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vom 26.08.2021, aktuelle Version,

Flughafen Aspern

Flughafen Aspern
Flughafen Aspern (1934)
Kenndaten
ICAO-Code LOWA
Koordinaten

48° 13′ 29″ N, 16° 30′ 30″ O

Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 17 km nordöstlich von Wien
Straße B3 Groß Enzersdorfer Straße
Basisdaten
Eröffnung 1912
Schließung 2009

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Der Flughafen Aspern oder auch Flughafen Wien-Aspern (ICAO-Code: LOWA) war als einst größter österreichischer Flughafen der Vorgänger des heutigen Flughafens Wien-Schwechat. Er lag in Aspern, einem Teil des 22. Wiener Gemeindebezirkes Donaustadt, am östlichen Stadtrand von Wien. Seit 2009 entsteht hier die Seestadt Aspern.

Geschichte

Flugfeld Aspern aus der Vogelperspektive im Juni 2007: in der Mitte der vorderen Rollbahn das Kfz-Trainingsgelände des ARBÖ; in der linken oberen Ecke der Gebäudekomplex von General Motors mit der langgestreckten Halle des Motoren- und Getriebewerks und dahinter – weniger gut ersichtlich – die beiden kleineren Gebäude
Der Flughafen war beliebter Ausflugsort in der Monarchie. (Foto der Familie des Erzherzogs Leopold Salvator bei einer Luftschau, der Erzherzog zeigte großes Interesse an der Luftfahrt und war Hobbyballonfahrer)
Windrichtungsanzeiger am Flughafen im Jahr 1931

Der Flughafen Aspern wurde am 23. Juni 1912 als neuer Veranstaltungsort für die „Wiener Flugwoche“ eröffnet, da die Aviatiker nicht mehr auf der Simmeringer Heide starten wollten. Der Eröffnungstag leitete eine internationale Flugwoche ein, bei der es gleich am ersten Tag zu drei Unfällen kam. Ein Jahr später, am 9. Juni 1913, landete Graf Zeppelin mit dem Luftschiff „Sachsen“ auf dem Asperner Flugplatz.[1]

Im Zuge einer Luftfahrtschau im Jahr 1914 erzielte Oblt. i. R. und Generaldirektor Heinrich Bier mit einer Lloyd LS-1, einem Doppeldecker der Ungarischen Lloyd Flugzeug- und Motorenfabrik, vier Höhenweltrekorde mit Flügen bis auf 5440 m.

Doch bereits 1914 wurde die Zivilluftfahrt nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand eingestellt und er diente nur militärischen Zwecken. Hier wurden die Flugzeuge, die in der Nähe beim Unternehmen Aviatik hergestellt wurden, eingeflogen, bevor sie in Einsatz gehen konnten.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Flughafen nach den vielen durch den Vertrag von Saint-Germain aufgetragenen Zerstörungen erst 1920 wieder für den internationalen Flugverkehr ausgebaut und 1926 erweitert.[2]

Während des Bürgerkriegs in Österreich im Februar 1934 startete Godwin Brumowski hier zum einzigen Luftangriff dieser blutigen Auseinandersetzung. Es ging gegen den Gemeindebau Goethehof im 22. Wiener Gemeindebezirk.

Beim Anschluss am 12. März 1938 landeten die deutschen Soldaten und funktionierten ihn sofort wieder in einen Luftwaffenstützpunkt um.

Die folgende Tabelle zeigt eine Auflistung ausgesuchter fliegender aktiver Einheiten (ohne Schul- und Ergänzungsverbände) der Luftwaffe der Wehrmacht, die hier zwischen 1938 und 1945 stationiert waren.[3]

Von Bis Einheit Ausrüstung
April 1938 Oktober 1938 I./JG 138 (I. Gruppe des Jagdgeschwaders 138) Fiat CR.32, Heinkel He 51, Messerschmitt Bf 109C/D
November 1938 April 1939 I./JG 134 Arado Ar 65, Arado Ar 68E, Messerschmitt Bf 109B/D
Mai 1939 August 1939 I./JG 76 Messerschmitt Bf 109E
April 1941 April 1941 II./KG 4 (II. Gruppe des Kampfgeschwaders 4) Heinkel He 111H
August 1941 September 1941 III./KG 55 Heinkel He 111H
Oktober 1941 November 1941 I./KG 55 Heinkel He 111H
Januar 1943 Februar 1943 II./JG 27 Messerschmitt Bf 109G
Mai 1943 Oktober 1943 II./KG 54 Junkers Ju 88A-4
September 1944 September 1944 Stab/JG 77 Messerschmitt Bf 109G-6

Bei Kriegsende wurde zwar alles zerstört und geplündert, der Rest wurde aber von der Roten Armee beschlagnahmt. Nach der Besatzungszeit wurde der Flugplatz vom Österreichischen Aero-Club übernommen und für Sportflugzeuge genutzt.

Schwechat, schon 1938 als Militärflugplatz gegründet, übernahm mit seiner Eröffnung im Jahr 1954 als Zivilflugplatz diese Rolle für Wien von Aspern. Von Juni 1956 an wurden auf dem Flugplatz Autorennen veranstaltet. Das letzte fand am 27. März 1977 statt.

Die Errichtung der zweiten Piste 16/34 am Flughafen Schwechat, welche am 6. Oktober 1977 eröffnet wurde, bedeutete am 30. April 1977 das Ende des Asperner Flugplatzes, da dessen Flugverkehr zu nahe an der Anflugschneise der neuen Schwechater Piste gelegen wäre. Die ansässigen Fliegerclubs übersiedelten großteils nach Wiener Neustadt.

Zurückgehend auf das Bestreben des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky, dessen Wunsch ein Austrodaimler gewesen ist, wurde zur automotiven Betriebsansiedlung mit geplanten rund 3.000 Arbeitsplätzen ein an die Großenzersdorfer Straße angrenzender Teil des aufgelassenen Flughafengeländes abgetrennt. Dieser wurde an General Motors mit den beiden 100-%-Tochtergesellschaften General Motors Austria Ges.m.b.H. und General Motors Austria Werke Ges.m.b.H.[4] langfristig zum Symbolwert verpachtet. Die an General Motors gewährten staatlichen und städtischen Förderungen zur Errichtung eines Motoren- und Getriebewerkes erregten in Österreich gesellschaftlich wie politisch Aufregung und sorgten für parlamentarische Anfragen und hitzige Diskussionen im Hohen Haus.

Erbaut wurde der Gebäudekomplex in den Jahren 1980/81. Ab Ende 1981 begann die Probeproduktion, 1982 wurde das Werk unter Teilnahme von hoher Politik und Prominenz offiziell eröffnet und der Regelbetrieb aufgenommen. Der großen, langgestreckten Werkshalle (zwischenzeitlich nach den Seiten hin vergrößert) angrenzend ist der ebenfalls einstöckige, wesentlich kürzere Bau mit den Sozialräumen (Umkleiden, Sanitärbereiche etc.) für die Belegschaft, Büros, Speisesaal und Ordinationsräume für den Werksarzt sowie KFZ-Teststände für die Qualitätskontrolle/-sicherung. Zur Straße hin vorgelagert ist das markante aus drei Etagen bestehende Verwaltungsgebäude mit der zentralen Aula im Erdgeschoß, dem darin seitlich nach hinten versetzten Speisesaal und den je vier kreisrunden Stiegenhäusern an jeder Längsaußenseite (deshalb umgangssprachlich scherzhaft auch als „der Achtzylinder“ bezeichnet). Um auch die in den Innenbereichen gelegenen Büros mit ausreichend Licht zu versorgen hat das Gebäude zwei kleine begrünte Innenhöfe.

Das auf viele Jahre unverbaute Areal diente ab dem Jahr 1988 dem Autofahrerklub ARBÖ als Verkehrsübungsplatz. Am östlichen Ende befand sich seit 1. April 2001 der Stützpunkt des ÖAMTC-Rettungshubschraubers „Christophorus 9“. Ab 2004 musste dieser auf ein Ausweichgrundstück übersiedeln, das in der Nähe von General Motors (Opel Wien) zur Verfügung gestellt wurde.[5]

Die Stadt Wien bot 2006 die Asperngründe als Bauplatz für eine Spitzenuniversität an, setzte sich allerdings gegen das niederösterreichische Maria Gugging nicht durch.

Im Juli 2009 kam das endgültige Aus für das Flugfeld Aspern. Am Freitag, dem 3. Juli 2009 wurde der Abbruch der noch bestehenden Rollbahn begonnen.

Stadtentwicklung

Gedenktafel zum Asperner Flugfeld 1912–1977

Es existieren im Zielgebiet Flugfeld Aspern einige alte Betriebe, aber auch seit 1982 ein großes Werk von Opel Wien (bis 2011 General Motors). Seit 2009 entsteht auf dem ehemaligen Flugfeld die Seestadt Aspern, eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas der 2010er Jahre. Bis 2028 sollen in diesem neuen Stadtteil über 20.000 Menschen wohnen und arbeiten.[6]

Zwischenfälle

Literatur

Commons: Flughafen Aspern  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Hofmann: Die Stadt von gestern : Entdeckungsreise durch das verschwundene Wien. Wien 2018, ISBN 978-3-222-13610-8.
  2. Österreichische Nationalbibliothek-Anno, Salzburger Chronik vom 7. April 1926
  3. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–1945 Austria (1937 Borders), S. 34–36, abgerufen am 4. September 2014
  4. GMA Ges.m.b.H. und GMAW Ges.m.b.H. wurde nach mehreren Gesellschaftsverschmelzungen, -abspaltungen, -wiederverschmelzungen und Umfirmierungen seit Mai 2011 zur Opel Wien GmbH sowie seit März 2001 zur Schwestergesellschaft Opel Austria Vertrieb GmbH.
  5. Christophorus 9. (Nicht mehr online verfügbar.) oeamtc.at, archiviert vom Original am 13. September 2016; abgerufen am 3. September 2016.
  6. Rollbahn am Flugfeld Aspern ist Geschichte. Abbrucharbeiten begonnen – Spatenstich für neuen Stadtteil: Forschungspark und „Seestadt Wien“ geplant. In: Der Standard/APA. 3. Juli 2009, abgerufen am 11. August 2019.
  7. Unfallbericht Ju 52 OY-DAL, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 4. Dezember 2017.