Viktor Rumpelmayer
Viktor Rumpelmayer (auch Rumpelmeyer, * 7. November 1830 in Preßburg; † 14. Juni 1885 in Wien) war ein österreichischer Architekt des 19. Jahrhunderts.
Leben
Der Sohn eines Steinmetzmeisters absolvierte zunächst eine Lehre bei seinem Vater. 1847 zog er nach München nieder und war Gasthörer an der Polytechnischen Schule. 1849–1853 studierte er Baukunst an der Akademie der Bildenden Künste München u. a. bei Ludwig Lange.
Nach dem Diplom folgte ein längerer Paris-Aufenthalt, der für seine spätere Schaffensweise, vor allem bei Innenarchitekturen, von Bedeutung sein sollte. Als Architekt wirkte er zunächst bei den Weltausstellungen London 1862 und Paris 1867. In Paris baute er den „portugiesischen Pavillon“. Mitte der 1860er Jahre kam er nach Wien und arbeitete bei den Architekten Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg, wo er u. a. am Bau des ersten Haashauses beteiligt war. Danach machte er sich selbständig und gründete 1872 ein eigenes Atelier. Er baute eine Reihe von repräsentativen Stadtpalästen und Wohnhäusern in Wien und Pressburg im sogenannten Ringstraßenstil. Projekte gab es auch außerhalb Österreichs, wie in Ungarn (Schloss Festetics in Keszthely) und für Fürst Alexander I. Battenberg in Bulgarien (Umbau Fürstenpalast in Sofia und Sommerpalast Euxinograd an der Schwarzmeerküste).[1]
Rumpelmayer starb 1885 mit 55 Jahren und wurde auf dem Andreas-Friedhof in Bratislava begraben. Seine Frau Luise (1848–1890) folgte ihm. Die im neugotischen Stil gestaltete Grabstele ist erhalten und ist in die Denkmalliste von Bratislava eingetragen.
Bauten und Projekte
- 1872 Palais Sigray St. Marsan, Wien, Sankt Marsan 3, Jauresgasse 9; heute Iranische Botschaft
- 1873 Britische Botschafterresidenz, Metternichgasse 6, Jauresgasse 8
- 1874–1876 „Lloyd-Hof“, Praterstraße 11, 13, 15
- 1875–1887 Christ Church Vienna, Wien, Jaurèsgasse 17–21
- 1875 Palais Figdor, Löwelstraße 8, erbaut für die Familie Figdor, heute Sitz der Botschaften von Lichtenstein und Spanien
- 1878–1882 Königspalast (heute Nationalgalerie) in Sofia
- 1878 Palais Nathaniel Rothschild, Wien, Plößlgasse 8, offenbar zusammen mit anderen Architekten
- 1879 Botschaftspalais der kaiserlich Deutschen Botschaft, Rennweg, (1938-145 nach Planung von Josef Hoffmann umgebaut, 1957–58 nach Bombenschäden abgebrochen).
- 1880 Palais Rosa Hohenlohe-Bartenstein, heute Belgische Botschaft, Wien, Schönburgstraße 8–10
- 1880 Palais Apponyi, Wien, Johann-Strauß-Gasse 7
- 1880 Mietpalais 4, Wien, Schwindgasse 4
- 1880 Umbau des Schlosses Festetics in Keszthely am Plattensee
- 1881–1883 Marienkirche, Berndorf
- 1885 Palais Pálffy, Pressburg, Panskastraße
- 1890–91 Schloss Euxinograd, frühere Sommerresidenz der bulgarischen Zaren am Schwarzen Meer.
Auszeichnungen
Literatur
- Ulrich Thieme, Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907–1950
- Géza Hajós, Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 386
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien 1993, S. 47, S. 85, S. 112, S. 120 f., S. 152, S. 176, S. 186, S. 195
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Band 2. Wien: Gerlach & Wiedling 1906, S. 12, S. 20, S. 395 f., S. 421, S. 433
- Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910 (Register)
- Deutsche Bauzeitung 11 (1877), S. 102 ff.
- Neues Wiener Tagblatt, 15. Juni 1885
- Illustriertes Wiener Extrablatt, 16. Juni 1885
- M. Stern: Rumpelmayer Viktor. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 9, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1483-4, S. 325.
Einzelnachweise
- ↑ Hans-Joachim Böttcher: Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha 1861 - 1948 - Ein Kosmopolit auf dem bulgarischen Thron. Osteuropazentrum Verlag-Berlin (Anthea-Verlagsgruppe), Berlin 2019, ISBN 978-3-89998-296-1, S. 60, 323.
Weblinks
- Viktor Rumpelmayer. In: Architektenlexikon Wien 1770–1945. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien. Wien 2007.
- Viktor Rumpelmayer im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- Matrikelbuch der Akademie der bildenden Künst München
Personendaten | |
---|---|
NAME | Rumpelmayer, Viktor |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Architekt |
GEBURTSDATUM | 7. November 1830 |
GEBURTSORT | Bratislava |
STERBEDATUM | 14. Juni 1885 |
STERBEORT | Wien |