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Gemeinde St. Ilgen#

Gemeinde St. Ilgen
Gemeinde St. Ilgen

Wie im gesamten Aflenztal reichen auch in St. Ilgen die frühesten Spuren der Besiedlung bis in die Slawenzeit zurück; die einzigen Zeugen dieser mehr als ein Jahrtausend zurückliegenden Besiedlung sind die heute noch lebendigen Ortsund Flurnamen. Die früheste urkundliche Nennung im Gemeindegebiet stammt aus dem Jahr 1366, wo eine Mühle an der Czmein an dem Reut gelegen genannt wird, die mit der Kropfmühle in Zwain ident ist. Zwain kommt aus dem Slawischen und heißt soviel wie „Finsternis", ein finsterer, schattiger Ort also. Der Name St. Ilgen, ebenfalls 1382 erstmals urkundlich mit in sancto Egidio genannt, hat seinen Namen von der dem heiligen Ägidius geweihten Kirche.

1889 ist es ein berühmter Landsmann, nämlich Peter Rosegger, der St. Ilgen in den Mittelpunkt rückt:

In die Wildnis willst Du, lieber Freund? Ich weiß keine mehr. Darf ein Wirtshaus drin stehn? Gut, so komm mit mir...

Der Weggeht, vom rauschenden Alpenbache durch einne Felsenge und bald darauf durch das Dörfchen St. Ilgen. Hier hebt die Entfaltung eines Hochgebirgstales an, wie es schöner und großartiger zugleich kaum gedacht werden kann.

St. Ilgen um die Jahrhundertwende
St. Ilgen um die Jahrhundertwende

Bei jeder Wahl tritt die 300 Seelen- „Trendgemeinde" ins Rampenlicht der Presse, da das Resultat der kurzen Wahlzeit immer ein guter Indikator für das Gesamtwahlergebnis ist. Zu guter Letzt kennen die meisten Bewohner der Landeshauptstadt die Gemeinde bzw. den Hochschwab wenigstens vom Hörensagen, da ein Großteil des Grazer Wassers aus dieser Region kommt. 

Auf ein stattliches Alter können die meisten der ca. 60 alteingesessenen Bauerngüter zurückblicken, wovon heute ein gutes Drittel aber bereits abgekommen ist. Manche Vulgonamen sind seit dem Jahre 1382 bis dato unverändert erhalten gebheben, so etwa das Mesnergut in St. Ilgen, das Kaufrechter-, Leitner- und Ransenpacher- und schließlich das Lengergut im hintersten Hubostinggraben, wo gegenwärtig eine Käserei betrieben wird; das Lengergut ist aber auch das einzige noch bewirtschaftete Bauerngut in diesem Seitengraben, in dem bis vor etwa 100 Jahren noch 10 Bauerngüter waren. Aber auch fast alle anderen Besitzer der aufgelassenen und bestehenden Hofstellen lassen sich bis 1494 nachweisen. Übrigens vom Hof vulgo Zangl in Hubersting stammt der Lambrechter Abt Thomas Berner, 1541 - 1549. Eine von einem alten Etmißler überlieferte Litanei, die vielleicht heute etwas derb anmutet, weiß nicht nur von deren Namen zu berichten, sondem auch über die „Eigenschaften" der jeweiligen Hausleute:

Da Holzapfel is a saura Biss'n 
und der Hoada hot in d'Hosn g'schiss'n,
Da Pierer is a g'scheita Monn,
aber der mog in Binder gor net oan.
Da Oleiser mit sein rot'n Boscht
da Zangl mit sein dicken Oscht [Gesäß].
Da Lengger is a Messawetzer, 
da Spanbauer is a Viechametzger.
Da Strecher is a brava Bauer,
beim Summerauer is die Supp'n sauer.
Da Spanbauer mit sein longan Krogn [Hals]
taugt in Offenthaler zum Lotten [Bretter] trog'n.

Das Büchsengut#

Kirche von St. Ilgen
Kirche von St. Ilgen

Bislang konnte über den vermeintlichen Bleibergbau in Buchberg, der nach 250-jähriger Abbauzeit im Jahre 1430 aufgegeben wurde, kein eindeutiger schriftlicher Beleg erbracht werden. Siehe dazu Kommentar! Außer Zweifel steht allerdings die Errichtung des „Büch-sengutes" Anfang des 16. Jahrhunderts unter Sebald Pögel, um hier weitab von der Geschützproduktionsstätte in Thörl das „Beschießen" auszuprobieren. In der Folge entwickelte sich hier und in Zwain ein Hammerwerk und eine Drahtfabrik sowie schließlich eine Stiftenfabrikin Zwain, die bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts mehr oder minder betrieben wurde.

Die Kirche von St. Ilgen#

Kirche von St. Ilgen - Innenansicht
Kirche von St. Ilgen - Innenansicht

Die bis vor wenigen Jahrzehnten der Abtei St. Lambrecht inkorporierte Kirche von St. Ilgen, die seit 1964 Filialkirche von Thörl ist, bestand in kleinerer Form ursprünglich als romanischer Bau, der in der Spätgotik die bleibende Gestalt erhielt, wovon in der Sakristei noch Spuren erkennbar sind. Nach Vollendung eines Neubaues unter Einbeziehung des westlichen Chorjoches erfolgte 1677 die Einweihung durch den Lavanter Bischof Franz Kaspar von Stadion. Der aufgesetzte Westturm mit Zwiebelhaube trägt die Jahreszahl 1749. Den Hochaltar ziert eine Ägidius- sowie eine Lambertstatue, der rechte Seitenaltar ist Johannes-Nepomuk geweiht, der hnke St. Blasius. Von der spätgotischen Ausstattung zeugen neben dem Opferstock und einer Pieta noch die im Jahre 1457 gegossene Glocke. 1957 wurden drei neue Glocken angeschafft.

Gasthof Bodenbauer#

Als sich der Hochschwabtourismus seit der zweiten Hälfte des 19- Jahrhunderts immer besser entwickelte, errichtete der Aflen-zer Gasthofbesitzer Karion in Buchberg 1888 das Hotel Bodenbauer. Das Hotel Bodenbauer besaß in den Jahren vor dem I. Weltkrieg vom l. Juni bis 30. September ein eigenes Postamt und eine regelmäßige tägliche Postfahrt. Gründe waren der stark aufstrebende Tourismus und der Sommer-Urlaubsaufenthalt der herzoglichen Familie Parma im Festlgut.

Bei seiner Wanderung schreibt Rosegger über das Hotel Bödenbauer und dessen Umgebung:

Bodenbauer
Bodenbauer

Ländlich' und städtisch' Element vertragen sich hier recht gut miteinander. Nicht Unrecht dürfte jener Halter haben, der heim Bodenbauer sang:

Ban Bodenbauern-Haus 
Thuat d'Welt sich verkehrn, 
Do gibt's koani Bauern mehr,
Gibt's schon olls Herrn.

Und auch recht seltsame darunter. Auf der Meßnerinalm, eine Viertelstunde vom Hotel entfernt, konnte man im vorigen Sommer wochenlang tagsüber auf dem Heu im Stadl einen Fremden liegen sehen. Auf ein Befragen darüber gestand er, dass er das Heubad gebrauche. Es sei nichts gesünder als ein Bad von frischem Alpenheu. Und es ist auch ganz natürlich; alle möglichen Bäder, das Sandbad und das Schlammbad und das Luftbad nicht ausgenommen, sind schon an der Reihe gewesen, nun kommt das Heubad dran. Vielleicht schicken in wenigen Jahren die Stadtdoktoren ihre nervösen Patientinnen ins weltberühmte Heubad Buchbergtal. 

Als ob Peter Rosegger in die Zukunft schauen hätte können. Heutzutage erfreute sich das Hotel Bodenbauer, vor allem auch durch seine exzellente Führung, bester Beliebtheit bei seinen von Jahr zu Jahr mehr werdenden Gästen.


© Bild und Text Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl


Buchberg
Ausschnitt aus der nebenstehend zitierten Seite
Ein Beweis, dass es dort wirklich Bleiabbau gab, findet sich auf Seite 296, links oben von Macher, M. (1860) Medizinisch-statistische Topographie des Herzogtumes Steiermark, wie uns dankenswerter Herr Richard Muster informierte.

-- Maurer Hermann, Dienstag, 11. Dezember 2012, 17:14