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vom 30.05.2022, aktuelle Version,

Paul de Sorbait

Paul de Sorbait (* 25. Januar 1624 in Montbliart, Belgien; † 29. April 1691 in Wien, St. Stephan) war ein Arzt und Rektor der Universität Wien.

Leben und Wirken

Paul de Sorbait war im Jahr 1639 zunächst Wandermusiker. Er studierte Philosophie in Paderborn sowie Medizin in Padua. Im Jahr 1652 erfolgte die Repetition an der Medizinischen Fakultät in Wien.[1] Paul de Sorbait war ab 1654 Professor für Medizin an der Universität Wien, 1668 Rektor. Er war Leibarzt der Kaiserinwitwe Eleonore. Sorbait erkannte die Gefahr von Feuer und Räucherungen zur Bekämpfung der Pest, da der Wind sich plötzlich drehen konnte. Es sei deshalb wichtig, fernab der Zivilisation zu verbrennen und manchmal sei es sogar besser, die verpesteten Dinge einzugraben, wenn die Windrichtung unbeständig sei. Er bekam hierbei Unterstützung durch einen weiteren Pestarzt, Friedrich Ferdinand Illmer.[2] Seine Bemühungen, durch hygienische Maßnahmen die Pest zu bekämpfen, konnten allerdings den Ausbruch der Großen Pest in Wien von 1679 nicht verhindern. Ein besonderes Anliegen von Paul de Sorbait waren Botanik und Anatomie und er begründete die erste medizinische Bibliothek an der Universität. Von 1659 bis 1666 wurden zahlreiche Disputationen Sorbaits gedruckt. Er bewies damit eine ungewöhnlich aktive professorale Amtsführung. 1669 verteidigte einer seiner Studenten den neu entdeckten Blutkreislauf. In den „Ephemeriden“ der Leopoldina war er mit einer Vielzahl von Beobachtungen vertreten.[1] Ab 1679 war Paul de Sorbait Generalinquisitor in Pestangelegenheiten.

Der Mediziner Franz Stockhamer publizierte nach dem Tod Paul de Sorbaits aus dessen Manuskripten im Jahr 1700 ein „Examen obstetricum“.[1]

Publikationen

  • 1657: Paul de Sorbait beteiligte sich mit einem Beitrag an der Bearbeitung des Augsburger Arzneibuchs durch Johann Zwelfer.[1]
  • 1680 Kommentare zu den Aphorismen des Hippokrates.[1]

Ehrungen

Am 23. Mai 1672 wurde er in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen.[3]

Im Jahr 1894 wurde in Wien Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk) die Sorbaitgasse nach ihm benannt. Das Sorbait-Tor auf dem Campus der Universität Wien trägt seit 1998 seinen Namen.[4]

Epitaph des Paul de Sorbait

Im Wiener Stephansdom befindet sich - an der Südseite des Apostelchors, hinter der Sängertribüne und neben der Chororgel - sein Wandgrab: Eine helle Tafel zeigt Paul de Sorbait vor einem Standkreuz kniend, die große Inschrifttafel darüber ist nur schwer lesbar und lautet in deutscher Übersetzung:

Aus dem Kot hat er den Armen erhöht. (112. Psalm) - Paul de Sorbait, in Belgien geboren, hier gestorben. Musiker, Redner, Philosoph, Arzt, Professor, Leibarzt, Rector magnificus, Bettler, Nichts. -
Ich war Musiker, um den Takt eines guten Lebens zu kennen, Redner, um mich zu einem guten Ende des Lebens zu bringen, Soldat, um Schweres zu ertragen, Arzt, um im Dienste anderer mich selbst aufzureiben, Professor, um andere vorwärts zu bringen und mich selbst zu erniedrigen, Rektor Magnifikus, um die Privilegien der Universität zu verteidigen, Hofmann, um anderen, nicht mir, dienen zu lernen.
Aber der bittere Tod war taub gegen die süßen Weisen des Musikers, gegen die Überredungskünste des Redners, gegen alle Beweise der Philosophen, gegen die Drohungen des Soldaten, gegen die Vorlesungen des Professors, gegen die Verteidigung des Rektors, taub gegen alle Selbstverleugnung des Hofmanns. Nun bin ich ein Bettler und Nichts. Ich bitte dich, bete für mich! [5] [6]

Literatur

  • Johann Daniel Ferdinand Neigebaur: Geschichte der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher während des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens. Friedrich Frommann, Jena 1860, S. 190.
  • Willi Ule: Geschichte der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher während der Jahre 1852–1887. Mit einem Rückblick auf die frühere Zeit ihres Bestehens. In Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig, Halle 1889, Nachträge und Ergänzungen zur Geschichte Neigebaur’s, S. 148 (archive.org).

Anmerkung

  1. 1 2 3 4 5 Ralf Bröer: Höfische Medizin. Strukturen der medizinischen Versorgung eines frühneuzeitlichen Fürstenhofes am Beispiel des Wiener Kaiserhofes (1650–1750), Habilitationsschrift für Geschichte der Medizin (Lehrstuhlinhaber Wolfgang U. Eckart), Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 2006, S. 70, S. 77, S. 536+537.
  2. Georg Sticker: Abhandlungen aus Seuchengeschichte und Seuchenlehre, I. Band: Die Pest, Zweiter Teil: Die Pest als Seuche und als Plage, Alfred Töpelmann Gießen 1908, Seite 480.
  3. Mitgliedseintrag von Paul von Sorbait bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 30. Mai 2022.
  4. Herbert Posch: Tore der Erinnerung am Campus der Universität Wien. In: 650 plus – Geschichte der Universität Wien. Universität Wien, 7. März 2017, abgerufen am 1. September 2021.
  5. Zitiert nach Annemarie Fenzl: Der Dom in Zeiten der Not, in: Unser Stephansdom, Nr. 131, März 2021, S. 3, abgerufen am 3. April 2021; der Artikel enthält auch eine Abbildung des Epitaphs.
  6. Dieses Zitat ersetzt den Eintrag, der früher hier zu lesen war und sich auf das folgende Werk berief: Aloys Bergenstamm: Aufschriften in Gruften, Säulen, Grundsteinen und Häusern in Wien. In: Gerhard Fischer (Hg.), Denn die Gestalt dieser Welt vergeht, Geschichte der Kirchen .. der Stadt Wien, aufgezeichnet von dem Altertumsfreunde Aloys Bergenstamm (1754–1821), daedalus Verlag 1996. ISBN 3-900911-07-X, S. 215. Demnach lautet die Übersetzung des Textes oder ihrer Beschreibung:
    Paulus von Sorbeid in Belgien geboren, hier verstorben, Musiker, Rhetoriker, Philosoph, Soldat, Arzt, Professor, Stadtarzt, Universitätsrektor, - ein Bettler, ein Nichts.
    Musiker war ich, um den richtigen Takt zu wahren, Redner, um mich zu einem guten Redeschluß zu lenken, Soldat, um durch Förderung anderer mich herabzusetzen, Universitätsrektor, um die Privilegien zu verteidigen, Höfling, um zu lernen, anderen und nicht mir selbst zu helfen.
    Jedoch der bittere Tod, taub gegenüber den Weisen des Musikers und den Überredungskünsten des Rhetorikers und den Drohungen des Soldaten und den Vorlesungen des Professors und den Verschreibungen des Arztes und den Verteidigungsreden des Rektors und den Erniedrigungen des Höflings, raffte mich hinweg. Nun bin ich ein Bettler und ein Nichts.
    Ich bitte dich, bete für mich.
    Er starb im Jahre 1691 am 29. des Monats April im Alter von 67 Jahren.