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vom 27.06.2021, aktuelle Version,

Hermann Schürrer

Hermann Schürrer (auch: Hermann Schürer; * 14. Dezember 1928 in Wolfsegg am Hausruck, Oberösterreich; † 29. November 1986 in Wien) war ein österreichischer Schriftsteller, vor allem Lyriker.

Leben

In einem Bergarbeiterdorf als Sohn eines Steigers geboren,[1] kam Schürrer 1951 nach Wien, wo er Jura, Geschichte, Englisch, Psychologie und Germanistik studierte. Während seines Studiums war er von 1952 bis 1954 Mitglied der Burschenschaft Olympia Wien. Nach der Relegation von der Universität lebte er als Mitarbeiter eines Grafikers, verrichtete Handlangerdienste und verkehrte in Kaffeehäusern. Im Juli 1970 stellte er sein Projekt Europa ist ein faules Ei. Ich setze meinen Kopf dagegen im griechischen Gastlokal Hellas[2] in Wien vor.

Ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof

Schürrer wurde mehrfach „wegen Amtsehrenbeleidigung und Widerstandes gegen die Staatsgewalt“ bestraft. Bei einer Anklage wegen „Vagabondage“ zog das Gericht einen Kulturkritiker hinzu, der erklärte, dass „Hermann Schürer als eines der bemerkenswertesten Talente“ Österreichs gelten könne, woraufhin Schürrer freigesprochen wurde.[3] Insgesamt hatte er zwei Jahre im Gefängnis und zwei Jahre in einer psychiatrischen Anstalt verbracht, bevor er für zwei Jahre nach West-Berlin zog.

Er gründete 1975 zusammen mit Gerhard Jaschke die avantgardistische Literaturzeitschrift Freibord und war Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung.

Nach seinem Tod wurde er in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 40, Nummer 131) bestattet. Sein Nachlass befindet sich in der Wienbibliothek.

Preise

Werke (Auswahl)

  • Der kleinere Teil einer größeren Abrechnung – Lyrik und Prosa. Hrsg.: Reinhard Priessnitz und John Sailer. Journal, Jahrgang 1, No. 1, Wien 1970.
  • Europa: Die Toten haben nichts zu lachen. Reihe Hanser 59. Carl Hanser Verlag, München 1971, ISBN 3-446-11399-1.[4]
  • Kriminelle Spielereien in der Sandkiste der Weltverbesserer. – Wiener Blut zur Ergänzung der europäischen Mythomanie. – Ein Märchenbuch für frühreife Erwachsene. Freibord, Wien 1977.[5][6]
  • Der letzte Yankee-Doodle vor dem Untergang der Vereinigten Staaten – Voräffung einer Liquidation. Freibord sr 7, Wien 1981.
  • Klar Schilf zum Geflecht – Das ABC von A–Zet. Lyrische Texte 1954–1984. Hrsg.: Lui Dimanche. Medusa Verlag, Wien/Berlin 1984, ISBN 3-85446-113-5.

Literatur

  • Hermann Schürrer zum 50. Geburtstag. In: Freibord 3, H. 13/14. (Mit Beiträgen von Gerhard Jaschke, Joe Berger, Gerald Bisinger, Günter Brus, Elfriede Czurda, Elfriede Gerstl, Robert Menasse, Reinhard Priessnitz, Franz West, Franz Schuh und anderen.)
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 629–631.
  • Robert Menasse: Der Typus des „Außenseiters“ im Literaturbetrieb (Am Beispiel Hermann Schürrer). Studie zum eigentümlichen Verhältnis von offiziösem Literaturbetrieb und literarischem „underground“ im Österreich der Zweiten Republik. Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Wien 1980.
  • Christian Millecker: Studien zu Hermann Schürrer. Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Wien 1992.

Einzelnachweise

  1. Schürrers Mutter Katharina beschreibt ihre eigene Herkunft in dem von Therese Weber herausgegebenen Band Häuslerkindheit – Autobiographische Erzählungen. Böhlau, Wien/Köln/Graz 1984, ISBN 3-205-06152-7, S. 39–46.
  2. "Das Hellas" war in Wien 4, Rechte Wienzeile 19, war damals eines von drei Szenelokalen, neben Café Dobner und Gärtnerinsel, nahe bzw. in der Rechten Wienzeile. Das Hellas schloss in den 1980er nach Insolvenz, die Räume wurden vom Hauseigner lange als Lager genutzt. Tel. Info von Richard Weihs, 16. März 2021, Helium4
  3. Manfred Jasser: Der dichtende Landstreicher, der Richter und die Gnade. In: Neue Kronen Zeitung, 23. Jänner 1982, S. 33.
  4. Kosmisches Loch. In: Der Spiegel. 30. August 1971, abgerufen am 26. März 2016 (Buchbesprechung).
  5. Jahreszahl laut books.google.de, im Buch nicht angegeben.
  6. 2005 vom Ersten Wiener Lesetheater aufgeführt.