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vom 18.06.2022, aktuelle Version,

NÖLB Mh

NÖLB Mh / BBÖ Mh / ÖBB 399 / SLB Mh
399.03 im Bahnhof Alt Nagelberg, Waldviertler Schmalspurbahnen
399.03 im Bahnhof Alt Nagelberg, Waldviertler Schmalspurbahnen
Nummerierung: NÖLB Mh 1–6,
BBÖ Mh 1–6,
ÖBB 399.01–06
SLB Mh 3
NÖVOG Mh 1, Mh 4, Mh 6
Anzahl: NÖLB: 6
BBÖ: 6
ÖBB: 6
Hersteller: Krauss & Comp./Linz
Baujahr(e): 1906–1908
Achsformel: D2’h2st
Spurweite: 760 mm (Bosnische Spur)
Länge über Kupplung: 11,665 m
Höhe: 3.520 mm
Gesamtradstand: 8.100 mm
Kleinster bef. Halbmesser: 80 m
Dienstmasse: 45,08 t
Reibungsmasse: 30,08 t
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Treibraddurchmesser: 920 mm
Laufraddurchmesser hinten: 660 mm
Steuerungsart: Heusingersteuerung
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 410 mm
Kolbenhub: 450 mm
Kesselüberdruck: 13,0 atm
Anzahl der Heizrohre: 96/15
Heizrohrlänge: 4.100 mm
Rostfläche: 1,59 m²
Strahlungsheizfläche: 6,52 m² (feuerberührt)
Rohrheizfläche: 72,33 m² (feuerberührt)
Überhitzerfläche: 22,55 m² (feuerberührt)
Verdampfungsheizfläche: 78,85 m² (feuerberührt)
Tender: Stütztender
Wasservorrat: 5,0 m³
Brennstoffvorrat: 1,92 t
Lokbremse: Vakuumbremse

Die Reihe Mh der Niederösterreichischen Landesbahnen (NÖLB) ist eine Schmalspur-Stütztenderlokomotive, die ursprünglich für die Bergstrecke der Mariazellerbahn konstruiert wurde.

Geschichte

Werksfoto einer Mh (Lokomotive 1 – 4. 5 und 6 wurden mit Kobelschornstein ausgeliefert).
Mh.6 mit Touristikzug auf der Mariazellerbahn
399.02 bei der Ausfahrt aus Steinbach-Groß Pertholz
Sonderzug mit zwei 399 zwischen Langschlag und Groß Gerungs

Die Niederösterreichischen Landesbahnen, welche die Mariazellerbahn erbauten und bis zur Übernahme durch die BBÖ betrieben, bestellten bei Krauss in Linz für die Bergstrecke zunächst vier Heißdampflokomotiven (Bezeichnung Mh.1 bis Mh.4), die 1906 und zwei Verbunddampflokomotiven, die die Bezeichnung Mv.1 und Mv.2 erhielten und 1907 in Betrieb genommen wurden. Da die Heißdampfvariante sich im Betrieb besser bewährte, wurden 1908 noch zwei Maschinen dieser Bauart beschafft und in Dienst gestellt (Mh.5 und Mh.6). Diese beiden Lokomotiven waren ursprünglich mit einem Kobelschornstein als Funkenfänger ausgestattet. Die Bezeichnung der Lokomotiven rührt von M als Anfangsbuchstaben von Mariazell her.

Entstanden sind die Baureihen Mv und Mh aus dem Bedarf der NÖLB heraus, für die im Bau befindliche Mariazellerbahn leistungsfähigere Lokomotiven als bislang auf den Österreichischen Schmalspurbahnen üblich zur Verfügung zu haben, da sich z. B. die Reihe U auf der anspruchsvoll trassierten Gebirgsbahn bald als zu leistungsschwach erwies. Um ein möglichst hohes Reibungsgewicht von 30 Tonnen zu erzielen und einen guten Kurvenlauf zu gewährleisten, wählte man im Gegensatz zur kurz zuvor entstandenen ähnlichen Reihe IVa 5, einer Schlepptenderlokomotive der Bosnisch-herzegowinischen Landesbahnen, eine Konstruktion mit einem Krauss-Stütztender. Vorbild der Grundkonzeption von Mv und Mh waren die bereits zwanzig Jahre zuvor bei der Lokomotivfabrik Floridsdorf entstandenen Lokomotiven der kkStB-Reihe 79 für die Arlbergbahn, ebenfalls eine Gebirgsbahn. Im Gegensatz zu diesen bewährten sich die Schmalspurmaschinen jedoch auf Anhieb.

Das hohe Fahrgastaufkommen machte jedoch nach wenigen Jahren die Elektrifizierung der Strecke nach Mariazell und Gußwerk erforderlich, sodass die Dampflokomotiven ab 1911 nur mehr auf der abzweigenden Lokalbahn Ober-Grafendorf–Gresten (der sogenannten „Krumpe“) eingesetzt wurden, wo sie bis zur Beschaffung leistungsfähiger Diesellokomotiven der Reihe 2095 um 1960 für schwere Güterzüge benötigt wurden. In der Folge fanden sie auch auf anderen österreichischen Schmalspurbahnen Verwendung, z. B. den Waldviertler Schmalspurbahnen, der Vellachtalbahn in Kärnten und der Pinzgaubahn. Ab etwa 1970 konzentrierte sich der Bestand der Reihe 399 dann im Waldviertel, wo sie bis in die 80er-Jahre hinein einen Großteil des Gesamtverkehrs bewältigten. Infolgedessen entwickelten sich die Waldviertler Schmalspurbahnen zu einem beliebten Reiseziel für Eisenbahnfreunde aus ganz Europa. Erst als die Bregenzerwaldbahn 1982 eingestellt wurde, stand durch die dort frei gewordenen Dieselloks der Reihe 2095 die Ablösung im Plandienst an, die sich allerdings bis 1986 hinzog. Auch danach erfolgten noch zahlreiche Einsätze als Reservemaschinen vor Planzügen um Gmünd. Diese endeten erst, als auch der Verkehr auf den Waldviertler Schmalspurbahnen bis 2001 schrittweise eingestellt wurde.

Nach 1938 reihte die Deutsche Reichsbahn die Mv als 99 1101–1102 und die Mh als 99 1111–1116 ein. Von den ÖBB wurde 1953 die Reihe Mh auf 399 umgezeichnet und die Reihe Mv auf 299.

Die beiden Verbundlokomotiven 299.01 und 299.02 wurden nach Erscheinen der ersten neuen Schmalspurdieselloks der Reihe 2095 schließlich Anfang der 60er-Jahre abgestellt. Auf ihre noch brauchbaren Rahmen wurden nach der 1973 erfolgten formellen Ausmusterung Schneepflüge aufgebaut, es blieb kein Exemplar erhalten. Die Lokomotiven der Reihe 399 sind noch sämtlich erhalten und teilweise auch fahrbereit. Sie werden für Nostalgiefahrten eingesetzt: 399.01 auf den Waldviertler Schmalspurbahnen, 399.03 auf der Pinzgauer Lokalbahn (wieder unter ihrer ursprünglichen Bezeichnung Mh.3) und 399.06, seit der 1993 abgeschlossenen Restaurierung unter der alten Bezeichnung Mh.6, in Ober-Grafendorf stationiert, auf der Mariazellerbahn.

Die nicht betriebsfähigen 399.02 und 04 waren lange in Gmünd abgestellt. 399.05, die zuletzt 1990 im Dienst stand, wurde nach ihrer Ausmusterung von einer Privatperson erworben und 2009 an die Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte weiter verkauft. Eine betriebsfähige Aufarbeitung der 399.05 ist geplant.

Einblick in den Führerstand der vom Stütztender getrennten 399.02

Mit der Übergabe einiger niederösterreichischen Nebenbahnen an die NÖVOG wechselten auch die 399.01, 399.02, 399.04 und Mh.6 den Besitzer. Die 399.02 und 04 waren vorerst weiterhin in Gmünd als Ersatzteilspender hinterstellt, die 399.01 war 2011 im Einsatz und kam Mitte 2012 mit einem Kesselschaden nach Meiningen, von wo sie Ende Mai 2013 als Mh.1 beschriftet wieder zurückkehrte. Die 399.02 wurde 2014 an die Salzburg AG verkauft, wo sie in Zell am See bei der Pinzgauer Lokalbahn hinterstellt ist. Die Mh.4 wurde ebenfalls bis 2015 in Meiningen aufgearbeitet, kehrte zurück und absolvierte am 26. November 2015 erfolgreich ihre Belastungsprobefahrt als Zug mit neun Personenwaggons.[1] Die Mh.6 ist auch unter der NÖVOG an einigen Wochenenden in den Sommermonaten auf der Mariazellerbahn unterwegs und wird weiterhin vom Eisenbahnclub Mh.6 in Ober-Grafendorf betreut.

Konstruktionsprinzip

Bei der Mh bzw. Mv handelt es sich um Stütztenderlokomotiven mit der Achsformel D2, bei denen die Achsen des Krauss-Stütztenders am Hauptrahmen der Lokomotive angelenkt sind und die letzte Kuppelachse einstellen. Die erste Kuppelachse und die spurkranzlose Treibachse sind fix im Rahmen gelagert, während die zweite und vierte Achse seitliches Spiel haben. Diese Konstruktion ermöglichte einen optimalen Lauf bei Bogenradien von 80 m. Der Antrieb erfolgt durch eine Heißdampf-Zwillingsdampfmaschine. Die Leistung reichte aus, Züge bis zu 120 t mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h über die 27 ‰ steile Rampe zwischen Laubenbachmühle und Gösing zu befördern.

Werbeanzeige der Lokomotivfabrik Krauss & Comp. mit einer Mh als Sujet

NÖLB Reihe Mv

NÖLB Mv / BBÖ Mv / ÖBB 299
Nummerierung: NÖLB Mv.1–2,
BBÖ Mv.1–2,
ÖBB 299.01–02
Anzahl: NÖLB: 2
BBÖ: 2
ÖBB: 2
Hersteller: Krauss/Linz
Baujahr(e): 1907
Ausmusterung: 1973
Achsformel: D2n2vst
Spurweite: 760 mm (Bosnische Spur)
Länge über Kupplung: 11,665 m
Gesamtradstand: 8.100 mm
Dienstmasse: 45,08 t
Reibungsmasse: 30,08 t
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Treibraddurchmesser: 920 mm
Laufraddurchmesser hinten: 660 mm
Steuerungsart: Heusingersteuerung
Zylinderanzahl: 2
HD-Zylinderdurchmesser: 370 mm
ND-Zylinderdurchmesser: 550 mm
Kolbenhub: 450 mm
Kesselüberdruck: 13,0 atm
Anzahl der Heizrohre: 166
Heizrohrlänge: 4.100 mm
Rostfläche: 1,59 m²
Strahlungsheizfläche: 6,52 m² (feuerberührt)
Rohrheizfläche: 88,52 m² (feuerberührt)
Verdampfungsheizfläche: 95,04 m² (feuerberührt)
Wasservorrat: 5,0 m³
Brennstoffvorrat: 1,92 t

Die Lokomotiven der Bauart Mv (Reihe 299) weisen dieselbe Konstruktion des Fahrgestells auf, haben aber auf Grund der anderen Konstruktion des Kessels und der Dampfmaschine (Verbundantrieb) zum Teil andere technischen Daten als die der Bauart Mh (Reihe 399).

Literatur

  • Verzeichnis der Lokomotiven, Tender, Wasserwagen und Triebwagen der k. k. österreichischen Staatsbahnen und der vom Staate betriebenen Privatbahnen nach dem Stande vom 30. Juni 1917, 14. Auflage, Verlag der k. k. österreichischen Staatsbahnen, Wien, 1918
  • Horst Felsinger, Walter Schober: Die Mariazellerbahn. 3., erweiterte Auflage. Pospischil, Wien 2002, weblink.
  • Walter Krobot, Josef-Otto Slezak, Hans Sternhart: Schmalspurig durch Österreich 1825–1975, 4. Aufl., Verlag Slezak, Wien, 1991, ISBN 3-85416-095-X
  • Hans P. Pawlik: Technik der Mariazellerbahn. Verlag Slezak, 2001, ISBN 3-85416-189-1
  • Heribert Schröpfer: Triebfahrzeuge österreichischer Eisenbahnen – Dampflokomotiven BBÖ und ÖBB, alba, Düsseldorf, 1989, ISBN 3-87094-110-3
  • Dieter Zoubek – Erhaltene Dampflokomotiven in und aus Österreich, Eigenverlag, 2004, ISBN 3-200-00174-7
Commons: NÖLB Mh  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Video der Probefahrt