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vom 18.04.2022, aktuelle Version,

Martin Haselböck

Martin Haselböck (* 23. November 1954 in Wien) ist ein österreichischer Organist, Dirigent und Komponist.

Leben

Martin Haselböck ist der ältere von zwei Söhnen des Organisten und Komponisten Hans Haselböck und der Musikwissenschaftlerin Lucia Haselböck.[1] Er legte seine Matura mit Auszeichnung am Akademischen Gymnasium in Wien ab. Schon als Gymnasiast studierte er an der Wiener Musikhochschule Kirchenmusik, Orgel, Blockflöte-Konzertfach und Komposition. Seine Lehrer waren Michael Radulescu (Orgel), sein Vater Hans Haselböck (Orgelimprovisation), Hans Gillesberger (Chorleitung), Anton Heiller (Kirchliche Komposition) und Friedrich Cerha (Komposition). 1974 und 1976 legte er die Diplomprüfungen für Kirchenmusik und Orgel-Konzertfach mit einstimmiger Auszeichnung und den Förderungspreisen des Unterrichtsministeriums ab. 1975/76 schloss sich ein Studienjahr bei Jean Langlais und Daniel Roth in Paris an. Neben dem Musikstudium studierte er an der Wiener Universität Philosophie und Kunstgeschichte.

Der Pädagoge

1977 war Martin Haselböck Professor für Orgel am Luther College in Iowa. Von dieser für die amerikanische Kirchenmusikausbildung wichtigen Schule wurde er 2003 mit einem Ehrendoktorat ausgezeichnet.

Von 1978 bis 1986 unterrichtete er als Lehrbeauftragter für Generalbasspraktikum und Orgel an der Wiener Musikhochschule. 1986 wurde Martin Haselböck auf eine Professur (C4) an die Musikhochschule Lübeck berufen, mehrere Jahre leitete er das dortige Institut für Kirchenmusik, unter seinen Schülern sind zahlreiche Preisträger großer internationaler Wettbewerbe, Organisten bedeutender Kathedralen und Kirchen, sowie selbst Lehrende an wichtigen Institutionen in Europa und Übersee.

Für zahlreiche Projekte, so den Buxtehude-Kongress 1987, das Krenek-Festival 1989, das Distler-Festival 1998 und das Schnitger-Festival 2001 zeichnete er als Organisator mitverantwortlich. 2003 wurde Martin Haselböck als Professor für Orgel an die Musikuniversität Wien berufen. An zahlreichen anderen Hochschulen wirkte Haselböck als Gastprofessor, so an der Sibelius-Akademie Helsinki, der Yale University, dem Konservatorium Amsterdam, dem Tschaikowski-Konservatorium Moskau und der University of Southern California, Los Angeles.

Er war Juror der großen Orgelwettbewerbe von Haarlem, Chartres, Dallas, Calgary, Pretoria, Lahti, Paris, Odense, Nürnberg, St. Albans, u. a., als Herausgeber edierte er mehr als siebzig Bände von Orgelmusik, so das gesamte Orgelwerk von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Liszt.

Der Komponist und Herausgeber

Als Komponist war Martin Haselböck Schüler von Erich Romanovsky, Anton Heiller und Friedrich Cerha. Mehrere größere Werke kombinieren Sprache und Klang. In diesem Bereich kam es zu besonderen Anregungen durch die Zusammenarbeit mit Ernst Jandl und Friederike Mayröcker

Werkauswahl:

  • Manelom für 3 Soprane und 17 Instrumente (1976) Universal Edition
  • Tagesgezeiten für Sprecher und Kammerorchester (F. Mayröcker) (1993) Doblinger
  • Jandl-Requiem für Sprecher und großes Streichorchester (F. Mayröcker) (2000) Universal Edition
  • „Weltgebräuche“ literarisch-musikalische Aktion von Ernst Jandl und Martin Haselböck (1982)
  • Sechs Messen, darunter „Konradmesse“ für drei Soli (Chor ad lib.), Schlagzeug und Orgel (1996) Universal Edition, zahlreiche Proprien und kleinere Kirchenwerke
  • Mehrere Werke für Orgel, Orgel-Gesang und Orgel mit Instrumenten.

Von 1978 bis 2000 war Martin Haselböck Herausgeber der Universal Orgel Edition. Mit nunmehr 85 Titeln ist die von ihm gemeinsam mit Thomas Daniel Schlee betreute Reihe eine der wichtigsten neueren Editionsreihen gedruckter Orgelmusik geworden. Haselböcks Beitrage sind unter anderem die Erstausgaben aller Orgelwerke von Franz Liszt und W. A. Mozart sowie die großlegte Anthologie „Orgelmusik der Wiener Hoforganisten“. Ein Buch „Franz Liszt und die Orgel“ erschien 1998.

Der Organist

Eine weltweite Konzerttätigkeit als Organist führt Martin Haselböck regelmäßig zu den bedeutendsten Musikfestspielen. Seit 1970 gab er Konzerte und Soloabende in der ganzen Welt: in West- und Osteuropa, Russland, den USA, Kanada, Mexico, Südafrika, Japan, Asien, Neuseeland und Australien. Als Solist trat er unter Claudio Abbado, Lorin Maazel, Wolfgang Sawallisch und Horst Stein u. a. auf. Im Dezember 1993 weihte er mit zwei Konzerten die große Klais-Orgel im Athener Konzerthaus ein.

Über sechzig Einspielungen dokumentieren sein breites Repertoire, das von Bach über Liszt bis zur Moderne reicht. Mehrfach wurden seine Aufnahmen ausgezeichnet, so mit dem Deutschen Schallplattenpreis, dem Diapason d’or und dem Ungarischen Liszt-Preis. Zahlreiche bedeutende Meister unserer Zeit (Alfred Schnittke, Cristobal Halffter, Gilbert Amy u. a.) haben für Martin Haselböck geschrieben. Auch Ernst Krenek widmete ihm seine beiden Orgelkonzerte. Wichtige Einspielungen der letzten Zeit sind die Orgelwerke Liszts an Ladegast-Orgeln.

Als Konsulent wirkte er an der Planung von wichtigen neuen Orgeln und der Restaurierung bedeutender Denkmalorgeln, so im Wiener Musikverein, der Kathedrale von Mexiko-Stadt, der Disney Hall Los les mit.

Der Dirigent

In seiner Funktion als Wiener Hoforganist war die Beschäftigung mit dem großen Repertoire der klassischen Kirchenmusik Beginn der intensiven Arbeit als Dirigent. Dies führte 1985 zur Gründung des Ensembles Orchester Wiener Akademie.[2]

Martin Haselböck war auch Gastdirigent zahlreicher Orchester, so der Wiener Symphoniker, beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, der Dresdner Philharmonie, dem Philadelphia Orchestra, dem Los les Philharmonic Orchestra, den Pittsburgh und San Francisco Symphony Orchestras, dem St. Paul Chamber Orchestra, dem Orchestra Giuseppe Verdi Milano, den Nationalphilharmonien von Spanien, Ungarn, Tschechien, Estland der Slowakei und Slowenien, dem Königlich Philharmonischen Orchester von Flandern, wobei ein Schwerpunkt seiner Arbeit auf der lebendigen Vermittlung barocker und klassischer Werke liegt. Mit den Hamburger Symphonikern leitet er einen alljährlichen Zyklus mit Werken der Wiener Klassik in der Hamburger Musikhalle. Seit 2004 ist Martin Haselböck Music Director des Musica lica Baroque Orchestra in Los les. Mit diesem Ensemble gestaltet er mehrere Zyklen in Los Angeles. Höhepunkt der bisherigen Arbeit mit seinen beiden Ensembles war eine großangelegte Tournee mit Bachs Matthäuspassion mit 13 Konzerten in Mexico, den USA, Spanien, Italien, Ungarn, Deutschland und Österreich.

Seit seinem Debüt bei den Händel-Festspielen Göttingen ist Haselböck immer wieder auch als Operndirigent erfolgreich. Die großen Opern Mozarts konnte er in Neuproduktionen im Theater im Pfalzbau Ludwigshafen erstmals in Deutschland mit historischen Instrumenten aufführen. Sein „Don Giovanni“ wurde 1991 mit dem Mozart-Preis der Stadt Prag ausgezeichnet. Seit 2000 hat Haselböck vierzehn Neuproduktionen bei Festspielen in Salzburg, Schwetzingen, Wien und an den Opernhäusern von Hamburg, Hannover, Köln und Halle geleitet. Seit 2007 ist er Intendant des Reinsberg Festival, wo er mit Produktionen des Freischütz und Fidelio hervorgetreten ist.

Auszeichnungen (Auszug)

Martin Haselböck erhielt mehrere Auszeichnung, so das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, den Prager Mozart-Preis 1991, den ungarischen Liszt-Preis und 2010 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Tonträger

  • Martin Haselböck – Frühe Aufnahmen, Volume 1 – Adelaide Festival Centre[3] Australien 1979.[4]

Einzelnachweise

  1. Cornelia Szabó-Knotik, Georg Demcisin: Haselboeck, Familie. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9.
  2. Über Uns - Orchester Wiener Akademie. In: wienerakademie.at. Abgerufen am 30. November 2019.
  3. Ursula Magnes: Martin Haselböck. In: CD der Woche. Radio Klassik Stephansdom. Auf Radioklassik.at, abgerufen am 17. August 2019.
  4. Martin Haselböck: Frühe Aufnahme, vol. 1 Adelaide Festival Theatre – Disque classicrecords, 30. März 1979, live. In: Alain Cartayrade: Guide de la Musique d’Orgue, recherche discographique. Auf France-Orgue.fr (französisch), abgerufen am 17. August 2019.