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vom 14.02.2022, aktuelle Version,

Markus Schleinzer

Markus Schleinzer (2019)

Markus Schleinzer (* 8. November 1971 in Wien) ist ein österreichischer Schauspieler, Casting-Direktor, Autor und Regisseur.

Leben

Arbeit im Film und Theater

Markus Schleinzer verbrachte den Großteil seiner Schuljahre im BG Amerlingstraße im 6. Wiener Gemeindebezirk. Ab Mitte der 1990er Jahre trat er als Schauspieler in österreichischen und deutschen Film- und Fernsehproduktionen in Erscheinung, war aber zumeist auf kleine Nebenrollen und Statistenparts abonniert. Sein Debüt gab er 1995 in Wolfgang Murnbergers Spielfilm Ich gelobe (1995), dem weitere Auftritte unter anderem in Michael Glawoggers Slumming (2006) oder Antonin Svobodas Immer nie am Meer (2007) folgten. Lob seitens der österreichischen Kritik wurde Schleinzer für seine Rolle als Bewährungshelfer neben Andreas Lust in Der Räuber (2010) zuteil.[1][2]

Größerer Erfolg war Schleinzer seit Ende der 1990er Jahre als Casting-Direktor von mehr als 60 vorwiegend österreichischen Film- und Fernsehproduktionen beschieden. „Ich kenne jeden Schauspieler in diesem Land, der eines graden Satzes mächtig ist …“, so Schleinzer 2003 im Interview mit dem österreichischen Nachrichtenmagazin profil.[3] Eine mehrjährige Zusammenarbeit verbindet ihn unter anderem mit so bekannten Regisseuren wie Michael Glawogger, Jessica Hausner, Benjamin Heisenberg oder Wolfgang Murnberger. Auch war er für Stefan Ruzowitzkys Oscar-nominierte Produktion Die Fälscher oder Ulrich Seidl (Hundstage) tätig. Seit 1999 arbeitet Schleinzer auch mit Michael Haneke zusammen. So castete er mit seinem mittlerweile stillgelegten Castingbüro vendettafilm über ein Jahr lang in ganz Deutschland 7000 Kinder für Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte (2009). Er betreute auch die 48 ausgewählten Kinder und Jugendlichen während des Drehs und bereitete sie auf ihre Szenen vor. Es seien immer „so schrecklich schöne Aufgaben“, die Haneke ihm stelle, so Schleinzer.[4]

Parallel zur Arbeit im Film- und Fernsehen spielte Schleinzer auch vereinzelt Theater. Seine dortigen Auftritte sind eng mit dem Werk der Grazer Autorin Constanze Dennig verbunden. 2003 spielte Schleinzer in Deborah Epsteins Inszenierung von Dennigs Extasy Rave in Graz den menschenverachtenden Moderator einer tödlichen Fernsehshow.[5] 2005 folgte der Part des schleimigen ÖVP-Politikers in der Uraufführung von Dennigs Stück Demokratie am Literaturhaus Graz.[6] Ein Jahr zuvor hatte er bereits Dennings Stück Valse Triste am gleichen Ort als Regisseur inszeniert.[7]

Spielfilmdebüt als Regisseur

2011 machte Schleinzer als Filmregisseur auf sich aufmerksam. Sein Spielfilmdebüt Michael, für das er auch das Drehbuch schrieb, stellt einen unverdächtigen Mann (gespielt von Michael Fuith) in den Mittelpunkt, der einen kleinen Jungen gefangenhält.[8] Die ORF-Koproduktion erhielt als einziger deutschsprachiger Beitrag eine Einladung in den Wettbewerb der 64. Filmfestspiele von Cannes 2011. Der Meldung, Schleinzer habe sich vom Entführungsfall Natascha Kampuschs inspirieren lassen,[9] widersprach der Österreicher. Er habe sogar alle Parallelen so weit wie möglich vermeiden wollen: Nachdem das Buch von Natascha Kampusch über ihre Gefangenschaft kurz vor Drehbeginn von Michael erschienen sei, und darin zwei Begebenheiten ähnlich erzählt worden seien wie in seinem Drehbuch, habe er diese zwei Geschichten sofort aus dem Drehbuch genommen.[10] Anreiz seien vielmehr „die vielen verschwundenen Kinder gewesen, die im letzten Jahrzehnt die Massenmedien beschäftigt haben“. Gleichzeitig erzähle Schleinzer in Michael bewusst aus der Täterperspektive, „um nicht billige Miete aus der Opferrolle zu ziehen und Distanz in der Erzählung zu wahren“.[11] Das Filmprojekt stand von Anfang an in der Gunst von Michael Haneke, der sich vor der Uraufführung in Cannes lobend über das Drehbuch und den fertigen Film äußerte. „Er (Schleinzer) hat Talent, einen unheimlich klaren Blick und eine große Sensibilität im Umgang mit Leuten“, so Haneke.[12] Die österreichische Tageszeitung Die Presse lobte die Inszenierung Schleinzers, in der sich der Debütregisseur als „intelligenter Dialektiker“ erweise: „Man weiß, dass die Lüge auffliegen, dass die Festung fallen wird. Dass man gewillt ist, Michael bis zum Ende zu begleiten, ist die größte Leistung dieses Films.“[13] 2011 gewann Michael auf der Viennale den Wiener Filmpreis und wurde u. a. für den Europäischen Filmpreis und den British Film Institute Award nominiert. Im Januar 2012 erhielt Schleinzer für seinen Erstlingsfilm als Regisseur den Max-Ophüls-Preis.

Markus Schleinzer lebt in Wien.

Filmografie

Casting-Direktor

Schauspieler

Regisseur und Drehbuchautor

Theater

Schauspieler

  • 2003: Extasy Rave (Theater am Ortweinplatz, Graz)
  • 2005: Demokratie (Literaturhaus Graz)

Regie

  • 2004: Valse Triste (Literaturhaus Graz)

Auszeichnungen

Commons: Markus Schleinzer  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Huber, Christoph: Dauerlauf mit Pumpgun. In: Die Presse, 25. Februar 2010 (aufgerufen via LexisNexis Wirtschaft).
  2. Grissemann, Stefan: Auftritt der Phantome. In: profil, Nr. 8, 22. Februar 2010, S. 102.
  3. Geschmackspolizei: Die Nacht der Gauklerin. In: profil, Nr. 31, 28. Juli 2003, S. 77.
  4. Lintl, Susanne: Casting-Chef Markus Schleinzer: „Selbst die Kinder mussten in allen Szenen perfekt sein“. In: Kurier, 19. Januar 2010, S. 28.
  5. Hütter, Frido: Einladung zur finalen Party. In: Kleine Zeitung, 24. Januar 2003, S. 86.
  6. Schweighofer, T.: Aufmarsch der Polit-Maskottchen. In: Neue Kronen-Zeitung, 3. Juli 2005, S. 44.
  7. Bis dass der Tod uns scheidet.... In: Neue Kronen-Zeitung, 30. November 2004, S. 25.
  8. Schleinzer debütiert in Cannes. In: Der Standard, 14. April 2011, S. 4.
  9. Sotinel, Thomas: Cannes 2011, rendez-vous des abonnés, des néophytes et des Sarkozy. In: Le Monde, 16. April 2011, S. 23.
  10. Paul Katzenberger: "Wir alle sind Täter" bei Süddeutsche.de, 26. Januar 2012.
  11. Hinein in den schönsten Albtraum. In: Kleine Zeitung, 11. Mai 2011, S. 9.
  12. APA: Haneke wünscht Schleinzer für Cannes "das Beste" bei relevant.at, 10. Mai 2011 (aufgerufen am 11. Mai 2011).
  13. „Michael“: Die Perversion, eingekesselt von Normalität bei diepresse.com, 29. August 2011 (abgerufen am 25. Dezember 2011).