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vom 10.02.2022, aktuelle Version,

Ruthenen (Habsburgermonarchie)

Sprachenkarte Österreich-Ungarns („Ruthenen“ hellgrün) [1]

Ruthenen war vom 18. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts in der Habsburgermonarchie die gebräuchliche Bezeichnung für die Ostslawen des Reiches, die Ukrainer und – deren Untergruppen oder eng verwandte Völker – Russinen und ihre Teilgruppen Lemken, Bojken, Huzulen.

Die Bezeichnung stammt von Rutheni, der latinisierten Form von Rus, Rusyn, Ruscia, Russia oder Ruzzia, den alten Eigenbezeichnungen der Ostslawen.[2] Zwischen Ukrainern und den anderen ostslawischen (Unter-)Ethnien wurde dabei nicht unterschieden. Ruthenen siedelten im Ostteil Galiziens, im Nordteil der Bukowina und in der ungarischen Karpatenukraine. Gleichzeitig waren die Begriffe „Ukrainer“ und „Kleinrussen“ in Verwendung. Wer sich als „Ukrainer“ bezeichnete, machte damit deutlich, dass er sich einem eigenen, von Russen und Polen verschiedenen Volk zugehörig fühlte. Die Bezeichnung „Ruthene“ ließ hingegen politische Schlussfolgerungen offen.[3]

Erst im Lauf des Ersten Weltkrieges machten sich einige Bestrebungen in der Verwaltung breit, die Bezeichnung Ruthenen und ruthenisch durch Ukrainer und ukrainisch zu ersetzen.[4]

In Polen wurde erst im Jahr 1928 die Nomenklatur offiziell von ruthenisch auf ukrainisch geändert. Dies beeinflusste auch die russinischen Gruppen, selbst noch die Lemken, die sich nach dem Ersten Weltkrieg, besonders im westlichen Lemkenland nur sehr selten als Ukrainer bezeichneten.[5]

Literatur

  • Wolfdieter Bihl: Die Ruthenen. In: Adam Wandruszka, Walter Urbanitsch (Hrsg.): Die Habsburgermonarchie 1848–1918. Band 3: Die Völker des Reiches. 1. Teilband. Wien 1980, ISBN 3-7001-0217-8, S. 555–584.

Einzelnachweise

  1. Distribution of Races in Austria-Hungary. In: William R. Shepherd: Historical Atlas. New York 1911.
  2. Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. Verlag Beck, München 2000, ISBN 3-406-45971-4, S. 21 f. Ricarda Vulpius: Nationalisierung der Religion. Russifizierungspolitik und ukrainische Nationsbildung 1860–1920. Verlag Harrassowitz, Wiesbaden 2005, ISBN 3-447-05275-9, S. 34.
  3. Klaus Bachmann: „Ein Herd der Feindschaft gegen Rußland“ – Galizien als Krisenherd in den Beziehungen der Donaumonarchie mit Rußland (1907–1914). Verlag für Geschichte u. Politik, Wien 2001, ISBN 3-7028-0374-2, S. 25.
  4. Ernst Rutkowski: Die k.k. Ukrainische Legion 1914–1918 (= Österreichische militärhistorische Forschungen, Band 9/10), Holzhausen, Wien 2009, ISBN 978-3-85493-166-9, S. 13.
  5. Magdalena Palka: Das vergessene Volk der Lemken. Eine ethnische Minderheit auf der Suche nach ihrer Identität. Wien 2012 (online).