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vom 26.02.2022, aktuelle Version,

Cottageviertel

Borkowski-Villa auf dem Richard-Kralik-Platz

Als Cottageviertel oder als die Cottage [kɔˈteːʒ̊][1] wird meistens ein Stadtviertel in den Wiener Gemeindebezirken Währing und Döbling bezeichnet. Die Vorbilder für die Cottage-Villen waren ursprünglich englische Landhäuser (cottages).

Das Währinger und Döblinger Cottageviertel gehört zu den vornehmsten und teuersten Wohngegenden Wiens. Es liegt auf der Türkenschanze, zur Hälfte im 18. und zur Hälfte im 19. Wiener Gemeindebezirk (Währing und Döbling). Die Hasenauerstraße bildet die Grenze zwischen beiden Bezirken. Charakteristisch sind die vielen alten Villen und noblen Häuser sowie die ruhigen Gassen voller Bäume und Grünflächen. Viele Prominente wohnen und wohnten hier, zum Beispiel Arthur Schnitzler, Theodor Herzl, Richard Beer-Hofmann, Felix Salten, der Architekt Hubert Gessner, Emmerich Kálmán, der Dirigent Karl Böhm, der „Heiler“ Valentin Zeileis, Erzherzog Otto, heute unter anderem Thomas Hampson und Arik Brauer. Die Villen im „Cottage-Stil“ haben oft rote Backsteinfassaden oder zeichnen sich durch ländliche Bauelemente aus. Sie waren meistens bürgerliche Familienhäuser, die in den Jahren ab 1873–1874 als Antwort auf die teuren Zinspaläste errichtet wurden.

Das Währinger und das Döblinger Cottageviertel bilden eigene Zählbezirke der amtlichen Statistik. Der aus vier Zählsprengeln bestehende Zählbezirk Währinger Cottage hatte bei der Volkszählung 2001 1.977 Einwohner,[2] der aus fünf Zählsprengeln bestehende Zählbezirk Döblinger Cottage 3.648 Einwohner.[3]

Hasenauerstraße um 1900

Im Jahr 1872 wurde auf Initiative von Edmund Kral und Heinrich von Ferstel der Wiener Cottage Verein gegründet, der auf einem unverbauten Gebiet zwischen Döbling und Währing den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern mit umliegenden Gärten plante. Ab 1872 war Heinrich von Ferstel bis zu seinem Tod Obmann des Vereins. Die ersten 50 Bauten in einfacher, gotisierender Form wurden unter der Leitung des Architekten Carl von Borkowski, von dem auch die Parzellierungspläne stammen, errichtet und verkauft. Nach der Übernahme der Bauleitung durch Hermann Müller wurden die Bauten mit dem Ansteigen der Grundstückspreise immer größer und eleganter.

Der erste Baugrund befand sich zwischen der Sternwartestraße, der Gymnasiumstraße, der Haizingergasse und der Cottagegasse. Anfangs prägten das Viertel Villen im englischen Stil, später wurde im französischen und italienischen Stil gebaut.

Außer Ferstel und Borkowski planten nun auch weitere berühmte Architekten wie Franz von Neumann oder das Architektenduo Fellner und Helmer Villen im Cottage. Insgesamt errichtete der Wiener Cottage Verein mehr als 350 Häuser. Ähnliche Anlagen wurden schließlich um die Jahrhundertwende auch in Hütteldorf, Ober Sankt Veit, Hetzendorf und am Gallitzinberg (heute: Wilhelminenberg)[4] errichtet. Angrenzend an das Cottageviertel erstreckt sich der Türkenschanzpark; im Cottageviertel befinden sich u. a. die Universitätssternwarte Wien und das Döblinger Gymnasium.

Damit die hohe Wohnqualität auf Dauer gesichert bleibt, wurde ein eigenes Cottage-Servitut eingeführt. Die Bewohner verpflichteten sich und verpflichten sich noch heute, gewisse bauliche Beschränkungen einzuhalten.

Der Währinger und Döblinger Teil des Cottage sind von der Stadt Wien jeweils als bauliche Schutzzonen definiert, zur Währinger Schutzzone zählt auch der Sternwartepark.[5][6]

Andere Viertel dieses Namens

Villenviertel, die „Cottage“ im Namen tragen, gibt es auch anderswo im Raum Wien. Es gibt auch ein Lainzer und ein Hietzinger Cottageviertel und das Pratercottage. Die an Wien angrenzende Marktgemeinde Perchtoldsdorf errichtete um 1860/70 ebenfalls ein solches Viertel.

Einzelnachweise

  1. Österreichisches Wörterbuch. Wien: Österreichischer Bundesverlag, 351979.
  2. Ortsverzeichnis 2001 Wien, hrsg. v. Statistik Austria, Wien 2005, S. 84.
  3. Ortsverzeichnis 2001 Wien, hrsg. v. Statistik Austria, Wien 2005, S. 87.
  4. Johann König: Rund um den Gallitzinberg. Historische und heitere Geschichten aus Ottakring-Neulerchenfeld. Hrsg.: Jacobi. Wien 1924, S. 5 f.
  5. Karte der Währinger Schutzzone
  6. Karte der Döblinger Schutzzone

Literatur

  • A. M. Ellenbogen: Das Wiener Cottage. Ein Wohnkonzept in Idee, Planung und Realisierung 1860–1918. Wien 1989
  • Heidi Brunnbauer: Im Cottage von Währing /Döbling: Interessante Häuser – interessante Menschen I. Edition Weinviertel, Wien (2007). ISBN 3-901616616
  • Heidi Brunnbauer: Im Cottage von Währing /Döbling: Interessante Häuser – interessante Menschen II. Edition Weinviertel, Wien (2006). ISBN 3-901616926
  • Heidi Brunnbauer: Im Cottage von Währing /Döbling: Interessante Häuser – interessante Menschen III. Edition Weinviertel, Wien (2009). ISBN 3-902589213
  • Werner Rosenberger: Im Cottage. Wiens erste Adressen und ihre berühmten Bewohner. (Wien) Metroverlag 2015. ISBN 978-3-99300-188-9 Inhaltsverzeichnis