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vom 02.07.2022, aktuelle Version,

Stefan Fadinger

Stefan Fadinger auf einem zeitgenössischen Gemälde
Verwundung Stefan Fadingers – Zinnfigurendiorama aus dem Peuerbacher Bauernkriegsmuseum
Stefan-Fadinger-Grabmal im Seebacher Moos

Stephan Fadinger (* um 1585 in Parz, heute bei St. Agatha; † 5. Juli 1626 in Ebelsberg bei Linz) war Bauer, Hutmacher und Oberhauptmann der aufständischen Bauern des Traun- und Hausruckviertels im oberösterreichischen Bauernkrieg.

Leben

Bereits in seiner Jugend sammelte er Erfahrung als Soldat, und im Jahre 1616 übernahm er den Landwirtschaftsbetrieb seines Vaters. Er hatte zwei Söhne, Michael und Paul.

Nachdem der bayerische Statthalter Adam Graf von Herberstorff eine Rebellion gegen die gewaltsame Einsetzung eines katholischen Pfarrers im Frankenburger Würfelspiel vom Mai 1625 grausam hatte sanktionieren lassen, war die gesamte Bauernschaft Oberösterreichs in Aufruhr und genoss Solidarität auch unter den nichtbäuerlichen Schichten. Stefan Fadinger plante mit seinem Schwager Christoph Zeller einen landesweiten Aufstand, den er für Pfingsten 1626 ansetzte. Zwei Wochen vor dem geplanten Termin gab eine Wirtshausrauferei in Lembach im Mühlkreis, bei der einige bayrische Soldaten zu Tode kamen, den Anlass zum Losschlagen. Am 22. Mai wurde der charismatische Anführer, der seine Heerschar mit strenger Hand führte und immer Leibwachen bei sich hatte, von den Bauern zum Oberhauptmann des Traun- und Hausruckviertels gewählt. Er sammelte die einzelnen Bauerngruppen und konnte in relativ kurzer Zeit Eferding, Wels, Kremsmünster und Steyr besetzen.

Bei der Belagerung von Linz wurde Fadinger am Sonntag, dem 28. Juni 1626 auf einem Erkundungsritt an der Stadtmauer, wo er – wie auch schon die Tage davor – eine günstige Angriffsstelle auskundschaften wollte, von am Dach des Landhauses postierten Schützen angeschossen und schwer verwundet. Sein Pferd kam durch die Schüsse ums Leben, er flüchtete zu Fuß nach Ebelsberg. In seinem dortigen Hauptquartier am heutigen Fadingerplatz erlag er am 5. Juli infolge seiner Schussverletzung einer Blutvergiftung.

Nachfolger als Bauernführer wurde sein Schwager Zeller. Nach dessen Tod am 18. Juli konnten die Aufständischen keine wesentlichen Erfolge mehr erreichen.

Die sterblichen Überreste Fadingers ließ der bayerische Statthalter Herberstorff im Jahr nach Beendigung des Bauernkrieges am Eferdinger Friedhof exhumieren, enthaupten und mit dem Leichnam von Fadingers Schwager und Kampfgefährten Christoph Zeller im Seebacher Moos (heute Hinzenbach) bei Eferding verscharren. Über ihrem Grab wurde ein Galgen „zu ihrem ewigen schändlichen Nachgedenken“ errichtet. Zudem wurde Fadingers Hof niedergebrannt und seine Familie „auf ewig“ des Landes verwiesen. Seine Frau floh mit den Söhnen nach Norddeutschland. Hier fanden sie bei einer adeligen Protestantenfamilie Unterschlupf. Spuren von Fadingers Familie gibt es durch Nachkommen seiner Geschwister in St. Agatha. Der Besitz Fadingers in Form von 70 Hektar Grund ging an die Herrschaft Stauff. Nachdem der Bauernhof niedergebrannt war, wurde 300 m oberhalb ein neuer Hof errichtet und 1628 an die Familie Ehrenprandtner veräußert. Dieser Hof blieb mit wechselnden Namen bis 1990 Erbhof. Seit 1990 ist er im Eigentum von Erich Kraft.[1]

Bewertung

Stefan Fadinger gilt als zentrale Erscheinung der oberösterreichischen Landesgeschichte, seine Biographie machte ihn zu einer legendären Figur. Durch sein Rednertalent, sein Charisma und seinen unerschütterlichen Eifer für den Protestantismus erlangte er binnen kürzester Zeit große Popularität. Der Tod für seine Überzeugung und der Hass der Sieger über diesen hinaus mögen Gründe für den Mythos sein, der ihn umgibt. Es sollte allerdings nicht übersehen werden, dass Fadinger eine eher führungsschwache Persönlichkeit war – er war zunächst selbst nicht begeistert, als man ihm den Oberbefehl übertrug – und es seiner militärischen Inkompetenz und seinem fehlenden Weitblick zuzuschreiben ist, dass die Bauern, durch ihr zögerliches Verhalten, Herberstorff die Möglichkeit gaben, Linz zu befestigen, und somit den Peuerbacher Sieg verschenkten.[2]

Gemeindewappen von St. Agatha mit Motiv aus dem Siegel von Stefan Fadinger

Fadinger und die meisten Bauernführer waren Analphabeten, weshalb einer Schicht von ländlichen Intellektuellen mit dem Verfassen von Beschwerdeschriften und der Führung der Kanzlei eine bedeutende Rolle zukam. Nicht zuletzt deshalb vermuteten schon zeitgenössische Quellen die Steyrer Bürger Wolf Madlseder und Lazarus Holzmüller als die eigentlichen Drahtzieher des tragischen Geschehens.[3]

Gedenkstätten und -objekte zu Ehren Stefan Fadingers

Stefan-Fadinger-Straße in Eferding

Da Stefan Fadinger als gegen die bayerische Besatzung aufständischer Bauer hohes Ansehen in der Bevölkerung genoss, wurden im Laufe der Jahre mehrere Gedenkstätten zu seinen Ehren errichtet und Objekte nach ihm benannt.

  • Stefan-Fadinger-Museum in St. Agatha
  • Stefan-Fadinger-Straße in Waizenkirchen, Linz, Wels, Eferding, Salzburg, Laakirchen, Attnang-Puchheim, Gmunden und Amstetten
  • Stefan-Fadinger-Platz in Wien-Favoriten
  • Fadingerplatz in Ebelsberg
  • BRG Fadingerstraße (Fadingerschule) in Linz
  • Gedenktafel am Haus Nr. 5 in Ebelsberg
  • Gedenkstein in Parz (Gemeinde St. Agatha) am vermuteten Standort des Fattingerhofes
  • Gedenktafel im Amtsgebäude von St. Agatha
  • Stefan-Fadinger-Grabmal im Seebacher Moos in Seebach in der Gemeinde Hinzenbach
  • Originalsiegel Fadingers im Gemeindewappen von St. Agatha

Literatur

Commons: Stefan Fadinger  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. OÖN vom 17. März 2008, Wir Oberösterreicher – Land der Bauern
  2. Hansjörg Eichmeyer: Stefan Fadinger. Der oberösterreichische Protestantismus im Spiegel der Literatur. (PDF; 489 kB) S. 1, abgerufen am 27. März 2018.
  3. Der Bauernführer Fadinger, abgerufen am 27. März 2018