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vom 12.12.2021, aktuelle Version,

Muskatellersalbei

Muskatellersalbei

Muskatellersalbei (Salvia sclarea)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Gattung: Salbei (Salvia)
Art: Muskatellersalbei
Wissenschaftlicher Name
Salvia sclarea
L.

Der Muskatellersalbei (Salvia sclarea), auch Muskat-Salbei, Römischer Salbei, Scharlei, Scharlauch und Scharlachkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Salbei (Salvia) in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Die drüsig-klebrige Pflanze verströmt einen gewürzartigen Duft, worauf der deutsche Trivialname Bezug nimmt.

Merkmale

Blütenstand des Muskatellersalbeis

Der Muskatellersalbei ist eine immergrüne zweijährige bis ausdauernde krautige Pflanze mit pleiokormer Pfahlwurzel. Die Pflanze erreicht Wuchshöhen von 50 bis 110 Zentimetern. Im ersten Jahr wird die Blattrosette ausgebildet, im zweiten Jahr entwickelt sich der Blütenstand. Die Spreite der großen Laubblätter ist einfach und herzeiförmig gestaltet sowie grau behaart.[1] Die violett und rosafarbenen Tragblätter der Scheinquirle sind länger als der Kelch. Die Blütenstandsachsen sind mit einfachen Haaren und Drüsenhaaren (Muskatellergeruch) besetzt. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph. Der Kelch ist breit herzförmig, am Rand kurz bewimpert, lila, weinrot oder weiß. Die Kelchzähne sind begrannt und stechend. Die Krone ist 20 bis 28 Millimeter lang, hellblau, rosa oder lila. Die Kronröhre hat innen auf der Bauchseite eine kleine Schuppe.

Junge Pflanze

Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[2]

Vorkommen

Der Muskatellersalbei kommt vom Mittelmeerraum bis Zentralasien vor.[3] Er besiedelt Felshänge, Wälder, Felder und Wegränder bis in Höhenlagen von 2000 Meter.

Nutzung

Der Muskatellersalbei (früher auch Scharlach[4] und lateinisch Gallitrichum genannt[5]) wird selten als Zierpflanze in Staudenbeeten kultiviert. Er ist seit spätestens dem 9. Jahrhundert in Kultur, es gibt einige Sorten.

Er wird als Heilpflanze und Gewürz genutzt.

Es werden folgende Drogen genutzt:

  • Salviae sclareae herba (Synonyme): Herba Gallitrichi, Herba Hormini sativi, Herba Salviae sclareae: Es sind die zur Blütezeit geernteten oberirdischen Pflanzenteile.
  • Oleum Salviae sclareae (Synonym: Salviae sclareae aetheroleum): Mittels Wasserdampfdestillation können aus 100 kg der Blütenstände sowie Triebspitzen ca. 800 Gramm klares ätherisches Muskatellersalbeiöl (oleum salviae sclareae) gewonnen werden. Zu den Hauptbestandteilen des farblosen Öls zählen neben Linalylacetat (bis zu 75 %), Linalool (bis zu 30 %) auch Nerolidol und Neroliacetat sowie der Diterpen-Alkohol Sclareol, welche aber je nach Anbaugebiet, Erntezeitpunkt und klimatischen Bedingungen stark variieren können.[6]

Die Wirkung vom Muskateller-Salbei ähnelt in Einigem der des Echten Salbeis. Durch seinen Gehalt an Sclareol hat er auch hormonartige Wirkungen[7].

In der griechischen und römischen Antike wurde er bei Kopfschmerzen eingesetzt[1]. Blätter und Blüten können roh oder gegart gegessen werden. Die Blüten werden zur Aromatisierung von Wermutweinen verwendet, früher wurden sie auch anderen Weinen zugesetzt. Das Öl der Pflanze wird in der Parfüm- und Kosmetikindustrie verarbeitet[1]. Die Blüten des Muskatellersalbeis sind zugleich eine verhältnismäßig gute Bienenweide. Auf einer mit ihm bestandenen Fläche von einem Hektar kann sich pro Blühsaison ein Honigertrag von 107 bis 174 kg ergeben.[8] Die Blüten des Muskatellersalbeis locken auch sehr zuverlässig die größte in Deutschland vorkommende Einsiedlerbiene, die Große Holzbiene (Xylocopa violacea) an, wenn diese in der näheren Umgebung vorkommt. Aufgrund ihrer Körpergröße kann diese Wildbiene den raffinierten „Schlagbaum“-Bestäubungsmechanismus des Muskatellersalbeis bedienen und damit eine Fremdbestäubung sicherstellen.[9]

Belege

Literatur

  • Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Botanischer Garten der Universität Erlangen-Nürnberg: Gewürzpflanzen im Freiland, zusammengestellt von Prof. Dr. A. Hohenester und Garteninspektor J. Stiglmayr, Seite 36
  2. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 809.
  3. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Salvia sclarea. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 21. Februar 2016.
  4. Vgl. Ute Obhof: Rezeptionszeugnisse des „Gart der Gesundheit“ von Johann Wonnecke in der Martinus-Bibliothek in Mainz – ein wegweisender Druck von Peter Schöffer. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018, S. 25–38, hier: S. 36 („Gallitricum – scharlach“, „Gallitricum agreste – wilder scharlach“).
  5. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 143.
  6. B. Schäfer, Chem. Unserer Zeit, 2011, 45, 374 – 388; doi:10.1002/ciuz.201100557.
  7. Wabner/ Beier: Aromatherapie (2. Aufl. 2012), S. 222
  8. Josef Lipp et al.: Handbuch der Bienenkunde - Der Honig. 3., neubearb. Aufl., Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-7417-0, S. 38
  9. Paul Westrich: Blauschwarze Holzbiene und Muskatellersalbei. Abgerufen am 24. April 2021.
Commons: Muskatellersalbei  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien