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vom 12.11.2021, aktuelle Version,

Türkenschanzpark

Paulinenwarte im Türkenschanzpark

Der Türkenschanzpark ist eine Parkanlage im 18. Wiener Gemeindebezirk Währing. Der Park wurde 1888 auf der Türkenschanze eröffnet.

Geschichte

Wiese im Türkenschanzpark
Yunus-Emre-Brunnen

Der Türkenschanzpark liegt an einem historischen Ort. Hier befand sich 1683 im Zuge der Zweiten Wiener Türkenbelagerung eine Schanze der Türken. Dennoch gibt der Name des Gebietes Rätsel auf, da bereits in einer topografischen Darstellung aus dem Jahr 1649 das Gebiet als „Türkenschanz“ vermerkt wurde. Vermutlich geht die Benennung auf die Erste Wiener Türkenbelagerung zurück, Schilderungen oder Hinweise dazu gibt es aber keine.

Lange blieb das Gebiet unverbaut, es bestand aus Kornfeldern und Wiesen. Zudem wurde hier über Jahrhunderte gelber Bausand und Schotter für Wien abgebaut. Bekannt wurde vor allem im 19. Jahrhundert die „Schreibersche Sandgrube“. Erst ab 1873 wurden auf der Türkenschanze die ersten Häuser der Wiener Cottage erbaut.

Nachdem Pläne zur Anlage eines Friedhofs bzw. zum Bau eines Generalstabspalais verworfen waren und das 50 Joch (28,8 ha) große Gelände Anfang März 1883 für Häuser mit Vorgärten parzelliert war, bildete sich in der selbstständigen Stadtgemeinde Währing ein „Comité zur Anlage eines öffentlichen Parks auf der Türkenschanze“ mit dem die Idee gebenden Architekten Heinrich von Ferstel (1828–1883) als dessen Vizepräsident. Nach Ferstels Tod im Juli des Jahres wurde unter der Ehrenpräsidentschaft von Leopold Friedrich von Hofmann (1822–1885) der Verein gegründet, der am 28. Oktober 1883 mit 42 Mitgliedern seine erste Generalversammlung abhielt und als erste Willensbekundung den Architekten Carl von Hasenauer (1833–1894) zum neuen Vizepräsidenten akklamierte. Das Protektorat über den Verein übernahm Erzherzog Carl Ludwig.

In das Exekutivkomitee (Vorstand) wurden gewählt: Carl von Hasenauer zum Obmann, Edmund Weiss zum Obmannstellvertreter, Josef Aigner, Raimund Grübl, Publizist Ludwig Benedict Hahn (1844–1925), Bürgermeister von Ober-Döbling Franz Kreindl (1840–1908), Friedrich Franz Josef von Leitenberger (1837–1899), Theodor Leschetizky, Ferdinand Oberwimmer, der Rechtsanwalt Theodor Reisch (1841–1919), der Schriftsteller Friedrich Schütz (1844–1908), Wilhelm Stiassny, Karl Umlauff von Frankenwall (1837–1891) und der Bürgermeister von Währing Friedrich Wagner (1828–1897).[1]

In Hinblick auf die Finanzierung des Grundstücks bestanden bereits Zusagen unter anderem über 10.000 Gulden vom Wiener Stadterweiterungsfonds, 5000 Gulden von der Gemeinde Währing, 3500 Gulden von der Gemeinde Ober-Döbling, 1000 Gulden als erster von sechs Beiträgen vom Wiener Cottage Verein sowie 3000 Gulden von Stadtbaumeister Ferdinand Oberwimmer (1836–1895), der gemeinsam mit dem Lederfabrikanten und Lokalpolitiker Jacques Gerlach († 3. Jänner 1905 im 63. Lebensjahr) Grundstücke im Ausmaß von rund 70.000 m² erworben hatte und dem Verein zunächst bis Juli 1894 zur Disposition stellte.[2]

Der Verein engagierte den Wiener Stadtgartendirektor Gustav Sennholz (1850–1895), unter dessen Regie ab 1885 der Park im Stil eines englischen Landschaftsgarten angelegt wurde. Der alte Schießgraben wurde ca. 2,5 m hoch aufgeschüttet, das an anderer Stelle vier Meter abgegrabene Terrain lieferte Aushub zur Aufschüttung eines künstlichen Berges, auf dem die Paulinenwarte (ein nach seiner Sponsorin Pauline von Metternich benannter Aussichtsturm) errichtet wurde. Für das Bauwerk, das als Hülle oder Deckmantel für eine zuvor errichtete Reservoiranlage gedacht war, lagen aus der Hand des für den Cottage-Verein tätigen Architekten Hermann Müller (* 1856, † unbekannt) erste Skizzen vor, die jedoch in ihrer Verwirklichung zu hohe Baukosten nach sich gezogen hätten, und man einigte sich daher auf einen Entwurf des Architekten und Stadtbaumeisters Anton Krones sen. (1848–1912). Ähnlich aufwendig wie die Arbeiten zur Fundierung des Turms gestaltete sich die Gründung eines längst nicht mehr bestehenden, in italienischer Renaissance ausgeführten, dreigeschossigen Restaurationsgebäudes (Umbau u. a. 1909), das, unweit des Eingangs an der heutigen Gregor-Mendel-Straße gelegen, nach Plänen des Architekten Wilhelm Stiassny (1842–1910) erbaut wurde.[3]

Am 30. September 1888 eröffnete Kaiser Franz Joseph I. den Park. Die Rede, die der Kaiser (vermutlich auf Anraten seines Jugendfreundes Eduard Taaffe) bei dieser Gelegenheit hielt, bewirkte stürmischen Jubel und dreimalige Hochrufe und wurde in der führenden Tageszeitung der Monarchie tags darauf als Spitzenmeldung gebracht.[4] Sie wirkte sich auf die weitere Entwicklung Wiens positiv aus. Franz Joseph merkte nämlich an, es sei sein Wunsch, dass die „physische Vereinigung“ der Vororte, wie Währing einer war, mit der Stadt Wien bald stattfinde. Damit nahm der Kaiser auf bereits fünfzehn Jahre lang geführte Verhandlungen über die Vergrößerung Wiens durch Eingemeindung von Vororten Bezug. Der sanfte Druck, der vom Kaiser ausging, bewirkte, dass das diesbezügliche niederösterreichische Landesgesetz 1890 zustande kam[5] und per 1. Jänner 1892 41 Vororte zu Wien kamen.

Im Dezember 1892 ging der Park gegen Übernahme der Kosten und Lasten in den Besitz der Stadtgemeinde Wien über. Bereits fünf Jahre nach der Eröffnung musste die finanzbedingt stark vernachlässigte Grünanlage umfänglich regeneriert werden.[6] 1908 wurde unter dem Bezirksvorsteher Anton Baumann die Erweiterung beschlossen, nachdem der Staat der Stadt im Zuge der Kasernentransaktion Grundstücke verkauft hatte, und bis 1910 von dem Stadtplaner Heinrich Goldemund und dem Stadtgartendirektor Wenzel Hybler fertiggestellt.

1926 wurde im Park ein Kinderfreibad errichtet,[7] das nach dem Krieg wieder instand gesetzt wurde[8] und bis 1991 bestand.[9]

Büste von Arthur Schnitzler

Neben Teichen, Bächen und Springbrunnen befindet sich eine Reihe von Denkmälern im Park,[10] etwa für den Dichter Adalbert Stifter oder für die Komponisten Franz Marschner und Emmerich Kálmán, sowie den Schauspieler Leon Askin. 1991 wurde der Yunus-Emre-Brunnen enthüllt, der als Zeichen der österreichisch-türkischen Freundschaft vom türkischen Botschafter gestiftet wurde. Seit 1999 ist auch eine 2.500 m² große „Freizeitwelt“ mit Ballsportanlagen und einer Skateanlage benutzbar. Die Paulinenwarte ist seit 2010 wieder begehbar, nachdem das Bauwerk zuvor wegen Baufälligkeit rund 25 Jahre gesperrt gewesen war.[11]

Im Zuge einer Zusammenarbeit mit der benachbarten Universität für Bodenkultur wurden zahlreiche botanische Raritäten aus allen Kontinenten gepflanzt.

Literatur

nach Autoren alphabetisch geordnet

  • Walter Frenzel: Naturkundlicher Führer durch den Wiener Türkenschanzpark mit besonderer Berücksichtigung der Gehölzflora. Kaltschmid, Wien 1952, OBV.
  • Christian Hlavac: Der Wiener Türkenschanzpark: „Ein riesiges grünes Eiland inmitten eines Wiener Villenviertels“. In: Die Gartenkunst 26 (1/2014), S. 49–72.
  • Cordula Loidl-Reisch: Türkenschanzpark. In: Christian Hlavac, Astrid Göttche, Eva Berger (alle Hrsg.): Historische Gärten und Parks in Österreich. Böhlau, Wien 2012, ISBN 978-3-205-78795-2, S. 349–356.
  • Christoph Prem (Text): 125 Jahre Türkenschanzpark. Eine bewegte Geschichte 1888–2013. MA 42 (Wiener Stadtgärten), Wien 2013, OBV.
  • Manfried Welan und Peter Wiltsche: Das grüne Juwel. Der Türkenschanzpark und seine Denkmäler. Plattform Johannes Martinek Verlag, Perchtoldsdorf 2016, ISBN 978-3-9503682-8-4.
Commons: Türkenschanzpark  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Türkenschanzpark  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe: Wiener Communal-Angelegenheiten. Aus den Vororten. (…) Park auf der Türkenschanze. In: Morgen-Post, Nr. 301/1883 (XXXIII. Jahrgang), 2. November 1883, S. 3, Mitte links. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mop.
  2. Kleine Chronik. (…) Park auf der Türkenschanze. In: Wiener Zeitung, Nr. 251/1883, 31. Oktober 1883, S. 7, Mitte oben. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  3. Das Restaurations-Gebäude und der Aussichtsthurm in der Parkanlage auf der Türkenschanze bei Wien. In: Der Bautechniker, Jahrgang 1888, Nr. 49/1888, 7. Dezember 1888 (VIII. Jahrgang), S. 695 f. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bau.
  4. Tageszeitung Neue Freie Presse, Wien, Nr. 8858, 1. Oktober 1888, S. 1, linke Spalte
  5. Gesetz vom 19. Dezember 1890 betreffend die Vereinigung mehrerer Gemeinden… In: ALEX. Abgerufen am 16. April 2018.
  6. Cordula Loidl-Reisch: Türkenschanzpark. In: Géza Hajós (Konzept, Red.), Matthias Cremer (Fotogr.): Historische Gärten in Österreich – vergessene Gesamtkunstwerke. Böhlau, Wien (u. a.) 1993, ISBN 3-205-98095-6, S. 300.
  7. Neue Kinderfreibäder und Kinderspielplätze. In: Wiener Zeitung, 3. März 1926, S. 3 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz.
  8. Der Wiederaufbau der Wiener Bäder. In: Weltpresse, 10. Mai 1947, S. 5 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dwp.
  9. Christian Hlavac: Vom Bürgerpark vor der Stadt zum kommunalen Stadtpark: 125 Jahre Wiener Türkenschanzpark. In: stadtundgruen.de. 17. Juli 2013, abgerufen am 10. September 2019.
  10. Manfried Welan und Peter Wiltsche: Das grüne Juwel. Der Türkenschanzpark und seine Denkmäler. Plattform Johannes Martinek Verlag, Perchtoldsdorf 2016, ISBN 978-3-9503682-8-4.
  11. Türkenschanzpark: Die Paulinenwarte ist besteigbar. In: diepresse.com, 5. August 2010, abgerufen am 3. Juni 2014.