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vom 26.07.2022, aktuelle Version,

Hohe Schlüsselblume

Hohe Schlüsselblume

Hohe Schlüsselblume (Primula elatior)

Systematik
Familie: Primelgewächse (Primulaceae)
Unterfamilie: Primuloideae
Gattung: Primeln (Primula)
Untergattung: Primula
Sektion: Primula
Art: Hohe Schlüsselblume
Wissenschaftlicher Name
Primula elatior
(L.) Hill
Blüte

Die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) ist eine Pflanzenart, die zur Gattung der Primeln (Primula) gehört. Ein weiterer Trivialname ist Wald-Schlüsselblume (Schweiz). Ihre Blütenstände erscheinen bereits im März als einer der ersten Frühlingsboten auf feuchten Wiesen, am Bachrand und im Auwald.

Beschreibung

Die Hohe Schlüsselblume ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von etwa 10 bis 30 Zentimeter erreicht. Die beiderseits behaarten Laubblätter stehen in einer grundständigen Rosette zusammen, erreichen eine Länge von etwa 20 cm und gehen, immer schmäler werdend, langsam in den geflügelten Blattstiel über. Der Blattrand weist eine unregelmäßige und feine Zähnung auf.

Die hellgelben Blüten erscheinen von März bis Mai. Die Blüten sind im Vergleich zur Echten Schlüsselblume (Primula veris) größer und heller gefärbt. Im Unterschied zur Echten Schlüsselblume ist bei der Hohen Schlüsselblume der Schlund der Blüten goldgelb und der Kelch sitzt eng den Blütenblättern an. Die Blüten duften außerdem nur geringfügig. Zur Unterscheidung der beiden Arten aber tragen vor allem die unterschiedlichen Standortanforderungen bei; die Echte Schlüsselblume ist nur in trockenen Wiesen, Gebüsch und lichten Wäldern zu finden.

Illustration:1. blühende Pflanze mit 2. langgriffeliger und 3. kurzgriffeliger Blüte
Pollenkörner der Wald-Schlüsselblume im Lichtmikroskop.
Blütenstände der Hohen Schlüsselblume
Blütenstände der Hohen Schlüsselblume

Die zylindrisch geformten Kapselfrüchte der Hohen Schlüsselblume stehen an steif aufrecht stehenden Fruchtstielen und sind meist länger als der Kelch.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[1]

Ökologie

Der Nektar der Schlüsselblume befindet sich tief unten in der Blütenröhre. Als bestäubende Insekten kommen daher nur langrüsselige Arten wie Hummeln und Schmetterlinge in Frage. Bei Bienen kann man jedoch manchmal beobachten, dass sie die Kronröhre von außen aufbeißen, um auf diese Art an den Nektar zu gelangen.

Die Schlüsselblume zählt zu den sogenannten Austrocknungsstreuern. Die Fruchtkapseln, die die Samen enthalten, rollen sich bei trockenem Wetter zurück und erlauben so, dass die Samen ausgestreut werden. Bei feuchten Wetter krümmen sich die Kapselzähne wieder nach innen und verschließen so die Kapsel.

Die Pflanze dient u. a. auch den Raupen der gefährdeten Schmetterlingsart Schlüsselblumen-Würfelfalter als Futterpflanze.

Die Hohe Schlüsselblume wird vom Rostpilz Puccinia primulae befallen.[2]

Vorkommen

Die Hohe Schlüsselblume ist in Europa weit verbreitet und besiedelt in Vorderasien die östliche Türkei, den nördlichen Iran sowie Armenien, Aserbaidschan und Georgien in der Kaukasusregion und im südlichen Sibirien die russische Republik Altai.[3]

Man findet die Hohe Schlüsselblume häufig in krautreichen Eichen-Hainbuchen-Wäldern, in Auen- und Schluchtwäldern und in Bergwiesen. Sie bevorzugt feuchten, nährstoff- und basenreichen, lockeren Boden, auch an schattigen Standorten. Sie zeigt Lehmboden an.

In den Allgäuer Alpen steigt die Art in Bayern am Rauheck bis zu 2300 m Meereshöhe auf.[4]

Nach Ellenberg ist sie subozeanisch verbreitet, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger, lebt auf stickstoffreichen Standorten und ist eine Ordnungscharakterart der Edellaub-Mischwälder und verwandter Gesellschaften (mesophytischen, buchenwaldartigen Laubwälder Europas (Fagetalia sylvaticae)).[5]

Unterarten

Man kann folgende Unterarten unterscheiden[6]:

  • Primula elatior (L.) L. subsp. elatior: Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz für diese Unterart: Feuchtezahl F = 3+ (feucht), Lichtzahl L = 2 (schattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[7]
  • Primula elatior subsp. amoena (M. Bieb.) Greuter & Burdet: Sie kommt in der Türkei, in Armenien und Georgien vor.[6]
  • Primula elatior subsp. intricata (Gren. & Godr.) Widmer: Sie kommt in Mittel- und Südeuropa vor.[6]
  • Primula elatior subsp. leucophylla (Pax) W.W. Sm. & H.R. Fletcher: Sie kommt in Polen und Rumänien vor.[6]
  • Primula elatior subsp. lofthousei (Hesl.-Harr. f.) W.W. Sm. & H.R. Fletcher: Sie kommt nur in Spanien vor.[6]
  • Primula elatior subsp. pallasii (Lehm.) W.W. Sm. & Forrest: Sie kommt in Vorderasien vor.[6]
  • Primula elatior subsp. pseudoelatior (Kusn.) W.W. Sm. & Forrest: Sie kommt in der Türkei vor.[6]

Verwendung

Aus den Blüten und Wurzeln der Hohen und der Echten Schlüsselblume wird Tee hergestellt, der schleimlösend und Auswurf fördernd wirkt.

Sorten der Hohen Schlüsselblume werden auch als Zierpflanze genutzt. Die so genannten Elatior-Hybriden Primula ×polyantha sind allerdings trotz ihres Namens keine Abkömmlinge der Hohen Schlüsselblume, sondern entstammen der Kreuzung Primula veris × vulgaris, der Echten und der Stängellosen Schlüsselblume (siehe dort).

Literatur

  • Gertrud Scherf: Wiesenblumen. Der etwas andere Naturführer. blv, München 2004, ISBN 3-405-16909-7.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
  • Dietrich Frohne: Heilpflanzenlexikon. Ein Leitfaden auf wissenschaftlicher Grundlage. 7. völlig neu bearb. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsanstalt, Stuttgart 2002, ISBN 3-8047-1897-3.
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
  • Siegfried Schlosser, Lutz Reichhoff, Peter Hanelt: Wildpflanzen Mitteleuropas. Nutzung und Schutz. Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1991, ISBN 3-331-00301-8.

Einzelnachweise

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 736.
  2. Peter Zwetko: Die Rostpilze Österreichs. Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. (PDF; 1,8 MB).
  3. GRIN Taxonomy for Plants. Taxon: Primula elatior (L.) Hill. In: Germplasm Resources Information Network. United States Department of Agriculture - Agricultural Research Service, Beltsville Area, abgerufen am 4. Juni 2011 (englisch).
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1.
  5. Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3, S. 1053.
  6. 1 2 3 4 5 6 7 K. Marhold (2011): Primulaceae. Primula elatior In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  7. Primula elatior (L.) L. subsp. elatior In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 26. Mai 2022.
Commons: Hohe Schlüsselblume  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien