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vom 01.05.2022, aktuelle Version,

Ruprecht von der Pfalz, Duke of Cumberland

Ruprecht von der Pfalz, Herzog von Cumberland
Ruprecht von der Pfalz

Ruprecht von der Pfalz (* 17. Dezemberjul. / 27. Dezember 1619greg.[1] in Prag; † 29. November 1682 in London), genannt „der Kavalier“ (engl. Rupert the Cavalier), war Prinz von der Pfalz aus dem Hause der Wittelsbacher sowie seit 1644 Duke of Cumberland und Earl of Holderness. Er war Generalissimus aller englischen Armeen und leitete später als Lord High Admiral die königliche Flotte.

Frühe Jahre

Anthonis van Dyck: Doppelportrait von Rupert und seinem Bruder Kurprinz Karl Ludwig

Ruprecht war der dritte Sohn des Kurfürsten Friedrichs V. von der Pfalz, und Elisabeth Stuarts, der Tochter König Jakobs I. von England, Schottland und Irland. Ruprecht wurde wenige Wochen nach der Krönung Friedrichs V. zum König von Böhmen in Prag geboren und war dadurch nach seinen Brüdern Kurprinz Heinrich Friedrich und Karl Ludwig der Dritte in der Thronfolge. Nachdem sein seither als „Winterkönig“ bekannter Vater 1620 aus Böhmen vertrieben worden und 1632 gestorben war, wuchs Rupprecht bei seiner Mutter im niederländischen Exil am Hof seines Großonkels Friedrich Heinrich von Oranien auf. Er studierte in Leiden und trat danach in die Leibgarde Friedrich Heinrichs ein. Er nahm am Feldzug gegen die Spanier von 1635 teil und begleitete im selben Jahr seinen Bruder Karl Ludwig zu ihrem Onkel Karl I. nach England. Dort wurden beide sehr herzlich aufgenommen und erhielten als Neffen des Königs eine ausgezeichnete Ausbildung und hohe Gnadenerweise. Die Universität Oxford promovierte Ruprecht zum Magister artium, der Erzbischof Laud wollte ihm ein englisches Bistum geben und der Earl of Arundel ihm eine Expedition nach Madagaskar unterstellen. 1637 aus England zurückgekehrt, nahm Ruprecht an der Belagerung von Breda teil und begab sich nach dessen Einnahme zu seinem Bruder Karl Ludwig, der ein eigenes Korps angeworben hatte und Ruprecht den Befehl über ein Kavallerieregiment übergab.

Der Kavalleriegeneral

Ruprecht von der Pfalz, 1642, Gemälde von Gerrit van Honthorst

Ruprecht von der Pfalz war ein brillanter Kavallerieoffizier. Im Dreißigjährigen Krieg focht er auf wechselnden Seiten. Er wurde 1638 bei Vlotho gefangen und verbrachte drei Jahre in kaiserlicher Gefangenschaft. Er kämpfte im Englischen Bürgerkrieg für seinen Onkel Karl I., der ihn 1642 als Ritter in den Hosenbandorden aufnahm. Er nahm 1643 Bristol und im Jahr darauf Lancashire, musste aber bei Marston Moor eine Niederlage hinnehmen. 1645 nahm er Leicester und wurde im folgenden Monat bei Naseby schwer zurückgeschlagen. Als die militärische Lage in Bristol aussichtslos wurde, übergab er im September 1645 die Stadt an Lord Fairfax, woraufhin er von seinem wütenden Onkel seines Kommandos enthoben wurde.

Die Schmach der Entlassung traf den General sehr. Er schlug sich zu seinem königlichen Onkel durch und verlangte vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden, um seine Ehre wiederherzustellen. Er wurde zwar freigesprochen, hatte aber die Gunst des Königs verloren und sollte in den folgenden militärischen Unternehmungen keine nennenswerte Rolle mehr spielen. Nach dem Fall Oxfords im Juni 1646 und der Niederlage der königlichen Truppen wurde er gemeinsam mit seinem Bruder Moritz vom Parlament aus England verbannt.

In der Verbannung

Zwei Jahre später kämpfte Ruprecht auf französischer Seite gegen das Cromwellsche England. Von seinem Stützpunkt in Kinsale (Irland) aus versorgte er die royalistische Garnison auf den Scilly-Inseln mit Nachschub und machte Jagd auf englische Schiffe im Kanal. Da er von Admiral Robert Blake bis ins Mittelmeer verfolgt wurde, zog er sich bis zu den Westindischen Inseln zurück, wo er als Pirat weitere Kaperfahrten gegen englische Schiffe unternahm.

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges ging er 1652 nach Deutschland zurück. Er ließ sich in Mainz nieder und widmete sich einige Jahre seinen naturwissenschaftlichen Forschungen und der Kunst.

Rückkehr nach England

Nach der Restauration des Stuart-Königtums 1660 trat Ruprecht erneut in englische Dienste. Er wurde Privatsekretär König Karls II. und kümmerte sich besonders um Marineangelegenheiten. Er hatte verschiedene Marinekommandos inne, kämpfte u. a. auch gegen die Holländer, wurde 1672 zum Admiral ernannt und war von 1673 bis 1679 als Nachfolger des Königs Lord High Admiral. Ruprecht war auch der erste Gouverneur der 1670 gegründeten Hudson’s Bay Company, die so erfolgreich wurde, dass sie bald ein Monopol auf den gesamten Pelzhandel in Kanada haben sollte. Das rund 3,9 Millionen km² umfassende Territorium trug ihm zu Ehren den Namen Ruperts Land.

Ruprecht starb 1682 unverheiratet, hinterließ aber zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Er wurde in der Westminster Abbey in London beigesetzt.

Familie

Frances Bard, die Geliebte Ruprechts ( Peter Lely)

Mit seiner Geliebten Frances Bard (1646–1708), einer Tochter des Henry Bard, Viscount Bellomont, hatte Ruprecht einen Sohn: Dudley Rupert Bard (auch Robert Dudley genannt; * um 1666; † 13. Juli 1686, bei der Belagerung von Ofen).[2] Um 1670 hatte er eine neue Geliebte, die Schauspielerin Margaret Hughes (1630–1719). Ihre gemeinsame Tochter Ruperta (1671–1740) heiratete 1695 den englischen General und Botschafter in Hannover Emanuel Scrope Howe († 26. September 1709).

Als sich abzeichnete, dass Ruprechts Bruder, Kurfürst Karl Ludwig, ohne männlichen Erben bleiben könnte, da die Ehe von dessen einzigem legitimem Sohn, Karl II., seit sieben Jahren kinderlos geblieben war und Karl Ludwigs verstoßene Gemahlin sich weigerte, einer offiziellen Scheidung zuzustimmen, befürchtete dieser, die Kurpfalz könnte vom Haus Pfalz-Simmern an das Haus Pfalz-Neuburg fallen. Daher versuchte Karl Ludwig 1678, seinen Bruder zu einer standesgemäßen Eheschließung zu überreden; dieser aber weigerte sich aufgrund seines seit jeher gespannten Verhältnisses zu seinem älteren Bruder, seine bequeme wilde Ehe mit der Schauspielerin aufzugeben.[3]

Interesse an Forschung und Kunst

Ruprecht war nicht nur ein begabter Militärführer, er machte sich auch als Naturforscher, Künstler und Erfinder einen Namen. Seit 1670 und auch schon in den Jahren in Mainz widmete er sich intensiv seinen Forschungen und Experimenten. Er machte das Mezzotinto in England bekannt, entwickelte verschiedene Arten von Schießpulver und eine Messinglegierung für den Kanonenguss, die als „Prinzmetall“ (eine ähnliche Legierung ist Chrysorin) bekannt wurde. Er war eines der Gründungsmitglieder der Royal Society. Prinz Ruprecht wurde während seines Aufenthalts in den Niederlanden, wo er nach der Vertreibung seiner Familie aus Böhmen aufwuchs, mehrfach von Anthonis van Dyck, einem der größten flämischen Maler des Barock, porträtiert. Die Gemälde hängen heute im Kunsthistorischen Museum in Wien und in der Nationalgalerie in London.

Siehe auch: Bologneser Träne (im Englischen Prince Rupert’s Drop genannt)

Bezugnahmen

Vorfahren

 
 
 
 
 
Ludwig VI. Kurfürst von der Pfalz (1539–1583)
 
 
 
 
Friedrich IV. Kurfürst von der Pfalz (1574–1610)
 
 
 
 
 
Elisabeth von Hessen (1539–1582)
 
 
 
Friedrich V. Kurfürst von der Pfalz (1596–1632)
 
 
 
 
 
 
Wilhelm I. von Oranien (1533–1584)
 
 
 
Luise Juliana von Oranien-Nassau (1576–1644)
 
 
 
 
 
Charlotte de Bourbon-Montpensier (1547–1582)
 
 
 
Ruprecht von der Pfalz, Duke of Cumberland
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Henry Stuart, Lord Darnley (1545–1567)
 
 
 
Jakob I. (VI.) König von England und Schottland (1566–1625)
 
 
 
 
 
Maria Stuart, Königin von Frankreich und Schottland (1542–1587)
 
 
 
Elisabeth Stuart (1596–1662)
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich II. König von Dänemark und Norwegen (1534–1588)
 
 
 
Anna von Dänemark (1574–1619)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Sophie von Mecklenburg (1557–1631)
 
 

Literatur

Commons: Ruprecht von der Pfalz, Duke of Cumberland  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://rkd.nl/en/explore/artists/68905
  2. Memoirs of the court of England, Band 3, S. 424
  3. Dirk Van der Cruysse: Madame sein ist ein ellendes Handwerck. Liselotte von der Pfalz. Eine deutsche Prinzessin am Hof des Sonnenkönigs. Aus dem Französischen von Inge Leipold. 14. Auflage, Piper, München 2015, ISBN 3-492-22141-6, S. 260.