Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 06.01.2019, aktuelle Version,

Erica Tietze-Conrat

Erica Tietze-Conrat (geboren 20. Juni 1883 in Wien, Österreich-Ungarn; gestorben 12. Dezember 1958 in New York) war eine österreichisch-US-amerikanische Kunsthistorikerin.

Leben

Erica Conrat stammte aus einer großbürgerlichen jüdischen Familie in Wien, die zum Protestantismus konvertiert war. Sie war die jüngste von drei Schwestern, deren älteste, Ilse, Bildhauerin wurde. Der Vater Hugo Conrat (eigentlich Cohn) war als begeisterter Musikliebhaber mit Johannes Brahms befreundet. Auch Erica war hochmusikalisch, spielte Klavier und war unter anderem mit Alexander von Zemlinsky und Arnold Schönberg befreundet, durch die sie Karl Kraus kennenlernte. Außerdem verband sie eine langjährige Freundschaft mit Alma Mahler.

Erica Conrat studierte Kunstgeschichte an der Universität Wien bei Franz Wickhoff und Alois Riegl und wurde 1905 mit der Dissertation Beiträge zur Geschichte Georg Raphael Donners promoviert. Sie war damit die erste Frau, die das Studium der Kunstgeschichte an der Wiener Universität mit dem Doktorat abschloss. Die Arbeit wurde von Franz Wickhoff und Julius von Schlosser betreut. Im selben Jahr heiratete sie ihren Studienkollegen Hans Tietze, den sie in seinen weitgesteckten wissenschaftlichen Aktivitäten zeitlebens tatkräftig unterstützte. Der Schwerpunkt ihrer eigenen Forschungstätigkeit lag auf der Barockskulptur.

Das Ehepaar Tietze war mit zahlreichen zeitgenössischen Künstlern befreundet. Oskar Kokoschka malte 1909 das heute im Museum of Modern Art in New York befindliche Doppelbildnis. Der Bildhauer Georg Ehrlich schuf zwei Bronzebüsten von Hans und Erica Tietze (heute in der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien), und zahlreiche Porträtzeichnungen Ericas.

1938 emigrierte das Ehepaar in die USA, wo Erica Tietze nach dem Tod ihres Mannes noch bis an ihr eigenes Lebensende an kunsthistorischen Publikationen arbeitete.

Im Herbst 2004 wurde in Wien eine Internationale Hans Tietze und Erica Tietze-Conrat Gesellschaft gegründet, welche sich die Pflege des Gesamtwerkes des Kunsthistoriker-Ehepaares zur Aufgabe gemacht hat.

Werke (Auswahl)

  • Die Kunst der Frau. Ein Nachwort zur Ausstellung in der Wiener Sezession. In: Zeitschrift für bildende Kunst, N.F. 22, 1911, S. 146–148.
  • Österreichische Barockplastik, Wien 1920.
  • Oskar Laske, Wien 1921.
  • Andrea Mantegna, Leipzig 1923.
  • Der französische Kupferstich der Renaissance, München 1925.
  • The Drawings of the Venetian Painters in the 15th and 16th Centuries, New York 1944 (gemeinschaftlich mit Hans Tietze)
  • Mantegna. Paintings, Drawings, Engravings, London 1955.
  • Georg Ehrlich, London 1956.
  • Dwarfs and Jesters in Art, London 1957.
  • „I then asked myself: what is the ‚Wiener Schule‘?“ Erinnerungen an die Studienjahre in Wien, hrsg. v. von Alexandra Caruso, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte. Bd. 59, 2011, S. 207–218 (Digitale Fassung; vermutlich von 1958; befasst sich vor allem mit Franz Wickhoff und Alois Riegl).
  • Tagebücher, 3 Bände, hrsg. v. Alexandra Caruso, Böhlau, Wien 2015.

Literatur

  • Essays in Honor of Hans Tietze, Paris 1958 (mit Bibliographie der Schriften von Hans Tietze und Erica Tietze-Conrat).
  • Almut Krapf-Weiler: Erica Tietze Conrat (1883–1958) und Alma Mahler-Schindler (1879–1964), eine Begegnung. In: Ohne Rauch geht nichts! Eine Festgabe zum 50. Geburtstag von Dr. Peter Rauch, Böhlau, Wien u. a. 1992, S. 77–84.
  • Almut Krapf-Weiler: "Löwe und Eule". Hans Tietze und Erica Tietze-Conrat – eine biographische Skizze. In: Belvedere, 1, 1999, S. 64–83.
  • Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. Teil 2: L–Z. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11339-0, S. 679–703.
  • Almut Krapf-Weiler (Hrsg.): Erica Tietze-Conrat. Die Frau in der Kunstwissenschaft. Texte 1906–1958, Wien 2007.
  • Sabine Plakolm-Forsthuber: Tietze-Conrat, Erica, In: Brigitta Keintzel, Ilse Korotin (Hrsg.): Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken. Böhlau, Wien u. a. 2002, ISBN 3-205-99467-1, S. 749–753.