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vom 09.01.2019, aktuelle Version,

Edmundsburg

Forschungszentrum Edmundsburg
Inschrift zur Gründung der Edmundsburg
Wappen von Erzbischof Andreas Rohracher im Hof der Edmundsburg

Die Edmundsburg liegt oberhalb der Salzburger Festspielhäuser auf dem Mönchsberg. Der dreigeschossige, kubische Bau wurde in den Jahren 1694 bis 1696 im Auftrag des Abtes Edmund Sinnhuber OSB von Stift Sankt Peter (Salzburg) erbaut. Die Buchstaben oberhalb des Eingangsportals weisen auf den Bauherrn hin: Edmundus Abbas Sancti Petri.

Geschichte

Edith-Stein Haus

An der Stelle der Edmundsburg standen bis 1696 zwei schlichte Häuser, die im Eigentum der Herren von Nussdorf standen und ab 1694 dem fürsterzbischöflichen Kammerrat und Dr. beider Rechte, Felix Pflanzmann, gehörte. Dieser bot das Gelände dem Abt von St. Peter zum Verkauf an, um seine Tochter, die sich nicht verheiraten wollte, zu versorgen.

Abt Edmund Sinnhuber ließ durch den Stadtbaumeister Lorenz Stumpfegger an der Stelle der beiden früheren Häuser einen kasinoförmigen Bau mit Pyramidendach und achtseitiger Laterne errichten. Ob der Abt selbst hier über längere Zeit seine Wohnung genommen hat, lässt sich nicht mehr ermitteln. Die Edmundsburg diente als Sommerresidenz der Äbte von Sankt Peter, später als Pensionat für „würdige Klosterbedienstete“. Aber 1711 war die Edmundsburg bereits an Mietparteien vergeben. Allerdings wurden der Mangel bei der Wasserversorgung und die unzureichende Kloake beklagt, wodurch etliche Zimmer unbewohnbar waren.

Eine historische Besonderheit ist der auf der Edmundsburg unter Aufsicht von Pater Dominicus Beck am 12. Mai 1786 errichtete zweite Blitzableiter Salzburgs (der erste befand sich auf dem Schloss Mirabell). Nach der 1816 erfolgten Angliederung Salzburgs an die Habsburgermonarchie wechselte die Liegenschaft 1834 den Besitzer. 1853 wurde hier auf Initiative von Pater Peter Egerer eine „Anstalt für arme Knaben im Herzogtum Salzburg“ eingerichtet. Dazu stiftete die Kaiserin Carolina Augusta, die vierte Ehefrau des Kaisers Franz von Österreich, die selbst kinderlos geblieben war, 10.000 fl. Die Anstalt sollte sich der Erziehung verwahrloster Knaben aus dem ganzen Herzogtum Salzburg widmen. Protektor des Besserungs- und Rettungshauses zur Erziehung und Besserung verwahrloster Knaben war der jeweilige Erzbischof. Als Direktoren fungierten die Äbte des Klosters, aus dem Stift St. Peter wurden auch die Erzieher gestellt.

Als der Bedarf an weiteren Plätzen in der Erziehungsanstalt gewachsen war, wurde 1902 ein weiteres Gebäude errichtet (das heutige Institutshaus 2a „Edith-Stein-Haus“). In den beiden Häusern konnten bis zu 130 Knaben untergebracht werden, die Kreuzschwestern von Linz führten das Internat.

Im Edith-Stein-Haus wurden 1930 die bis heute bestehenden Salzburger Hochschulwochen, als Vorläufer der seit 1962 wiedererrichteten Alma Mater Paridiana, gegründet. Bei dem ersten Kongress war die Philosophin Edith Stein anwesend, deren erster öffentlicher Vortrag in Salzburg („Der Eigenwert der Frau in seiner Bedeutung für das Leben des Volkes“) starke Beachtung fand.

In der NS-Zeit wurde die Edmundsburg enteignet, aber als Schülerheim weitergeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Pater Eberhard Steinbrecher OSB vom Stift St. Peter bis 1959 die Leitung.

Der Ruf des Heimes war aber nicht der beste; vielmehr war es eine beliebte Einschüchterung, aufmüpfigen Kindern mit der Edmundsburg zu drohen. In abgewandelter Weise und ohne Anspruch auf historische Wahrheit kommt dies auch in dem Roman von Wolf Haas Silentium! zum Ausdruck.

Gegenwart

Als in den 1960er Jahren Pläne für eine Internationale Universität reiften, wurde die Liegenschaft von der Erzdiözese Salzburg übernommen. Das dem Katholischen Hochschulwerk angegliederte „Internationale Forschungszentrum für Grundfragen der Wissenschaften Salzburg“ (IFZ) wurde hier 1964 auf Initiative von Stefan Rehrl geschaffen und bildete eine internationale Stütze bei der Wiedererrichtung der Salzburger Universität.

Das „Katholische Hochschulwerk“ ist auch heute noch in dem Edith-Stein-Haus untergebracht. Ebenso findet sich hier das Österreichische Institut für Europäische Rechtspolitik.

2008 wurde die Edmundsburg durch die Erzdiözese und die Universität Salzburg grundlegend saniert. Seit dem 27. Oktober 2008 ist das Gebäude Sitz eines Europa- und Forschungszentrums. In diesem interdisziplinären Studienzentrum („Salzburg Center of European Union Studies“) forschen Mitarbeiter mehrerer Disziplinen (Rechtswissenschaft, Theologie, Gesellschaftswissenschaften). Stadt, Land und Universität Salzburg haben überdies in Teilen der Edmundsburg das Stefan Zweig Centre Salzburg eingerichtet. Ebenso befindet sich hier das von Adolf Haslinger gegründete „Salzburger Literaturarchiv“.

Die Edmundsburg ist zu Fuß über die sog. Festspielstiege, auch Clemens-Holzmeister-Stiege genannt, oder mittels eines Liftes erreichbar; der Eingang dazu findet sich in der Mönchsbergparkgarage im Toscaninihof.

Literatur

  • Adolf Hahnl: Die Landsitze der Äbte von St. Peter. In Amt der Salzburger Landesregierung – Kulturabteilung (Hrsg.): Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum. St. Peter in Salzburg. 3. Landesausstellung, 15. Mai – 26. Oktober 1982. Schätze europäischer Kultur (S. 54–58). Salzburg: 1982.
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Nachweise