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vom 15.11.2021, aktuelle Version,

Schilcher

Schilcher im Glas

Schilcher ist die Bezeichnung für Roséweine, die aus Trauben der österreichischen roten Rebsorte Blauer Wildbacher gekeltert werden.[1] In Österreich wird aus Blauem Wildbacher vor allem der Roséwein Schilcher hergestellt,[1][2] jedoch wird daraus auch Rotwein gewonnen.[3][4]

Geographie

Der Anbau der Blauen Wildbacher-Rebe erfolgt im weststeirischen Hügelland bis zu einer Seehöhe von etwa 500 m. Die Anbaufläche des Blauen Wildbachers beträgt mehr als 600 Hektar; sie hat sich zwischen 1960 und 2008 etwa verfünffacht.[5]

Im Süden der Steiermark, die als Weinbauregion Steirerland zu den österreichischen Weinanbaugebieten zählt, verläuft von Nord nach Süd die Schilcherweinstraße[6] über folgende Stationen:

LigistGundersdorfSt. StefanGreisdorfStainz (mit Schloss Stainz) – VocheraBad GamsSchloss WildbachDeutschlandsbergBad SchwanbergWiesEibiswald

Gebietsschutz und Herkunftsbezeichnung

„Schilcher“ ist eine für die gesamte Steiermark geschützte Bezeichnung. Der Gebietsschutz des Schilchers besteht seit der Weingesetz-Novellierung von 1976. „Schilcher“ ist in das Verzeichnis der traditionellen Begriffe gemäß Artikel 40 der EU VO 607/2009 aufgenommen. Der Wein muss in der Steiermark ausschließlich aus Trauben der Rebsorte „Blauer Wildbacher“ gewonnen werden, die in der Weinbauregion Steirerland angebaut wurden.[7] Schilcher zählt zu jenen herkunftstypischen Qualitätsweinen mit Herkunftsprofil aus dem Weinbaugebiet Weststeiermark, für die seit dem Weinjahrgang 2018 die Herkunftsbezeichnung Weststeiermark DAC besteht.

Eigenschaften

Blätter und Trauben des Blauen Wildbachers

Der Schilcherwein genießt Sortenschutz. Als „Schilcher“ deklariert und verkauft werden darf ein Wein nur dann, wenn er zu 100 % aus Trauben der Blauen Wildbacher-Rebe gekeltert wurde, die zudem ausschließlich in der Steiermark gewachsen sind. Der Gebietsschutz des Schilchers besteht seit der Novellierung 1976 des österreichischen Weingesetzes.

Charakterisierung des Weins[5]
Farbe zwiebelfarben bis rubinrot, meist hellrot
Geruch feinzartiges Bukett
Geschmack lebendig, frisch, fruchtig, feinsäuerlich, resch, harmonisch und trocken
Eigenschaft hoher Säureanteil, sortentypisches Bukett
Reifezeit Mitte Oktober

In der Weststeiermark wird der Schilcher sehr geschätzt, als „Schilchermischung“ (Schilcherschorle) durchaus auch als Durstlöscher. Manche Autoren[8] behaupten demgegenüber, der Schilcher mache rabiat im Sinne von aggressiv; deswegen wird er gelegentlich als „Rabiatperle“ bezeichnet. In Anbetracht des hohen Säuregehalts ist auch die scherzhafte Bezeichnung „Hemdenspreizer“ gebräuchlich.

Schilchersturm und sonstige Spezialitäten

Fass mit Schilchersturm
Schilchersturm im Glas

Als teilweise gegorener Traubenmost, der in Österreich Sturm genannt wird, trägt der Schilcher die Bezeichnung Schilchersturm und beeindruckt durch seine trübe Färbung, die rosa bis violett erscheint. Er wird in den Buschenschanken der Weststeiermark im September und Oktober getrunken; traditionell werden dazu gebratene Kastanien gegessen.

Schilcher wird auch zu Sekt, Grappa oder Essig verarbeitet, ebenso zu Gelee.

Geschichte

Pius VI. empfand Schilcher als „rosaroten Essig“.
Buffetwagen „Schilcherschaukel“ des Flascherlzugs

Der Name des Weins leitet sich von der hellrot schillernden Farbe her (österreichisch „schilchern“ für schillern); aus der Nebenform Schiller wird die Herkunft der Bezeichnung noch deutlicher.

Die Bezeichnung geht auf das schillernde Farbenspiel des Schilchers zurück, das von Hell- bis zu Dunkelrosa reichen kann. Im Jahr 1580 wurde die Sorte von Johann Rasch in seinem „Weinbuch“ erstmals als „Schiller“ beschrieben.[9] Die Blaue Wildbacher-Rebe, die zu den roten Rebsorten gehört, wurde aber wahrscheinlich schon um das Jahr 400 v. Chr. (Latènezeit) von den Kelten im Gebiet der heutigen Steiermark sowie der ehemaligen Untersteiermark aus einer heimischen Wildrebe gezogen. 1842 wurde sie wissenschaftlich klassifiziert. Die Förderung der Schilcherherstellung in der Weststeiermark geht auf Erzherzog Johann zurück, der Mitte des 19. Jahrhunderts ein neues wirtschaftliches Standbein für die Region suchte.

Papst Pius VI. machte 1782 auf der Anreise nach Wien zu Kaiser Joseph II. Station im Franziskaner­kloster Maria Lankowitz bei Köflach. Über den Schilcher, den man ihm zum Abendessen servierte, notierte der Papst, als gebürtiger Italiener mit säurearmen Südweinen vermutlich vertrauter als mit herberen österreichischen Gewächsen, in sein Tagebuch:

„Sie haben Uns einen rosaroten Essig vorgesetzt, den sie Schilcher nannten.“

Papst Pius VI., 1782 [5]

Der zur Förderung des Tourismus verkehrende Flascherlzug einer weststeirischen Schmalspurbahn (760 mm) führt einen blauen Buffetwagen mit, der unter Anspielung auf den regionalen Wein den Namen „Schilcherschaukel“ trägt.

Schilcher in Literatur und Kunst

Stillleben Schilcher, Aquarell von Melitta Zingler

Die österreichische Dichterin Maria Holzinger beschreibt den Wein in einem kurzen Gedicht:

„Du zwiebelfarbner Schilcherwein,
du gibst dem Schwachen Kräfte ein,
rollst feurig durch die Glieder
und wirfst den Stärksten nieder.
Machst butterweich die Spröden,
bringst Stumme bald zum Reden,
machst jünglingsfroh die Alten
und liebestoll die Kalten.“

Maria Holzinger, 1991 [10]

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1 2 Beschreibung der Rebsorte auf der Website oesterreichwein.at, abgerufen am 7. Februar 2017.
  2. BGBl. II Nr. 111/2011: § 1 Abs. 2 Z 10 lit. a Weinbezeichnungsverordnung.
  3. Der Brockhaus Wein. Hrsg. von der Lexikonredaktion des Verlags F. A. Brockhaus, Mannheim, Mannheim/Leipzig 2005, ISBN 3-7653-0281-3, S. 70 f. und S. 394.
  4. Rudolf Steurer: Österreichischer Weinführer. Band 1. Verlag Carl Ueberreuter, Wien 1992, ISBN 3-8000-9042-2, S. 104.
  5. 1 2 3 Werner Grüner: Blauer Wildbacher. Dezember 2008, abgerufen am 4. März 2016.
  6. Schilcher. Auf der Website schilcher.at, abgerufen am 13. Februar 2012.
  7. Gebietsschutz des Schilchers auf info.bmlrt.gv.at.
  8. Reinhard P. Gruber: Das Schilcher-ABC. 1988.
  9. Historisches zum Schilcher auf schilcherland.at.
  10. Werner Tscherne: Das Paradies der Steiermark. 1991.