte Straße gilt der Christine-Busta-Weg in Hartberg Umgebung (Steiermark).[5]

Vertonungen

Neben Richard Dünser, Reinhold Kletzander und Erna Woll vertonten vor allem Horst Ebenhöh und Gottfried von Einem Gedichte der Busta.[6]

Horst Ebenhöh
Miserere. Lieder für mittlere Stimme und Klavier, op. 38, 1. Nach Gedichten von Christine Busta und Christine Lavant.
Sechs Lieder für Sopran und Klavier, op. 11. Nach Gedichten von Christine Busta.
Gottfried von Einem
Carmina Gerusena. Acht Gesänge für Singstimme und Klavier, op. 65. Nach Gedichten von Christine Busta und Friederike Mayröcker.
Gute Ratschläge. Kantate für gemischten Chor a cappella, mittlere Stimme und Gitarre, op. 67. [7]
Inmitten aller Vergänglichkeit. Zwölf Lieder nach Gedichten von Christine Busta für Gesang und Klavier, op. 77.
Unterwegs. Zyklus für gemischten Chor. Texte von Christine Busta, op. 82.
Votivlieder. Für Frauenchor a cappella auf Gedichte von Christine Busta, op. 93.

Siehe auch

Literatur

  • Christine Busta (1915–1987). Ausstellung zum 75. Geburtstag. 3.–27. April 1990, Österreichische Nationalbibliothek, Foyer des Hauptlesesaals. Wien 1990.
  • Yon-Suk Chae: Untersuchung zur Lyrik Christine Bustas (Mikrofiche-Ausgabe, StUB, Frankfurt am Main 1994. 3 Mikrofiches 24×). Wien 1991, OCLC 612482443 (Dissertation Universität Wien 1991, 169 Seiten).
  • Hilde Domin (Hrsg.): Doppelinterpretationen. Das zeitgenössische Gedicht zwischen Autor und Leser. 2. Auflage. : Athenäum, Frankfurt am Main / Bonn 1966, S. 113–119 (Interpretation von Bustas Gedicht „In der Morgendämmerung“).
  • Michael Hansel (Hrsg.): Christine Busta. Texte und Materialien. Sonderzahl, Wien 2008, ISBN 978-3-85449-291-7.
  • Ilona Hatzenbichler: Motive und Themen in der Lyrik Christine Bustas (4 Mikrofiches 21×), Graz 1979, OCLC 611882192 (Dissertation Universität Graz 1979, 211 Seiten).
  • Petra Renn: Christine Busta. Zur Entwicklung der poetischen Sprechweise und Gedichtauffassung. Wien: Univ. Dipl.-Arb. 2002.
  • Helga Elisabeth Türtscher: Sehnsucht nach Barmherzigkeit. Lebensgeschichte und theologisches Denken von Christine Busta. Innsbruck: Univ. Dipl.-Arb. 2003.
  • Wolfgang Wiesmüller: Christine Busta. In: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Hg. von Heinz Ludwig Arnold. 74. Nachlieferung. München: text+kritik 2003.
  • Ders.: Das Gedicht als Predigt. Produktions- und rezeptionsästhetische Aspekte biblischer Motivik in Gedichten von Christine Busta. In: Sprachkunst 20. 2. Halbbd 1989, S. 199–226.
  • Ders.: Christine Busta im Briefwechsel mit Ludwig Ficker. Mit einem Verzeichnis der Gedichtmanuskripte Bustas im „Brenner-Archiv“. In: Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv 10, 1991, S. 39–71.
  • Verena Zankl: Christine Busta und Johannes Urzidil. Briefwechsel 1957 bis 1970. Kritischer Text und Kommentar. Innsbruck, 2013 in ÖNB Hauptabteilung Heldenplatz (Dissertation, Universität Innsbruck 2013, 443 Seiten),[8]

Einzelnachweise

  1. Archivlink (Memento vom 21. Oktober 2016 im Internet Archive)
  2. Vom Lüftungsschacht zum "Lesezeichen". In: derStandard.at. 10. September 2006, abgerufen am 6. Dezember 2017.
  3. wienerwohnen.at
  4. wien.gv.at
  5. strassen-in-oesterreich.at
  6. fembio.org
  7. darin sieben Texte von Christine Busta
  8. https://search.onb.ac.at/primo-explore/fulldisplay?docid=ONB_alma21239834410003338&context=L&vid=ONB&lang=de_DE. Abgerufen am 18. Januar 2021 (englisch).