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vom 19.05.2022, aktuelle Version,

Hirtenberg

Marktgemeinde
Hirtenberg
Wappen Österreichkarte
Hirtenberg (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Baden
Kfz-Kennzeichen: BN
Fläche: 1,47 km²
Koordinaten: 47° 56′ N, 16° 11′ O
Höhe: 280 m ü. A.
Einwohner: 2.545 (1. Jän. 2022)
Bevölkerungsdichte: 1730 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2552
Vorwahl: 02256
Gemeindekennziffer: 3 06 15
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Bahngasse 1
2552 Hirtenberg
Website: www.hirtenberg.at
Politik
Bürgermeister: Karl Brandtner (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(21 Mitglieder)
14
4
3
14  4  3 
Insgesamt 21 Sitze
Lage von Hirtenberg im Bezirk Baden
BadenBerndorfHeiligenkreuzPottensteinSeibersdorf
Lage der Gemeinde Hirtenberg im Bezirk Baden (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

BW

Hirtenberg ist eine Marktgemeinde mit 2545 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2022) im Bezirk Baden, Niederösterreich. Südlich des Orts fließt die Triesting.

Geografie

Der Ort liegt am Talausgang des Triestingtals. Die aus dem Wienerwald kommende Triesting fließt hier ins Wiener Becken. Durch die Gemeindezusammenlegung von Matrei am Brenner mit Mühlbachl und Pfons am 1. Jänner 2022 wurde Hirtenberg zur flächenmäßig kleinsten Marktgemeinde und insgesamt zur drittkleinsten Gemeinde Österreichs.

Nachbargemeinden

Nachbargemeinden sind Leobersdorf, Enzesfeld-Lindabrunn und Berndorf (St. Veit).

Leobersdorf
Berndorf Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Enzesfeld-Lindabrunn

Einwohnerentwicklung


(Quelle: Statistik Austria[1])
Volkszählung 1971 1981 1991 2001 2011
Einwohner 2.164 2.147 2.088 2.270 2.605

Geschichte

Die ältesten Siedlungsfunde in der Gegend stammen aus der Jungsteinzeit.

Der Ortsname geht auf die Feste Huotto aus dem 13. Jahrhundert zurück, die sich früher auf einer Anhöhe namens Steinkamperl über dem Dorf erhob.

Nachdem im Jahre 1477 der ungarische König Matthias Corvinus in Österreich eingefallen war und im ganzen Land Orte, Felder und Festungen verwüstet hatte, verzeichnete die Siedlung einen gewissen Niedergang. Während der Ersten Wiener Türkenbelagerung wurden im Raum Leobersdorf-Enzesfeld-Hirtenberg am 19. September 1532 die letzten Truppen des osmanischen Befehlshabers Kasim Bey aufgerieben.

Am 2. Jänner 1870 (vollzogen am 22. Dezember 1870) kam es mit Allerhöchster Entschließung zur Trennung des Ortes Hirtenberg von den Orts- beziehungsweise Katastralgemeinden Leobersdorf und Enzesfeld sowie zur Konstituierung von Hirtenberg als selbständige Ortsgemeinde – mit einer Fläche von nur 1,10 km².[2]

Ab 1832 befand sich in der Nachbarortschaft Enzesfeld auf dem unweit der Kirche neu angelegten Friedhof eine Hirtenberger Ecke. 1878 sollte die Gemeinde Hirtenberg zur Erweiterung des voll belegten Enzesfelder Friedhofs einen entsprechenden Beitrag leisten, entschied sich jedoch zur Anlage eines eigenen Ortsfriedhofs, der am 20. Oktober 1878 eingeweiht werden konnte.[3]

Ortsfriedhof, Gründungskreuz (1878)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der zuvor von Landwirtschaft und Weinbau geprägte Ort zum Gewerbestandort. Eine besondere Rolle spielte dabei die Rüstungsindustrie mit der bekannten Hirtenberger Patronenfabrik (siehe auch: Wöllersdorfer Werke und Fritz Mandl). Bei der Markterhebung und Wappenverleihung im Jahre 1929 wählte man als Motive für das Wappen eine Fabrik mit drei rauchenden Schornsteinen und einem Wasserturm. Am 8. Jänner 1933 enthüllte die Arbeiter-Zeitung die Hirtenberger Waffenaffäre. Mussolini lieferte Waffen an die österreichischen Heimwehren und nach Ungarn. Die Patronenfabrik diente als Zwischenlager.

Die Auftragslage des Munitionswerks in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg „war gut“: 3800 Beschäftigte erzeugten pro Tag eine Million Patronen. Diese Leistung wurde von keiner ähnlichen Fabrik in Mitteleuropa erreicht.[4]

Für Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg für die Patronenfabrik (damals Teil der Wilhelm-Gustloff-Stiftung) bestand vom 28. September 1944 bis 15. April 1945 im östlichen Teil des Ortes an der Grenze zu Leobersdorf ein für eine Belegungsstärke von 459 Personen ausgelegtes Frauenlager, ein Außenlager des KZ Mauthausen, dessen Insassinnen Infanteriemunition herstellen mussten.[5]

Hirtenberg (oben rechts) und Umgebung um 1873 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)
Ehemalige Textilfabrik Josef Keim und Sohn, von jenseits der Triesting-Brücke aus gesehen. ( Welt-Icon)
Primärstruktur der die Triesting überspannenden Fachwerk-Stahlbrücke der 1978 abgebauten Schleppbahn zur Patronenfabrik ( Welt-Icon)

Der Ort besitzt ein reiches Vereinsleben. Das im Jahre 1999 renovierte Kulturhaus bietet Platz für Veranstaltungen mit bis zu 600 Personen.

Wappen

Blasonierung: Im blauen Schild erhebt sich auf grünem Rasen ein silberfarbenes, vierschiffiges Fabrikgebäude, überragt von einem Wasserturm und drei rauchenden Schlöten. Roter Feuerschein leuchtet aus der Tür- und Fensteröffnungen.

Verkehr

Am Ort vorbei fährt die Südwestbahn von Leobersdorf kommend (und seit 2004 zwischen Weißenbach-Neuhaus und Hainfeld von einer Buslinie ersetzt) durch das Triestingtal und das Gölsental nach Sankt Pölten.

Die Haltestelle Hirtenberg, auf Enzesfelder Gemeindegebiet zwischen einem bewaldeten Abhang und dem Ufer der Triesting beengt gelegen, diente, lagebestimmt, stets nur dem Personenverkehr. Lokale Güter kamen (und kommen) über den Bahnhof Enzesfeld auf die Schiene. Für die in Hirtenberg sich befindenden Industriebetriebe wurden Schleppgleise Richtung bzw. zum Bahnhof Enzesfeld-Lindabrunn verlegt (1916: Fa. Fridolin Keller; 1917: Patronenfabrik; o. J.: zur Textilfabrik Josef Keim und Söhne[6] sowie Fa. KROMAG[7]), die jedoch sämtlich wieder entfernt wurden.

Parallel zur Bahn verläuft die Hainfelder Straße B18. Eine Buslinie fährt sowohl Richtung Berndorf als auch über Enzesfeld nach Leobersdorf.

Öffentliche Einrichtungen

Bildung

In der Gemeinde gibt es einen Kindergarten,[8] eine Volksschule und eine Neue Mittelschule.[9]

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche
Soldatendenkmal, rechts vor der Kirche
  • Pfarrkirche Hirtenberg
  • Soldatendenkmal neben der Kirche:
    Ein acht Tonnen schwerer Gesteinsblock aus Merkenstein, der von einem flügelschwingenden Adler aus Bronze bekrönt wird, mit einer Marmortafel mit den Namen der Gefallenen und Vermissten aus dem Ersten (28 Opfer) und Zweiten Weltkrieg (118 Opfer). Die Enthüllung fand am 30. Oktober 1932 statt.[10]

Söhne und Töchter

Literatur

  • Andreas Huber: Das „öde Schloß“ von Hirtenberg. Verlag des Gymnasialvereines Berndorg, Berndorf 1934, OBV.
  • Walter Rieck: Kulturgeographie des Triestingtales. Dissertation. Universität Wien, Wien 1957, OBV.
  • Fritz Hanauska: Heimatbuch der Marktgemeinde Hirtenberg. Marktgemeinde Hirtenberg, Hirtenberg 1980, OBV.
  • Thomas Schweinschwaller: Hafterleben im Normalstrafvollzug. Analyse der drogenfreien Abteilung der Strafvollzugsanstalt Hirtenberg. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 1997, OBV.
  • Klaus-Dieter Mulley (Hrsg.): Geschoße – Skandale – Stacheldraht. Arbeiterschaft und Rüstungsindustrie in Wöllersdorf, Enzesfeld und Hirtenberg. Eigenverlag der Gewerkschaft der Eisenbahner, Ortsgruppe Ebenfurth Pottendorfer Linie, Ebenfurth 1999, ISBN 3-9500563-1-6, OBV.
  • Michaela Holeczy: Neue Möglichkeiten der Verhaltensbeeinflussung am Beispiel der drogenfreien Zone der Justizanstalt Hirtenberg. Diplomarbeit. Universität Salzburg, Salzburg 2001, OBV.
Commons: Hirtenberg  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung von Hirtenberg. (PDF)
  2. Nö LGBl 1871/3. In: Landesgesetz- und Verordnungsblatt für das Erzherzogthum Österreich unter der Enns, Jahrgang 1871, S. 3. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lgn
  3. Hanauska: Heimatbuch. S. 317 f.
  4. Hanauska: Heimatbuch. S. 214.
  5. Hirtenberg. (Nicht mehr online verfügbar.) In: mauthausen-memorial.at. KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Bundesministerium für Inneres, archiviert vom Original am 9. Oktober 2014; abgerufen am 1. Oktober 2020.
  6. Correspondenzen. (…) Hirtenberg. (Schleppbahn). In: Badener Zeitung, Nr. 31/1897 (XVII. Jahrgang), 17. April 1897, S. 8, oben rechts. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bzt
  7. Hanauska: Heimatbuch. S. 244.
  8. Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 5. Oktober 2020.
  9. Schulensuche auf Schulen online, abgerufen am 6. September 2020
  10. Die Geschichte von Hirtenberg bis zum Jahr 1945. In: hirtenberg.at. Archiviert vom Original am 17. März 2011; abgerufen am 8. Dezember 2019.
  11. Hanauska: Heimatbuch. S. 367.
  12. Hanauska: Heimatbuch. S. 371.