Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 13.10.2020, aktuelle Version,

Reifling-Formation

Die Reifling-Formation ist eine lithostratigraphische Formation der Trias in den Nördlichen Kalkalpen und in Teilen der Zentralalpen. Die Typlokalität liegt bei Großreifling im steirischen Ennstal.

Geschichte

Der Begriff Reiflinger Kalk wurde vom österreichischen Geologen Franz von Hauer im Jahr 1853 zum ersten Mal verwendet.[1]

Reiflinger Kalke an der Erlauftal Straße östlich von Göstling an der Ybbs

Definition

Die Reifling-Formation ist durch wellig bis knollig geschichteten Kalkstein charakterisiert, der häufig Hornstein in Form von Lagen oder Kieselknollen führt. Sie sind Ablagerungen eines Meeresbeckens und des Beckenrandes.[2] Charakteristisch für die Formation ist auch das Auftreten von Tuff- oder Tuffitlagen im unteren Ladinium.

Die Reifling-Formation wird unterlagert von der Gutenstein-Formation, der Virgloria-Formation sowie von der Steinalm-Formation. Seitlich verzahnt ist sie mit dem Wettersteinkalk und dem Hallstätter Kalk. Im oberen Ladinium ist sie mit der Partnach-Formation verzahnt oder wird durch diese auch ersetzt, so vor allem im Tiroler und im zentralalpinen Bereich. Überlagert wird die Formation durch die Partnach-Formation, den Wettersteindolomit, die Reingraben-Formation, die Göstlinger Schichten und die Lechkogel-Schichten.

Die Formation wird in ihrem anisischen Anteil im Westteil der Nördlichen Kalkalpen bis zu 100 Meter mächtig, in den östlichen Nördlichen Kalkalpen bleibt die Stärke dieses Anteils auf 25 bis 30 Meter beschränkt. An der Typlokalität Großreifling ist der anisische Anteil 20 Meter mächtig entwickelt. Der Anteil des Ladiniums und unteren Karniums erreicht bei Großreifling nicht ganz 50 Meter, im Raum Frankenfels und Sankt Anton an der Jeßnitz an die 150 Meter und bei Göstling bis zu 190 Meter.[3]

Zeitliche Einordnung

Die Formation wird vom späten Anisium über das Ladinium bis in das frühe Karnium datiert. Diesen relativ großen zeitlichen Umfang erreicht die Formation aber nur stellenweise, vor allem im Bereich der Lunzer Fazies, die vor allem im südwestlichen Oberösterreich und südlichen Niederösterreich anzutreffen ist. Im Nordtiroler Faziesraum hingegen reicht die Formation nur wenig über das Anisium empor.[4]

Fossilführung

Wichtiges Element der Makrofauna sind die Ammoniten, in der anisischen Zone sind es unter anderen Paraceratites trinodosus, Flexoptychites studeri und Flexoptychites flexuosus. Im Ladinium ist es unter anderem Protrachyceras reitzi. Fossilfundpunkte finden sich unter anderem bei der Salzabrücke in Großreifling oder am Kerschbuchhof bei Innsbruck-Kranebitten. Ein weiteres wichtiges Element der Makrofauna sind die Brachiopoden. An Mikrofossilien finden sich Conodonten, Radiolarien und Ostracoden, untergeordnet auch Foraminiferen, Holothurien und Nadeln von Kalk- und Kieselschwämmen.[5]

Subformationen

Im Übergangsbereich zum Wettersteinkalk ersetzt Raminger Kalk teilweise den ladinischen und karnischen Anteil der Reifling-Formation. Es handelt sich hier ebenfalls um hornsteinführende Kalke, die aber das hellere Aussehen des Wettersteinkalks besitzen und deren Schichtung und Bankung gelegentlich zurücktreten kann. Die Raminger Kalke können bis zu 300 Meter mächtig werden Der Begriff Raminger Kalk stammt von Alexander Tollmann, teilweise wird er in der Literatur auch als Raming-Formation bezeichnet.[6] Im Gelände können die Raminger Kalke oft durch ihren spätig-splittrigen Bruch von den eher schalig brechenden Kalken der Reifling-Formation unterschieden werden.[7]

Literatur

  • D. Gessner: Gliederung der Reiflinger Kalke an der Typlokalität Großreifling a. d. Enns (Nördliche Kalkalpen). In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Band 116, 1964, S. 696–708 (abstract, schweizerbart.de)

Einzelnachweise

  1. Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen. (= Monographie der Nördlichen Kalkalpen. Teil 2). Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, S. 87.
  2. Christoph Janda: Geologisch – fazielle Untersuchungen in der Lunzer Decke südwestlich von Weyer (Oberösterreich). Diplomarbeit. Wien 2000, S. 20 ff (PDF-File, univie.ac.at, abgerufen am 22. Juli 2009).
  3. Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen. (= Monographie der Nördlichen Kalkalpen. Teil 2). Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, S. 88, 123.
  4. Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen. (= Monographie der Nördlichen Kalkalpen. Teil 2). Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, S. 88.
  5. Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen. (= Monographie der Nördlichen Kalkalpen. Teil 2). Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, S. 89f.
  6. Alexander Tollmann: Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums. Stratigraphie, Fauna und Fazies der Nördlichen Kalkalpen. (= Monographie der Nördlichen Kalkalpen. Teil 2). Verlag Deuticke, Wien 1976, ISBN 3-7005-4412-X, S. 129.
  7. Michael Moser: Bericht 2004 über geologische Aufnahmen im Gebiet Lassing – Mendlingbach – Scheibenberg auf Blatt 101 Eisenerz. Kartierungsbericht der Geologischen Bundesanstalt als PDF-File, abgerufen am 23. Juli 2009.