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vom 17.05.2022, aktuelle Version,

Manner

Josef Manner & Comp. AG
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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN AT0000728209
Gründung 1. März 1890
Sitz Wien
Leitung
  • Andreas Kutil (CEO)
  • Ernst Burger (Aufsichtsratsvorsitzender)
Mitarbeiterzahl 734 (2016: davon 365 Arbeiter und 369 Angestellte)[1]
Umsatz 222 Mio. € (2019)
Branche Süßwaren
Website josef.manner.com
Stand: 14. Februar 2018
Der Begründer Josef Manner
Das Manner-Werk an der Wilhelminenstraße 6 in Wien-Hernals

Die Josef Manner & Comp. AG ist eine traditionsreiche Wiener Süßwarenfabrik. Das bekannteste Produkt des Unternehmens ist die Manner-Schnitte (Waffel-Schnitten mit Haselnusscreme-Füllung).

Geschichte

Aufstieg zum führenden Süßwarenunternehmen

Der gelernte Kaufmann Josef Manner betrieb ein kleines Geschäft am Stephansplatz in Wien, in dem er Schokoladen und Feigenkaffee anbot. Manner erwarb die Konzession und das Lokal eines kleinen Schokoladenerzeugers in Margareten und gründete am 1. März 1890 gemeinsam mit seinen Brüdern die „Chocoladenfabrik Josef Manner“. Bereits ein halbes Jahr später siedelte man nach Hernals um.[2] Das Unternehmen hatte 1897 bereits 100 Mitarbeiter.[3] 1898 wurde die Mannerschnitte erfunden. 1900 übernahm Johann Georg Riedl den halben Anteil des Unternehmens und legte damit den Grundstein einer bis heute bestehenden Zusammenarbeit zwischen den Familien.[2] Bis zum Jahre 1913 stieg Josef Manner zum führenden Süßwarenproduzenten Österreich-Ungarns auf, zu dieser Zeit wurde das heute noch in Gebrauch stehende Werk in der Wilhelminenstraße in Wien-Hernals errichtet. Im Oktober 1913 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und zählte 3000 Angestellte.[3] Ab März 1922 befand sich die Aktienmehrheit des Unternehmens im Besitz der Anglo-Austrian Bank.[4] Durch die Einschränkungen der Wirtschaftskrise musste das Unternehmen 1935 das Aktienkapital von 6 auf 4,5 Millionen Schilling herabsetzen, im selben Jahr zog sich der Unternehmensgründer Josef Manner aus dem operativen Geschäft zurück.[5][6]

Zweiter Weltkrieg

Manner profitierte während der Zeit des Nationalsozialismus von Wehrmachtsaufträgen, der „Arisierung“ jüdischen Eigentums und der Ausbeutung von Zwangsarbeitern.[7] Im Zweiten Weltkrieg konnte trotz aller Einschnitte sogar ein Wachstum verzeichnet werden, das Geschäftsjahr 1939 war „im allgemeinen befriedigend“.[8] Im Geschäftsjahr 1941 wurde ein Ertrag von 3,3 Millionen Reichsmark erwirtschaftet, eine Dividende von 6 % konnte ausgeschüttet werden.[9] Laut Aussage von Carl Manner wurde das Unternehmen als „Armee-Lieferant“ zwangsverpflichtet und stellte für die Truppen der Deutschen Wehrmacht Schokolade und Kekse her, für die Piloten der Luftwaffe wurde die als „Fliegerschokolade“ bekannte Scho-Ka-Kola erzeugt. Zu dieser Zeit war Manner ein kriegswichtiger Betrieb und erhielt bis 1945 Kakaobohnen zugeteilt. Ebenso stand das Unternehmen unter der Führung eines nationalsozialistischen Betriebsleiters, der Sohn des Unternehmensgründers war lediglich als technischer Leiter im Unternehmen tätig. Durch Bombardements entstand jedoch nur verhältnismäßig geringer Schaden am Werksgebäude.[2]

Entwicklung seit Kriegsende

Zu Kriegsende wurden die noch in der Fabrik gelagerten Zucker- und Kakaovorräte von der russischen Besatzungsmacht requiriert, woraufhin das Unternehmen zwei Jahre lang mit Rohstoffmangel zu kämpfen hatte.[2] Im Jahre 1947 verstarb der Unternehmensgründer Josef Manner im Alter von 82 Jahren, im September 1953 trat sein Enkel Carl Manner in das Unternehmen ein und erhielt 1959 die Prokura. 1960 konnte mit der Einführung der Verpackung in Alu-beschichteten Folien mit dem typischen roten Aufreißfaden die aromasichere Versiegelung der mittlerweile berühmten Schnitten eingeführt werden.[3] Dadurch stiegen die Verkäufe wieder an und 1964 konnte erstmals seit 1914 wieder ein Rekordumsatz vermeldet werden. 1970 wurden im Fusionswege der Mitbewerber Napoli und Casali übernommen, wodurch sich das Sortiment wesentlich erweiterte und die Eignerfamilie von Napoli-Casali in das Unternehmen Manner eintrat.[3][2]

Eine Zusammenarbeit mit Nestlé in Ungarn nach dem Fall des Eisernen Vorhanges scheiterte in den 1990er Jahren.[2]

Die Unternehmensform ist eine an der Wiener Börse notierte Aktiengesellschaft, bei der sich ein großer Teil der Aktien im Familienbesitz befindet. Aktien von Familienmitgliedern, die kein Interesse an dem Unternehmen mehr haben, werden von den Mehrheitseigentümern laufend aufgekauft, sodass kein Außenstehender maßgeblicher Miteigentümer werden kann.[10]

Im Jahre 2005 sorgte die Ankündigung des österreichischen Bundesdenkmalamts für Aufsehen, das Manner-Gebäude an der Wilhelminenstraße 6 in Wien-Hernals unter Denkmalschutz stellen zu wollen. Die Unternehmensführung entgegnete, dass die Verlegung der Produktionsstätte aus wirtschaftlichen Gründen die Folge wäre, was bei einem Großteil der Wiener Bevölkerung Empörung auslösen werde.

Manner betreibt seit Juni 2004 einen Flagshipstore am Stephansplatz im Erzbischöflichen Palais.[11] Einen Flagshipstore am Wiener Flughafen gibt es seit Juni 2006. Mit dem Ziel, den Umsatz in Auslandsmärkten zu steigern, eröffnete Manner eigene Vertriebs-Tochterunternehmen in Slowenien, Tschechien und Deutschland. Im Jahr 2010 errichtete Manner einen Shop mit Café am Residenzplatz in Salzburg.

Der Gesamtumsatz von Manner lag 2009 bei 155,4 Millionen Euro bei einer Exportquote von ca. 55 %. Damit wurde ein Jahresüberschuss von 4,496 Millionen Euro und ein Bilanzgewinn von 1,89 Millionen Euro erzielt.[12] Ende 2011 kündigte Manner den Ausbau des Standorts Wien an, wo ab 2015 die Produktion von Waffeln konzentriert werden sollte. Gleichzeitig wurde an Konzepten für die Nachnutzung des Standorts Perg gearbeitet.[13] 2013 wurden etwa 180 Mio. Euro erzielt, ins Werk Wien wurden rund 40 Mio. Euro investiert. [14] Am 17. Oktober 2014 stürzte ein in Umbau befindlicher Teil der Manner-Fabrik in Hernals ein.[15] 2016 erfolgte die vorübergehende Übersiedlung der Produktionsanlagen von Perg in Oberösterreich nach Wien.

Die Mannerschnitte – bekanntestes Produkt des Unternehmens

Bis zu seinem Tode 2017 führte Carl Manner in dritter Generation das Unternehmen, er war ab 1970 im Vorstand des Unternehmens und zuletzt Aufsichtsratspräsident.

Das Werk in Wien wurde großräumig umgebaut. Gleichzeitig wurde in Zusammenarbeit mit Wien Energie ab 2017 ein Abluftsystem erstellt, das etwa 600 Haushalte in der Umgebung mit Fernwärme versorgt.[16] Die Fabrik in Perg wurde geschlossen und die Maschinen in Wien aufgebaut. 2020 wurde der Umbau abgeschlossen.[17]

Schutzmarke Stephansdom

Manner verwendet seit 1889 den Wiener Stephansdom als Markenzeichen, es wurde von Josef Diltsch entworfen. Am 17. Dezember 1999 erhielt Carl Manner für die Verdienste seines Unternehmens den Stephanusorden in Gold.[18][19]

Original Manner Neapolitaner Schnitten

Die Original Manner Neapolitaner Schnitte wurde 1898 erstmals als „Neapolitaner Schnitte No. 239“ urkundlich erwähnt. Die Haselnüsse für die Füllung aus Zucker, Haselnüssen, Kokosfett und Kakaopulver kamen nämlich aus der Gegend um Neapel. Die Größe 49 × 17 × 17 Millimeter[20] war mundgerecht bemessen, vier Lagen Streichmasse zwischen fünf Lagen Waffel, das Gesamtgewicht beträgt 7,5 Gramm pro Schnitte. Dieses Format und die Grundrezeptur haben sich bis heute bewährt.

Anfangs wurden die Schnitten lose verkauft. Ab 1924 wurden die Manner-Schnitten in fünf Zweiereihen angeboten, anfangs in einer Faltschachtel, ab 1960 in einer Verpackung aus Aluminium-Folie.

Marken

Das Unternehmen Manner hat bei Unternehmensübernahmen auch die jeweiligen Handelsmarken, die schon gut am Markt platziert waren, mit gekauft. Diese Produktlinien werden bis heute mit Erfolg produziert, auch wenn die ursprünglichen Hersteller den Kunden oft nicht mehr bekannt sind.

Trivia

Historische Straßenbahn mit Manner-Werbung, Wien, Schwarzenbergplatz, 2013
Fahrrad im Manner-Design, Wien, 2017
  • Am 16. Oktober 2008 gab die Österreichische Post eine Briefmarke mit dem klassischen Werbemotiv der Firma Manner aus den 1950er Jahren „… so gut“ in einer Auflage von 500.000 Stück heraus. Der Nennwert der Marke ist 0,55 Euro.
  • In der Produktionsstätte des Unternehmens in Wien steht der weltgrößte Waffelofen mit einer Tageskapazität von 49 Tonnen.[21]
  • Am 17. Juli 2014, am Tag vor dem 85. Geburtstag Carl Manners, wurden 8500 Packungen Mannerschnitten im Festsaal des Wiener Rathauses als Dominosteine aufgestellt und stürzten durch einen einzigen Anstoß. Der Aufbau dieser Weltrekordaktion der Marketingabteilung wurde von Marcel Pürrer geleitet.[22]
  • Carl Manner wurde 1952 an der Universität Wien in Mathematik und Physik promoviert und stieg 1953 mit 24 Jahren ins Unternehmen ein. Nach dem Teileinsturz eines Gebäudetrakts der Wiener Fabrik am 17. Oktober 2014 meinte er, die Schutzmarke Stephansdom habe sich bewährt, keine Menschen seien zu Schaden gekommen.[23] Carl Manner starb, fast 88-jährig, am 19. April 2017.
  • Zum 125. Geburtstag des Werks am 5. März 2015 erklärte Manner: Das teileingestürzte Haus wurde zur Gänze abgerissen. Die Mannerschnittenproduktion wurde für 2015 nach Oberösterreich ausgelagert. Bis 2017 werden neue Produktionsstätten in Hernals entstehen. Nach dem Einsturz mussten zahlreiche Maschinen in andere Betriebsbereiche übersiedelt werden, und in der Produktion wurde nun vermehrt rund um die Uhr gearbeitet.[24]
  • In der US-amerikanischen Fernsehserie Friends werden Manner-Schnitten im Rahmen einer Produktplatzierung im Café „Central Perk“ verkauft. In der 6. Staffel liegen sie in der Auslage der Theke und sind in den Szenen im Café häufig deutlich im Hintergrund zu sehen.
  • Die Fahrradproduzenten KTM und Stilrad haben Fahrräder im Manner-Design herausgebracht.[25][26]

Mitbewerber

Literatur

  • Oliver Kühschelm: Manner. „Die Schnitte der Patrioten“ In: Emil Brix/Ernst Bruckmüller, Hannes Stekl (Hrsg.): Memoria Austriae III – Unternehmer, Firmen, Produkte Verlag für Geschichte und Politik, Wien 2005, ISBN 3-7028-0419-6, S. 97–130.
  • Franz Mathis: Big Business in Österreich, Teil 1: Österreichische Grossunternehmen in Kurzdarstellungen, Verlag für Geschichte u. Politik, Wien 1987, S. 196
Commons: Manner  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschäftsbericht 2016 – Josef Manner & Comp AG
  2. 1 2 3 4 5 6 Carl Manner (Süßwarenfabrikant). Abgerufen am 13. September 2021 (deutsch).
  3. 1 2 3 4 N.N.: Über Manner. Josef Manner & Comp.AG, abgerufen am 13. September 2021.
  4. Fritz Weber: Vor dem großen Krach: Österreichs Banken in der Zwischenkriegszeit am Beispiel der Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe. Böhlau Verlag Wien, 2016, S. 296.
  5. ANNO, Der Tag, 1935-04-12, Seite 10. Abgerufen am 13. September 2021.
  6. Deutsche Biographie: Manner, Josef - Deutsche Biographie. Abgerufen am 13. September 2021.
  7. Profil 41, 2010, S. 38.
  8. ANNO, Völkischer Beobachter, 1940-05-17, Seite 5. Abgerufen am 13. September 2021.
  9. ANNO, Völkischer Beobachter, 1942-04-26, Seite 5. Abgerufen am 13. September 2021.
  10. Dina Elmani: Interview mit Carl Manner und Otto W. Riedl: Süße Verstrickungen mit Zukunft. Format-Online, 29. Oktober 2008, abgerufen am 20. April 2017.
  11. Manner Shops. Abgerufen am 2. Februar 2022 (deutsch).
  12. Finanz- und Zwischenberichte der Josef Manner & Comp AG. (Nicht mehr online verfügbar.) Manner AG, archiviert vom Original am 3. September 2012; abgerufen am 20. April 2017.
  13. Bernhard Leitner: Manner konzentriert Produktion in Wien: Fabrik in Perg vor Schließung. In: nachrichten.at. 21. Dezember 2011, abgerufen am 4. März 2020.
  14. Claudia Haase: Porträt: Durch die rosarote Brille. Kleine Zeitung Print, Sonntag (Beilage), 5. Jänner 2014, S. 18 f.
  15. Manner-Fabrik teilweise eingestürzt. ORF-Landesstudio Wien, 17. Oktober 2014, abgerufen am 4. März 2020.
  16. Manner-Ofen wärmt 600 Haushalte. ORF am 24. Februar 2018, abgerufen am 24. Februar 2018.
  17. Umbau der Mannerfabrik abgeschlossen. In: wien.orf.at. 4. März 2020, abgerufen am 4. März 2020.
  18. Carl Manner im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  19. Schnitten-Mogul Carl Manner ist verstorben. Artikel vom 19. April 2017 auf meinbezirk.at.
  20. Manner Original Neapolitaner Schnitte. (Nicht mehr online verfügbar.) Manner AG, archiviert vom Original am 28. Januar 2013; abgerufen am 20. April 2017.
  21. Kronen-Zeitung vom 2. Februar 2009
  22. Manner: Weltrekord und Geburtstag. ORF.at, 17. Juli 2014.
  23. Manner: Bauarbeiten nicht Ursache. ORF.at vom 20. Oktober 2014.
  24. Nach Einsturz: Teil der Manner-Fabrik abgerissen. ORF.at, 5. März 2015.
  25. Retrovelo Manner Edition (Memento vom 14. August 2016 im Internet Archive) auf stilrad.com; abgefragt am 14. Februar 2018
  26. Manner RetroVelo von Stilrad auf presseportal.de
  27. Webauftritt Hauswirth GmbH. Abgerufen am 19. März 2014.
  28. 4 Ob 199/05a. RIS, 24. Januar 2006, abgerufen am 19. März 2014.