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vom 18.08.2021, aktuelle Version,

Gerichtsbezirk Lomnitz an der Popelka

Ehemaliger  Gerichtsbezirk
Lomnitz an der Popelka
(tschechisch: soudní okres Lomnice nad Popelkou)
Basisdaten
Kronland Böhmen
Bezirk Semil
Sitz des Gerichts Lomnitz an der Popelka (Lomnice nad Popelkou)
Vorlage:Infobox Gerichtsbezirk/Wartung/Keine Kennziffer
zuständiges Landesgericht  Königgrätz
Fläche 125,41 km2
(1910)
Einwohner 18.540
Aufgelöst 1919
Abgetreten an Tschechoslowakei

Der Gerichtsbezirk Lomnitz an der Popelka (bis 1896 Lomnitz, tschechisch: soudní okres Lomnice nad Popelkou, bis 1896 Lomnice) war ein dem Bezirksgericht Lomnitz an der Popelka unterstehender Gerichtsbezirk im Kronland Böhmen. Er umfasste Gebiete im Norden Böhmens im heutigen Liberecký kraj. Zentrum des Gerichtsbezirks war die Stadt Lomnitz an der Popelka (Lomnice nad Popelkou). Das Gebiet gehörte seit 1918 zur neu gegründeten Tschechoslowakei und ist seit 1993 Teil der Tschechischen Republik.

Geschichte

Die ursprüngliche Patrimonialgerichtsbarkeit wurde im Kaisertum Österreich nach den Revolutionsjahren 1848/49 aufgehoben. An ihre Stelle traten die Bezirks-, Landes- und Oberlandesgerichte, die nach den Grundzügen des Justizministers geplant und deren Schaffung am 6. Juli 1849 von Kaiser Franz Joseph I. genehmigt wurde.[1] Der Gerichtsbezirk Lomnitz gehörte zunächst zum Kreis Jičin und umfasste 1854 die 25 Katastralgemeinden Altlomnic, Běla, Bittauchow, Cidlina, Chlum, Hollenic, Kyje, Knižnic, Koschow, Koschtialow, Kostelko, Libuň, Liebstadtl, Lhoiabradlec, Lomnic, Neudorf, Plauschnitz, Rudolfowic, Rwačow, Stružinec, Siřenow, Tuhan, Wesselý, Žernow und Žlabek.[2] Der Gerichtsbezirk Lomnitz bildete im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[3] ab 1868 gemeinsam mit den Gerichtsbezirken Semil (tschechisch: soudní okres Semily) und Eisenbrod (Železný Brod) den Bezirk Semil.[4] 1896 wurde der Gerichtsbezirk Lomnitz analog zur Umbenennung bzw. Namensergänzung des Gerichtssitzes in Lomnitz an der Popelka bzw. Lomnice nad Popelkou benannt.[5]

Im Gerichtsbezirk Lomnitz an der Popelka lebten 1869 17.636 Menschen auf einer Fläche von 2,2 Quadratmeilen bzw. in 24 Gemeinden.[6] 1900 waren es 17.453 Personen.[7] Der Gerichtsbezirk Lomnitz an der Popelka wies 1910 eine Bevölkerung von 18.540 Personen auf, von denen 18.516 Tschechisch[8] und 10 Deutsch als Umgangssprache angaben. Im Gerichtsbezirk lebten zudem 14 Anderssprachige oder Staatsfremde.[9]

Durch die Grenzbestimmungen des am 10. September 1919 abgeschlossenen Vertrages von Saint-Germain kam der Gerichtsbezirk Lomnitz an der Popelka vollständig zur neugegründeten Tschechoslowakei, wobei die Gerichtseinteilung bis 1938 im Wesentlichen bestehen blieb. Nach dem Münchner Abkommen wurde das Gebiet dem Protektorat Böhmen und Mähren zugeschlagen und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Teil des Okres Semily, zu dem es bis heute gehört. Nachdem die Bezirksbehörden im Zuge einer Verwaltungsreform 2003 ihre Verwaltungskompetenzen verloren, werden diese von den Gemeinden bzw. dem Liberecký kraj wahrgenommen, zu dem das Gebiet um Lomnice nad Popelkou seit Beginn des 21. Jahrhunderts gehört.

Gerichtssprengel

Der Gerichtssprengel umfasste 1910 die 26 Gemeinden Bělá (Běla), Bradlecká Lhota (Lhota Bradletz), Chlum, Cidlina, Holenice (Holenitz), Jívany (Jiwan), Knížnice (Knižnitz), Košov (Koschow), Košťálov (Koschtialow), Kotelsko, Kyje (Kaile), Libštát (Liebstadtl), Libuň (Libun), Lomnice nad Popelkou (Lomnitz an der Popelka), Nová Ves (Neudorf), Ploužnice (Plauschnitz), Rváčov (Rwačow), Stará Lomnice (Altlomnitz), Stružinec (Stružinetz), Syřenov (Syřenow), Tatobity (Tatobit), Tuhaň (Tuhan), Veselá (Wessely), Žďár (Zdar), Želechy (Želech) und Žernov (Žernow).

Einzelnachweise

  1. Landes-Gesetz- und Regierungs-Blatt für das Kronland Böhmen (Dritte Abtheilung des Ergänzungs-Bandes) 1849, Nr. 110: „Organisirung der Gerichte in dem Kronlande Böhmen.“
  2. Landes-Regierungs-Blatt für das Königreich Böhmen 1854, I. Abtheilung, XLVII. Stück, Nr. 277: „Verordnung der Ministerien des Inneren, der Justiz und der Finanzen vom 9. Oktober 1854, betreffen die politische und gerichtliche Organisirung des Königreichs Böhmen“
  3. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen ...“
  4. Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868, die Durchführung des Gesetzes vom 19. Mai 1868 (Reichs-Gesetz-Blatt Nr. 44) in Böhmen, Dalmatien, Oesterreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnthen, Bukowina, Mähren, Schlesien, Tirol und Vorarlberg, Istrien, Görz und Gradiska betreffend.
  5. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1896, Nr. 84: „Verordnung des Justizministeriums, betreffend die geänderte Benennung des Bezirksgerichtes Lomnitz bei Jiín in Böhmen“
  6. Böhmische k. k. Statthalterei (Hrsg.): Orts-Repertorium des Königreiches Böhmen. Mit Benützung der von der k .k. statistischen Central-Commission zusammengestellten Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1869 herausgegeben. Prag 1872, S. 11
  7. C.k. místodržitelství (Hrsg.): C.k. místodržitelství (Hrsg.): Seznam míst v Království českém. K rozkazu c. k. místodržitelství na základě úřadních udání sestaven. Prag 1907, S. 478
  8. In der Volkszählung wurden Personen mit böhmischer, mährischer und slowakischer Umgangssprache zusammengefasst
  9. k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915, S. 401

Literatur

  • k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915 (Spezialortsrepertorien der österreichischen Länder)