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vom 21.05.2019, aktuelle Version,

Maria im Mösl

Maria im Mösl, barocker Turmaufsatz seit 1838 ohne oberer Zwiebel

U. L. Frau zu Arnsdorf ("Maria am Mösl")[1] ist eine römisch-katholische Wallfahrtskirche in dem zur Gemeinde Lamprechtshausen gehörenden Ort Niederarnsdorf im Norden des Bundeslandes Salzburg. Die im Kern aus dem Jahr 1520 stammende Kirche zu Unserer Lieben Frau (15. August) ist mit einem Kuratbenefizium ausgestattet und seit dem 13. Jahrhundert der Benediktinerabtei Michaelbeuern inkorporiert.

Geschichte

Entstehungsgeschichte

Der Name Maria im Mösl verweist auf ein früher vorhandenes kleines Moor, mundartlich Mösl genannt.[2] Es handelt sich dabei um eine Verkleinerungsform von Moos, einer Wortvariante zu Moor.[3]

Laut Wallfahrtslegende stand bereits, zumindest seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, eine Kapelle im Mösl. 1241 ging der darin verehrte Kultgegenstand verloren. Es wurde beschlossen, eine neue Kapelle an einer leicht erhöhten, wenig feuchten Stelle zu errichten, in der nach dem Wiederfinden der Kultgegenstand aufbewahrt werden sollte.[4] Abt Konrad I. (1230–1258) von Michaelbeuern wählte dazu den Viehberg. Das auf den Viehberg gebrachte Baumaterial fand sich aber laut Legende über Nacht wieder am Standort bei der bisherigen Kapelle. Daher wurde 1242 entweder diese vergrößert oder an ihrer Stelle eine neue errichtet. Wann die Kapelle als Kirche ausgestaltet und geweiht wurde, ist nicht bekannt. Dies könnte aber 1376 erfolgt sein, als Ulrich und Seibot von Nußdorf eine tägliche hl. Messe um 116 Regensburger Pfenninge stifteten.

Der verloren gegangene ursprüngliche Kultgegenstand war nicht wieder aufgefunden worden, die Kapelle wies nach 1242 dennoch Wallfahrtscharakter auf.[5] Des Weiteren wird vermutet, dass sich im Mittelalter in Arnsdorf eine gemeinsame Richtstätte der Gerichte Eching (St. Georgen) und Haunsberg (heutiger Gerichtsbezirk Oberndorf) befunden habe.[6]

Baugeschichte

Detailansicht

In den Jahren 1464–1467 erbaute Meister Hans aus Laufen[7] den heute noch bestehenden großen Kirchturm, vermutlich schon in Hinblick auf einen geplanten Kirchenneubau. Mit dem Neubau wurde aber erst begonnen, als Abt Bernard von Michaelbeuern den Bau einer neuen Kirche anordnete, die Bischof Berthold von Chiemsee am 17. Juni 1520 einweihte.[8]

Die Kirche und der Hochaltar wurden der hl. Jungfrau geweiht, der Westaltar auf der bereits 1520 bestehenden Empore der hl. Katharina und dem Evangelisten Markus.

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die spätgotische Kirche weiter umgestaltet und durch Anbauten erweitert. Sie erhielt 1677/78 einen neuen barocken Altar, an dem unter anderen der Kunsttischler Matthias Steinle mitgearbeitet hatte.[2] Dieser stellte 1686 auch das früher vorhandene Orgelgehäuse her. Beteiligt war außerdem die Laufener Organistin und Malerin M. Magdalena Rottmayr, Mutter des Barockmalers Johann Michael Rottmayr, die für das Vergolden von zwei Engeln neun Gulden erhielt.[9] 1752[10] ließ Abt Martin II. Dorner (1731–1762) das Steingewölbe, durch dessen Säulen und Stützbögen die Kirche verfinstert und im Raume beengt wurde, niederbrechen und durch ein leichtes Muldengewölbe[9] ersetzen. Anscheinend wurde beim Abtragen des Gewölbes unsachgemäß gearbeitet, denn es stürzte am 12. April 1752 unvorhergesehen ein und tötete vier Arbeiter, vier weitere wurden schwer verletzt.[4] Der Hochaltar und die Orgel waren dabei ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden. Der beschädigte Hochaltar wurde darauf umgestaltet und erneut aufgestellt. Er zeigt mittig das Gnadenbild, eine spätgotische Maria mit Kind. Der Westaltar auf der bereits 1520 bestehenden Empore die hl. Katharina und den Evangelisten Markus. Die beiden Altäre der Seitenkapellen von 1722 besitzen Figuren von Georg Itzlfelder, das nördliche Altarblatt zeigt eine Rosenkranzmadonna (1759), das südliche die heilige Familie.

Die Orgel wurde 1753 repariert. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Turm erhöht,[11] an seiner Spitze steht ein Erzbischofskreuz.[12] Nach heftigen Stürmen im Jahr 1838 wurde von dem aus zwei Zwiebeln bestehenden ursprünglichen barocken Turmhelm der obere herabgeworfen. Danach wurde der Turmaufsatz ohne der zweiten Zwiebel d. h. in vereinfachter Form wiederhergestellt.[13] Altäre, Orgel und verschiedene Einrichtungsgegenstände waren ursprünglich schwarz/gold gefasst, ihr jetzt prägender blauer Anstrich stammt aus den Jahren 1847/48,[14] zudem wurde der Hochaltar 1904 rot marmoriert.[15]

Kultgegenstand

Innenraum der Wallfahrtskirche

Laut Wallfahrtslegende ist der ursprüngliche Kultgegenstand um oder vor 1241 verloren gegangen.[5] Das jetzige Gnadenbild ist eine aus Holz gefertigte gotische Statue der sitzenden Mutter Gottes mit dem Kinde. Der auf dem Schoße Mariens sitzende nackte Jesusknabe, von der Mutter leicht mit der linken Hand gestützt, greift mit der rechten Hand nach ihrem Schleiertuch, mit der linken nach einer Traube, die sie ihm reicht.[16] Die Madonna ist seit 1758 – nach der Reparatur des durch Gewölbeeinsturz 1752 beschädigten barocken Hochaltares – mittig in diesen integriert.[17] Sie trägt eine barocke Krone, ebenso der Jesusknabe. Vermutlich ist die Statue eine Salzburger Arbeit aus der Zeit um 1520.[16]

Wallfahrt

Eine Besonderheit ist die bis auf den heutigen Tag geübte Tradition, dass sich jeder neugewählte Salzburger Erzbischof auf eine Fußwallfahrt zu Unserer Lieben Frau am Mösl begibt.[18] Votive waren früher Bußsteine und Bußkreuze.[5]

Orgel

1686 fertigte der Kunsttischler Matthias Steinle aus Mattsee ein Gehäuse, Schleierbretter und Holzpfeifen für ein Positiv an; welcher Orgelbauer das Instrument selbst schuf, ist bisher nicht bekannt geworden. Dieses Positiv, das 1714 bei der Reparatur durch Johann Franz Xaver Egedacher 4 Register aufwies, wurde 1745 in die Pfarrkirche Lamprechtshausen gebracht. Diese Aufgabe erledigte der kurfürstliche Orgelbauer Andreas Mitterreiter aus Altötting, der zugleich eine neue Orgel mit 6 Registern und angehängtem Pedal lieferte. Im Zuge der Errichtung der neuen Orgel 1744/45 wurde das bis zum heutigen Tag erhaltene Gehäuse der Orgel von Joseph Anthoni Schrökher aus Laufen schwarz gefasst und die Schnitzarbeiten daran von ihm vergoldet. 1753, ein Jahr nach dem dramatischen Gewölbeeinsturz, wurde die beschädigte Orgel vom Orgelmachergesellen Johannes Groll wieder hergerichtet. Vielleicht erweiterte Groll die Orgel auch um 2 Register, denn 1820 berichtete Franz Xaver Gruber, dass die Orgel 8 Register habe und, angenommenermaßen, um zwei Halbtöne zu hoch, also im Cornettton gestimmt sei.[19] Bei der Reparatur und Erweiterung der Orgel im Jahre 1753 sind anscheinend auch neue Schnitzarbeiten im Stile des Rokoko am Gehäuse angebracht worden, die möglicherweise von Johann Georg Itzlfeldner stammen, der ab 1752 mit der Gestaltung der Altäre, der Kanzel, des Tabernakels etc. beauftragt war.[20] 1846, mehr als zehn Jahre nach Grubers Abschied von Arnsdorf, wurde die Orgel durch Ludwig Mooser umgebaut. Anlass war die Primiz von Simon Aicher aus Arnsdorf am 24. August 1846. Mooser erweiterte unter anderem den Manualumfang um die 4 fehlenden Töne der kurzen Oktav, indem er geschickt an beiden Seitenflächen je zwei Kanzellen anschäftete, und lötete an einzelne Pfeifen Mitterreiters Verlängerungen, um die Stimmung tiefer zu setzen. In diesem Zustand ist die Orgel erhalten, war aber zwischenzeitlich von Fritz Mertel 1981 verändert und 1993 wieder restauriert worden.[21]

Disposition

Mitterreiter-Orgel 1745
Manual: (49 Tasten C–c3)
Gedackt 8'
Gamba 8'
Octav 4'
Flöte 4'
Qinte 22/3
Octav 2
Mixtur III 11/3
Pedal: (18 Tasten C–f0, 16 Töne)
Subbass 16'
Pedal immer gekoppelt

Literatur

  • Dehio Salzburg, Wien 1986.
  • Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, hg. von Heinz Dopsch, 2. verbesserte Auflage, Salzburg 1983, Band I, 2. Teil.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Ein topographisches Handbuch zur religiösen Volkskunde in fünf Bänden, Wien 1958, Band 5.
  • Lamprechtshausen, hg. vom Kath. Pfarramt Lamprechtshausen, Salzburg 1995 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 121; 2. Auflage).
  • Franz Leitner: Die Wallfahrtskirche zu Unserer lieben Frau in Arnsdorf, Salzburg [1905].
  • Österreichische Kunsttopographie 10: Die Denkmale des politischen Bezirkes Salzburg, Wien 1913.
  • Christina Pfeffer / Josef Haunschmidt: Die Kirchen in Lamprechtshausen und Arnsdorf mit St. Alban, Passau 2007.
  • Roswitha Preiß: Johann Georg Itzlfeldner 1704/05–1790. Ein Bildhauer des Salzburger Rokoko in Bayern, Weißenhorn 1983.
  • Roman Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen. WiKu-Verlag, Duisburg & Köln 2015, ISBN 978-3-86553-446-0.
  • Stiftsarchiv Michaelbeuern: Fach 54, (Conrad) Franz Xaver Gruber: Kurze Schilderung von der Wallfahrts-Kirche zu Arnsdorf, Nr. 72, Arnsdorf 1820 (Handschrift).
  • Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dissertation Universität Salzburg 1982.

Einzelnachweise

  1. Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hrsg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 184.
  2. 1 2 Christina Pfeffer / Josef Haunschmidt: Die Kirchen in Lamprechtshausen und Arnsdorf mit St. Alban, Passau 2007, S. 17.
  3. Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Aufl., de Gruyter, Berlin 2002.
  4. 1 2 Stiftsarchiv Michaelbeuern: Fach 54, Franz Xaver Gruber: Kurze Schilderung von der Wallfahrts-Kirche zu Arnsdorf, Nr. 72 (Handschrift).
  5. 1 2 3 Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Ein topographisches Handbuch zur religiösen Volkskunde in fünf Bänden, Wien 1958, Band 5, S. 149.
  6. Heinz Dopsch (Hrsg.): Recht und Verwaltung. In: Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, 2. verbesserte Aufl., Salzburg 1983, Band I, 2. Teil, S. 922.
  7. „Maister Hanns von Lauffen“, tätig oder wohnhaft in Landshut, ist im Bruderschaftsbuch von St. Leonhard ob Tamsweg als Mitglied eingetragen; SLA, Microfilm 457, (fol. 165'). Zitiert nach: Friederike Zaisberger: Das Bruderschaftsbuch von St. Leonhard ob Tamsweg 1446–1482. In: Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch, hg. von Johannes Neuhardt, Salzburg 1986, S. 76.
  8. Österreichische Kunsttopographie 10: Die Denkmale des politischen Bezirkes Salzburg, Wien 1913, S. 377.
  9. 1 2 Österreichische Kunsttopographie 10: Die Denkmale des politischen Bezirkes Salzburg, Wien 1913, S. 378.
  10. Roswitha Preiß: Johann Georg Itzlfeldner 1704/05–1790. Ein Bildhauer des Salzburger Rokoko in Bayern, Weißenhorn 1983, S. 25.
  11. Dehio Salzburg, Wien 1986, S. 22.
  12. Patriarchenkreuz, Erzbischofskreuz oder Scheyerer-Kreuz, im Volksmund Schauerkreuz genannt, das vor Pest, Hagel, Feuer, Donner, bösen Nachstellungen und allem Übel bewahren solle. In: Marterln, Kreuze, Kapellen, Glocken ... (abgerufen am 26. Oktober 2010).
  13. Franz Leitner: Die Wallfahrtskirche zu Unserer lieben Frau in Arnsdorf, Salzburg [1905], S. 20.
  14. Franz Leitner: Die Wallfahrtskirche zu Unserer lieben Frau in Arnsdorf, Salzburg [1905], S. 21.
  15. Franz Leitner: Die Wallfahrtskirche zu Unserer lieben Frau in Arnsdorf, Salzburg [1905], S. 23.
  16. 1 2 Österreichische Kunsttopographie 10: Die Denkmale des politischen Bezirkes Salzburg, Wien 1913, S. 386.
  17. Lamprechtshausen, hg. vom Kath. Pfarramt Lamprechtshausen, Salzburg 1995 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 121; 2. Auflage), S. 13.
  18. Lamprechtshausen, hg. vom Kath. Pfarramt Lamprechtshausen, Salzburg 1995 (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 121; 2. Auflage) S. 10.
  19. Diese Orgel hat 8 Register, und ist ein gutes Werk. Nur schade, dass das Principal-Register nicht 8 Fuß-Ton hat […] und, dass die Orgel […] hochkornet ist und jeweils zwei Pfeifen des transformierens wegen beÿgesetzt werden müssten“; Stiftsarchiv Michaelbeuern: Fach 54, Franz Xaver Gruber: Kurze Schilderung von der Wallfahrts-Kirche zu Arnsdorf , Nr. 72 (Handschrift, 1820). Zit. nach: Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg . Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012, S. 12 und S. 358f.
  20. Roswitha Preiß: Johann Georg Itzlfeldner 1704/05–1790. Ein Bildhauer des Salzburger Rokoko in Bayern, Weißenhorn 1983, S. 194.
  21. Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012, S. 11–19.
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