Orthopädieschuhtechniker
Der Orthopädieschuhmacher zählt zu den medizinisch-technischen Handwerksberufen (Gesundheitshandwerk). Das Leistungsspektrum umfasst alle schuhtechnischen Maßnahmen zur Erhaltung, Förderung und Wiederherstellung der Fußgesundheit angefangen bei kleinen individuellen Änderungen am Konfektionsschuh über Schuheinlagen bis hin zur Anfertigung von orthopädischen Maßschuhen oder komplexen Orthesen. Hinzu kommt die umfassende Beratung und Problemlösungen bei Schuh- und Fußproblemen im prophylaktischen und akuten Bereich.
Mit der Orthopädieschuhtechnik (Eigenschreibweise laut Titelseite: Orthopädie Schuhtechnik) existiert eine monatlich erscheinende, überregionale Fachzeitschrift für Orthopädieschuhtechniker. Sie ist das offizielle Organ des Zentralverbandes Gesundheitshandwerk Orthopädieschuhtechnik (ZVOS).[1]
Abgrenzung und Arbeitsbild
Somit unterscheidet er sich wesentlich vom herkömmlichen Schuhmacher, der vornehmlich mit der Reparatur von Konfektionsschuhen befasst ist. Selbst wenn der „normale“ Schuhmacher maßgefertigte Schuhe baut, ist das ein Unterschied zur individuellen Anfertigung eines orthopädischen Schuhes.
Die Herstellung spezieller Schuhe, der Umbau von Konfektionsschuhwerk, beispielsweise für die Bedürfnisse von Diabetikern, stehen im Vordergrund dieses Berufes. Dazu gehören auch die Anpassung von Einlagen zur Korrektur von Fußfehlformen sowie Polsterungen und Entlastungen für bestimmte Areale am Fuß. Dieses ist besonders für Diabetiker zur Gesunderhaltung des Fußes sehr wichtig.
Die ebenfalls zum Berufsbild gehörende medizinische Fußpflege nimmt sowohl in der Ausbildung wie auch in der Praxis einen sehr kleinen Raum ein.
Ausbildung
Deutschland
Die Ausbildungsdauer zum Orthopädieschuhmacher beträgt in Deutschland 3 1/2 Jahre. Eine Weiterbildung zum Orthopädieschuhmachermeister ist nach Absolvierung der Gesellenprüfung auf einer Meisterschule in Vollzeit (Dauer ca. 6 Monate) möglich. Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit, ein Fachhochschulstudium an der TH Mittelhessen und der FH Steinfurt zur Weiterbildung zum Diplom-Ingenieur zu absolvieren.
Österreich
In Österreich dauert die Ausbildung gleichfalls 3,5 Jahre im dualen Ausbildungssystem. Lehrlinge werden an Berufsschulen und in Lehrbetrieben, meist Orthopädieschuhmacherbetrieben ausgebildet. Sie schließen mit der Lehrabschlussprüfung, die auch für den Beruf des Schuhmachers gilt, ab. Die Weiterbildung zum Meister und ein Jahr fachliche Tätigkeit sind die Voraussetzungen für eine selbstständige Berufstätigkeit im reglementierten Handwerk der Orthopädieschuhmacher. Alternativ ermöglicht eine abgeschlossene Lehrabschlussprüfung auch die Zulassung zur Berufsmatura (Berufsreifeprüfung) und in der Folge zu weiteren Höherqualifizierungen, z. B. an Fachhochschulen.
Literatur
- Wolfgang Marquardt: Die Geschichte der Orthopädieschuhmacherei, in: August Rütt (Hg.): Geschichte der Orthopädie im deutschen Sprachraum. Enke, Stuttgart 1993. ISBN 3-432-25261-7, S. 80–86.
Weblinks
- Berufs- und Brancheninfos der Wirtschaftskammer Österreich
- Ausbildungs- und Gewerbezugangsbestimmungen des österreichischen Wirtschaftsministeriums.
- Bekanntmachung der Orthopädieschuhmacherausbildungsverordnung nebst Rahmenlehrplan vom 18. August 2015 (BAnz AT 05.10.2015 B1)
Einzelnachweise
- ↑ Media-Info 2017 (PDF). In: ostechnik.de. Abgerufen am 20. Mai 2017.