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vom 25.02.2020, aktuelle Version,

Karl III. Philipp (Pfalz)

Karl III. Philipp von der Pfalz im Harnisch, J. Ph. van der Schlichten, um 1733, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
Karl Philipp im jungen Alter, Gemälde vermutlich nach Pieter van der Werff.
Barocke Kasel, gefertigt aus einem gestifteten, weltlichen Prunkgewand des Kurfürsten Karl Philipp; Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim. Die zum Kreuz zusammengefügten Goldborten waren ursprünglich die gegenüberliegenden Knopf- bzw. Knopflochleisten am kurfürstlichen Rock.

Karl III. Philipp von der Pfalz, auch Carl Philipp, (* 4. November 1661 in Neuburg; † 31. Dezember 1742 in Mannheim) war von 1716 bis 1742 regierender Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz.

Leben

Frühe Jahre

Karl Philipp war das siebte von 17 Kindern seiner Eltern Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg und Elisabeth Amalia Magdalena von Hessen-Darmstadt. Als jüngerer Bruder war er eigentlich zum geistlichen Stand bestimmt. Ohne geistliche Weihen wurde er bereits mit 14 Jahren Domherr in Köln, 1677 in Salzburg, 1679 in Mainz sowie im gleichen Jahr Malteserritter. Er erhielt jedoch zudem eine militärische Ausbildung. 1684 beendete er seine geistliche Karriere und trat in den kaiserlichen Dienst.

Er nahm von 1691 bis 1694 an den Türkenkriegen teil und brachte es bis zum Generalfeldmarschall. 1694 wurde er als Ritter in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen.

1712 wurde er zum Gubernator der ober- und vorderösterreichischen Lande in Innsbruck ernannt.

Kurfürst von der Pfalz

Nach dem Tode seines älteren Bruders Johann Wilhelm im Jahr 1716 trat er dessen Nachfolge als Kurfürst der Pfalz und Herzog von Pfalz-Neuburg sowie von Jülich und Berg an, ließ sich allerdings erst 1718 in Heidelberg nieder. Düsseldorf, die Residenz seines Vorgängers, verschmähte er, weil die dortigen Landstände von ihm geforderte Gelder nicht bewilligen mochten.[1] Der durch seinen katholischen Glauben geprägte Kurfürst geriet ebenfalls in Konflikt mit dem reformierten Kirchenrat. So versuchte er, den Heidelberger Katechismus zu verbieten und die Heidelberger Heiliggeistkirche als katholisches Gotteshaus und Wittelsbacher Begräbniskirche einzuziehen, indem er das existierende Simultaneum durch Einreißen der Trennmauer aufhob. Nachdem er auf Druck protestantischer Staaten und des Kaisers nachgeben und den Protestanten das Kirchenschiff zurückgeben musste, verlegte er kurzerhand 1720 die Residenz der Kurpfalz von Heidelberg nach Mannheim. Noch im gleichen Jahr wurde der Grundstein für das Mannheimer Schloss gelegt sowie mit dem Bau des an das Schloss angeschlossenen Jesuitenkollegiums begonnen. Im Jahr 1733 wurde der Grundstein zur Mannheimer Jesuitenkirche gelegt, die als einer der bedeutendsten Kirchenbauten der Gegenreformation in Deutschland und eine der größten Barockkirchen Süddeutschlands gilt.

Mit der Wittelsbacher Hausunion von 1724 konnte der innerfamiliäre Streit insbesondere zwischen den in der Kurpfalz und Kurbayern regierenden Linien beigelegt werden. Darin eingeschlossen waren auch die geistlichen Wittelsbacher Fürsten. Im Rahmen der Wittelsbachischen Hausunion endlich zu einem Vergleich in der lange umstrittenen Vikariatsfrage, der vorsah, dass Bayern und die Pfalz künftig gemeinsam das rheinische Vikariat ausüben wollten.[2] Als nach dem überraschenden Tod Kaiser Karls VI. im Oktober 1740 die Kurfürsten Karl Albrecht von Bayern und Karl Philipp am 30. Oktober 1740 die Übernahme des Reichsvikariats bekanntgaben, führte das zum Protest der evangelischen Reichsstände. Der Wittelsbacher Hausvertrag von 1724 war weder vom Kaiser noch von den Reichsständen anerkannt worden. Erst als sich Karl Albrecht und Karl Philipp am 18. Januar 1741 mit dem sächsischen Kurfürst Friedrich August II., der auf seine verbriefte Beteiligung am Reichsvikariat bestand, als ihren Konvikar einigten, konnten die Streitigkeiten beendet werden.[3] Die Einigkeit der beiden Wittelsbacher Kurfürsten kommt durch Vikariatsmünzen mit der Darstellung ihrer beider Brustbilder zum Ausdruck. Durch wechselseitige Erb- und Unionsverträge mit den anderen Regenten der Wittelsbacher versuchte Karl Philipp, die wittelsbachischen Gesamtlande weiter zu erhalten und zu stärken. Höhepunkt dieser Politik war am 17. Januar 1742 die Doppelhochzeit seiner Enkelin Elisabeth Auguste mit seinem designierten Nachfolger Karl Theodor von Pfalz-Sulzbach und ihrer Schwester Maria Anna mit Herzog Klemens von Bayern. Die Trauung nahm der Erzbischof von Köln, Clemens August von Bayern, vor. Anwesend waren auch der bayerische Kurfürst und künftige Kaiser Karl VII. Albrecht von Bayern sowie Johann Theodor von Bayern, Fürstbischof von Regensburg und Freising. Wegen seiner weitsichtigen Politik gilt Karl Philipp als der bedeutendste politische Kopf der Wittelsbacher in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Nachkommen

Karl III. Philipp heiratete am 10. August 1688 in Berlin Prinzessin Luise Charlotte Radziwill (* 27. Februar 1667 in Königsberg; † 25. März 1695 in Brieg), Tochter von Fürst Bogusław Radziwiłł und Witwe des Markgrafen Ludwig von Brandenburg. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor:

In zweiter Ehe heiratete er am 15. Dezember 1701 in Krakau Prinzessin Theresa Katharina Lubomirska, Tochter des Fürsten Joseph Karl Lubomirski. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor:

  • Theophile Elisabeth Franziska (1703–1705)
  • Anna Elisabeth Theophile (1709–1712)

Zuletzt war er ab 1729 morganatisch mit Gräfin Violante Maria Theresa von Thurn und Taxis verheiratet. Beide liegen in der Krypta der Schlosskirche begraben.

Mit ihm endete die Linie Pfalz-Neuburg der Wittelsbacher.

Vorfahren

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Philipp Ludwig (Pfalz-Neuburg) (1547–1614)
 
 
 
 
 
 
 
Wolfgang Wilhelm (Pfalz-Neuburg) (1578–1653)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Anna von Jülich-Kleve-Berg (1552–1632)
 
 
 
 
 
 
 
Philipp Wilhelm (Pfalz) (1615–1690)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wilhelm V. (Bayern) (1548–1626)
 
 
 
 
 
 
 
Magdalene von Bayern (1587–1628)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Renata von Lothringen (1544–1602)
 
 
 
 
 
 
 
Karl III. Philipp Kurfürst von der Pfalz
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig V. (Hessen-Darmstadt) (1577–1626)
 
 
 
 
 
 
 
Georg II. (Hessen-Darmstadt) (1605–1661)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Magdalena von Brandenburg (1582–1616)
 
 
 
 
 
 
 
Elisabeth Amalia von Hessen-Darmstadt (1635–1709)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johann Georg I. (Sachsen) (1585–1656)
 
 
 
 
 
 
 
Sophie Eleonore von Sachsen (1609–1671)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Magdalena Sibylle von Preußen (1586–1659)
 
 
 
 
 
 

Würdigungen

Nach Karl III. Philipp ist die 1729 von ihm errichtete Saline Karlshalle in Bad Kreuznach benannt.

Einzelnachweise

  1. J.F. Wilhelmi: Panorama von Düsseldorf und Umgebungen. J.H.C. Schreiner'sche Buchhandlung, Düsseldorf 1828, S. 34
  2. Der Vikariatsvergleich. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 5. August 2017; abgerufen am 4. August 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.regionalgeschichte.net
  3. Fritz Rudolf Künker: Bayern und das Haus Wittelsbach, eine bedeutende Spezialsammlung. Osnabrück 2006, S. 66.

Literatur

Commons: Karl III. Philipp von der Pfalz  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Vorgänger Amt Nachfolger
Johann Wilhelm Kurfürst von der Pfalz
1716–1742
Karl IV.
Johann Wilhelm Herzog von Jülich und Berg
1716–1742
Karl IV.
Johann Wilhelm Herzog von Pfalz-Neuburg
1716–1742
Karl IV.
Johann Wilhelm Graf zu Megen
1716–1728
Maximilian Damian
Johann Wilhelm Herr von Ravenstein
1716–1742
Karl Theodor (IV.)