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Radmer#

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"Schon in der Radmer gewesen?" - Gegenfrage: "Was ist die Radmer?". Als nicht Ortskundiger eine berechtigte Frage, denn man kennt den Erzberg oder die Kläfferquellen, aber die Radmer? Die Antwort ist daher eher belehrend und doch so einfach: "Die Radmer, die Gemeinde Radmer, man findet sie auf der linken Seite zwischen Eisenerz und Hieflau direkt unter dem Matterhorn". Damit ist nun alles klar und man vermutet sich in einem falschen Land. Aber es stimmt - zur besseren Erklärung: Fährt man von Eisenerz die Eisenbundesstraße in Richtung Hieflau, so fällt einem linker Hand bereits nach etwa der Hälfte des Weges ein eher spitzer Berg auf. Ein Grund, immer wieder einen Blick in diese Richtung zu riskieren. Dann nach zwei Dritteln des Weges wird dieser Berg deutlicher - Interessierte schauen nun auf die Landkarte und erkennen in ihm den Lugauer. Nahe der Bahnstation Radmer hat er dann die Form erreicht, welche ihm den Beinamen Matterhorn - korrekt "Steirisches Matterhorn" - verliehen hat. Ein gewaltiges Motiv! Und es geht weiter.

Bald zeigt sich der Wegweiser - Radmer, links, 7 km.

Man fährt über eine Brücke und ein Schild ladet zum Besuch ins Radmertal ein. Gerne, wenn ich dort je ankomme, denn die Straße windet sich, geht bergauf und bergab hinein zwischen schroffen Felswänden. Ein Mini-Gesäuse tut sich vor einem auf - liebevoll so bezeichnet und nicht ganz unberechtigt. Bald erkennt man eine vorerst eigenartige Form in einem Felsen, die "Steinerne Jungfrau", wie einem später Einheimische sagen, und links ab geht es dann ins Weißenbachl. Die so beeindruckende Landschaft zieht sich weiter und die Kilometer erreichen bald die Zahl Sieben. Ein Talbecken weitet sich, die Ortstafel Radmer steht rechts am Wegrand. Die Radmer, um korrekt zu sein, Radmer an der Stube, ist erreicht. In diesem Ortsteil findet man das Gemeindeamt und alle anderen notwendigen Einrichtungen. Etwa fünf Kilometer weiter in Richtung Talschluss liegt Radmer an der Hasel. Ausgangspunkt für Wanderungen und Bergtouren.

Radmer um 1950
Radmer um 1950

Radmer schrieb aufgrund des Bergbaus Geschichte: zum einen fand 1634 beim ehemaligen Kupferbergbau in Radmer an der Hasel die erste Sprengung im alpenländischen Raum mit "Schwarzpulver" statt, zum anderen wurde 1711/12 beim Eisensteinbergbau in Radmer an der Stube der weltweit erste Schmelzofen, der auf zwei Formen blies, errichtet. Die Entdeckung des Eisensteinbergbaus ist dem Bergknappen Hans Adam Stangerer zu verdanken.

Doch die Vergangenheit war nicht immer so rosig. Teile der Geschichte des Bergbaus in der kleinen idyllischen Gemeinde Radmer sind auch direkt mit der des Stiftes Seitenstätten verbunden. Mitte des 18. Jh. sollte das Stift ausgebaut und erweitert werden, doch die finanziellen Mittel fehlten. Der damalige Abt Paul de Vitsch sah als Finanzierungsmöglichkeit den Erwerb einer Industrieanlage als Einnahmequelle. Im Jahre 1743 wurde das am Rande des Ruins stehende Kupferbergwerk in Radmer nach einem Ausgleich übernommen, ein neuer Verweser wurde eingesetzt und außerdem einige Neuerungen und Umbauten vorgenommen. Bereits ab 1747 konnte ein Aufschwung im Bergbau verzeichnet werden, der 1760 seinen Höhepunkt hatte. Zu dieser Zeit waren gut 600 Knappen beschäftigt.

Danach ging es aber stetig bergab und der Bergbau entwickelte sich zu einem Sorgenkind des Stiftes. Da um 1855 die Vorräte fast erschöpft waren, musste der Abbau eingestellt werden. Später wurde immer wieder die Idee aufgegriffen, weiter nach Erz zu suchen. Man begann wiederholt zu schürfen, da man immer noch die einst reiche Ausbeute vor Augen hatte. 1860 wurde auch der Eisensteinbergbau in Radmer an der Stube eingestellt. 1938 wurde der Betrieb wieder aufgenommen und war bis 1980 aufrecht und ein wichtiger Arbeitsplatzgarant für die Region. Doch eben 1980 kam dann das endgültige Aus und Radmer hatte keinen Bergbau mehr.

Der Paradeisstollen#

Schloss Greifenberg
Schloss Greifenberg
Dieser ist einer der ältesten Stollen des ehemaligen Kupferbergbaus, hat eine Länge von 300 m und wurde noch vor der Einführung des Pulversprengens händisch nur mit Schlägel und Eisen bearbeitet. Nach Ende des Erzabbaus geriet auch dieser Stollen in Vergessenheit und wurde erst in den 1980er Jahren wieder entdeckt. Damals machten sich drei Ortsansässige auf die Suche nach allen bekannten Stollen und fotografierten diese. Anfang der 90er Jahre wurde schließlich der Montanhistorische Verein auf den Paradeisstollen aufmerksam, dann stellten das Bundesdenkmalamt, das Land Steiermark, die Gemeinde und der Tourismusverband Geld zur Wiedergewältigung des Stollens zur Verfügung. Das Projekt Paradeisstollen war geboren. Der Stollen wurde durch den Einsatz zahlreicher freiwilliger Helfer, die über 10.000 Stunden investierten, für Besucher zugänglich gemacht - man konnte ihn mit der kleinsten Stollenbahn Österreichs erkunden. Nach den tragischen Ereignissen von Lassing im Jahre 1998 musste der Stollen allerdings wieder für den Besucherbetrieb gesperrt werden. Um den Sicherheitsauflagen zu entsprechen, wird gerade an einem zweiten Tagausgang gebaut. Nach dessen Fertigstellung wird der Paradeisstollen aber wieder für jedermann zugänglich sein. Zudem soll auch ein Kupfer-Museum eingerichtet werden.
Schloss Greifenberg - alte Ansicht
Schloss Greifenberg - alte Ansicht

Spricht man vom Bergbau in Radmer, so muss auch das Schloss Greifenberg erwähnt werden, das lange Jahre Verwaltungs- und Wirtschaftsmittelpunkt des Kupferbergbaus war. Erbaut wurde es von 1600 bis 1601 von Johann Linsmayr, dem Hauptgewerken des Kupferbergbaus. Zu dessen Zeit erlebte der Betrieb auch seine Hochblüte und der Kupferbergbau in Radmer zählte zu den ertragreichsten in ganz Mitteleuropa. 1743 übernahm das Stift Seitenstätten das Bergwerk und somit auch das Schloss mit allen dazugehörenden Gebäuden und Grundstücken und besaß dieses gut ein Jahrhundert lang, ehe es von der Vordernberger Radmeisterkommunität erworben wurde. Diese wiederum verkaufte es der Alpinen Montangesellschaft, bevor es schlussendlich von Kaiser Franz Josef I. erworben wurde. Während des I. Weltkrieges musste die 146 kg schwere Glocke aus dem Turm des Schlosses entfernt und für die Metallsammlung abgegeben werden. Neben Wohnungen für das Forst- und Jagdpersonal war bis 1971 auch eine einklassige Volksschule in dem Gebäude untergebracht. Heute wartet es auf seine Wiedererweckung aus dem Dornröschenschlaf.

Kaiser Franz Josef - auch in Radmer hat es ihn sehr gefreut!#

Kaiser Franz Josef beim Verlassen der Kirche anlässlich der 300Jahr Feier im Jahre 1902
Kaiser Franz Josef beim Verlassen der Kirche anlässlich der 300Jahr Feier im Jahre 1902
1862 kam der Kaiser zum ersten Mal in die Eisenerzer Jagdreviere, deren Wildheit und Natürlichkeit ihn von Anfang an fesselten. Zu der Zeit war das Gut noch in Staatseigentum.

Doch gibt es bereits eine Vorgeschichte über die Jagd in dieser Region. Bereits Kaiser Maximilian I. ging - damals noch mit der Armbrust - rund um den Erzberg auf die Jagd und setzte in Eisenerz einen Waldmeister ein, dessen Aufgabe es war, der "Waldverwüstung" entgegenzuwirken, und einen Forstmeister, der das Wild hegen sollte. Mit dem Tod Maximilians ging auch eine bedeutende Epoche in der Geschichte der Jagd zu Ende. Danach wurde die Kohleerzeugung wichtig, denn die Kohle wurde für den Bergbau in der Region benötigt. So wurden alle Waldbesitzer verpflichtet, Holz für Holzkohle abzuliefern. Die Jagd wurde derweil unbedeutend. Auf den Geschmack kam erst wieder Kaiser Franz Josef. 1868 wurde dann das 22.000 ha große Jagdrevier veräußert, um die Staatsfinanzen zu sanieren. Doch der Kaiser erhielt ein 99-jähriges Jagdrecht - das kaiserliche Leibgehege Eisenerz-Radmer war entstanden. In den folgenden Jahren wurde das Gebiet noch vergrößert. Nach der Errichtung dieses Leibgeheges wurden auch 60 Futterplätze für das Wild eingerichtet. Aufgrund der guten Pflege des Wildes vermehrte sich dieses - sehr zur Freude des Monarchen zusehends.

Während seiner Jagdaufenthalte bewohnte Franz Josef das am Eingang zum Sulzbachtal gelegene Jagdschloss. 1889 wurde das Gut Eisenerz und der dazugehörige Kammerhof erworben, in dem die Jagdgäste, die den Kaiser begleiteten, untergebracht wurden. Heute befindet sich im Kammerhof ein Museum.

Der Kaiser liebte das Revier in Eisenerz-Radmer und ließ es sich deshalb auch nicht nehmen, bis ins hohe Alter auf die Jagd zu gehen, was allerdings für ihn immer beschwerlicher wurde. Sogar während eines Erholungsaufenthaltes im Jahre 1903 schoss der kranke Franz Josef noch einen Hirsch und acht Stück Kahlwild. Der Zustand des Kaisers verschlechterte sich aber rapide und so verzichtete er 1905 auf die Jagd in Mürzsteg, wollte aber keineswegs auf Radmer verzichten. Doch 1906 war es auch dort mit dem Jagen vorbei.

Das Großhaus - Herrschaftshaus#

In Radmer an der Stube erinnert ein Denkmal an den Kaiser als Jagdherrn
In Radmer an der Stube erinnert ein Denkmal an den Kaiser als Jagdherrn
Das mächtige Bauwerk, das linker Hand auf dem Weg zum Gemeindeamt von Radmer liegt, hat ein relativ unscheinbares Äußeres. In diesem Gebäude soll nach mündlicher Überlieferung schon Kaiser Maximilian I. während der Jagdzeit genächtigt haben. In der Folge bewohnte es auch Kaiser Ferdinand II., der es nach 1602 zum Schloss ausbauen ließ. Im vorigen Jahrhundert war es ein Wohnhaus für die Arbeiter der Fürst Hohenberg'schen Forstverwaltung. Im Jahre 1998 erwarb die Gemeinde das Großhaus und sanierte es mit der Siedlungsgenossenschaft "Ennstal". Nach seiner vollständigen Renovierung beherbergt nun das denkmalgeschützte Gebäude Wohnungen, Vereins- und Geschäftsräumlichkeiten.

Die Pfarrkirche zum Hl. Antonius von Padua#

Pfarrkirche
Pfarrkirche
Bedingt durch den Bergbau in der Region Mitte des 16. Jh. waren bereits zu dieser Zeit viele dort beschäftigte Leute ansässig, die allerdings großteils Anhänger des Protestantismus waren. Eine vom damaligen Landesfürsten Erzherzog Ferdinand eingesetzte Kommission unter Führung von Bischof Martin Brenner sollte die Bewohner zum katholischen Glauben zurückbringen. Erzherzog Ferdinand ließ in Radmer eine doppeltürmige Kirche zur Bekräftigung des Katholizismus erbauen, die somit zu einem wichtigen Zeichen der Gegenreformation in der Obersteiermark wurde. Geweiht wurde das Gotteshaus dem hl. Antonius von Padua, dem meistverehrten Heiligen in der katholischen Christenheit. 1602 war der Bau fertig, 1692 wurden die beiden Glockentürme erhöht und 1757 mit Zwiebelhelmen bekrönt. 1701 wurde das Langhaus umgestaltet. In den folgenden Jahren fanden immer wieder Renovierungsarbeiten statt.

Dann geschah ein großes Unglück. Am 15. Oktober 1951 stand plötzlich der ganze Ort Radmer und somit auch die Pfarrkirche in Flammen. Am frühen Nachmittag dieses Tages brach, durch Funkenflug von der Erzbahn ausgelöst, in der Tischlerei Stangl ein Brand aus, der blitzschnell auf alle angrenzenden Häuser übergriff. Die Kirche wurde durch das Feuer schwer beschädigt. Kaum war der Brand gelöscht, begannen auch schon die Aufräumungsarbeiten. Die Kirche wurde renoviert und die Schäden beseitigt. In den darauf folgenden Jahren fanden noch einige Innen- und Außenrenovierungen statt.

Zur Ausstattung der Kirche, die seit Jahren von Pilgern als beliebte Wallfahrtskirche besucht wird, ist Folgendes zu erwähnen: Das Altarblatt auf dem Hochaltar ist noch aus dem Jahre 1602 erhalten. Neben dem Hochaltar gibt es noch zwei gleich große Seitenaltäre aus dem Jahre 1681: links der Marienaltar und rechts der Barbaraaltar, der als Altarbild die "Drei heiligen Madln" zeigt. Erwähnenswert ist auch der Antoniusbrunnen, der um 1682 vor der Kirche errichtet wurde. Früher galt der Brunnen als Heiratsorakel - beugte man sich zum Trinken über den Rand, glaubte man am Grund des Brunnen das Bild seines zukünftigen Ehepartners zu erkennen. Das Messnerhaus wurde im Jahre 2001 abgerissen. Der neu geschaffene Platz wurde "Platz des Lebens" benannt. In seiner Mitte steht eine Sonnenuhr.

Auf der Alm...#

Ein ganz wichtiger Bestandteil im Wirtschaftsgefüge von Radmer ist die Almwirtschaft. Zu einem wahren Volksfest wird alljährlich der Almabtrieb und zu einem beliebten Wanderziel haben sich die bewirtschafteten Almen in Gemeindegebiet entwickelt.

Der Tourismus - im Sommer und im Winter#

Ausgedehnte Wanderungen von Radmer an der Stube bis Radmer an der Hasel sind ebenso empfehlenswert wie auch etwas anspruchsvollere Touren auf die umliegenden Berge. Der Winter hat dann für den Tourengeher wieder jede Menge hochalpiner Möglichkeiten.


© Bild und Text Fritz Bayerl, Karl und Inge Friedl