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vom 29.09.2021, aktuelle Version,

Josef Schintlmeister

Josef Schintlmeister im Lesesaal des ZfK Rossendorf

Josef Schintlmeister (* 16. Juni 1908[1] in Radstadt; † 14. August 1971 in Hinterglemm)[2] war ein österreichischer Kernphysiker und Mitarbeiter am Uranprojekt und am sowjetischen Atombombenprojekt.

Leben

Grab von Josef Schintlmeister auf dem Loschwitzer Friedhof in Dresden

Als Dozent für Experimentalphysik am 2. Physikalischen Institut der Universität Wien wirkte er im Zweiten Weltkrieg am deutschen Kernforschungsprojekt (Uranverein) in der Gruppe von Georg Stetter, die sich mit Kernspaltung und Resonanzabsorptionsquerschnitten von Neutronen befasste. Dabei fand er auch Hinweise auf die Existenz eines neuen Elements Plutonium, publiziert in vier geheimen Berichten 1940 bis 1942 (teilweise mit Friedrich Hernegger).[3] Sie fanden, dass es spaltbar war und in einem Reaktor erzeugt werden konnte.[4] Er trug darüber auf einer Fachkonferenz im Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin im Februar 1942 vor.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als einer der Spezialisten im sowjetischen Kernwaffenprojekt am Labor 2 und am späteren Kurtschatow-Institut. 1955 kehrte er nach Österreich zurück, ging jedoch bald darauf in die DDR, wo er Professor für Kernphysik an der TU Dresden wurde. Er war auch Direktor am Zentralinstitut für Kernforschung in Dresden-Rossendorf und hier Leiter des Bereiches Zyklotron.[5]

In den 1950er Jahren war er Vertreter der DDR im wissenschaftlichen Rat des Kernforschungsinstituts Dubna (mit Heinz Pose und Klaus Fuchs).[6]

Er gab die deutsche Übersetzung der Lehrbücher von Aage Bohr und Ben Mottelson (Theorie der Atomkerne) und von Jakow Frenkel (Prinzipien der Theorie der Atomkerne, 1957) heraus.[7]

1964 erhielt Schintlmeister den Nationalpreis der DDR III. Klasse für Wissenschaft und Technik.

Josef Schintlmeister war ein erfahrener Alpinist mit internationaler Bekanntheit.[8]

Darstellung Schintlmeisters in der bildenden Kunst

  • Rudolf Bergander: Prof. Josef Schintlmeister (Tafelbild, Öl, 1964; im Bestand des Sächsischen Kunstfonds)[9]

Schriften

  • Die Elektronenröhre als physikalisches Meßgerät. Röhrenvoltmeter, Röhrengalvanometer, Röhrenelektrometer. 3. Auflage. Springer Verlag, Wien 1943
  • mit Heinz Barwich, Fritz Thümmler: Das Zentralinstitut für Kernphysik am Beginn seiner Arbeit. Aus Anlaß der Inbetriebnahme des ersten Forschungsreaktors der Deutschen Demokratischen Republik: gehaltene Vorträge. Akademie Verlag, 1958
  • mit Wunibald Kunz: Tabellen der Atomkerne, Teil 1 Eigenschaften der Atomkerne, 2 Bände. Akademie-Verlag, 1958 (englische Übersetzung: Nuclear Tables, 2 Bände. Pergamon Press, 1959)
  • mit Wunibald Kunz: Tabellen der Atomkerne, Teil 2 Kernreaktionen, 2 Bände, Akademie-Verlag, 1965, 1967 (englische Übersetzung: Pergamon Press, 1968)
  • mit Franz Rudolf Keßler: Einführung in die physikalischen Grundlagen der Kernenergiegewinnung. Akademie Verlag, 1969

Einzelnachweise

  1. Taufbuch - TFBVI | Radstadt | Salzburg, rk. Diözese | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 30. Oktober 2018.
  2. Lebensdaten nach: Sächsische Landesbibliothek Dresden
  3. Walter Kutschera, Wolfgang Reiter: Josef Schintlmeister und der Wiener Uranverein. 2011
  4. Schintlmeister, Hernegger: Über ein bisher unbekanntes, alpha-strahlendes chemisches Element. G-55, 10. Dezember 1940. Dieselben: Die Stellung des Elementes mit Alphastrahlen von 1,8 cm Reichweite im periodischen System. III Bericht. G-111, 23. Mai 1941. Dieselben: Weitere chemische Untersuchungen an dem Element mit Alphastrahlen von 1,8 cm Reichweite. II Bericht. G-112, Mai 1941. Schintlmeister: Die Aussichten für eine Energieerzeugung durch Kernspaltung des 1,8 cm Alphastrahlers. G-186, 26. Februar 1942. GP steht für “German Reports” und ist eine gängige Abkürzung der überwiegend geheimen deutschen Berichte des Uranprojekts, Verzeichnis z. B. Mark Walker: Die Uranmaschine. Siedler 1990, Goldmann TB, S. 313ff.
  5. Hardwin Jungclaussen: Frei in drei Diktaturen – Wie ich mein Leben erlebte und wie ich mein Glück fand. Autobiografie. trafo Verlagsgruppe Dr. Wolfgang Weist, trafo Literaturverlag, Reihe Autobiographien Band 48, Berlin 2015, S. 139, ISBN 978-3-86465-050-5.
  6. Poser: zur Geschichte des JINR Dubna (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lomonossow.de
  7. Außerdem Augusta Lavruchina, J. A. Solotow: Die Transurane. VEB Verlag Grundstoffindustrie, 1961. Baldin, Goldanski, Rosental: Kinematik der Kernreaktionen. Akademie Verlag, 1963. Aufsatzsammlung russischer Autoren (Smorodinski u. a.): Der Isospin von Atomkernen. Akademie Verlag 1960
  8. Hardwin Jungclaussen: Frei in drei Diktaturen – Wie ich mein Leben erlebte und wie ich mein Glück fand. Autobiografie. trafo Verlagsgruppe Dr. Wolfgang Weist, trafo Literaturverlag, Reihe Autobiographien Band 48, Berlin 2015, S. 104–107, ISBN 978-3-86465-050-5.
  9. SKD | Online Collection. Abgerufen am 29. September 2021.


Weiterführendes#

-- Bruns Valentina, Donnerstag, 31. Dezember 2015, 18:27