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vom 02.04.2022, aktuelle Version,

Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch

Beispiel: Geschichte und Methoden des Schwangerschaftsabbruchs

Das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch (MUVS) ist ein Museum im 15. Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus. Es ist das weltweit einzige Museum, das sich ausschließlich den Schwerpunkten Empfängnisverhütung, Schwangerschaftstests und Schwangerschaftsabbruch widmet.

Geschichte

Das Museum wurde im Jahr 2003 von dem Gynäkologen Christian Fiala, selbst Betreiber je einer Familienplanungsklinik in Wien und Salzburg, gegründet. Er verfolgt nach eigenen Angaben mit dem Museum das Ziel der Aufklärung.[1]

Im März 2007 wurde das Museum in Anwesenheit der früheren Frauenministerin Johanna Dohnal eröffnet. Es befindet sich am Mariahilfer Gürtel, in unmittelbarer Nähe zum Wiener Westbahnhof. Finanziert wird das Museum durch einen gemeinnützigen Verein sowie durch Einzelspenden.

Fiala selbst setzte sich inzwischen, wenn auch in anderen Zusammenhängen, einiger Kritik aus, wie u. a. in der Tageszeitung Der Standard unter der Überschrift Ein Arzt läuft gegen den Lockdown Sturm zu erfahren ist. Er sei „Sprachrohr radikaler Quarantänekritiker“ und habe „ab den 1990er-Jahren auch viele der von der Forschung erbrachten Erkenntnisse zur Epidemiologie, Diagnose und Therapie von Aids“ kritisiert.[2][3]

Zielsetzung

Historische Verhütungsmittel

Aufgabe ist es, wissenschaftlich korrekte Informationen über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Verhütung, Schwangerschaftstests und Schwangerschaftsabbruch anzubieten.[4] Damit soll die „Wucht der Fruchtbarkeit“ greifbar gemacht werden: Durchschnittlich 15 Schwangerschaften pro Frauenleben seien „natürlich“, „naturgewollt“. Von den etwa 10 Geburten haben früher rund sieben Kinder überlebt. Das ist den meisten Menschen aus wirtschaftlichen, sozialen oder anderen Gründen aber zu viel, früher wie heute. Die Beschränkung der Kinderzahl war und ist daher für alle Generationen und die meisten Kulturen ein wichtiges Thema.[5]

Struktur

Das Museum besteht aus den realen Schauräumen in Wien[6] und dem virtuellen Museum im Internet.

Schauobjekte, Modelle, Akten, Schriften und Filme werden den Besuchern in drei Schauräumen präsentiert. Zur Orientierung stehen Erklärungen auf Audioguides (deutsch, englisch) sowie eine Basisbroschüre (deutsch, englisch) bereit. Zusätzlich gibt es Broschüren zu Spezialthemen (deutsch, englisch). Die Schauräume zeigen nur einen geringen Teil der Sammlung.

Das Museum nimmt jedes Jahr an der Langen Nacht der Museen teil.

Das virtuelle Museum kann per Museumstour besucht werden. Das Kernstück ist eine umfangreiche Datenbank von Sammlung und Bibliothek, die von jedem User gratis benützt werden kann. Die Bilder dürfen kostenfrei gegen Quellennennung weiterverwendet werden.

Bestände

Sammlung, Archiv und Bibliothek umfassen etwa 2100 Objekte, 1120 Bücher, 100 Briefe und mehr als 500 Fachartikel.[7] Eine Reihe von Wissenschaftern hat dem Museum ihren Vor- oder Nachlass anvertraut. Sammlung, Archiv und Bibliothek sind über die Homepage zugänglich und werden darüber hinaus durch Themenbroschüren und den regelmäßigen kostenlosen Newsletter (deutsch, englisch) aufgearbeitet.

Hermann-Knaus-Dokumentationszentrum

Der österreichische Gynäkologe Hermann Knaus (1892–1970) wurde gemeinsam mit dem japanischen Arzt Kyusaku Ogino (1882–1975) als Entdecker der sicheren und unsicheren Tage im Zyklus der Frau bekannt. Im Rahmen seines Schwerpunktes Bewahrung österreichischen Kulturgutes führt das Museum ein umfangreiches Teilarchiv Hermann Knaus.[8]

Forschungsprojekt „Abtreibung in Österreich – 1945–1974“

Das aktuelle Forschungsprojekt untersucht Häufigkeit, medizinische und organisatorische Abläufe, soziales Umfeld und Rechtsprechung in Zusammenhang mit Abtreibungen für die Zeit zwischen 1945 und 1974. Die Aufarbeitung soll verständlich machen, auf welchen Grundlagen und in welchem Klima die politische Entscheidung für die Fristenlösung getroffen wurde. Die Ergebnisse werden laufend in Fachzeitschriften publiziert.

Verhütung macht Schule

Blick in den Verhütungsraum

Ein besonderer Schwerpunkt der Museumsarbeit ist die Wissensvermittlung an Jugendliche unter Berücksichtigung von Alter, Vorwissen, Geschlecht, sozialem und kulturellem Kontext. Transportiert wird eine Verbindung aus kulturhistorischer Erzählung mit medizinischen, politischen, sozialen Entwicklungen und einem Überblick über aktuelle Verhütungsmethoden. Ziel ist ein selbstbestimmter Umgang mit der eigenen Fruchtbarkeit.

Mitgliedschaften und internationale Zusammenarbeit

Das Museum ist direkt oder über seine Repräsentanten Mitglied beim Museumsbund Österreich und beim Internationalen Museumsrat (ICOM). Es besteht ein enger Wissensaustausch mit medizinhistorischen Sammlungen weltweit, eine Partnerschaft mit dem Dittrick Medical History Center and Museum, Cleveland, Ohio, sowie ein gemeinsames Forschungsprojekt mit dem Louis Pasteur Center for Medical Research, Kyoto.

Preise und Auszeichnungen

  • 2009: Österreichisches Museumsgütesiegel
  • 2010: Nominiert für den European Museum of the Year Award
  • 2010: Erster Preisträger des Kenneth Hudson Award der Trustees of the European Museum Forum

Literatur

  • Wolfgang Regal, Michael Nanut: Ein Menschheitstraum: Die Fortpflanzung kontrollieren. In: ÄrzteWoche vom 3. Dezember 2003
  • C. Werner: Verhütung im Museum. In: Oberösterreichische Nachrichten vom 24. März 2007
  • Gerti Senger: Lust und Last der Fruchtbarkeit. In: Kronen-Zeitung vom 1. April 2007
  • Anna Lissel: Plastik statt Jute – eine kurze Geschichte der Verhütung. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 6. Mai 2007
  • Staunen macht klug. In: Der Mediziner. Ausgabe 4/2007
  • Susanne Krejsa MacManus, Christian Fiala: Der Detektiv der fruchtbaren Tage – Die Geschichte des Gynäkologen Hermann Knaus (1892-1970). Verlagshaus der Ärzte, Wien 2016, ISBN 978-3-99052-146-5
  • Susanne Krejsa MacManus, Christian Fiala: Heimlichkeit – Ein Mord erschüttert ein Museum, über das man nicht spricht. Omnino-Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-95894-158-8.
  • Susanne Krejsa MacManus, Christian Fiala: Die "Oma" der Abtreibungsregelung - Nationalratsabgeordnete Adelheid Popp (1869-1939) - Von 1919 bis 1931: Zehnmal versucht - zehnmal abgeblitzt. Eigenverlag MUVS, März 2022.
Commons: Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch. In: ORF online. 14. September 2020, abgerufen am 28. August 2021.
  2. Irene Brickner: Christian Fiala: Ein Arzt läuft gegen den Lockdown Sturm. In: Der Standard. 27. April 2020, abgerufen am 22. August 2021.
  3. Umstrittene Meinung: Aids-Kritiker behauptet: "HIV ist harmlos", derstandard.at, 15. Juli 2010: „Christian Fiala, Gynäkologe in Wien, sieht unter anderem seine Arbeit in Uganda als Beweis, dass HIV und Aids nichts mit einander zu tun haben.“
  4. Begrüßungsstatement von Barbara Prammer, Präsidentin des Österreichischen Nationalrates
  5. „Das Resultat des Geschlechtsverkehrs ist im Allgemeinen das Kind“, MUVS-Basisbroschüre
  6. Spiegel einer verdrängten Vergangenheit. In: Humanistischer Pressedienst. 11. Juli 2012, abgerufen am 28. August 2021.
  7. Zehn Jahre Verhütungsmuseum: Aufklärung inklusive Aktivismus. In: Der Standard. 31. Mai 2017, abgerufen am 28. August 2021.
  8. „Hermann Knaus – Detektiv der fruchtbaren Tage“, Herausgegeben vom MUVS