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vom 28.08.2021, aktuelle Version,

Otto von Graben zum Stein

Otto von Graben zum Stein
Wappen(variante) der Von Graben, wie sie Krain, teilweise in der Steiermark, in Kärnten und teilweise in Tirol in Verwendung war

Otto von Graben zum Stein, auch bekannt als „Graf zum Stein“, (* um 1690 in Innsbruck; † um 1756 in Potsdam) war ein österreichisch-deutscher Schriftsteller und Sagensammler des 18. Jahrhunderts. Er bekleidete am preußischen Hof höchste Ämter wie Zeremonienmeister und Kammerherr und war von 1732 bis 1740 Vizepräsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Von Graben zum Stein wurde von König Friedrich Wilhelm I. von Preußen trotz seiner hohen Ämter oftmals als Hofnarr angesehen.[1]

Seine Erzählung[2] von Zauberei bei Kugel-Giessen war nicht Vorlage zum Libretto der Oper Der Freischütz. Sie enthält nicht einmal den Begriff Freikugel. Friedrich Kind oder Carl Maria von Weber erwähnen nirgends diese Erzählung, sondern rechnen wie ihre Zeitgenossen den Stoff zu den Volkssagen.

Leben

Herkunft

Otto von Graben zum Stein war ein Mitglied der Herren von Graben aus deren „Zweiten Tiroler Linie“.[3] Er war über Georg von Graben – einem jüngeren Bruder des Lukas von Graben zum Stein († 1550) – ein direkter Nachfahre von Virgil von Graben († 1507), dem ehemals bedeutendsten Edelmann und Amtsträger der Grafschaft Görz.

Otto von Graben zum Stein wurde wahrscheinlich als eines der 12 Kinder des Otto Heinrich von Graben (zum Stein) (* 1643) geboren; sein Vater war zwei mal verehelicht, zuerst mit Anna Maria Avogadro aus dem italienischen Geschlecht Azzoni Avogadro, und danach mit Maria Theresia Mayr. Otto Heinrich war ab 1677 Hofkammersekretär zu Innsbruck und Sekretär der oberösterreichischen Hofkammer. Er selbst war ein Sohn des Carl von Graben, einem Obristwachtmeister der im Spanischen Erbfolgekrieg in Spanien vor Barcelona kämpfte, und 1716 Kommandeur (Obrist) eines Kavallerieregiments wurde.[4] Carls jüngster Bruder Johann Andre von Graben hatte gleichfalls als Obristwachtmeister in Spanien gekämpft.[5] Er war früh verstorben, und hatte zwei Söhne und Töchter.[6]

Carl von Graben und Otto Heinrich von Graben (zum Stein) waren ebenso wie ihre Verwandten in die Erbschaftsstreitigkeiten um die Herrschaft und Schloss Stein involviert, die man als angedachte Erben der im Jahre 1664 ausgestorbenen, in Kärnten und Osttirol lebenden von Graben zum Stein aus der Linie am Stein des Geschlechts lukrieren wollte.[7] Die Familie Von Graben ist 1776 (andere Quellen sprechen von 1780) durch den Tod von Felix Jakob von Graben, Cousin von Otto von Graben zum Stein, ausgestorben.

Werdegang

Otto von Graben zum Stein trat als junger Mann dem Serviten Orden Ordo Servorum Mariae bei und war als Mönch Feldprediger in Sizilien. Wegen einer kirchenkritischen Schrift und seiner Verteidigung der Rechte des Kaisers gegenüber dem Papst musste er 1728 fliehen.

Dies könnte aber auch nur vorgetäuscht gewesen sein, denn er floh über Wien nach Preußen. Dort nahm er die lutherische Konfession an und gelangte in die unmittelbare Umgebung des preußischen Königs. Gerüchten zufolge war er dort als Spion für Österreich tätig.

Vom 19. Januar 1732 bis zum 30. Juni 1740 war er Vizepräsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1734 wurde er Zeremonienmeister am Hofe des preußischen Königs Friedrich Wilhelm.[3] Des Weiteren versah er auch das Amt als dessen Kammerherr. Friedrich Wilhelm, in seiner Verachtung aller Universitätsgelehrtheit, bevorzugte ihn als Gesellschafter. Umgedreht betrachteten die verachteten Gelehrten und Künstler Otto von Graben zum Stein als Hofnarren.[1]

Wissenschaftliche Tätigkeit und Publikationsverbot

Er war Übersetzer, zum Beispiel des „Spanischen Kriegsreglements“, Zeitungsherausgeber (Potsdammischer Mercurius) und Lehrer für Italienisch. Dabei benutzte er auch die Pseudonyme Bellamintes, Critille, Andrenius oder Pneumatophilus.

1731 wurde vom preußischen Hof gegen Otto von Graben zum Stein ein Publikationsverbot ausgesprochen. Auslöser waren die Monathlichen Unterredungen von dem Reiche der Geister zwischen Andrenio und Pneumatophilo über Geistererscheinungen, die in zwei Bänden erschienen waren und ihm den Vorwurf von „Aberglauben und Schwärmerey“ einbrachten. Nach Aufhebung des Publikationsverbotes zehn Jahre später schloss er die beiden Bände mit einem dritten Band ab.

Nach dem Tod Friedrich Wilhelms wurde Von Graben zum Stein die finanzielle Unterstützung durch den Hof entzogen. Der neue König Friedrich der Große verbot, dass man weiterhin „Gelder an die Narren“ zahle.[1]

Werke

  • Schematismus anatomiae hodiernae Romanae ecclesiae
  • Merckwürdige und recht seltsame Begebenheiten des auf wundersamen Wegen gereisten Pilgrims
  • Nachricht von der königlichen Residenz-Stadt Potsdam
  • Das jetzt blühende Potsdam mit poetischer Feder entworfen
  • Italiänisch-Teutsches und Teutsch-Italiänisches Hand-Lexicon
  • Allgemeine Schutz-Schrifft des ehrsamen Weiber – Handwerckes…
  • Das betrübte Dressden
  • Monathliche Unterredungen von dem Reiche der Geister zwischen Andrenio und Pneumatophilo
  • Otto, Grafens zum Stein unverlohrnes Licht und Recht derer Todten unter den Lebendigen

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Johann Christoph Gottsched: Briefwechsel. Band 4. de Gruyter, Berlin 2010, S. 483 (google.at [abgerufen am 8. Juni 2020]).
  2. Otto von Graben zum Stein: Monathliche Unterredungen von dem Reiche der Geister. Band 1, V. Stück. Samuel Benjamin Waltern, Leipzig 1731, S. 609–614 (google.com [abgerufen am 8. Juni 2020]).
  3. 1 2 Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. Band 3. (books.google.at)
  4. Carl von Graben wurde im Jahre 1716 durch Kaiser Karl VI. als Nachfolger des Marchese Jakob Josef Gufani zum Obristen eines Kavallerieregiments bestellt. Siegler war Prinz Eugen von Savoyen. Digitalisiert bei Mittheilungen des historischer Vereines für Steiermark, 9. Heft, Graz 1859.
  5. Carinthia 1, Bände 163–165, S. 113 (1973).
  6. Carinthia 1, Bände 163–165, S. 113. Sein jüngster Bruder Johann Andre von Graben kämpfte in Spanien als Obristwachtmeister und sei jetzt mit Zurücklassung von zwei Söhnen und Töchtern gestorben.
  7. Carinthia I, Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten" (geleitet von Wilhelm Neumann), 163. Jahrgang, 1973, S. 113ff