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vom 13.04.2020, aktuelle Version,

Weinzierl (Gemeinde Perg)

Weinzierl (Katastralgemeinde)
Weinzierl (Gemeinde Perg) (Österreich)
Red pog.svg
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Perg (PE), Oberösterreich
Pol. Gemeinde Perg
Koordinaten 48° 15′ 20″ N, 14° 36′ 20″ Of1
Fläche d. KG 7,33 km²
Statistische Kennzeichnung
Katastralgemeinde-Nummer 42319

Stadtwappen von Perg
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; DORIS
f0

Weinzierl (Dorf)
Ortschaft
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Perg (PE), Oberösterreich
Gerichtsbezirk Perg
Pol. Gemeinde Perg  (KG Weinzierl)
Koordinaten 48° 15′ 20″ N, 14° 36′ 20″ Of1
Höhe 345 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 187 (1. Jän. 2019)
Gebäudestand 52 (15. Mai 2001)
Postleitzahl 4320f1
Vorwahl +43/07262f1
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 10190
Zählsprengel/ -bezirk Weinzierl (41116 002)
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; DORIS
Vorlage:Infobox Gemeindeteil in Österreich/Wartung/Nebenbox
187

BW

Weinzierl ist eine bereits im Mittelalter urkundlich erwähnte Ortschaft im Bezirk Perg im Unteren Mühlviertel.

Die Ortschaft wurde 1782 mit ihrem Umland zur Katastralgemeinde sowie 1848 zu einer selbständigen Gemeinde. Am 1. November 1938 wurde sie zeitgleich mit der ebenfalls selbständigen Gemeinde Pergkirchen zur damaligen Marktgemeinde Perg eingemeindet.

Geografie

Übersicht Ortschaften in der KG Weinzierl

Das Gebiet der Katastralgemeinde Weinzierl bedeckt eine Fläche von 7,33 km² und es wohnen dort 846 bzw. 960 Personen in den Ortschaften Aisthofen (125 bzw. 223 Einwohner), Lanzenberg (271 bzw. 276), Weinzierl (176 bzw. 167) und Zeitling (274 bzw. 294). Die Zahlenangaben beziehen sich auf die Anzahl der Einwohner zum Zeitpunkt der Volkszählung per 1. Jänner 2001 bzw. 2011.

Weinzierl grenzt im Norden an die Katastralgemeinde Lebing in der Gemeinde Allerheiligen, im Westen und Nordwesten an die Katastralgemeinde und Gemeinde Schwertberg, im Süden und Südwesten an die Katastralgemeinde Au der Gemeinde Naarn und im Osten an die Katastralgemeinde Perg in der Stadtgemeinde Perg.

Die höchste Erhebung von Weinzierl mit rund 407 m ü. A. befindet sich in der Ortschaft Lanzenberg in der Nähe zur Gemeindegrenze mit Allerheiligen. Es handelt sich gleichzeitig um den zweithöchsten Punkt im Gemeindegebiet von Perg.

Der Aisthofenerbach entsteht durch den Zusammenfluss des Lebingerbaches und des Gänsebaches an der Stelle, wo die Grenzen von Allerheiligen, Schwertberg und Perg zusammentreffen, und entwässert in die Aist. Der Zeitlingerbach durchfließt das Zaubertal und wurde von der Ortschaft Zeitling bis zur Mündung in die Naarn verrohrt.

In Weinzierl befinden sich die Ortschaften Aisthofen, Hainbuchen, Lanzenberg, Weinzierl und Zeitling.

Geschichte

Weinzierl teilt im Wesentlichen die Geschichte der beiden anderen Katastralgemeinden auf dem Gebiet der Stadtgemeinde Perg. Nachstehend sind nur die auf die Katastralgemeinde Weinzierl bezogenen historischen Aspekte dargestellt. Siehe auch Hauptartikel Aisthofen, Lanzenberg und Zeitling.

Ortschaft Weinzierl

"Feldarbeit" – Motiv eines Notgeldscheines der Gemeinde Weinzierl bei Perg

Funde deuten darauf hin, dass die Gegend um Weinzierl schon vor 40.000 bis 35.000 Jahren besiedelt war.[1] Auf Grund weiterer steinzeitlicher Funde in Ernsthofen an der Enns und auf der Berglitzl an der Gusen bildet die Region ein eigenständiges Donau-Enns-Paläolithikum.[1] Die höheren Lagen oberhalb der Donau um Weinzierl, Lanzenberg und Lebing waren bevorzugte Siedlungsplätze der Jüngeren Altsteinzeit. Siedlungsspuren gibt es auch aus der Jungsteinzeit und dem Frühmittelalter (6. bis 9. Jahrhundert).[2]

Der Name Weinzierl (Weinzürl) deutet auf einen ehemaligen Weinbau hin. Ein Weinzürler war ein Weingärtner oder Weinhauer. Klimaverschlechterungen sowie die zunehmende Verbreitung des Obstmostes und des Bieres verdrängten den Weinbau aus dieser Gegend.

Die Ortschaft Weinzürl, ursprünglich das gesaecz Weinzurl (der Sitz zu Weinzierl) wurde als Kuenringer Lehen 1315 erstmals im Besitz des Ulrich von Holspeck genannt. Der Sitz zu Weinzierl (Burgstall) konnte bislang in dem stark verbauten Gebiet nicht lokalisiert werden, er dürfte, wie aus den urkundlichen Quellen hervorgeht, ein gemauerter Stock mit einer Hofstatt gewesen sein.[3]

  • Am 24. März 1390 verkauft Stephan der Gulher an Stephan dem Pyber den sicz ze Weinczürl mitsambt der Hofstat dapei
  • ungefähr 1393 Stephan der Pyber hat ze Lehen den halben hof ze Weinzürl, da der Sicz aufleit

Um 1400 wurde der Sitz Weinzürl im Maissauer Lehensbuch noch genannt. Dieser dürfte im Verlauf des 15. Jahrhunderts abgekommen sein. Ein Hinweise auf Weinbau in der Gegend ist auch die Erwähnung einer Hofstadt (Hofstatt) am Weingarten in Weinzierl in der Pfarre Perg um 1545.[4] Im 18. Jahrhundert bestand das Dorf aus 14 Häusern (6 Bauerngütern und 8 Sölden und Kleinhäuseln).

Holzer-Kapelle
Holzerkapelle in Weinzierl
Commons: Chapel in Weinzierl (Perg)  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Die Holzer-Kapelle in Weinzierl liegt auf einer Kuppel am Güterweg zwischen Weinzierl und Zeitling. Sie wurde nach sorgfältiger Untersuchung 1992 von Josef Primetshofer aus Steyr restauriert. Die aus der Zeit um 1800 stammende Kapelle wurde aus Dankbarkeit errichtet, weil ein heftiges Unwetter ohne Schadensfolge über Weinzierl zog. Die Kapelle besitzt eine scheitelgekrümmte, flachtonnige Decke. Im Vorbereich befinden sich eine zarte florale Bemalung und einige Jahreszahlen zu Besucherinschriften aus dem 19. Jahrhundert. Über dem korbbogigen Eingang ist ein Christusmonogramm angebracht. Die Kapellennische ist durch ein feuergeschweißtes Gitter gesichert.

Hainbuchen

Der Name Hainbuchen ist ein Naturname und bezeichnet einen Ort, wo Hainbuchen (Weißbuchen) vorhanden waren. Die beiden BauerngüterMichl und Hansl in Hainpuchen liegen in einer muldenförmigen Hanglage. Das Terrain fällt nach Nordwesten zum Aisthofnerbach leicht ab.[5] Das Lehensbuch der Kapeller erwähnt um 1300 zwei Bauerngüter ain hueb datz hainpuchen und Lehen datz haynpuchen. Im Josefinischen Lagebuch 1786 werden die beiden Bauernhäuser als Mörtlgut und Hießlgut bezeichnet.

Hochgericht am Mühlberg

Weinzierl gehörte ab 1225 zum Landgericht Machland, ab 1491 zum Landgericht Greinburg und ab 1591 bis 1850 zum Landgericht Schwertberg. Am Mühlberg südwestlich unterhalb von Weinzierl ganz in der Nähe der Hauderer Bezirksstraße auf dem Gebiet der späteren Gemeinde Weinzierl in der Pfarre Perg existierte ein uraltes Hochgericht, vermutlich aus der Zeit gegen Ende des 13. Jahrhunderts, das über eine eigene Galgenhofstatt am Fuß des Mühlberges verfügte (heute im Volksmund Galgenhäusln). Einige Flurnamen verweisen auf diese Stelle (Galgenfeld, Galgenlandl, Galgenlüßl, Opferacker und Gerichtslüßl). Die jeweiligen Bewohner dieses Bauerngutes waren verpflichtet, den Galgen in Stand zu halten und bei Hinrichtungen die benötigten Leitern und einen Wagen zur Verfügung zu stellen. In Gerichtsakten sind einige Hinrichtungen überliefert. Bei Grabungen in den Jahren 1878 und 1920 wurden auf dem ehemaligen Galgenberg zahlreiche Knochen und Totenschädel sowie die Grundmauern des Galgens gefunden. Die meisten Hingerichteten wurden in der Nähe des Galgens in ungeweihter Erde verscharrt.

Pfarr- und Gemeindegrenzen

Die Bewohner auf dem Gebiet von Weinzierl gehörten ursprünglich zur Altpfarre Naarn. Von der Ortschaft Aisthofen ist bereits 985 im Zuge der Synode von Mistelbach und später 1357 anlässlich der Pfarrgründung von Schwertberg die Zugehörigkeit zur Pfarre Naarn belegt. Weinzierl und Aisthofen kamen vermutlich 1542 bei deren Gründung zur Pfarre Perg. Weder in Weinzierl noch in Aisthofen ist eine Kirche oder ein Friedhof nachweisbar.

1775/1777 kam im Zuge der von Kaiserin Maria Theresia eingeleiteten Reformen Aisthofen von der Pfarre Perg weg zur Pfarre Schwertberg, sodass sich diesbezüglich die Pfarr- und Gemeindegrenzen zwischen Perg (Katastralgemeinde Weinzierl) und Schwertberg seither nicht mehr decken.

1784 wurde Weinzierl durch Verfügung von Kaiser Joseph II. zur Steuer- und Katastralgemeinde und nach der Revolution von 1848 eine selbständige Gemeinde, die neben Weinzierl, Zeitling und Lanzenberg auch die Ortschaft Aisthofen umfasste. Am 1. November 1938 wurde die Gemeinde Weinzierl mit der Marktgemeinde Perg zusammengelegt.

Politik

Liste der Bürgermeister von Weinzierl (1848 bis 1938):[6]

  • 1850–1861 Johann Starzer
  • 1861–1870 Josef Schützenhofer
  • 1870–1894 Josef Schützeneder
  • 1894–1900 Johann Schweiger
  • 1900–1927 Josef Schützenhofer, Landwirt
  • 1927–1938 Karl Schützeneder, Gastwirt
  • 1938–1938 Franz Piessenberger, Landwirt

Wirtschaft und Infrastruktur

Donauuferbahn
Bahn Haltestelle in Aisthofen
Straßenverbindungen
Verlassenes Kamig Betriebsgebäude in Weinzierl
"Mannersäge" – Motiv eines Notgeldscheines der Gemeinde Weinzierl bei Perg
Postkarte mit Manner Säge Perg, Oberösterreich um 1930

Die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete und 1898 eröffnete Donauuferbahn führt über das Gebiet der Katastralgemeinde Weinzierl und hat in der Ortschaft Aisthofen eine Haltestelle.

Überregionale Straßenverbindungen

Im Süden der Katastralgemeinde verläuft die B3c und durch Aisthofen führt die Schwertberger Landesstraße L1420. Der 2010 errichtete Donausteig durchquert Weinzierl auf zwei Routen, wobei eine durch die Ortschaft Weinzierl und die andere durch das Tal des Aisthofnerbaches führt.

Manner, Sägewerk, Süßwarenfabrik, Hochreiter, Fleischwarenfabrik

Zu Beginn der 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts hat die Gemeinde Weinzierl Notgeld herausgegeben. Eines der Motive war die auf dem Gemeindegebiet befindliche Manner Säge. Das 1911 gegründete Sägewerk diente der Josef Manner & Comp. AG für die Herstellung von Verpackungskisten für den Transport der legendären Mannerschnitten und brannte am 18. März 1955 ab. Sie wurde nach teilweisem Wiederaufbau Ende der 50er-Jahre endgültig stillgelegt. Auf dem Areal wurde am 12. November 1966 ein Zweigwerk der Firma Manner für die Produktion von Süßwaren errichtet. In Perg wurden etwa 80 Mitarbeiter beschäftigt, und der zuletzt eingebaute weltgrößte Waffelofen sollte den Standort für die Zukunft sichern. Im zweiten Quartal 2016 wurde die bereits 2012 erfolgte Ankündigung realisiert und der Standort geschlossen. Das Areal wurde an den Fleischwarenhersteller Hochreiter aus Bad Leonfelden verkauft.[7]

Granitwerke Poschacher

In dem in der Ortschaft Lanzenberg gelegenen Trommelbergbruch (ursprünglich im Besitz von Michael Burgholzer) wird von den Poschacher Natursteinwerken seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Granit abgebaut. Das Unternehmen hatte dort auch ein Bürogebäude errichtet.

Kaolinbergbau Kamig

1952 begann das in Schwertberg seit 1922 ansässige Bergbau-Unternehmen Kamig Österreichische Kaolin- und Montanindustrie AG Nfg. KG, in der Ortschaft Weinzierl mit dem Abbau von Kaolin in Tagebau-Technik. In Aisthofen (Gemeinde Perg) befinden sich sowohl Aufbereitungs- und Siloanlagen als auch ein Verwaltungsgebäude mit der aktuellen Firmenadresse.[8]

Betriebsbaugebiete in Zeitling, Weinzierl-Süd und Aishofen

Vor allem in der unmittelbar an die Katastralgemeinde Perg angrenzenden Ortschaft Zeitling entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl Wohn- als auch Gewerbegebiete.

In Aisthofen entstand ein Fachbetrieb für Gartengestaltung und auf den Arealen der ehemaligen Firmen Lumetsberger und Wolf haben sich wieder Unternehmen aus der Baubranche angesiedelt. Auf der Liegenschaft der ehemaligen Tischlerei Guttmann entwickelte sich ein Fachbetriebezentrum.

Weinbau

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde die mehr als 200 Jahre in Oberösterreich nicht mehr vorhandene Weinbautradition als europäisches LEADER-Projekt wieder belebt. Beim Gmeinerhof in Weinzierl entstand ein Weinkompetenzzentrum für Oberösterreich mit Gebietsvinothek, Weinlabor, Fortbildungsveranstaltungen, Führungen usw. Bereits einige Jahre zuvor wurde mit dem Aufbau eines Weinbaubetriebes und Pflanzung von Weinstöcken für vier Rebsorten auf 1 Hektar Fläche auf einem nach Süden ausgerichteten Hang mit sandigem Lössboden auf dem Mühlberg begonnen und 2007 der erste Wein gelesen. Ergänzt wird das Projekt durch die Schaffung eines Weinlehrpfades, auf dem sukzessive alle in Österreich beheimateten Trauben angesetzt werden sollen und besichtigt werden können.

Literatur

  • Florian Eibensteiner, Konrad Eibensteiner: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich. Selbstverlag, Linz 1933.
  • Rudolf Zach: Perg im Spiegel der Geschichte. In: Stadtgemeinde Perg (Hrsg.): Perg, Festschrift anlässlich der Stadterhebung 1969. Linz 1969.
Commons: Perg  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Alexander Binsteiner: Eiszeit im Donau-Enns-Delta. Neandertaler trifft auf Homo sapiens. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Linz 2012, S. 3–4 und 12–13 (PDF auf land-oberoesterreich.gv.at).
  2. Gerhard Pilz, Leopold Josef Mayböck: Begehung eines (Kultur-) Wanderweges. Perg 1995, S. 5.
  3. Oberösterreichisches Urkundenbuch. X/602; Meissauer Lehensbuch. NBI. VII, S. 30, zitiert in Georg Grüll: Mühlviertel. S. 145.
  4. Heinrich Ludwig Werneck, Hermann Kohl: Karte des historischen Weinbaues in Oberösterreich, Erläuterungstext und Verzeichnis der Weinbaustandorte. In: Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereines. Linz 1974, S. 135 (online (PDF) im Forum OoeGeschichte.at).
  5. Gerhard Pilz, Leopold Mayböck: Begehung eines (Kultur-) Wanderweges. Perg 1995, S. 4.
  6. Land Oberösterreich: Bürgermeister. Weinzierl. In: land-oberoesterreich.gv.at. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  7. Ulrike Plank: Manner: Burger statt Schnitten, Mühlviertler Fleischwaren-Hersteller soll den Standort übernehmen. In: Bezirksrundschau Perg. 28. Dezember 2015, abgerufen am 6. Februar 2020.
  8. Glück auf! Die Kamig im Wandel der Zeit. (PDF) November 2002, S. 1–40, abgerufen am 13. April 2020 (Festschrift 80 Jahre Kamig).