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vom 14.11.2021, aktuelle Version,

Ernst Stückelberg

Stückelberg, um 1900

Ernst Stückelberg (Taufname Johann Ernst Melchior Stickelberger; * 21. Februar 1831 in Basel; † 14. September 1903 ebenda) war ein Schweizer Maler, einer der populärsten seiner Zeit.

Leben

Einladung an Johann Rudolf Rahn für die Feier zu Stückelbergs 70.  Geburtstag

Ernst Stickelberg entstammte der Basler Patrizierfamilie Stickelberger. Sein Vater war der Kaufmann Emanuel Stickelberger, dessen zweite Frau war seine Mutter Susanne, die Schwester von Melchior Berri. Er änderte den seit dem 14. Jahrhundert geführten Familiennamen Stickelberger zu Stückelberg. Nach dem frühen Tod seines Vaters 1833 kümmerte sich Melchior Berri um seine Ausbildung. Ersten Zeichenunterricht erhielt Stickelberger in seiner Schulzeit im Gymnasium von Hieronymus Hess und Ludwig Adam Kelterborn (1849–1850).

Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine Lehre beim Porträtisten Johann Friedrich Dietler in Bern. 1850 studierte Stückelberg in Antwerpen an der Akademie bei Gustave Wappers. Die dort entstandenen Werke sind in der Sammlung des Basler Kunstverein aufbewahrt. Anschliessend reiste er zu Studienzwecke nach Paris und hatte dort u. a. Kontakt zu Anselm Feuerbach.

1853 ging Stückelberg nach München, wo er für kurze Zeit bei Moritz von Schwind Unterricht nahm. Von 1854 bis 1856 studierte er an der Kunstakademie in München.[1] Dort entstand 1855 eines seiner bekanntesten Historienbilder Melchtal kehrt zu seinem auf Geheiss Landenbergs, des Vogts von Sarnen, geblendeten Vater zurück.

1856 reiste Stückelberg für fünf Monate nach Florenz, um von 1857 bis 1859 in Rom zu leben und zu arbeiten. Dort wohnte er an der Via San Carlo alle Quattro Fontane Nr. 53, bei Teresa Reinhart, der Tochter von Johann Christian Reinhart.

In Rom traf er sich mit seinen alten Künstlerfreunde Arnold Böcklin, Franz-Dreber, Rudolf Henneberg und Anselm Feuerbach und lernte u. a. Caspar von Zumbusch, Julius Moser und Victor von Meyenburg kennen. In den Sommermonaten malte er an verschiedenen Orten ausserhalb Roms, so in Vicovaro, Cervara und in Anticoli-Corrado. Stückelberg war der erste Maler, der sich 1858 zum Arbeiten in dem Bergdorf niederliess. Später entwickelte sich in diesem Ort eine Malerkolonie.

1860 zog Stückelberg nach Zürich, wo er sich mit Rudolf Koller, Gottfried Keller, Friedrich Theodor Vischer und Conrad Ferdinand Meyer anfreundete. Ab 1862 reiste er wieder nach Italien und erkrankte dort. Zuerst kehrte er in den Tessin zurück, dann begab er sich zur Erholung nach St. Moritz, zu einem weiteren Kuraufenthalt schließlich nach Zandvoord.

Nach Basel zurückgekehrt heiratete er 1866 die Tochter des aus Mülhausen stammenden Kaufmanns Eduard Brüstlein-du Pasquier, Maria Elisabeth Brüstlein (1842–1927), mit der er sieben Kinder hatte. Ihre Hochzeitreise führte sie nach Neapel, Pompeji und Capri. Wieder in Basel stellte er die dort entstandenen Bilder im Stadtcasino aus.

Von 1867 bis 1926 war Stückelberg Lehrer für Kunstgeschichte an der Gewerbeschule in Basel. 1860 wurde er von Jacob Burckhardt aufgefordert, einen Entwurf für das geplante St. Jakobs-Denkmal in Basel anzufertigen, die bei der zuständigen stadträtlichen Kommission auf Anerkennung stiessen. Der in Rom niedergelassene Bildhauer Ferdinand Schlöth, dem in dem ein Jahr zuvor durchgeführten Wettbewerb für seinen Entwurf der ersten Preis zuerkannt worden war, war jedoch nicht bereit, ein von fremder Hand ausgeführter Entwurf auszuführen, wiewohl er mit Stückelberg während dessen Romaufenthaltes einen freundschaftlichen Umgang gepflegt hatte.[2]

Es folgten Lehranfragen von verschiedenen Akademien, die er jedoch ablehnte. 1871 kaufte Stückelberg in Basel den «Erismannshof» und malte ihn von 1873 bis 1874 mit Fresken aus.

1877 malte er im Treppenhaus der Basler Kunsthalle das Wandbild Das Erwachen der Kunst. Außerdem gewann er den Wettbewerb zur Ausschmückung der Tellskapelle am Urnersee. Dafür bezog er ein Atelier im alten Zwingenherrenturm in Bürglen. Am 24. Juni 1883 wurde das Wandbild eingeweiht und Stückelberg erhielt den Titel eines Ehrendoktors der Universität Zürich.

Ernst Stückelberg (1831–1903) Kunstmaler. Familiengrab, Stückelberg-Bruestlein-Merian-Jud-von Wittgenstein. Wolfgottesacker in Basel.
Familiengrab, Wolfgottesacker in Basel.

1888 hielt sich Stückelberg wieder in Rom, Capri und in Anticoli-Corrado auf.

1882 verstarb Stückelbergs Mutter. Der Tod seiner Schwester 1890 führte zu einem fünfjährigen Unterbruch in Stückelbergs Schaffen. 1901 fand zu seinem 70. Geburtstag eine Jubiläumsausstellung in der Kunsthalle Basel statt, an der Johann Rudolf Rahn als Vertreter der Universität Zürich eine Rede hielt. Im selben Jahr entstanden erste Studien zu Fresken für die Kapelle in der Hohlen Gasse, die aber nie ausgeführt wurden. Stückelberg zeigte seine Arbeiten an nationalen und internationalen Ausstellungen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen.

Parallel zu den Arbeiten an der Tellskapelle malte Stückelberg 1883 im Auftrag von Peter Conradin von Planta eines seiner bekanntesten Werke: Der letzte Ritter von Hohenrätien stürzt sich in den Abgrund der Via Mala, in dem Stückelberg die Sage des letzten Ritters der Burg Hohenrätien oberhalb Thusis aufgreift. Das Bild hängt heute im Bündner Kunstmuseum.

1873 wurde Stückelberg Ritter des Franz-Joseph-Ordens. Sein Künstlername Stückelberg, den er 1881 angenommen hatte, wurde 1885 vom Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt offiziell zum gesetzlichen Namen erklärt.

Eine Tochter von Stückelberg war die Kunstmalerin Marie Stückelberg (1869–1917)[3] und Gertrud Stückelberg (1871–1944). Ein Sohn war der Historiker Ernst Alfred Stückelberg, ein Enkel der Mathematiker Ernst Carl Gerlach Stückelberg. Stückelberg fand auf dem Friedhof Wolfgottesacker seine letzte Ruhestätte.

Werk

Stückelbergs populäre Kunst, die einer streng hierarchischen Ordnung der Genre-, der Porträt- und der Landschaftsmalerei unterliegt, wurde als bieder, plakativ und volksnah beschrieben. Zu seinen bekanntesten Werken gehören das 1884 entstandene Bildnis Mädchen mit der Eidechse (das in Bernhard Schlinks Erzählband Liebesfluchten abgedruckt ist, dort jedoch einem – nicht existierenden – Maler namens René Dalmann zugeschrieben wird) sowie die Fresken in der Tellskapelle am Urnersee, über die Josef Viktor Widmann schreibt:

„Diese effektvollen Bilder sind mir als löbliche Kunstwerke erschienen, nur zu schön, ganz so wie Schillers Jambenfluß. Ich hatte so viel von der ungeheuren Realistik sprechen hören, die Stückelberg nun zum ersten Male in die historische Malerei einführe. Da habe ich doch nach dieser Seite hin mehr Kraft erwartet, Bilder, die nicht auf den ersten Anblick wie lindes Baumöl in das Auge hineinfließen, sondern die sich zuerst sperren […]. Das ist nun so ganz mein individueller Eindruck und ich mache durchaus nicht Anspruch, ihn für ein berechtigtes Kunsturtheil auszugeben. Aber ich komme nicht darüber weg; Stückelberg erscheint mir in seinen Werken wie in der Musik der liebenswürdige und angenehme Mendelssohn, der so ganz am Platze ist in der Melusinenouvertüre, aber nicht ganz im Elias. Das Basler Museum hat doch Stückelbergs bestes Bild — die Prozession in den Sabinerbergen[4]; diese Stoffe entsprechen meines Erachtens dem weichen und glatten Pinselstriche des reichbegabten Künstlers zehnmal besser als das Heroische.“

J. V. Widmann: Spaziergänge in den Alpen. Wanderstudien und Plaudereien (1885), S. 77 f.

Ein Beispiel für ein von ihm erstelltes kleines Gemälde ist Villa Mignonne, St. Raphael (12 mal 22 cm, mit Öl auf Holz gemalt). Es entstand 1896 und zeigt eine Seelandschaft. Von diesen sogenannten Brettchen hat Stückelberg hunderte gemalt; er trug bei seinen Malutensilien immer einige solcher gleich grossen Holzbrettchen mit sich.

Literatur

Commons: Ernst Stückelberg  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Akademie der bildenden Künste München: 1854, Matrikelbuch. Abgerufen am 29. November 2019.
  2. Stefan Hess / Tomas Lochman (Hg.), Klassische Schönheit und vaterländisches Heldentum. Der Basler Bildhauer Ferdinand Schlöth (1818–1891), Basel 2004, S. 46, 48.
  3. Marie Stückelberg (1869–1917)
  4. gemeint ist das Gemälde Marientag im Sabinergebirge (1860).