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vom 02.06.2022, aktuelle Version,

Sonnenhüte (Echinacea)

Sonnenhüte

Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Heliantheae
Gattung: Sonnenhüte
Wissenschaftlicher Name
Echinacea
Moench

Die Sonnenhüte (Echinacea, Aussprache [eçinaˈt͡seːa],[1] auch [ eçiˈnaːt͡sɛa]), auch Scheinsonnenhüte oder Igelköpfe genannt,[2] sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Der botanische Gattungsname Echinacea ist vom altgriechischen Wort ἐχῖνος echínos [ eˈkʰiːnos] für Seeigel (Echinoidea) abgeleitet[3][4] und bezieht sich auf die gattungstypischen, die Röhrenblüten überragenden, auffälligen, stachelspitzigen Spreublätter. Alle Arten haben ihre Heimat nur im östlichen und zentralen Nordamerika.

Beschreibung

Echinacea-Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen, die je nach Art meist Wuchshöhen von bis zu 140 cm erreichen. Außer bei Echinacea purpurea besitzen alle Arten Pfahlwurzeln. Die aufrechten Stängel sind unverzweigt bis verzweigt. Die Pflanzen können verschieden behaart sein. Die wechselständig, grundständig und an den Stängeln verteilt angeordneten Laubblätter sind mehr oder weniger lang gestielt. Die einfache Blattspreite besitzt ein, drei oder fünf Blattadern. Der Blattrand ist meist glatt, manchmal gezähnt oder gesägt. Die Blattoberflächen sind manchmal glatt oder meist behaart.

Der „stachelige“ Ausschnitt eines Blütenstandes des Purpur-Sonnenhut ( Echinacea purpurea) mit Hummel
Purpurfarbener Sonnenhut
Achänen des Purpur-Sonnenhuts ( Echinacea purpurea)
Schmalblättriger Sonnenhut ( Echinacea angustifolia)
Prärie-Igelkopf ( Echinacea pallida)
Echinacea tennesseensis

Die köpfchenförmigen Blütenstände stehen einzeln endständig auf relativ langen Stielen. Die kreisförmigen Blütenkörbe weisen Durchmesser von 1,2 bis 4 Zentimeter auf. In zwei bis vier Reihen stehen 15 bis 50 Hüllblätter; sie sind in Form und Größe fast gleich bis stark verschieden. Die Blütenstandsböden sind fast kugel- oder zylinderförmig. Es sind orangefarbene bis rötlich purpurfarbene Spreublätter vorhanden, die die Röhrenblüten, als auffälliges Merkmal der Gattung, wie kleine Igelstacheln (botanischer Name!) überragen. Die Blütenkörbe enthalten acht bis 21 Zungenblüten und 200 bis über 300 Röhrenblüten. Die ungeschlechtigen Zungenblüten (= Strahlenblüten) sind gelb, weiß, dunkel purpurfarben bis hell rosafarben. Die zwittrigen, fertilen Röhrenblüten (= Scheibenblüten) sind rosa- bis rötlich purpurfarben, grünlich oder gelb mit fünf Kronzipfel. Der Pollen ist meist gelb, bei Echinacea pallida ist er meist weiß.

Die drei- bis vierkantigen Achänen sind hellbraun oder zweifarbig mit dunkelbraunem Band. Der Pappus ist mehr oder weniger kronenförmig mit oder ohne bis zu vier markanten Zähnen.

Systematik

Die Erstveröffentlichung des Gattungsnamens Echinacea erfolgte 1794 durch Conrad Moench in Methodus plantas horti botanici et agri Marburgensis, 591.

Ein Synonym für Echinacea Moench ist Brauneria Neck. ex Porter & Britton.

Die ursprüngliche Pflanzensystematik nach Arthur John Cronquist umfasste vier Echinacea-Arten mit je zwei Varietäten, Echinacea pallida (mit den beiden Varietäten Echinacea pallida var. angustifolia und Echinacea pallida var. pallida), Echinacea atrorubens (mit den Varietäten Echinacea atrorubens var. atrorubens und Echinacea atrorubens var. paradoxa), Echinacea laevigata und Echinacea purpurea.

Die neueste Bearbeitung der Gattung dürfte S. E. Binns u. a.: A taxonomic revision of Echinacea (Asteraceae: Heliantheae). in Syst. Bot. 27, 2002, S. 610–632 sein. Die hier vorgestellte Auflistung stammt von Ronald McGregor, mit neun Echinacea-Arten, zwei mit wiederum je zwei Varietäten.[5]

  • Schmalblättriger Sonnenhut (Echinacea angustifolia DC.): Mit zwei Varietäten:
    • Echinacea angustifolia var. angustifolia: Sie kommt im westlichen Kanada, in den zentralen und in den nordwestlichen Vereinigten Staaten vor.[6]
    • Echinacea angustifolia var. strigosa McGregor: Sie kommt im südlich-zentralen Kansas, im zentralen Oklahoma und in Texas vor.[6]
  • Echinacea atrorubens Nutt.: Sie kommt in den US-Bundesstaaten Kansas, Oklahoma und Texas vor.[6]
  • Echinacea laevigata (Boynton & Beadle) Blake: Sie kommt in Pennsylvania, Virginia, Georgia, North und South Carolina vor.[7]
  • Prärie-Igelkopf (Echinacea pallida (Nutt.) Nutt.): Sie kommt in den US-Bundesstaaten Georgia, North Carolina, South Carolina und Virginia vor.[6]
  • Gelber Sonnenhut (Echinacea paradoxa (Norton) Britton) (Syn.: Echinacea atrorubens var. paradoxa (J.B.S.Norton) Cronq.): Mit zwei Varietäten:
    • Echinacea paradoxa var. neglecta McGregor (Syn.: Echinacea atrorubens (Nutt.) Nutt. var. neglecta (McGregor) Binns et al.): Sie kommt in den US-Bundesstaaten Oklahoma und Texas vor.[6]
    • Echinacea paradoxa var. paradoxa: Sie kommt in den US-Bundesstaaten Missouri und Arkansas vor.[6]
  • Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea (L.) Moench)
  • Echinacea sanguinea Nutt.: Sie kommt in den US-Bundesstaaten Oklahoma, Arkansas, Louisiana und Texas vor.[6]
  • Echinacea simulata McGregor: Sie kommt in den US-Bundesstaaten Missouri, Arkansas, Georgia, Kentucky und Tennessee vor.[6] In Illinois ist sie ein Neophyt.[6]
  • Echinacea tennesseensis (Beadle) Small: Sie kommt nur im US-Bundesstaat Tennessee vor.[6]

Davon haben medizinisch die drei folgenden Echinacea-Arten die größte Bedeutung erlangt:

Echinacea-Feldanbau am Mount Adams im US-Bundesstaat Washington

Medizinische Anwendung

Der Sonnenhut ist als alte Heilpflanze bekannt. Schon die Indianer Nordamerikas nutzten angeblich den Sonnenhut als Heilpflanze gegen Husten, Halsschmerzen und Mandelentzündung.[8] Heute wird er zur Unterstützung bei Atemwegs- oder Harnwegs-Infekten sowie äußerlich bei schlecht heilenden Wunden eingesetzt. Dabei finden vor allem die Arten Echinacea purpurea, pallida und angustifolia Verwendung. Die medizinische Wirkung ist in der Wissenschaft umstritten; verschiedene Studien und Metastudien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.[9][10]

Beim Purpur-Sonnenhut wird der ausgepresste Saft der oberirdischen Pflanzenteile (Echinaceae purpureae herba) oder die Zubereitung als Tee verwendet.

Aus einigen Sonnenhutarten gewonnene Medikamente wirken möglicherweise stimulierend auf das Immunsystem. Dies soll durch die Beeinflussung der Aktivität der bakteriellen Gewebe-Hyaluronidase geschehen.[11]

Im Handel sind zahlreiche Fertig-Arzneimittel erhältlich.

Wirksamkeit

Eine systematische Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration von 2014 untersuchte 24 kontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Echinacea-Präparationen zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungskrankheiten. Keine der Studien zeigte für sich eine vorbeugende Wirkung. Anhand einer statistischen Zusammenfassung (Metaanalyse) der Einzelstudienergebnisse schließen die Autoren eine geringe vorbeugende Wirkung allerdings nicht aus. Da sich die Studien jedoch stark bezüglich Durchführung und verwendeter Pflanzenteile unterschieden, ist die Aussagekraft einer solchen Metaanalyse gering, eine eindeutige Einschätzung der Wirksamkeit ist somit nicht möglich. Zur Behandlung von bereits eingetretenen Erkältungen ist die Studienlage widersprüchlich.[12] Eine weitere Systematische Übersichtsarbeit von 2018 fasste Studien an Kindern zusammen und bestätigt die unklare Studienlage.[13]

Trotz der unklaren Evidenzlage kam die European Medicines Agency in einer Beurteilung der Wirksamkeit im Jahr 2014 zu dem Schluss, die vorliegenden wissenschaftlichen Studien würden einen positiven Effekt von Echinacea-basierten Medizinprodukten auf den Krankheitsverlauf bei Erkältungen bestätigen.[14] Dies gelte jedoch nur für Erwachsene. Bei Kindern lägen nach Angaben der Behörde keine ausreichenden Belege für eine Wirksamkeit vor.

Bei Untersuchungen der Kommission E des deutschen Bundesgesundheitsamtes wurden Daten zur Wirksamkeit von Arzneipflanzen gesammelt. Unter anderem wurde dabei von der Verwendung der Presssäfte der Wurzeln von Echinacea angustifolia und Echinacea pallidae herba (schmalblättriges Sonnenhutkraut und blassfarbenes Kegelblumenkraut) abgeraten. Der Grund sind pflanzeneigene Gifte, die toxische Wirkungen mit ungeklärten Risiken für Schwangere und Allergiker haben können.

2004 und 2005 veröffentlichte Studien zeigen, dass Echinacea Substanzen enthält, die ähnlich wirken wie Cannabinoide, wobei aber keine psychomimetischen Effekte auftreten. Diese Fraktion wird als „Alkylamide“ zusammengefasst und hat eine sofort augenscheinliche Ähnlichkeit mit den körpereigenen Anandamiden. Diese Anandamide sind Liganden der Endocannabinoid-Rezeptoren und die Alkylamid-Fraktion aus Echinaceae bindet in vitro an CB-Rezeptoren.[15][16] Forscher an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich haben 2006 gezeigt, dass N-Isobutylamide eine neue Klasse von Cannabino-Mimetika darstellen, die an die peripheren CB2-Cannabinoid-Rezeptoren auf Immunzellen (T-Lymphozyten) binden, aber nicht an die CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem.[17] Der so oft postulierte „immunmodulatorische“ Effekt könnte also möglicherweise über eben solche CB-Rezeptoren stattfinden.

Siehe auch

Commons: Sonnenhüte  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  • Lowell E. Urbatsch, Kurt M. Neubig, Patricia B. Cox: Echinacea. In: Flora of North America. Vol. 21, S. 88. (online) (Abschnitt Beschreibung, Vorkommen und Systematik)

Einzelnachweise

  1. Duden online: Echinacea
  2. Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/ Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
  3. B. R. Schubert, G. Wagner: Botanisches Wörterbuch. Pflanzennamen und botanische Fachwörter. Stuttgart 2000, S. 194.
  4. J. M. Stowasser, M. Petschenig, F. Skutsch: Stowasser. Lateinisch–deutsches Schulwörterbuch. Oldenbourg, Wien/ München 2006, S. 171.
  5. Kathleen A. McKeown: A review of the taxonomy of the genus Echinacea. In: J. Janick (Hrsg.): Perspectives on new crops and new uses. ASHS Press, Alexandria, VA., 1999, S. 482–489 (PDF-Datei, 96 kB).
  6. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Echinacea im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 21. Januar 2019.
  7. Datenblatt Echinacea bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  8. Die Pflanze des Monats September 2005: Der Sonnenhut. (Memento vom 21. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) bei Blumenbörsen.ch.
  9. Echinacea Treatment for the Common Cold. (Memento vom 4. August 2012 im Webarchiv archive.today) In: Clinical Infectious Diseases. 2005 (PDF-Datei, 64 kB); Microsoft Encarta 2005.
  10. Sachin A Shah, Stephen Sander, C Michael White, Mike Rinaldi, Craig I. Coleman: Evaluation of echinacea for the prevention and treatment of the common cold: a meta-analysis. In: The Lancet Infectious Diseases. 2007, Nr. 7, S. 473. PMID 17597571.
  11. E. Mutschler: Mutschler Arzneimittelwirkungen. 8. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2001.
  12. M. Karsch-Völk, B. Barrett u. a.: Echinacea for preventing and treating the common cold. In: The Cochrane database of systematic reviews. Nummer 2, Februar 2014, S. CD000530, doi:10.1002/14651858.CD000530.pub3, PMID 24554461, PMC 4068831 (freier Volltext) (Review).
  13. D. Anheyer, H. Cramer u. a.: Herbal Medicine in Children With Respiratory Tract Infection: Systematic Review and Meta-Analysis. In: Academic Pediatrics. Band 18, Nummer 1, 2018 Jan - Feb, S. 8–19, doi:10.1016/j.acap.2017.06.006, PMID 28610802 (Review).
  14. European Medicines Agency 24. November 2014: Assessment report on Echinacea purpurea (L.) Moench., herba recens, S. 71, abgerufen am 16. März 2018.
  15. Juerg Gertsch, Roland Schoop, Urs Kuenzle, Andy Suter: Echinacea alkylamides modulate TNF-α gene expression via cannabinoid receptor CB2 and multiple signal transduction pathways In: FEBS Letters. 577, 3, 2004, S. 563–569.
  16. Karin Woelkart, Wei Xu, Ying Pei, Alexandros Makriyannis, Robert P. Picone, Rudolf Bauer: The Endocannabinoid System as a Target for Alkamides from Echinacea angustifolia Roots. In: Planta Medica. 71, 8, 2005, S. 701.
  17. Stefan Raduner, Adriana Majewska, Jian-Zhong Chen, Xiang-Qun Xie, Jacques Hamon, Bernard Faller, Karl-Heinz Altmann, Jürg Gertsch: Alkylamides from Echinacea Are a New Class of Cannabinomimetics: CANNABINOID TYPE 2 RECEPTOR-DEPENDENT AND -INDEPENDENT IMMUNOMODULATORY EFFECTS. In: Journal of Biological Chemistry. 281 (20), 2006, S. 14192–14206.