Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Avramidis, Joannis#

* 26. 9. 1922, Batum (Georgien)

† 16. 1. 2016, Wien


Bildhauer

Joannis Avramidis
Joannis Avramidis. Foto, 1974
© Die Presse/Archiv

Joannis Avramidis wurde am 26. September 1922 in Batum am Schwarzen Meer als Sohn griechischer Eltern geboren.

Er studierte zwischen 1937 und 1939 an der staatlichen Kunstschule in Batum Malerei.
Sein Vater wurde Opfer der Verfolgung nationaler und sprachlicher Minderheiten unter Stalin und starb 1937 in Haft. Die Familie musste 1939 Batumi verlassen und nach Griechenland auswandern.

Bis 1943 lebte Joannis Avramidis in Athen, 1943 kam er als Fremdarbeiter nach Wien. Nach dem Krieg studierte er zunächst Malerei bei Robin Christian Andersen (1945–1949) und von 1953 bis 1956 Bildhauerei bei Fritz Wotruba an der Wiener Akademie der bildenden Künste.

Mit seinen vom menschlichen Körper abgeleiteten abstrakten Skulpturen vertrat Avramidis Österreich 1962 bei der Biennale in Venedig, 1964 nahm er an der documenta III in Kassel teil, 1977 an der documenta 6.

1965/66 leitete er die Klasse für Aktzeichnen an der Wiener Akademie, 1966/67 war er als Gastprofessor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg tätig, 1968 wurde er Mitglied der Secession. 1978 wurde als Leiter einer Meisterklasse für Bildhauerei an die Akademie der bildenden Künste berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1992 lehrte. Ab 1973 war er auch Mitglied des Österreichischen Kultursenats.

Nach dem Tod seiner Frau, der Künstlerin und Dichterin Annemarie Avramidis, zog sich der Künstler 2014 vollends aus der Öffentlichkeit zurück. Am 16. Jänner 2016 starb Joannis Avramidis 93-jährig in Wien.

Das skulpturale Werk von Joannis Avramidis bezieht sich auf die menschliche Figur und behält auch bei weitgehender Abstraktion immer den Bezug zur Gestalt und Haltung des Menschen bei.
In der Regel wird eine aufrecht stehende Figur in der archetypisch anmutenden Stelenform dargestellt, angelehnt an die Vorstellung an ein urbildhaftes Menschwesen.

Die Suche nach der "Absoluten Form" zieht sich gewissermaßen durch das Werk des Künstlers - egal ob die bekannte Figurengruppe "Polis", seine einnehmenden "Bandfiguren" oder auf das Wesentliche reduzierte Köpfe - von "Hermes" bis zum "Großen Kopf" -, stets werden Struktur- und Formgebung durch minimalistische Linien und raumgreifendes Volumen geprägt.

Weiterführendes#

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Staatspreis der Akademie der Bildenden Künste in Wien, 1956
  • Österreichischer Förderungspreis für Plastik, 1958
  • Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst, 1964
  • Will-Grohmann-Preis der Stadt Berlin, 1968
  • Großer Österreichischer Staatspreis, 1973
  • Preis der Biennale für Kleinplastik, Budapest, 1973
  • Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, 1985
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich, 2012
  • Jerg-Ratgeb-Preis, 2014

Ausstellungen (Auswahl)#

  • Galerie Würthle, Wien, 1957
  • Biennale Venedig, 1962
  • Documenta III, Kassel, 1964
  • Galerie im Taxispalais, Innsbruck, 1965
  • Kestner Gesellschaft, Hannover; Städtische Kunstgalerie, Bochum; Galerie Appel und Fertsch, Karmeliterkloster Frankfurt, 1967
  • Galerie nächst St. Stephan, Wien; Kunstnernes Hus, Oslo, 1968
  • Krugier Gallery, New York, 1971
  • Galerie Ulysses, Wien, 1975
  • Dokumenta IV, Kassel, Galerie Dröscher, Hamburg, 1977
  • Kunsthalle Bremen, 1979
  • Staatsgalerie, Stuttgart
  • Rupertinum, Salzburg, 1987
  • Kunstverein, Ludwigsburg, 1988
  • Haus der Kultur der Stadt Graz, 1994
  • Galerie Brusberg, Berlin, 1996
  • Nationalgalerie, Alexandros Soutzos Museum, Athen, 1997
  • Glyptothek München, 1999
  • Pinakothek der Moderne, München; Sammlung Essl, Klosterneuburg, 2005
  • Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern; Lentos Kunstmuseum, Linz, 2006
  • Frac Ile-de-France, Paris, 2007
  • Museum Moderner Kunst Stiftung Wörlen, Passau, 2009

Literatur#

  • Galerie Ulysses (Hg.), Joannis Avramidis. Skulpturen und Zeichnungen, Kat. Schlossgarten und Kunstverein, Ludwigsburg, 1988
  • A. Brusberg, Agora, Skulpturen und Zeichnungen 1953-88, 1989
  • Joannis Avramidis. A classic of contemporary sculpture, Kat. Alexandros Soutzos Museum, Athen, 1997
  • Peter Prange, Raimund Wünsche, Grieche unter Griechen. Joannis Avramidis in der Glyptothek, Kat. Glyptothek München, 1999

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl