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vom 02.12.2021, aktuelle Version,

Reichraminger Hintergebirge

Reichraminger Hintergebirge
Blick vom Wasserklotz ins Reichraminger Hintergebirge Richtung Nordosten

Blick vom Wasserklotz ins Reichraminger Hintergebirge Richtung Nordosten

Höchster Gipfel Großer Größtenberg (Krestenberg) (1724 m ü. A.)
Lage Oberösterreich
Teil der Oberösterreichische Voralpen (AVE), Windischgarstener und Reichraminger Alpen (Trimmel), Enns- und Steyrtaler Voralpen (NaLa)
Reichraminger Hintergebirge (Alpen)
Koordinaten 47° 46′ N, 14° 26′ O
Besonderheiten Nationalpark Kalkalpen
p1

Das Reichraminger Hintergebirge gilt als das größte geschlossene und praktisch unbesiedelte Waldgebiet Österreichs und gehört zu einem großen Teil zum Nationalpark Kalkalpen. Es liegt an der Grenze zwischen Oberösterreich und der Steiermark (Oberösterreichische Voralpen bzw. Enns- und Steyrtaler Voralpen), im Knie der Enns.

Lage und Landschaft

Die Große Schlucht

Das Hintergebirge ist ein kuppiges Vorgebirge der Alpen und erreicht mit dem Großen Größtenberg (Krestenberg) eine maximale Höhe von 1724 m.

Umgrenzung, Einordnung, benachbarte Gebirgsgruppen

Im Allgemeinen versteht man unter Reichraminger Hintergebirge die Berge im Einzugsgebiet des Reichramingbachs (Großer Bach),[1] der bei Reichraming in die Enns mündet. Diese Berge erstrecken sich Richtung Südwesten bis Windischgarsten, am Steyr-Nebenfluss Teichl, und Rosenau am Hengstpaß. Dort im Süden liegt das Hauptmassiv des Hintergebirges. Im weiteren Sinne rechnet man das ganze Berggebiet zwischen dem Ennstal von Reichraming über Großraming und Weyer bis Altenmarkt im Osten,[2] dem Laussatal vom Hengstpass bis Altenmarkt (der Grenze zur Steiermark) im Süden, und der oberen Krummen Steyrling im Westen, zum Hintergebirge. Eine genauere Grenzziehung ist aber relativ beliebig und wird in der einschlägigen Literatur nicht geführt.

Dem Hintergebirge benachbart ist im Norden der Zug des Schobersteins, jenseits der Enns die Ybbstaler Alpen: das Massiv des Schiefersteins, dahinter liegen Richtung Norden, teils bis an die Enns reichend, die niedrigeren Enns- und Steyrtaler Flyschberge, im Osten folgen die Berge vom Gaflenzer Kaibling bis zur Voralpe (Kalkvoralpen zwischen Ybbs und Enns). Manchmal wird der Dürrensteigkamm links der Enns auch eigenständig als Nachbargruppe gesehen. Im Süden sind die Haller Mauern der Gesäuseberge respektive Ennstaler Alpen unmittelbare Nachbarn. Im Südwesten erhebt sich das Sengsengebirge, nördlich davon liegen die Berge bei Molln (Gruppe Ramsauer Größtenberg–Rotgsol).

Nach der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen (AVE) gehört das Hintergebirge zu den Oberösterreichischen Voralpen (17b). Nach der Gebirgsgruppengliederung nach Trimmel gehören sie zu den Windischgarstener und Reichraminger Alpen (1650) mit Anteilen in den Steyrtaler Voralpen (1660, Schreindlmauer–Schneeberg). Nach der Oberösterreichischen Raumgliederung gehören sie gutteils zu den Enns- und Steyrtaler Voralpen, wobei aber das Massiv des Größtenbergs zur alpineren Raumeinheit des Sengsengebirges gerechnet wird. Traditionell-landschaftlich gehört der Raum zur Eisenwurzen.

Gliederung und Gipfel

Das Kerngebiet des Reichraminger Hintergebirges gliedert sich in zwei Untergruppen, den Großen Größtenberg (1724 m ü. A.) mit Alpstein (1443 m ü. A.) und Nebenbergen, und die Gruppe Langfirst (1469 m ü. A.) – Wasserklotz (1504 m ü. A.) – Schwarzkogel (1554 m ü. A.) – Kampermauer (1394 m ü. A.) im Süden, die durch den obersten Reichramingbach (Sitzenbach) getrennt sind.

Den Ostteil rechts des Reichramingbachs bilden der Dürrensteigkamm, in weitem Sinne die Gruppen Bodenwies (1543 m ü. A.) – Kühberg (1415 m ü. A.) und Almkogel (1513 m ü. A.) – Ennsberg (1373 m ü. A.), sowie der Fahrenberg (1253 m ü. A.), die durch den Mayerhofer Bach (Hammergraben) bei Kleinreifling respektive den Lumplbach bei Reichraming getrennt sind. Der Dürrensteigkamm beziehungsweise die Berge entlang der Enns werden manchmal auch nicht als Teil des Reichraminger Hintergebirges gesehen.

Links am Reichramingbach befindet sich der Zug Schreindlmauer (1293 m ü. A.) – Schneeberg (1244 m ü. A.), im Norden wird manchmal die Hohe Dirn (1134 m ü. A.) noch zum Hintergebirge gezählt

Natur

Als bemerkenswertester Abschnitt gilt die Große Schlucht, in der der Reichraminger Bach das Hintergebirge in einem tief eingeschnittenen mäandrierenden Canyon durchströmt.

Geschichte

Waldbahn als Denkmal in Brunnbach (keine Originallokomotive)

Bis zum Ende des Bergbaues in den 1960er-Jahren hatte das Gebiet des heutigen Nationalparks eine große wirtschaftliche Bedeutung. Standen im gesamten Einzugsgebiet um 1900 rund 450 Häuser, sind es heute nur mehr rund 70 an der Zahl. Von großer Bedeutung und Haupterwerbsquelle der Region war vor allem die Forstwirtschaft. Zahlreiche zum Teil gut erhaltene Reste von Triftanlagen zeugen noch von der einstigen Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges.

Von den 1920er-Jahren bis 1971 diente die Waldbahn Reichraming, die eine Spurweite von 760 mm hatte, auf drei Streckenästen, unter anderem durch die Große Schlucht, der Holzabfuhr zum Bahnhof Reichraming. Nach deren Einstellung wurden auf den Bahntrassen Forststraßen angelegt, die heute zum Teil zu bestimmten Zeiten mit dem Fahrrad befahren werden dürfen und die auf der ehemaligen Bahntrasse als Hintergebirgsradweg als "R9" beschildert ist[3].

Bergbau im Hintergebirge

Mundloch des Stollens im Revier Gräser

Der Bergbau hat in der Region eine sehr lange Tradition und dürfte schon im 12. Jahrhundert nördlich der Laussa betrieben worden sein. Der Name Blaberg bezieht sich wohl auf ein mittelalterliches Blähhaus zum Schmelzen des Eisenerzes. Seit dem Mittelalter ist der Abbau von Eisenerz (Bohnerz) am Blaberg und am Hochkogel nachgewiesen. Um 1500 begann der Abbau von Gagat. Ab 1870 erfolgte am Sandl der Abbau von Steinkohle. Es handelte sich dabei aber um sehr kleine Bergbaubetriebe. Daneben wurden aber ab 1919 am Prefingkogel bedeutende Mengen an Bauxit abgebaut. Die Bauxitvorkommen enthalten vorwiegend ein Gemenge aus Böhmit und Hämatit. Weiters wurde ein Uranylvanadat beschrieben, das zunächst als Carnotit und später als Metatujamunit bestimmt wurde[4]. Diese Bauxittaschen entstanden im Turon in einem einst feuchtheißen tropischen Klima.

Der Bauxitabbau erfolgte in mehreren Revieren am Prefingkogel. Das ehemalige Bergbaurevier Gräser befindet sich etwa 200 Meter südlich des Prefingkogels. 250 Meter nordöstlich befindet sich das Revier Prefing. Das Revier Schwarza befindet sich 100 m westlich des Tales des Schwarzen Baches unterhalb der Kehre der Forststraße zur Blahbergalm in 700 m Seehöhe[5]. Der Rohstoff für die Aluminiumerzeugung gelangte über eine fast 14 km lange Materialseilbahn – der längsten in Mitteleuropa – nach Weißenbach an der Enns, wo das Bauxit auf die Bahn verladen wurde. Im Jahr 1945 lebten 955 Menschen in der Bergarbeitersiedlung (einer Schule mit einer Expositurklasse, einem Gasthaus und einen Lebensmittelgeschäft) tief im Wald in Weißwasser nahe dem Dorf Unterlaussa. 1964 wurde der Bergbau wegen der aufwändigen Gewinnung und damit mangelnder Rentabilität eingestellt, bis 1968 erfolgte die restlose Abtragung der Bergarbeitersiedlung und der Materialseilbahn. Nur mehr ein kleines Museum in einem Nachbau eines Knappenhauses im Dorf Unterlaussa zeugt heute von der Bergbautradition im Reichraminger Hintergebirge.

Nationalpark Kalkalpen

Der Schleierfall am Fuß des Hochschlacht-Steiges

Der Gründung des Nationalpark Kalkalpen gingen mehrere Versuche voraus, das Gebiet neuerlich industriell zu nutzen: 1982 war ein Schießplatz als Testgelände für die Kanonen GHN-45 des steirischen Herstellers Noricum (Tochterunternehmen der VÖEST) geplant, dann ein umfangreiches Speicherkraftwerk mit insgesamt drei Staumauern, welche den Großen Bach im Bereich der Großen Schlucht in eine Kette von Stauseen verwandelt hätten. Letztlich vom Erfolg gekrönte Bürgerinitiativen und Protestversammlungen im Hintergebirge, deren aktivste im Sommer 1984 auch Vorbildfunktion für die Besetzung der Hainburger Au im Winter desselben Jahres hatte, brachten alle diese Projekte zu Fall. Mit der Gründung des Nationalparks Kalkalpen am 25. Juli 1997 war das Reichraminger Hintergebirge endgültig unter Schutz gestellt.

Literatur

  • Adolf Brunnthaler: Reichraming, Verlag Herbert Weishaupt, 2000, ISBN 3-7059-0108-7.
  • Otto Harant, Wolfgang Heitzmann: Reichraminger Hintergebirge, Vergessene Bergheimat zwischen Ennstal und Sengsengebirge, Verlag Wilhelm Ennsthaler, ISBN 3-85068-171-8.
  • Natur im Aufwind – Der Nationalpark in den oberösterreichischen Kalkalpen, Landesverlag, ISBN 3-85214-683-6.
  • Gerald Radinger: Wandererlebnis Nationalpark Kalkalpen. Die schönsten Touren zwischen Enns und Steyr. Kral Verlag, 2012, ISBN 978-3-99024-066-3.
Commons: Reichraminger Hintergebirge  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. [https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:Defekte_Weblinks&dwl=https://www.nationalparkregion.com/nationalparks/reichraminger-hintergebirge.html Seite nicht mehr abrufbar], Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/www.nationalparkregion.com[http://timetravel.mementoweb.org/list/2010/https://www.nationalparkregion.com/nationalparks/reichraminger-hintergebirge.html Das Reichraminger Hintergebirge.] Webseite des Nationalpark Kalkalpen, in nationalparkregion.com, abgerufen 5. Oktober 2018.
  2. Hans Jörg Köstler: Zur Geschichte der Bergbaue auf Eisenerz, Kohle und Bauxit in der Unterlaussa im Reichramingern Hintergebirge. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 48, Heft 1, Linz 1994, S. 18–46 (ooegeschichte.at [PDF]); Unterlaussa liegt bei Altenmarkt.
  3. Hintergebirgsradweg Hintergebirgsradweg R9 auf www.oberoesterreich.at, abgerufen am 23. Januar 2018.
  4. Wittern: Taschenbuch der Mineralien-Fundstellen Mitteleuropas: Österreich. Bode, 1994, ISBN 3-925094-62-8.
  5. Aufnahmebericht zum geologischen Blatt 67 - Großraming@1@2Vorlage:Toter Link/www.geologie.ac.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 7,1 MB).