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vom 04.05.2022, aktuelle Version,

Innsbrucker Dom

Dom St. Jakob in Innsbruck

Der Dom zu St. Jakob in Innsbruck, oftmals auch nur kurz als Innsbrucker Dom bezeichnet, ist die Kathedrale beziehungsweise der Bischofssitz der römisch-katholischen Diözese Innsbruck. Die Domkirche ist dem Apostel Jakobus d. Ä. geweiht, das Patrozinium wird am Jakobitag, dem 25. Juli gefeiert.

Geschichte

Blick vom Stadtturm des Alten Rathauses zum Innsbrucker Dom
Mariahilf (nach 1537) von Lucas Cranach d. Ä., am Hochaltar

Vermutlich bestand die in einem Vertrag von 1180 als „ecclesia in foro“ bzw. „div chirche in dem markt“[1] erwähnte Kirche bereits 1181/1182. Von 1270 datiert die erste urkundliche Nachricht einer St. Jakobskirche in Innsbruck. 1494 entstand die älteste erhaltene Ansicht der gotischen Kirche auf einem Aquarell von Albrecht Dürer, 1556 erfolgte eine Darstellung im Schwazer Bergwerksbuch. 1643 wurde St. Jakob eine selbständige Pfarre, während sie vorher eine Filialkirche von Wilten war. Das Pfarrwappen zeigt Pilgerstab und Pilgermuschel des heiligen Jakob. 1650 gelangte das berühmte Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren in die Kirche, welche sich in der Folge zu einem Marienwallfahrtsort entwickelte. 1689 richtete ein Erdbeben Schäden an der Kirche an.

Zwischen 1717 und 1724 wurde der Neubau nach den Plänen von Johann Jakob Herkomer und Johann Georg Fischer im Stil des Barock ausgeführt. Im Jahr 1904 wurde die Innsbrucker Stadtpfarre zur Propstei erhoben und der Propst mit besonderen Rechten ausgestattet. Er war fortan für die Zeit seines Amtes Apostolischer Protonotar ad instar participantum und hatte nun das Recht, Mitra, Pektorale und Ring zu tragen. 1944 wurde die Kirche durch alliierte Bombentreffer beschädigt. 1964 entstand die Diözese Innsbruck, wodurch die Pfarrkirche in den Rang einer Bischofskirche (Dom) erhoben wurde. Im Jahr 2000 wurde im Südturm eine Sakramentskapelle eingerichtet. Im selben Jahr fanden auch die Feierlichkeiten anlässlich des 350. Jubiläums der Übertragung des Gnadenbildes Mariahilf in die damalige Stadtpfarrkirche mit gleichzeitiger Einweihung der neuen Domorgel statt. 2003 wurde der Trierer Universitätsprofessor Manfred Scheuer im Dom zu St. Jakob von seinem Amtsvorgänger Alois Kothgasser, zum vierten Bischof der Diözese geweiht, 2004 übernahm der bisherige Seelsorgeamtsleiter der Diözese Innsbruck Prälat Florian Huber das Amt des Propstes zu St. Jakob von Prälat Gotthard Egger. Propst Huber war neben seiner Funktion als Dom- und Stadtpfarrer bis zur Dekanewahl 2018 auch Dekan des Dekanates Innsbruck.

Die Weihe der Kirche an St. Jakob weist auf die Lage von Innsbruck an der Pilgerstraße (Jakobsweg) nach Santiago de Compostela in Spanien hin, einer der drei bedeutendsten Pilgerstätten des Mittelalters neben Jerusalem und Rom.

Baukunst

Innenraum zum Hochaltar hin

In der Kirche befindet sich das Grabmal von Maximilian III. Deutschmeister, Landesfürst von Tirol 1612–1618. Der Entwurf stammt von Caspar Gras, nach anderer Ansicht von Hubert Gerhard[2], der Guss von Heinrich Reinhart. Besonders interessant sind die Salomonischen Säulen, die unter anderem mit Pflanzen, Schnecken, Vögeln und Heuschrecken verziert sind. Oben kniet der Landesfürst mit St. Georg und dem Drachen. St. Georg war bis 1772 Landespatron von Tirol, dann folgte St. Josef. Seit 2005 ist der Heilige Georg dem Heiligen Josef als 2. Landespatron zur Seite gestellt.

Eine Grabplatte erinnert auch an Erzherzog Eugen, Oberbefehlshaber der österreichisch-ungarischen Armee im Ersten Weltkrieg, ebenfalls Angehöriger des Deutschen Ordens.

Die vergoldete Kanzel ist ein Werk von Nikolaus Moll um 1724. Die Kanzel wird gestützt von den personifizierten drei göttlichen Tugenden: Glaube (Engel mit Kreuz), Liebe (Engel, der auf das Herz zeigt), Hoffnung (Engel mit Anker).

Die Deckenfresken stammen von Cosmas Damian Asam, der Stuck von Egid Quirin Asam. Es handelt sich dabei um barocke Illusionsmalerei.

Im Zentrum des Hochaltarretabels befindet sich das Mariahilf-Bild von Lukas Cranach dem Älteren. Der Hochaltar selbst wurde 1729 von Cristoforo Benedetti und seinem Sohn Teodoro geschaffen. Von den beiden stammen auch der Fußboden im Chorraum sowie weitere Seitenaltäre, die im Auftrag des Fürstbischofs von Brixen Kaspar Ignaz von Künigl entstanden sind.[3]

Orgel

Orgel

Die große Orgel auf der Westempore wurde in den Jahren 1998 bis 2000 von der österreichischen Orgelbauwerkstatt Pirchner (Steinach a. Br.) in dem Gehäuse der Orgel von Johann Kaspar Humpel aus dem Jahre 1725 erbaut, unter Verwendung von Pfeifenmaterial der Vorgängerorgel. Das Instrument hat mechanische Spiel- und Registertrakturen und insgesamt 57 Register (3729 Pfeifen)[4].

I Hauptwerk C–g3
1. Bordun 16′
2. Prinzipal 8′
3. Voce umana 8′
4. Hohlflöte 8′
5. Gamba 8′
6. Oktave 4′
7. Spitzflöte 4′
8. Quinte 223
9. Superoktave 2′
10. Mixtur major IV 2′
11. Mixtur minor IV 113
12. Cornet V (ab cis1) 8′
13. Fagott 16′
14. Trompete 8′
15. Clairon 4′
II Oberwerk C–g3
(schwellbar)
16. Quintadena 16′
17. Prinzipal 8′
18. Rohrflöte 8′
19. Salizional 8′
20. Vox coelestis 8′
21. Oktave 4′
22. Nachthorn 4′
23. Fugara 4′
24. Nasard 223
25. Oktave 2′
26. Terz 135
27. Sifflet 1′
28. Mixtur IV 113
29. Trompette Harm. 8′
30. Cromorne 8′
Tremulant
III Unterwerk C–g3
(schwellbar)
31. Gedeckt 8′
32. Spitzgamba 8′
33. Prinzipal 4′
34. Gedeckt 4′
35. Flöte 2′
36. Larigot 113
37. Scharff III 1′
38. Echokornett III 223
39. Voix humaine 8′
Tremulant
IV Rückpositiv f0–d3
(Solo)
40. Prinzipal 8′
41. Flöte 8′
42. Prinzipal 4′
43. Oktave 2′
44. Mixtur III 113
45. Sesquialtera II 223
46. Trompete 8′
Pedalwerk C–f1
47. Prinzipal 16′
48. Subbass 16′
49. Violonbass 16′
50. Quintbass 1023
51. Oktavbass 8′
52. Bassflöte 8′
53. Oktave 4′
54. Mixtur VI 223
55. Posaune 16′
56. Trompete 8′
57. Schalmey 4′
  • Koppeln: II/I, III/I, I/III, I/P, II/P, III/P
  • Spielhilfen:
    • An- und Absteller: Unterwerk ein/aus, Rückpositiv ein/aus
    • Sperrventile: Hauptwerk Außenladen ab (Nr. 1, 5, 12–15), Pedal Außenladen ab (Nr. 49, 50, 55–57)

Glocken

Die Mariahilfglocke zählt zu den bedeutendsten Glocken des Historismus in Österreich.

Die Mariahilfglocke (auch Große Pfarrglocke) ist die zweitgrößte historische Kirchenglocke in Tirol. Sie wurde von der Innsbrucker Glockengießerei Grassmayr im Jahre 1846 gegossen und ist im Nordturm untergebracht. Jeden Freitag um 15 Uhr erinnert sie an die Todesstunde Christi. Die 1961 und 1965 neu erworbenen sieben Glocken stammen aus derselben Gießerei und hängen im Südturm. Seit 1982 ist im Nordturm das Innsbrucker Friedensglockenspiel untergebracht; es umfasst 48 Glocken und ist somit das größte und umfangreichste Glockenspiel Österreichs. Die Glocken mit einem Gesamtgewicht von 4.100 kg wurden in der niederländischen Glockengießerei Eijsbouts gegossen und ertönen täglich um 12:10 Uhr.

Im September 2018 wurde die alte gesprungene Glocke 5 durch eine neue ersetzt.[5]

Nr. Name Gussjahr Gießer,
Gussort
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(HT-16tel)
Bemerkung
1 Mariahilf- oder
Große Pfarrglocke
1846 Johann Grassmayr,
Innsbruck
2210 6342 g0 –7
2 Priminus 1961

(Gl. 5 2018)

Grassmayr,
Innsbruck
1720 3123 h0 –4
3 Josef und Georg 1410 1674 d1 –4
4 Paulus 1280 1221 e1 –4
5 Anna und Petrus Canisius 1070 777 g1 –4
6 Matthäus 940 475 a1 –4
7 Christophorus und
Homobonus
850 356 h1 –4
8 Totenglocke 700 202 d2 –4

Medien

Commons: Innsbrucker Dom  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 2: 1140–1200. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-7030-0485-8, S. 281–286, Nr. 758.
  2. Johanna Felmayer: Hubert Gerhard in Innsbruck und das Grabmal Maximilians des Deutschmeisters. Hintergründe, Zusammenhänge, Perspektiven. Herausgegeben und für die Veröffentlichung bearbeitet von Gabriele Werner-Felmayer, Stefanie Holzer und Walter Klier, StudienVerlag: Innsbruck-Wien-Bozen 2005, ISBN 978-3-7065-1821-5.
  3. Andrea Bacchi, Luciana Giacomelli (Hrsg.): Scultura in Trentino. Il Seicento e il Settecento: volume secondo. Provincia Autonoma di Trento, Trient 2003, ISBN 88-86602-55-3. S. 68
  4. Einzelheiten in der Festschrift „275 Jahre Orgelgeschichte zu St. Jakob in Innsbruck“, von Reinhard Jaud, Domorganist zu St. Jakob.
  5. orf.at: Innsbrucker Dom bekommt neue Glocke. Artikel vom 17. September 2018, abgerufen am 18. September 2018.