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vom 11.05.2022, aktuelle Version,

Raupenschlepper Ost

RSO/01 Steyr Typ 470 / RSO/03 (KHD)

Steyr RSO/01

Basisinformation
Hersteller Steyr Daimler Puch AG/

Klöckner-Humboldt-Deutz AG

Modell Raupenschlepper Ost (RSO)
Varianten RSO/01 / RSO/03 /

7,5cm Pak 40 auf RSO

Vorgängermodell Sd.Kfz. 11 (nicht eingestellt)
Besatzung 2
Technische Daten
Eigengewicht 3.700 kg / 3.900 kg
Nutzlast 1.500 kg
Länge 4.425 mm
Breite 1.990 mm
Höhe 2.530 mm
Spurweite 1.350 mm
Wendekreis 12 m
Bodenfreiheit 550 mm
Steigfähigkeit 30°
Watfähigkeit 670 mm / 850 mm
Motor Steyr 1500 A / KHD F 4 L 514
Hubraum 3517 cm³
5322 cm³
Leistung 85 PS (63 kW) bei 2500…3000/min
70 PS (51 kW) bei 2250/min
Verbrauch 90/120 l/100 km / 4–9 l/h
Kraftstoffvorrat 180 / 140 l
Reichweite 200/150 km / ?
Antriebsformel Vollkette
Raupenschlepper Ost beim Einsatz im „ Unternehmen Zitadelle“, 21. Juni 1943
Raupenschlepper Ost im Technik Museum Sinsheim
Raupenschlepper Ost (Gebirgsausführung) im Heeresgeschichtlichen Museum Wien

Der Raupenschlepper Ost (kurz: RSO) ist ein Vollkettenschlepper, der im Zweiten Weltkrieg für die Wehrmacht entwickelt und gebaut wurde. Er sollte die Versorgung der kämpfenden Verbände unter den problematischen Straßen-, Boden- und Witterungsverhältnisse im Krieg gegen die Sowjetunion erleichtern.

Das Kürzel RSO wird auch für den Radschlepper Ost genutzt, was gelegentlich zu Verwechselungen führt.

Entstehungsgeschichte

Nach dem Angriff auf die Sowjetunion realisierte die Wehrmacht ab Herbst 1941, dass die russischen Straßen und das Gelände der Ostfront die Möglichkeiten der überwiegend auf bespannten und motorisierten Radfahrzeugen beruhenden deutschen Nachschubverbände überforderten. Auch waren die Fronteinheiten in den Wintermonaten kaum in der Lage mit ihren Panzerabwehr- und Infanteriegeschützen Stellungswechsel durchzuführen. Teils halfen erbeutete sowjetische Kettenschlepper die Verbände in dieser Zeit beweglich zu halten. Es war offensichtlich, dass für die Bedürfnisse der Ostfront ein leichter Kettenschlepper, mit Ladefläche und Zugkraft benötigt wurde. In aller Eile wurde bei der Steyr Daimler Puch AG (deren Generaldirektor Meindl auch Chef des dafür eingerichteten Sonderausschusses im Reichsministerium für Bewaffnung und Munition war) in Zusammenarbeit mit der von Dr.-Ing. Ferdinand Porsche geleiteten Panzerkommission ein Vollkettenfahrzeug mit der Bezeichnung "Steyr Typ 470" entworfen. In einigen Quellen wird angenommen, dass auch die verschiedenen nach dem Angriff im Osten erbeuteten Kettenschlepper in der Konzeptionsphase bewertet und begutachtet wurden. Eine gelegentlich angenommene Verwandtschaft mit dem Stalinez-65 ist keinesfalls gegeben, am ehesten lässt sich der sowjetische STZ-5 mit dem Raupenschlepper Ost vergleichen.
Die ersten vorgelegten Entwürfe wurden auf den persönlichen Befehl Hitlers dahingehend geändert, dass eine Bodenfreiheit in der Größenordnung von 60 bis 70 Zentimetern erreicht wurde.[1]

Technik

Wesentliche Bauteile wie der luftgekühlte V8-Motor stammten vom Allrad-Lkw Steyr 1500 A, was die Produktion des neuen Raupenschleppers wesentlich erleichterte. So konnte er im Steyr-Werk auf dem gleichen Band wie die Lkw gefertigt werden.

Ebenfalls basierend auf dem Steyr-LKW 1500 A wurde der Radschlepper Ost mit übergroßen Stahlrädern konstruiert. Diese Ausführung überzeugte aber nicht besonders. Hier verlangte Hitler wesentliche Verbesserungen.

Varianten

Für den RSO wurden neben den diversen Versuchsmodellen drei Varianten in nennenswerter Serie gefertigt.

  • RSO/1 Grundvariante, alle Fahrzeuge mit geschlossener Fahrerkabine und frühe Fahrzeuge mit vereinfachter Kabine und Otto-Motor
  • RSO/2 in einigen Fällen auch als RSO/PaK40 geführt, Variante mit 7,5-cm-PaK40
  • RSO/3 vereinfachte Variante mit halboffener Fahrerkabine und neuem Motor von KHD

Produktion

Im September 1942 begann die Serienproduktion des Raupenschleppers Ost. Steyr plante ab Dezember 1942 eine Fertigung von 1.000 Fahrzeugen. Nach den positiven Rückmeldungen zum Fahrzeug wurde die Produktionsplanung bereits am 1. Januar 1943 auf 2.000 Stück erhöht. Bis Jahresende 1942 wurden 1.452 Fahrzeuge fertiggestellt. Im Januar 1943 wurde weitere 802 Fahrzeuge produziert. Danach lief die Fertigung auf hohem Niveau weiter. Bis 1944 wurde eine Stückzahl von 2.600 erreicht.

Da die Produktion aber nicht dem Bedarf der Truppe an solchen Fahrzeugen genügte, wurde weitere Firmen in die Produktion eingebunden. Das Wanderer Werk der Auto-Union AG in Siegmar-Schönau, Gräf & Stift in Wien und auch das Magirus Werk der Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD) in Ulm.

Mit einem neuen, vereinfachten Typen RSO/01 lieferte KHD ein Fahrzeug mit offenem Fahrerhaus und Segeltuch-Verdeck. Von diesem vereinfachten Modell wurden dann ab März 1943 bis zum Kriegsende 12.300 Stück geliefert. Allerdings änderte sich während der KHD-Produktion durch den Einbau des neuentwickelten, luftgekühlten Deutz Dieselmotor F4L 514, die Modellbezeichnung der dort hergestellten Fahrzeuge auf RSO/03.

Auch beim Raupenschlepper Ost gab es durch die alliierten Luftangriffe Produktionsausfälle beziehungsweise Unterbrechungen, so dass man im Jahr 1944 ca. 2.000 Fahrzeuge weniger baute als ursprünglich geplant. Im Jahr 1945 lag die geplante monatliche Produktionsquote für KHD bei 850 und die für Gräf&Stift bei 350 Stück.

Nachdem bei Kriegsende im Mai 1945 die Produktion stoppte, lief diese 1946 mit dem verkleinerten und veränderten Modell Waldschlepper RS 1500 noch einmal an. Bis 1947 wurden noch einmal ca. 1.500 Schlepper für die Land- und Forstwirtschaft produziert.[2]

Prototypen und Einsatz

Raupenschlepper Ost (RSO) mit angehängter PaK 40 (Soldaten auf PaK sitzend) und PKW beim Durchqueren eines Gewässers, 1944 in der Sowjetunion
Raupenschlepper Ost 1942

RSO/2

Im Jahr 1943 wurden Versuche unternommen, den RSO als Selbstfahrlafette für die 7,5-cm-PaK 40 zu verwenden. Eine Plane schützte und tarnte das Geschütz während der Fahrt; der Fahrersitz war notdürftig gepanzert. Anfang Oktober 1943 wurde Hitler diese Konstruktion vorgeführt. In großen Stückzahlen wurde diese Version allerdings nicht gefertigt. Diese RSO wurden häufig als Sturmgeschütze verwendet, wofür sie allerdings nicht gedacht waren.

Weitere Versionen

Schwimmfähige Prototypen wurden ebenso erprobt wie RSO-Fahrzeuge mit Krankentransportaufbauten. Fotos belegen, dass einige dieser RSO an die Ostfront gebracht wurden. Es gab auch Versuche, den RSO als Sattelschlepper zu verwenden. Als Fahrgestell für den Sattelauflieger diente ebenfalls ein RSO-Fahrgestell (unmotorisiert). Unter anderem gab es hier einen Mannschaftstransporter für etwa 50 Soldaten.

Auch die Gebirgstruppen fanden Gefallen an diesem Fahrzeug. Auf ihr Drängen hin wurde eine kleinere Version konstruiert, der Gebirgsraupenschlepper (RSG). Der RSG trug eine 1940 erbeutete belgische 7,5-cm-Gebirgshaubitze 34. Allerdings wurden hiervon nur wenige Prototypen gebaut.

Die bewaffneten Versionen des Raupenschleppers Ost zeigten aber bald, dass der Motor für solche Zwecke zu schwach war; so wurde eine RSO-Version mit zwei nebeneinander eingebauten Motoren konstruiert. Über das Stadium eines Prototyps kam diese Konstruktion allerdings nicht hinaus.

Die Lizenz-RSO von Klöckner-Deutz wurden ab 1944 mit neu entwickelten Dieselmotoren mit Luftkühlung ausgerüstet, um den tiefen Temperaturen an der Ostfront besser standhalten zu können.

Inklusive aller Sonderarten des RSO wurden von den beteiligten Unternehmen insgesamt etwa 28.000 Stück gebaut.

Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg

Waldschlepper RS 1500

Nach dem Krieg gab es Bestrebungen, die Produktion des Raupenschleppers Ost für die deutsche Land- und Forstwirtschaft wieder aufzunehmen. Tatsächlich wurden 1947/48 von Klöckner-Deutz etwa 1000 Halbkettenfahrzeuge mit luftgekühltem Motor als „Waldschlepper“ ausgeliefert. Sie waren vom RSO abgeleitet.

KT-12

In der Sowjetunion wurde auf Basis des Raupenschleppers Ost ein Forsttraktor entwickelt. Unter der Bezeichnung KT-12[3] wurde das Fahrzeug ab 1947 zunächst im Kirowwerk, ab 1951 im Minsker Traktorenwerk und ab 1956 im Oneschsker Traktorenwerk (Онежский тракторный завод) in Petrosawodsk produziert. Es erhielt eine andere Karosserie und den Motor des Lastwagens ZIS-5, der für den Betrieb mit Holzgas umgerüstet wurde. Spätere Versionen nutzten Dieselmotoren. Das Modell wurde kontinuierlich weiterentwickelt und unter wechselnden Bezeichnungen auch nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 noch produziert.[4]

Steyr Muli

Die Steyr Daimler Puch AG baute 1956 eine Weiterentwicklung des Raupenschleppers Ost, den Steyr Muli, der auch bei der Österreichischen Post eingesetzt wurde.

Technische Daten

  • Hersteller: Steyr, später auch Klöckner-Humboldt-Deutz und Gräf & Stift
  • Leergewicht: 5500 kg
  • Nutzlast: 1500 kg
  • Länge/Breite/Höhe: 4,425 m/1,99 m/2,53 m
  • Motorisierung: V8-Steyr-Ottomotor (85 PS) oder Vierzylinder-Deutz-Dieselmotor (66 PS), beide luftgekühlt
  • Geschwindigkeit: 17 km/h, bzw. 14 km/h bei RSO/3
  • Fahrbereich: ca. 300 km
  • Tankinhalt: 180 l (Benzin) / 140 l (Diesel)

Museumsobjekte

Siehe auch

Literatur

  • OKW: Vorschrift D 638/1 Raupenschlepper Ost, Steyr Daimler Puch A.G. Typ RSO/01 Gerätebeschreibung und Bedienungsanweisung 1943.
  • OKW: Vorschrift D 638/2 Raupenschlepper Ost, Typ RSO/01, Steyr Daimler Puch A.G., Auto Union (Nachbau), Gräf u. Stift (Nachbau), Klöckner-Humboldt-Deutz (Nachbau), Ersatzteilliste 1943.
  • Wolfgang H. Gebhardt: Geschichte des deutschen LKW-Baus. 3 (in 6) Bände. Weltbild-Verlag, Augsburg 1994, ISBN 3-89350-811-2.
  • Walter J. Spielberger: Die Rad- und Vollkettenzugmaschinen des deutschen Heeres 1871 – 1945 Band=10. In: Militärfahrzeuge. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-87943-528-6.
  • Jan Suermondt: Wehrmacht-Fahrzeuge - Restaurierte Rad- und Ketten-Kfz. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02513-2.
Commons: Raupenschlepper Ost  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Spielberger Band 10 S. 159 ff.
  2. Spielberger Band 10 S. 159 ff.
  3. ЛОШАДИ И ТРАКТОРЫ В ВЕРМАХТЕ. Informationen zum Raupenschlepper Ost und den sowjetischen Nachbauten auf modelist-konstruktor.com (russisch)
  4. Uwe Siemer: Traktoren aus der Sowjetunion. Eine Chronik von den Anfängen bis 1990. TRAKULA, Rastede. Ohne ISBN, etwa 2015, verschiedene Seiten.
  5. Manfried Rauchensteiner: Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Styria, Graz u. a. 2000, ISBN 3-222-12834-0, S. 82.